Ich nickte. "Danke... Du hast so viel um die Ohren und ich quatsch dich damit auch noch voll. Wenn ich dich nicht hätte, wäre ich längst von einer Klippe gesprungen. Du bedeutest mir unheimlich viel Marek, mehr als ich eigentlich wollen würde", das würde ich nicht besonders oft sagen, aber gerade schien der Moment perfekt zu sein um ihm das endlich mal sagen zu können.

Ich lächelte bei seinen Worten und wedelte freudig mit dem Schweif hin und her. Dann richtete ich meinen Kopf wieder auf und nickte. "Wäre ich auch für." Ich konnte mir ein Gähnen nicht verkneifen. Zeit um schlafen zu gehen. Ist ja auch schon mitten in der Nacht... Ich drehte mich um und lief in Richtung Rudelplatz.

Geduckt schob ich mich durch das hohe trockene Gras, ich fühlte mich in dieser Umgebung nicht wirklich wohl, den Grund dafür wusste ich selbst nicht. Die Atmosphäre hier wirkte drückend auf mich, als wäre der Boden ein Sumpf der mich unablässig herab ziehen wollte. Die Sonne lugte vereinzelt durch die Wolken hindurch und schickte mir ihre wärmenden Strahlen entgegen. Ich liebte es wie sich Sonnenlicht auf meinem Fell anfühlte, dieses Gefühl machte mich glücklich. Die langen gelb-braunen Halme striffen über meinen Körper und kitzelten mir die Nase und meine Ohren. Niesend musste ich anhalten, und schüttelte mich dann komplett. Zufrieden schmunzelte ich und wanderte dann weiter ziellos durch das Wäldchen.

Ich trottete mit meinem besten und im Moment leider auch einzigem Freund Günter im Maul durch das kleine Wäldchen. Während ich mir meinen Weg durch das hohe Gras bahnte, versuchte ich dem Drang zu widerstehen, mich bei jedem Schritt am Bauch zu kratzen, da mich die Halme kitzelten. Doch schon kurze Zeit später, hallte ein niesen durch die Bäume. Grinsend beschleunigte ich meinen Schritt und wurde erst langsamer, als ich den fremden Wolf sehen konnte. "Nun denn Güntah, wir follten auf ihn aufpassen", flüsterte ich mit vollem Mund, immerhin könnte hier doch die übergroße Spinne hausen. Ich ließ mich im trockenen Gras nieder und folgte ihm schleichend. Vorsichtig, ohne auch nur den geringsten Ton aus der Umgebung zu entlocken, schlich ich ihm weiter nach und ließ ohne es zu wissen den Tannenzapfen aus meinem Mund fallen.

Der Geruch eines fremden Wolfes wehte über die Halme hinweg, allerdings war er schwach, er konnte auch schon älter sein. Ich beschloss einfach weiter zu gehen, vielleicht würde ich ja mein Ziel erreichen ... auch wenn mir dieses noch völlig unbekannt war. Ein wenig frustriert von der Einsamkeit die mich umgab begann ich einen jungen Baum zu zerkratzen. Meine Krallen schnitten hervorragend durch die noch weiche Rinde und das grüne Fleisch begann sich in meinem weißen Fell zu sammeln. Anklagend färbte es mein elfenbeinfarbenes Haar in ein hellgrün.

Was tut der denn da? Er kann doch nicht einfach das Spinnennetz zerschneiden. Das Gift. Das Gift. Unruhig trat ich von einer Pfote auf die andere. Vielleicht wusste Günter ja einen Rat. Meine Pfoten verspannten sich, meine Augen waren geweitet und mein Herz fing an schneller zu schlagen. Wo war er? Wo war mein bester Freund. "GÜNTER", jaulte ich voller Sorge. Hatte er mich etwa allein gelassen? So wie alle anderen? Vor mich hin jammernd trat ich auf den Rüden zu und vergrub meinen Kopf in seinem vor Gift getränkten Fell. Es war mir egal ob er mir fremd war oder sein Fell vergiftet. Ich wollte doch nur meinen Günter wieder. Er hatte von allen Tannenzapfen immer den besten Charakter.

Ein schrilles jammern riss mich aus meinen Gedanken um den wunderschönen Lebenssaft der Pflanze. "GÜNTER" schallte es von den Bäumen, angespannt und auch genervt von der Tonhöhe legte ich meine Ohren dicht an den Kopf an. Jede Faser meines Körpers spannte sich an, der ruf klang zwar harmlos, doch sicher war man nie ... niemals. Ich drehte meinen Kopf langsam nach links und rechts konnte aber noch niemanden sehen. Plötzlich drückte sich allerdings ein Schädel in meine Seite, ein Zittern schien durch ihn zu gehen, aber das konnte auch Einbildung meinerseits sein. Verspätet kam meine Reaktion indem ich meine Augen weitete und schließlich einen kräftigen Satz von dem Fremdling hinweg machte. "Ein bisschen mehr Abstand wäre mir recht." sprach ich ruhig aber mit Nachdruck in meinen Worten.

Ich ließ mich, über mich selbst erschrocken auf mein Hinterteil plumpsen. "Es...es tut mir leid. Aber ich habe Günter verloren und da sind wohl die Sicherungen bei mir durchgebrannt", sagte ich entschuldigend und sah auf den Boden. Wie konnte ich nur einen fremden Wolf anfallen? "Es tut mir wirklich leid", sagte ich nochmals mit Nachdruck und erhob mich schlussendlich auf meine zitternden Pfoten und ging ein paar Schritte rückwärts. Oh Günter wo bist du nur

Die Gerüche anderer Wölfe lagen in der Luft. Vorsichtig lief ich weiter, meine linke Schulter nach wie vor gutmöglichst zu entlasten, und der Reif um meinen Hals klirrte immer mal wieder leise.

Der fremde Wolf hatte sich als Fähe entpuppt, schon nett wie sie sich auf ihren Hintern fallen hatte lassen. "Schon okay ... denke ich." sagte ich monoton und besah mich ihr genauer. Ihr hellbraunes Fell sah gepfelgt aus, dagegen musste ich wie ein einziger Filzball wirken. Während sie sich aufrappelte und rückwärts tappte fixierte ich ihre dunkel glänzenden Augen mit meinen Seelenspiegeln. "Nur so aus Nuegierde, da wir nun schon Körperkontakt hatten würde ich auch gerne deinen Namen erfahren. Und nebenbei kannst du ja auch gleich mal erzählen wer Günter ist." grinste ich ihr spöttisch entgegen.

Ich sah peinlich berührt zu Boden und fand dass dieser ziemlich interessant war. "Nun ich bin Niruth", nuschelte ich mein Brustfell, "und wer bist du?". Erst nach einigen Sekunden hob ich meinen Blick wieder. "Günter ist mein ein zigster Freund. Er war seit dem ich mein Rudel verlassen habe immer bei mir und nun habe ich ihn verloren. Du hast ihn nicht zufällig gesehen? Er ist klein, braun, rundlich und er hat eine raue Oberfläche. Du musst wissen er unterscheidet sich von anderen Tannenzapfen" , sagte ich hoffnungsvoll und sah den verfilzten Wolf vor mir ebenfalls in die Augen.

Soll ich ihren Gerüchen folgen?
Ich blieb stehen und zögerte leicht, da ich für die nächste Zeit wohl erst die Nase voll von anderen Wölfen hatte.
Schlussendlich werden sie mich eh nie verstehen und mich so oder so immer gleich abstempeln...als braves Menschenhündchen...
Kurz schnüffelte ich an meinem Fell. Ob ich wohl immer noch nach Mensch roch? Auch wenn es jetzt schon wieder mehrere Wochen her war, dass wir getrennte Wege gegangen waren?
Naja....kann mir eigentlich eh egal sein, ist halt jetzt so, wie es ist...
Langsam setze ich mich wieder in Bewegung, mit dem Ziel einfach, möglchst unbemerkt, an meinen Artgenossen vorbei zu gelangen...

Ihr Name war also Niruth, klang interessant. "Ich bin ..."setzte ich an, doch dann stockte ich. Namen hatten für mich eine ungeheure Macht. War ich bereit ihr, einer Fremden, diese Macht über mich anzuvertrauen? Ich entschied mich dafür, das sie es nicht wert war diese Macht zu erhalten. Schließlich würde ich sie hier das erste und letzte mal sehen. "Es ist nicht so wichtig, weißt du, nenn mich so wie du willst." meine Stimme klang fest und irgendwie kalt als diese Worte über meine Lippen kamen, Augenkontakt zu ihr hielt ich trotzdem. Was das Thema ihres verlorenen Freundes anging war ich verwirrt ... Günter war ein Tannenzapfen?!
"Ich denke ich muss dich enttäuschen, einen Tannenzapfen habe ich hier, und heute noch nicht gesehen."
Der Wind fuhr mir durchs Fell und wiegte die langen Halme langsam im Wind, er brachte auch einen Geruch mit sich. Den Geruch eines Wolfes, allerdings hatte er eine seltsame Verfärbung ... vielleicht etwas menschliches? Nein, das war Einbildung. Beruhige dich Noire.