Ich überlegte kurz. Lass uns doch gleich hier bleiben, ja? Dann ist deine Pfote nicht gleich voll belastet. Mit diesen Worten entfernte ich mich etwas von der Gruppe und suchte nach einer geeigneten Fährte. Ich roch einige Hasen, aber ob die Hasenjagt für den Anfang so gut war, wusste ich nicht, schließlich musste man da viel Laufen, wenn man den Hasen nicht gleich erwischte. Aber vielleicht würde Pfötchen ja etwas besseres finden. Oder vielleicht genügte ihr ein Hase auch. Ich ließ sie einfach mal entscheiden, schließlich sollte sie am besten wissen, wie belastbar ihre Pfote wieder war.

Pfötchen:
Ich nickte und folgte Lyra, als sie sich von der Gruppe entfernten. Wie auch sie begann ich nach einer Fährte zu suchen und sah sie dann an. Glaubst du, dass wir einen Hasen schaffen werden?, fragte ich unsicher und sah in die Richtung, in welche der Hase gelaufen war.

Nachdem ich den Fluss durchquert hatte und die Wiese erreichte, schüttelte ich mein Fell aus, welches sich wie ein Schwamm vollgesogen hatte. Mein Blick ruhte noch ein paar Minuten auf der spiegelnden Oberfläche, welche in der Dunkelheit wie Teer aussah, doch dann riss ich mich von dem Anblick los und sah mich um. Vor mir breitete sich ein riesige Lichtung aus, welche in der Ferne mit einem weiteren Wald verschmolz. Die Wiese schien vielfältig bewachsen zu sein, doch war sie in der Kälte des Winters eher matt und nicht wirklich mit der üppigen Schönheit von Blumen und Gräsern bewachsen. Doch das störte mich nicht. Leichtpfotig betrat ich die weite Wiese und verfiel dabei ganz automatisch in eine geduckte Haltung. Lichtungen waren immer ein guter Platz um zu jagen, aber auch diverse Jäger wurden dadurch angelockt, denen ich nur ungern begegnen wollte. Mein Blick war ernst und aufmerksam, fast schon von verbitterter Gleichgültigkeit geprägt. Bisher hatte ich keinen Wolf erspäht, weswegen ich mich sicher fühlte.

Lyra:

Ich sah zu Pfötchen. Wenn wir uns anstrengen. Vorher haben wir doch auch Hasen gejagt. Es sollte also funktionieren. Sag mir einfach, was du jagen willst und ob oder wie ich dir helfen soll.

Pfötchen:
Ich nickte und witterte ein wenig, wobei mir ein unbekannter Geruch auffiel. Ich sah in die Richtung und überlegte, was sich da geduckt bewegte, da ich es in der Dunkelheit nicht wirklich sah. Den da!, sagte ich, und nickte in Richtung des Fremden Wolfes. Vielleicht woll er ja mit uns befreundet sein? Ich lächelte Lyra an und ging schnellen Schrittes und mit offener Haltung auf ihn zu. Hallo, du da! Wer bist du denn? Magst du mit mir befreundet sein?, rief ich im näher kommen zu ihm rüber, Ich heiße Pfötchen!

Langsam ging die Sonne auf. Ich hatte eine kleine Mulde auf der Lichtung gefunden, in der ich mich zum Schlafen niedergelassen hatte. Ich schlief ein paar Stunden, ehe ich durch das Licht der Sonne geweckt wurde. Eine Weile döste ich noch vor mich hin, doch dann erhob ich mich wieder und sah mich aufmerksam um. Am Tag wirkte die Lichtung noch etwas größer. Braune Herbstblätter bedeckten die Gräser und vereinzelt versuchten ein paar Blüten vergeblich zu erblühen. Ein leises Seufzen entfloh meiner sonst so wortkargen Kehle. Es war zu dieser Jahreszeit viel kälter, als in den letzten beiden Frühlingen, die ich erlebt hatte.

Noch einmal wanderten meine Augen umher und diesmal bemerkte ich die Anwesenheit zweier Fähen, welche in einiger Entfernung standen. Sofort verspannte ich mich etwas und senkte mein Haupt, um unauffällig in ihre Richtung zu wittern. Zu meiner Erleichterung verströmten sie keinen dieser betörenden Gerüche, die mir jedes Mal den Kopf vernebelten und mich nicht mehr klar denken ließen. Noch immer war ich mir nicht ganz sicher was das war, doch wenn ich an die Erklärungen meiner Mutter dachte, hatte es wohl etwas mit Fortpflanzung zu tun - etwas, was ich mir so gar nicht vorstellen konnte.

Meine Ohren drehten sich ein paar Mal vor und zurück, ehe ich mich abwandte und weitergehen wollte, da realisierte ich die Bewegung, die in eine der beiden Jungfähen kam. Meine Rute zog sich ein Stück nach unten und ich drehte nervös meine flauschigen Ohren zurück, als mich die Fähe auch schon anquatschte. Mein Kopf wirbelte herum und ich sah die rötlichbraune Fähe fast schon schockiert an. Meine Lefzen zuckten kurz, während ich eilig vor dem roten Wolf zurückwich. Meine Augen wanderten schweigend an ihr herab und wieder zu ihrem Gesicht, welches mich offen ansah. Doch schließlich fand ich meine Fassung wieder und die typisch gleichgültige Miene legte sich auf mein Gesicht. "Besser nicht", gab ich kühl zurück, die goldenen Augen spöttisch auf die braunen Opale der kleineren Fähe fixiert. Alles in mir schrie nach Flucht und ließ mich mein Fell ganz leicht sträuben. Nur die Ruhe, sie wird sicher gleich gehen.

Pfötchen:
Als der Wolf so da stand, eine Zeit lang, bevor er antwortete, legte ich neugierig den Kopf schief, doch als er sagte, dass er nicht mit mir befreundet sein wollte, legte ich traurig die Ohren an und senkte meine Rute. Aber... Warum nicht? Ich sah ihn an, und man merkte, dass ich seine Reaktion nicht verstand. Er wirkt wie Basta, wenn man ihn berührt... Magst du keine Freunde?, fragte ich, da das meine logische Schlussfolgerung war.

Ich gab ein genervtes Knurren von mir und verdrehte arrogant die Augen. "Ganz recht, Kleines. Ich brauche und will keine Freunde", brummte ich unfreundlich, während meine Rute weiterhin stark hinabgebogen war. Frustriert, dass die Kleine nicht einfach ging, versuchte ich ihre Aufmerksamkeit auf ihre Wegbegleiterin zu lenken, welche immer noch viele Meter entfernt von uns stand und zu warten schien. "Abgesehen davon hast du doch schon Freunde." In meinen Augen stach einen Moment wieder die alte Gleichgültigkeit hervor, während sich mein Fang leicht hob. "Was brauchst du da mich?" Finster verkleinerten sich meine Augen. Es war nicht unbedingt Wut auf sie, sondern mehr die Unzufriedenheit und Gleichgültigkeit bezüglich mir selbst. Unauffällig wich ich weiter vor der kleinen Fähe zurück, die mich allein durch ihre Anwesenheit nervös machte.

Grummelnd war ich durch die Wälder vom Fluss zur Wiese gehetzt. Überall aus den Büschen roch es nach Vereinigungen, die mir vorenthalten blieben. Selbst die sonst so sprunghaften Hasen waren abgelenkt -und wäre ich das nicht ebenso, hätte das wohl meine eine Chance, auf eine erfolgreiche Hasenjagd sein können.
Und hier auf der Wiese schien es nicht besser. Zuerst seufzte ich leicht Wedel die auf zwei Fähen zu erblicken, da stieß mir auch sogleich der Geruch doppelt so vieler Rüden in die Schnauze. Ich hab auch wirklich keine Glück..

Ungeduldig durch das ewige Hin und her am Lachsfluss machte ich diesmal sofort wieder kehrt es hat ja sowieso keinen Wert hierzubleiben und steuerte eine andere Richtung an.

--> Nebellanden

Pfötchen:
Zögernd hob ich meine Verletzte Pfote vor meine brust, was etwas schutzsuchendes an sich hatte. Aber... Man braucht immer Freunde... Als er ein wenig zurück wich folgte ich ihm. Und... Ich weiß, dass ich Freunde hab, aber das heißt doch nicht, dass ich jemanden alleine lassen muss... Wenn ich du wäre, würde ich mich freuen, wenn jemand mit mir befreundet sein will! Weil du so einsam bist... Es gibt nichts besseres als Freunde! Während ich sprach sah ich ihn hoffnungsvoll an.

Meine Verunsicherung wuchs, als mir die kleine Fähe hinterherlief. Nur die Tatsache ihrer Jugend hielt mich davon ab zuzuschnappen. Genervt verdrehte ich die Augen und sah die kleine Fähe verbittert an. "Nein Danke, ich brauche keine Freunde. Ich komme gut allein zurecht", schnaubte ich verächtlich, ehe ich einfach weiterging. Die Kleine sollte mich in Ruhe lassen. Freunde, pah! Meine Ohren legten sich wieder in mein dichtes Fell, während meine Pfoten ihren Weg über die Lichtung suchten, Richtung Wald.

Pfötchen:
Ich sah ihm nach. Aber... Aber... Aber man braucht Freunde... Ich ließ den Kopf hängen und lief mit herabhängender Rute zurück zu den anderen, wobei ich mich neben Milan auf den Boden fallen ließ. Dort legte ich die Ohren an und rollte mich zusammen.

Ich drehte mich nicht mehr um. Zwar hörte ich noch ihre Worte, wegen denen ich mich etwas anspannte, doch schenkte ich ihr keinen Blick mehr. Verbissen lief ich weiter geradeaus, bis ich das Waldgebiet erreichte und zwischen den Bäumen verschwand.

(Wäldchen)

Ich hatte Pfötchens Kommentar nur noch belächelt und die junge Fähe dann ihrer Schwester überlassen. Soweit ich mitbekommen hatte würden sie jetzt jagen gehen, weshalb ich mich enspannt auf die Seite legte. Wenn die Beiden nicht da waren musste ich auch auf keinen acht geben. Allerdings hielt das nur kurz an, denn plötzlich war Pfötchen wieder da und legte sich nicht gerade glücklich neben Milan. Ich brummte kurz, blieb allerdings erst einmal liegen. Vielleicht konnte ihr der Rüde ja irgendwie helfen, dann hätte er wenigstens mal irgendetwas getan.

Lyra:

Ich hatte das Gespräch erst belustigt, dann neugierig und schließlich unsicher verfolgt. Zu gerne hätte ich mehr über den fremden Wolf erfahren und ihn näher kennen gelernt, doch wieder einmal brauchte Pfötchen mich dringender, weshalb ich ihr zurück zu den anderen folgte und mich zu ihr setzte. Mach dir nichts draus, Pfötchen. Manche Wölfe wollen eben alleine sein. Du solltest dich davon nicht so runterziehen lassen, wir wollten doch jagen. Ich sah mich etwas um und roch die Fährte eines Hasens nicht weit entfernt. Ich lief ihr nach und schlich mich an den Hasen ran, ehe ich auf ihn zusprang und mit einem gezielten Biss tötete. Mit meiner Beute lief ich zurück zu Pfötchen und legte den Hasen vor ihr ab. Hier, friss erstmal was. Danach sehen wir weiter, ja? Ich lächelte sie aufmunternd an.