Nachdem die Dürre vorbei war, begann es zu regnen und mit dem Regen kam der Nebel. Ein komischer Nebel, der ungewöhnlich sauer roch. So ein Nebel war nicht einmal den erfahrenen Nebelwölfen bekannt.
Schleichend und unheilvoll strich er zwischen den Bäumen umher, kletterte auf jeden Berggipfel und kroch über jede Wiese und ganz plötzlich verfiel das Tal in einen tiefen festen Schlaf.
Alle Lebewesen sanken mit einem Mal zu Boden. Nichts bewegte sich mehr und es wurde still.
Der Nebel verharrte eine ganze Weile über dem Tal.
Er kam von einem Industrieunfall der Menschen, die von diesem Nebel ebenfalls nicht verschont blieben.
Für eine ganze Weile war das Tal eingefroren.
Doch jetzt langsam, fangen die ersten Vögel an zu zwitschern. Der Dunst lichtet sich und die ersten Wölfe wachen wieder auf....

Auf den Straßen bietet sich euch ein ungewöhnlicher Anblick. Ein Wolf zieht furchtlos zwischen den Häusern umher und besitzt sogar die Dreistigkeit, einfach durch die Fenster zu lugen. Noch verwirrender ist aber, dass die Menschen ihn gar nicht bemerken. Und... warum funkelt er überhaupt?
Er ist der Wächter dieses Ortes. Traut ihr euch überhaupt hinunter ins Gebiet der Menschen, um ihm näher zu kommen? Ihr braucht jedenfalls ein tapferes Herz und flinke Pfoten. Wenn ihr euch tatsächlich zu ihm wagt, wird er euch ein kleines Geheimnis zeigen. Die offene Tür einer Speisekammer vielleicht. Oder den kaputten Maschendrahtzaun eines Hühnerstalls. Jedenfalls werdet ihr das Dorf nicht mit leerem Magen verlassen, wenn ihr seiner leuchtenden Gestalt folgt.
Kommt ihr ihm zu nahe, wird er sich in Hunderte von Lichtern auflösen und in einiger Entfernung neu bilden.

Ich kam an eine Menschensiedlung. Nur vor wenigen Augenblicken hatte ich von meinem Vater Abschied genommen und nun war ich auf mich alleine gestellt. Wie gut zu wissen, dass es auch hier Menschen gibt... Ich trottete an den äußersten Häusern der Siedlung vorbei . In der Luft hing ein leicht säuerlicher Geruch, doch er schien schon älter und verblasst zu sein. Ich sollte mich umsehen.
Ich hatte vor einigen Monden von diesem Tal gehört und mir in den Kopf gesetzt herzukommen und hier war ich. Ich hoffte auf einen Neuanfang, doch ich wusste nicht, was ich mir von diesem versprach. Was will ich hier eigentlich? , dachte ich laut, während ich weiter in die Richtung eines Waldstücks ging. Da bemerkte ich einige Schienen. Ich sollte ihnen folgen, vielleicht führen sie mich irgendwo hin...

-> Wäldchen

Unglaublich, was für ein Wirrwarr ein Wolf allein reden kann! , fluchte ich frustriert, als das Menschendorf in Sicht kam und ich mir sicher sein konnte, dass sie mich nicht mehr hörten. In meinem Zorn war ich einfach davon gejagt und hatte keinerlei Einschätzungen zu der Entfernung, die ich zurückgelegt hatte. Ich schnaubte verächtlich. Immer näher ging ich an das Dorf heran, da sah ich plötzlich einen der Zweibeiner. Von früher wusste ich noch, dass sie uns gefährlich werden konnten. Und das sehr schnell. Ich erstarrte. Wo bist du nur wieder mit deinem Kopf? Er hatte mich noch nicht gesehen, es schien ein männliches Wesen zu sein und auf Grund der Größe hätte ich gesagt, dass es sich um einen Jüngling handelte, obgleich er kein Kind mehr zu sein schien. Langsam machte ich Schritte rückwärts, als sein Kopf sich in meine Richtung wandte. Kaum hatte er mich gesehen weiteten sich seine Augen und ich konnte die Angst riechen, die in ihm aufstieg. Verdammt! Genau so wie ich eben erstarrte der Mensch und bewegte sich dann langsam und vorsichtig. Meine Bewegungen wurden deutlicher, als ich mich etwas schneller rückwärts bewegte. Ich legte misstrauisch meine Ohren an und sah mich kurz um. Was wird das? Auf der Stelle nahm ich reiß aus, das war mir nicht geheuer. Ich hatte die Menschen früher schon gerne beobachtet, doch noch nie war ich so nah an einem dran gewesen. Immerhin hat er dir nichts getan...
Ich rannte immer schneller. Nicht, dass er mir folgt... Ich rannte so kopflos, dass mir nicht auffiel, dass ich zurück zum Fluss lief.
-> Lachsfluss

(Uuuups ^^')

Hmmnnn, okay. kommentierte ich auf ihre Antwort und ließ damit zuerst einmal auf sich beruhen, auch wenn diese Worte meine Meinung noch immer nicht festigen konnten. Nun hatte zuerst einmal Anderes Vorrang. Meine Rute begann leicht aufgeregt hin und her zu wedeln, als an den Waldrand ankamen und das Menschendorf in meinem Sichtfeld erschien. Wow. So groß. Neugierig betrachtete ich es, versuchte alle Details, die ich erkennen konnte, in mir aufzunehmen. Damals hatte ich mich nur in einer einzelnen Hütte meiner Retterin auskuriert, so eine Ansammlung an Häusern hatte ich bisher noch nie gesehen. Selbst den fremdartigen, recht intensiven Geruch empfand ich als aufregend, auch wenn er für längere Zeit wahrscheinlich nichts für mich sein würde. Acyras Worte holten mich aus meiner Faszination wieder zurück und ich nickte, spannte meinen Körper auch gleich an. Sollte was passieren, werd ich rennen. versprach ich Muss ich mir bei der Flucht Sorgen um dich machen? schob ich mit einer leicht zögerlichen Note dann hinterher. Sie war hier aufgewachsen und ich hoffte, dass ihr nichts geschehen würde, wenn ich weg wäre - wobei eine minimale Chance natürlich immer bestand, ganz gleich die Umstände.

(> Von der Rauschhöhle)

Ich merkte, dass wir dem Menschendorf näher kamen, als dieser unbeschreibliche eklige Geruch der Menschen immer penetranter wurde. Das hieß aber auch, dass wir den Hühnern immer näher kamen. Zwischen dem ekligen Menschenduft, konnte ich auch andere Wölfe riechen, aber sehen konnte ich sie nicht. Noch wartete ich vor dem Waldende bis Kori kommen würde. Nicht das die Menschen uns entdeckten, bevor wir überhaupt ein Huhn sehen konnten. Während ich wartete, konnte ich den Gedanken an das leckere Hühnchenfleisch nicht unterbinden und wieder begann ich, in Gedanken verloren, aus dem Mund zu sabbern.

"Glaubst du wirklich...", setzte ich an und wich - nachdem ich fast dagegenlief, etwas sprachlos - einem tiefhängenden Ast aus, "...das wir ein freiwilliges Opfer finden?" Skeptisch betrachtete ich meinen Gefährten neben dem ich nun stehen blieb, bevor ich gen Häuser blickte und leicht schluckte.
Ich fühlte mich hier nicht wohl. Obwohl wir noch im Wald standen und somit vor den Menschen und ihren schlechten Sinnen geschützt waren, wollte ich lieber kehrt machen. Doch die Hühner hielten mich an Ort und Stelle - Ich wollte meine Zähne in ihrem weichen Fleisch vergraben! Außerdem musste man förmlich nur das Maul öffnen und die fedrigen Tiere hüpften, dumm wie sie sind, fast schon selbst hinein. Ruven sabberte vor sich. "Also... wollen wir?"

"Natürlich. Basta zum Beispiel, der würde sogar mit Kopf voran in Mama Froschs Tümpel springen, so sehr liebt er sie!", entgegnete ich, um ihre Frage zu beantworteten. Als ich Bastas Namen aussprach, fing mein Kopf wieder an zu arbeiten und ich fing kurzzeitig an in Erinnerung zu schwelgen. Die guten alten Zeiten in der Rauschhöhle, dachte ich und unvermeidbar ließ ich die Rute wedeln. "Oh ja!", holte ich mich selbst aus meinem Tagtraum raus und widmete mich wieder den Gockeln, "Ich würde sagen, wir bleiben erst mal etwas am Waldrand, bis wir einen Hühnchen Unterschlupf finden."
Wieder ging ich los und achtete darauf, dass Kori nah bei mir lief, falls etwas schiefgehen würde. Mittlerweile wusste ich nicht mehr genau, wie eine Hühnchen Höhle aussah, aber ich war mir sicher, dass wir sie sowieso erst hören, bevor wir sie sehen. Und tatsächlich, nach nicht allzu langer Zeit, konnte man ein Gack-Gack-Ack hören. "Hörst du das auch?", fragte ich Kori, um sicherzugehen, dass meine Hungrigen Sinne mich nicht trügen, denn sehen konnte ich sie noch nicht.

Ich nickte einmal leicht bei ihren Worten. Stimmt, wir werden sehen. Und ja, bin startklar. Als Acyra losrannte, blieb ich zuerst für einen Moment stehen um einen Überblick über die Route zu bekommen, den die andere Fähe einschlug, bevor ich ihr in schnellem Tempo folgte. Hinter der Hausmauer angekommen, konnte ich es nicht sein lassen, einmal neugierig um die Ecke zu lugen, um einen Blick auf das Menschentreiben zu erhaschen, bevor ich den Kopf rasch wieder einzog. Dann wartete ich auf Acyras weitere Vorgehensweise ab.

Auflachend folgte ich meinem Gefährten. "Basta würde sich niemals selbst opfern!", behauptete ich entschieden und stupste leicht - laufend und von der Seite - gegen seinen rundlichen Bauch, "Er würde nur so tun und dann dich ins Wasser schubsen! An dir ist ja auch viel mehr dran!" Mit dem dürren Rüden, welcher sich unser Freund nannte, würde sich die Froschheit doch niemals zufrieden geben...
In einer kurzen Redepause hörte ich es. Das verheißungsvolle Gackern unserer nächsten Mahlzeit. "Ja!" Aufmerksam wanderten meine bernsteinfarbenen Iriden über die Bauten der Menschen wandern. Dann fand ich es endlich: Ein viel kleineres Holzgebäude, mit einer hohen Barriere eingezäunt. "Da! Da sind die Hühner!"

Koris Worte beleidigten mich. "An mir ist viel mehr dran, wegen meinen Muskeln! Alles Muskeln!", erwiderte ich empört. Zugegeben, vielleicht hatte ich etwas zugenommen, aber auch nur durch den ganzen Stress mit Natscho. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte ich mein tägliches Workout und eine normale Ernährung nicht vernachlässigt.
"Wenn ich so was zu ihr sagen würde, hätte ich direkt eine Pfote zwischen den Rippen..", dachte ich und sparte mir einen Konter und schüttelte bloß den Kopf.
Als Kori die Hühner entdeckte, versuchte ich ihrem Blick zu folgen. Konzentriert kniff ich meine Augen etwas zusammen und da sah ich sie ebenfalls. Mein Herz fing nervös an zu pochen und mein Jagdtrieb breitete sich in mir aus. Als ich schon los rennen wollte, zögerte ich, als plötzlich Unruhe im Menschdorf auslöste. In der Ferne konnte ich einige sehen, aber sie schienen nicht in unsere Richtung zu gucken. Ich konnte mich kaum noch halten, weshalb ich dennoch los rannte. Angekommen lief ich etwas am Zaun entlang. Dieser schien besser gesichert gewesen zu sein, als bei dem letzten Hühnerstall, den wir ausraubten. Ohne groß nachzudenken, begann ich am Zaun zu buddeln, in der Hoffnung, so ins Gehege zu kommen. Dabei machten die Hühnchen eine menge Lärm - sie gackerten und flatterten wie wild mit den Flügeln.

Ruven war beleidigt. Ich hörte die Empörung nur allzu deutlich aus seiner Stimmte und schmunzelte leicht. "Aber... genau das meinte ich doch!", erwiderte ich prompt beschwichtigend, "Du bist doch ein Traum von Wolf!" Es war keine Lüge - Zumindest keine direkte. Für mich war mein Gefährte wirklich ein Traum und ich liebte ihn. Ob auch andere Fähen so empfanden? Hoffentlich... nicht.

Doch Ruven konzentrierte sich inzwischen auf die Hühner und ich tat es ihm gleich. Auf unseren Reisen hatten wir den ein oder anderen Hühnerstall geplündert, doch es war immer wieder ein Risiko. Daher folgte ich ihm leichtfüßig und suchte wachsam nach Menschen oder einem Kläffer, welcher unsere Mahlzeit beschützte. Währenddessen begann Ruven einen Weg hinein zu graben - Begleitet von aufgeregtem Geschnatter. Es war ein unglaublich lautes Geräusch, welches nur Ärger versprach. Doch das Loch zu seinen Pfoten sah inzwischen groß genug aus - Zumindest für mich. Sofort drückte ich mich gegen meinen Gefährten. "Lass mich durchkriechen! Uns fehlt die Zeit!", flüsterte ich angespannt und ließ meine bernsteinfarbenen Iriden über die nähere Umgebung huschen, "Ich fang uns ein paar und bring sie dir zum Loch und du nimmst sie entgegen!"
Ich hoffte wirklich, dass Ruven meinen Plan annehmen würde. Uns fehlte schlichtweg die Zeit, damit der kleiner Tunnel für meinen dicklichen Gefährten vergrößert werden konnte. Und ich wollte wirklich ungerne ohne ein Huhn zwischen meinen Kiefern wieder von dannen ziehen.