„Lieber woanders“, sagte ich und setzte mich in Bewegung. Ich schaute nicht zurück, weil ich Takeos und Kitos Blicke nicht sehen wollte. Ich fühlte mich ohnehin schon seltsam.
Geknickt über die letzten Tage schlenderte ich auf den Rudelplatz. Ich machte mir nicht mal die Mühe, zu schauen wer da war und ging auch nicht zu Kito. Sie will mich doch eh nicht. Stattdessen legte ich mich, als man gerade schon sagen konnte, ich sei auf dem Rudelplatz, statt im Wald daneben, hin. Ich hatte nicht viel geschlafen in letzter Zeit, doch nicht nur deswegen legte ich mich zur Ruh.
Ich war gerade eingedöst, als ein Ruf an meine Ohren schallte. War das nicht Rey? Alamiert sprang ich also auf und lief in die Richtung, aus der der Ruf zu kommen schien, während ich hin und wieder zurück heulte, um zu zeigen, dass ich auf dem Weg war. >>Lachsfluss
Mit Rey zusammen trug ich den alten Wolf mitten auf den Platz. Dort sah ich mich um und schaute Rey nach ein paar Momenten fragend an, wo wir ihn hinbringen sollten.
Ich lies Raikka vorsichtig los und sah Takeo dankbar an. "Danke, er kann erstmal hier liegen bleiben. Ich kümmer mich jetzt erstmal um seine Wunden", ich warf noch einen Blick nach hinten um zu gucken ob Marek kam, doch drehte ich mich schnell wieder zu Raikka und lief zu dem Ding, was ich hinter Büschen versteckt hatte. Ich zog es heraus und klappte das flache obere Teil nach hinten um in das Innere gucken zu können. Brennesseln und Kamille am besten. Damit war mein Vorrat fast gänzlich erschöpft. Ich nahm die zwei Sachen heraus und lief zurück zu Raikka. Zuerst zerdrückte ich die Kamille mithilfe eines Steines und verteilte sie sorgsam und vorsichtig in die Wunden von Raikka. Dann schnappte ich mir die Brennesseln und drückte die zusätzlich in die Wunden. Ich musste ihn ab und an umdrehen, da ich so nicht an alle Wunden direkt kam, doch nach einer ganzen Weile war das geschafft. Was ist wenn er innere Blutungen hat, die ich gerade nicht feststellen kann? Begleitet von dem Gedanken lief ich zurück zu dem rechteckigen Teil und kramte Blutweiderich heraus. Ebenfalls das letzte. Ich lief zurück zu Raikka und legte den vor ihn hin. Dann setzte ich mich und betrachtete mein "Werk" zufrieden. "So, ich bin fertig. Ich werde hier bleiben und darauf warten das er aufwacht. Nochmal danke Takeo", kurz sah ich nochmal lächelnd zu dem dunklen Rüden und sah dann wieder Raikka an.
Begeistert hatte ich ihr zugeschaut. Ich traute mir selbst nicht zu, mir merken zu können, welche Pflanze für was gut war und wo man sie fand. Für mich waren Pflanzen nur das Fressen von meinem Fressen. Als sie dann geendet hatte, nickte ich ihr zu, ging ein paar Schritte weg und legte mich dort, irgendwo mitten auf dem Platz, der Ort war nicht aufwendiger gewählt als der vorher, hin und schlief, immernoch schlecht gelaunt von der bisher und wahrscheinlich insgesamt erfolglosen Paarungszeit ein.
Ich hatte unterwegs immer mal wieder das Bewusstsein erlangt, hatte aber weder was sagen können, noch mich regen. Als wir auf dem Rudelplatz ankamen bin ich mehr in einem Dämmerzustand. Lattus Worte hallten wie eingebrannt in meinem Kopf wieder Er ist weder fürs Kämpfen noch Jagen gut, er kann nur wegrennen dieser Feigling. Ein Schwächling wie er hat kein Recht zu leben! Erinnerungen flackerten vor meinen Augen vorbei. Wieviele Male war ich in Rudeln gewesen, wieviele Male war ich fort geschickt worden weil ich weder jagen noch kämpfen konnte. Auch ordnete ich mich immer allen anderen unter, oftmals sogar den Welpen. Langsam durchbrach ich den Schleier aus Schmerz und Schwindelgefühl, weshalb ich auch heftig zu Winseln anfing, da die behandelnden Kräuter in den offenen Wunden brannten. Mein rechter Hinterlauf dürfte erkennbar so liegen, dass klar ist, dass die Knochen darin vollkommen zerbrochen sind. Ich öffnete schwer atmend die Augen, versuche mich zu orientieren. Fremde Gerüche, fremde Laute drangen langsam in mein Bewusstsein vor. Wo..bin ich? Ich versuchte mich aufzurichten, sank jedoch aufjaulend wieder zusammen. Wo..ist Lattu? Mein Blick ist voller Schmerz und auch Angst.
"Bleib bitte liegen", sagte ich zwar sanft, aber bestimmt und lächelte ihn dann freundlich an. "Du befindest dich auf dem Rudelplatz der Silberwölfe. Ich bin Reyleigh und habe dich gemeinsam mit einem Freund hergebracht. Deine Wunden sind soweit behandelt, du musst das noch fressen", ich deutete auf den Blutweiderich und lief dann zurück zu dem Ding (Kiste), was noch offen hier stand. Schweren Herzens kramte ich den letzten Rest Beinwell heraus und lief damit zurück zu Raikka um ihn den ebenfalls vorzulegen. "Das sind Blutweiderich und Beinwell. Das eine ist um innere Blutungen zu verhindern und zu stoppen und das andere ist um Knochenbrüche zu heilen. Du musst den Beinwell täglich fressen, sonst wirkt er nicht", ordnete ich an.
Ich schnupperte an den Kräutern, fraß aber nur vorsichtig von dem Blutweiderich. Der ungewohnte Geschmack sorgte dafür dass ich ab und an den Kopf schüttelte. Was..was ist mit meinem Bruder? Dass nach allem was er mir angetan hatte ich mir noch immer Sorgen machte lag vor allem daran dass wir uns solange nicht gesehen hatten. Und doch war der Hass meines Bruders immer noch so stark, dass er mich töten wollte. Nachdem ich es wenn auch mit Mühe geschafft hatte auch etwas von dem Beinwell zu fressen, raffte ich mich zittrig auf. Ich konnte einfach nicht so herum liegen und gar nichts tun. Hoffentlich hat er Amy und Canta nicht gefunden! Halbwegs sitzend blickte ich zu Boden. Tut mir leid, dass ich euch solche Mühe bereite.. flüsterte ich dann etwas kraftlos. Dann blickte ich auf meine Hinterbeine, da ich das rechte nicht mehr spüren konnte. Vorsichtig schnupperte ich daran und schloss mit einem Seufzen dann die Augen. Mir hätte klar sein müssen dass Lattu einen Kampf nicht einfach so aufgab, und dass er immer die Schwächen seines Gegners ausnutzte. Ich blickte Rey dann offen an Was ist mit meinem Bruder? Immer noch flackert Angst in meinen Augen, aber nun auch Sorge.
(Wie ich bei meinem Steckbrief schrieb wird Rai sein Bein ganz verlieren :D Aber danke dass du dennoch an das Beinwell gedacht hast ;) )
Ich schüttelte den Kopf, wieso waren meine Patienten eigentlich immer so anstrengend und mussten direkt die Welt erneut retten gehen? "Macht nichts, ich bin Heilwölfin und es ist meine Pflicht anderen zu helfen", erwiderte ich. "Wenn du den Wolf meinst der dich angegriffen hat, er ist Richtung Wald gerannt nachdem er vertrieben worden ist. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen", erklärte ich ihm. "Was hast du denn jetzt vor, wenn ich fragen darf?"
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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12.03.2017 17:28
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