Ich sah ihn verwirrt an, dann nickte ich. "Nun dann werde ich dich solange Ruvaak nennen.", sagte ich und fing an zu lächeln. Sein kalter Tonfall ließ mich leicht zurück zucken, allerdings konnte ich ihn verstehen. Ihm immer noch in die Augen schauend legte ich den Kopf schief und mein lächeln verschwand wieder. Während leichter Wind die Halme um mich herum leicht wackeln ließ, sah ich mich um. "Wenn du ihn siehst, sagst du mir doch Bescheid, oder?", ich sah ihn unschuldig mit großen Augen an. Den Geruch mit der komischen Note ignorierend setzte ich mich wieder. Langsam ließen mich die Fesseln meiner eigenen Fantasie los. "Ich wollte mich nochmals entschuldigen. Manchmal passiert sowas und ich glaube ich bilde mir ein paar Sachen ein", sagte ich nun wieder etwas klarer.

Meine Schulter tat jetzt zwar nicht mehr so weh, wie den Tag zuvor, das aber auch nur, weil ich sie nun ständig geschont hatte und geprellt war sie sicher noch immer...Wieso hatte Lyvianne auch diesen Hügel in so einer rasanten Geschwindigkeit hinunterkullern müssen und zwar direkt auf mich drauf...Ich war keines dieser Kissen, die bei meinen Menscheneltern massig auf den Couches und Betten herumgeflogen waren...Mit voller Wucht war ich auf meiner Schulter geflogen, sie auf mir drauf....und das war einzig und allein zurückgeblieben. Ich schüttelte den Kopf.
An diese weiße Wölfin (Lyvianne) wollte ich jetzt wirklich nicht denken.
Stattdessen konzentrierte ich mich wieder auf meine Umgebung und humpelte, leider nach wie vor, weiter. Die Gerüche der anderen Wölfe wurde immer stärker, ergo nährte ich mich ihnen immer mehr.
Gut...sobald ich sie sehe, mach ich einen großen Bogen um sie. Dann stör ich sie nicht und sie mich auch nicht und jeder ist zufrieden und glücklich...

Ruvaak. Ja, dieser Name gefiel mir. Er hatte auch einen Wert, das merkte ich, er war besonders. "Natürlich, wenn ich deinen Kumpanan sehe, bist du die Erste die es erfährt Niruth!" witzelte ich herum, das mit dem Tannenzapfen war bestimmt nur ein Witz gewesen. Ihre Entschuldigung tat ich nur mit einem knappen Nicken ab. Der penetrante Geruch lenkte mich viel zu sehr ab, er kam definitiv näher. Ein Mensch konnte es nicht sein, die trampelten meist alles nieder, man hörte sie schon von weitem. Ich musterte erst Niruth misstrauisch, vielleicht hatte sie damit etwas zu tun, ließ dann aber von ihr ab und bedachte jedes der langen Gräser mit zusammengekniffenen Augen. Zu sehen war noch niemand. "Zeig dich!" knurrte ich tief in die stille Umgebung hinein.

Auf seine wahrscheinlich nicht ernst gemeinte Antwort, blickte ich ihn kurz nichts sagend an, dann nickte ich aber trotzdem dankend. Als er mich misstrauisch beäugte und dann auch noch in den Wald knurrte, sprang ich mal wieder auf meine Pfoten und starrte angestrengt in die weiße Winterlandschaft. Ich suchte nach den kleinsten Bewegungen im Gras oder dass von irgendwo ein bisschen Schnee hinunterrieselte.

Bei dem lauten Zeig dich!, dass durch das Wäldchen hallte, blieb ich zuerst einmal missmutig stehen, verdrehte meine Augen und meine Ohren zuckten einmal genervt.
Da hab ich mir gerade ein Plan ausgearbeitet...und sofort wird er wieder zerstört, ganz tolle Klasse...
Bisher konnte ich meine Artgenossen noch nicht einmal sehen...
Jetzt gab es zwei Möglichkeiten. Entweder umkehren und weg von den Wölfen, oder ich nährte mich ihnen trotz allem. Hmm....beides war nicht gerade ideal und Lust hatte ich ebenfalls keine auf beide Optionen.
Ich seufzte einmal und entschied mich schlussendlich dafür, einfach weiterzuhumpeln.
Wird schon schiefgehen...

Als es begann in unserer näheren Umgebung zu rascheln, versuchte ich mich so groß und bedrohlich wie möglich darzustellen. Man konnte ja nie wissen... Ich hoffte einfach auf das beste, und darauf das die verrückte Wölfin nicht plötzlich abdrehte. Das verrückt war vielleicht ein bisschen hart, aber mein erster Eindruck von ihr war nunmal einfach der einer Verrückten.

Müselig trat ich aus einem Gebüsch und schüttelte zuerst einmal meinen Kopf, da dort in meinem Fell ein paar nervige Ästchen hängegeblieben waren. Dann hob ich meinen Blick und konnte ein paar Meter von mir entfernt zwei Wölfe ausmachen. Einer, mit struppigen Fell, der vor einem kleinen Bäumchen stand, welches mit tiefen Krallenfurchen gekennzeichnet war und eine hellbraune Fähe. Schätzungsweise war der Rüde jener gewesen, der meine Anwesenheit so schnell zu Kenntnis genommen hatte. Meine Laune sank. Davor war sie auch schon nicht gerade grandios gewesen, nun hatte sie wohl ihren Tiefpunkt erreicht...
Ich blieb stehen und regte mich nicht, während ich die beiden musterte. Nur der Reif an meinem Hals klimperte ein wenig, als ich den Kopf leicht drehte, ansonsnten war ich absolut still und wartete auf eine Reaktion. Je nachdem wie diese ausfiel, musste ich handeln.

Ich bemerkte Lyvianne erst, als sie direkt neben mir stand und ihre Frage stellte, da ich auf dieser Seite mein zerfetztes Ohr hatte, mit dem ich so schlecht hören konnte. Missmutig drehte ich meinen Kopf leicht um und maß sie mit einem kurzen Seitenblick.
Okay, Fehlannahmen, meine Laune kann anscheined noch tiefer sinken.
Keine Ahnung...und eigentlich leg ich es auch nicht darauf an, es herauszufinden...
Damit schwieg ich wieder und wandte mich erneut den beiden fremden Wölfen zu.

Als Antwort genügte mir ein übelgelaunter Blick in ihre Richtung. Durch meine schlechte Laune hatte ich meine geprellte Schulter vergessen und jaulte einmal kurz schmerzerfüllt auf, als ich mein Gewicht falsch verlagerte und stürzte beinahe hin, konnte mich aber gerade noch so fangen.
Fuck!

Ich zog zischend Luft ein.
Prellung oder so...vermute ich.., knurrte ich wütend über mich selbst und meine Schwäche.