Verdammte Närrin. Ich wusste nicht einmal warum ich wütend war. Vielleicht, weil sie ins schwarze traf, mit ihrer Vermutung. Als sie den Tod ihrer besten Freundin erwähnte, musste ich daran denken, dass Akaya wohl das für mich gewesen war. Abgesehen von einer Partnerin. Corvin... Wieder musterte ich die Nebelwölfin. Tut mir leid für dich, mit deiner Freundin. Aber du irrst dich. Ich habe ein Ziel. Wieder lief ich ein paar Schritte und zögerte dann, ob ich weitergehen sollte.

Ich glaube dir nicht. Ich hoppelte die paar Schritte die er gegangen war hinterher und stand so wieder hechelnd vor ihm. Dann sag mir, wo du hingehst. Meine Neugierde ging ihm sichtlich auf die Nerven, doch irgendwie war es mir egal. Ich konnte einfach nicht anders, als ihn mit meinen Fragen zu löchern. Du hast doch bestimmt eine Familie oder so? Welche Ironie, dass gerade ich das fragte, wo ich meine Mutter und meinen Bruder, seit ich im Tal angekommen war nur einmal gesehen und danach nie wieder zu Gesicht bekommen hatte. Oder?

Ich seufzte und gab mich innerlich geschlagen. Ich habe einen Sohn. Aber er gehört zu einem Rudel. ich nicht. Und nein, ich habe keine Ahnung, wo ich hin gehe. Zufrieden? Ich murrte diese Worte nur so vor mich hin. Sie schien die Ablenkung durch mich willkommen zu heißen, wie ein leckeres Stück Fleisch. Lässt du mich jetzt in Ruhe? Ich könnte auch Nalu suchen gehen. Mit ihr habe ich mich auch gut verstanden gehabt...

Ich lachte. Schon irgendwie! Ich hatte also doch Recht! Und wieso gehst du nicht zu ihm? Zu deinem Sohn? Seine Frage, ob ich ihn nun in Ruhe lassen würde ignorierte ich vollkommen. Er würde sich doch bestimmt freuen, dich zu sehen!

Ich verdrehte die Augen. Ich weiß nicht in was für einer süßen, kitschigen Welt du lebst, aber ich denke nicht, dass er sich darüber freuen würde, erwiderte ich bissig. Wie gesagt. Er ist in einem Rudel. Daran, Corvin zu besuchen, hatte ich tatsächlich nicht gedacht. Billy hatte damals nicht sehr glücklich gewirkt, als ich meinen Sohn zurückgelassen hatte und auch wenn ich gerade nichts mit mir anzufangen wusste, so hing ich doch an meinem Leben. Ich kann nicht dahin zurück gehen. Ich stellte mich schon auf einen erneuten Regen aus Fragen ein.

Energisch schüttelte ich den Kopf. Sicher wird er sich freuen! Nun komm schon, du Griesgram! Ich wedelte mit der Rute. Irgendwen muss es doch geben, den du sehen möchtest? Willst du deinen Sohn nicht wieder sehen? Wie heißt er eigentlich? In welchem Rudel ist er?... Warte mal... Zurück? Was meinst du mit zurück? Warst du schonmal da? Im Rudel deines Sohnes? Ist irgendwas passiert?

Ich wusste mir nicht wirklich zu helfen. Die Flut an Fragen, die die aufgeweckte Fähe mir entgegen schleuderte überforderte ich maßlos. Nachdenklich kratzte ich mich am Ohr. Schließlich seufzte ich kapitulierend. Er heißt Corvin und ist bei den Schattenwölfen. Dort geboren und aufgewachsen. Ich hatte eine efährtin dort. Sie ist nach dem Nebel nicht wieder aufgewacht und ich habe das Rudel verlassen. Er wollte bleiben. Natürlich wollte ich meinen Sohn wiedersehen. Doch ich hatte ein ungutes Gefühlbei der Sache. AUch, wenn wir damals im guten auseinandergegangen waren, hätte Corvin seine Meinung ändern können. Das Familiengefühl im Rudel war ziemlich stark, das hatte ich selbst erlebt. Das Rudel wird mich nicht sehen wollen. Das ist eine eingeschworene Gemeinde, resignierte ich über meinen eigenen Gedanken.

Ich hörte aufmerksam zu, spitzte die Ohren, legte den Kopf schief. Schattenrudel. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Das ist äußerst verzwickt, aber er ist doch trotzdem dein Sohn. Ich denke, du solltest zu ihm gehen, bestärkte ich den silbernen Rüden und lächelte fröhlich. Er wirkte nicht böse, nur etwas verstimmt. Sein Sohn würde sicherlich ähnlich sein wie er. Schließlich musste er ohne Mutter aufgewachsen sein. Apropos Rudel... Ich sollte... Ich war am überlegen, ob ich tatsächlich zurück wollte. Zu Twix Grab und allem. Noch nicht... Ich sollte etwas jagen, was ich mit Heim bringen kann. Mit diesen Worten wandt ich mich ab, grinste den ehemaligen Schattenwolf übe rmeine Schulter hinweg an und rief: Machs guuut!, dann trabte ich los.

-> Leuchtwald

Die Wölfin verschwand endlich. Ich stand wieder alleine da, wo ich mich vorher schon gefragt habe, wohin ich eigentlich wollte. Corvin... Ich schaute zum Himmel auf und fragte mich, ob die begegnung mit der Fähe ein Zeichen vom Lupus war, dass ich meinen Sohn aufsuchen sollte. Ich hatte Angst, doch entschied ich mich dafür.

-> Dunkelfelsen, vor der Grenze zum Revier