Erschrocken sah ich zu Maya. "Was? Neeein! Du machst das ganz toll! Ganz bestimmt!", sagte ich und stupste sie mit der Rute wedelnd an, um sie aufzumuntern. Am meisten hatte mich schockiert, dass sie anscheinend keine Familie hatte. Was würde ich ohne Mama, Papa oder Cupo sein? "Ich kann auch noch gar nicht so viel. Es ist das erste Mal, dass ich den Rudelplatz verlassen habe und guck was passier ist", sagte ich und lachte nochmal. Allerdings eher, um meine eigene Anspannung zu verbergen. Ich sah mich wieder im Zug um. Ein Wolf stand etwas abseits und hatte noch gar nichts gesagt. Neugierig betrachtete ich ihn. Die anderen beiden, Bricca und Apollo, waren auch erstaunlich ruhig. Das Rattern des Monsters wurde plötzlich langsamer. Draußen schneite es. Plötzlich blieb das Monster mit einem Ruck und einem Schnauben stehen. Etwas verwirrt, streckte ich den Kopf heraus. "Das Monster scheint müde zu sein", sagte ich dann verwundert.
Meine Rute wedelte als sie mich anstubste und so liebe Worte sagte. Ein schüchternes Lächeln schlich sich auf meine Lefzen und mein Kopf hob sich ein Stück. Sie schien eine fröhliche Wölfin zu sein, ihr Optimismus beruhigte mich. Aber dann gab es einen Ruck und das Ding in dem wir uns befanden stoppte. Ein leises quietschen kam aus meiner Kehle, da ich noch so angespannt war hatte mich der plötzliche Ruck furchtbar erschreckt. Mit einem Satz sprang ich neben die helle Wölfin, und duckte mich. Das.. Ist lieb von dir aber ich... Normalerweise bin ich nicht.. Ganz so ängstlich . Sagte ich leise und schnaubte, da ich mich ein wenig über mich ärgerte. Aber alles war so ungewohnt und neu und ich hatte noch keinen Halt hier. Ich kannte keinen wirklichklich und wusste nicht wer nett war und wer nicht. Mein Kompass dafür war nicht immer so gut.
~Kindness is giving hope to those who think they are all alone in this world~
Ich nickte verständnisvoll, als Maya sagte, dass sie sonst nicht so ängstlich sei. Es war ja auch unheimlich. Trotzdem war meine Neugier gerade viel größer und ich schnupperte an dem Schnee, der nur ein kleines bisschen unter dem Monster lag. Und es schneite immer noch. "Vielleicht bewegt es sich gleich wieder", überlegte ich. Mit dem Wind wurden vertraute Gerüche zu mir getragen und ich stellte hoffnungsvoll die Ohren auf und sah zu dem Berg. "Ich glaube, wir sind nicht mehr weit weg von daheim!", sagte ich aufgeregt und wedelte mit der Rute.
Als der Wagen schnaubend unter unseren Pfoten zum stehen kam, streckte ich neugierig meine Nase aus der offenen Tür. Der Wind wirbelte den Schnee in alle möglichen Richtungen. Wir warteten, aber anscheinend sollte Liora's Vermutung sich nicht bestätigen. Das tosende Ungetüm blieb still und bewegungslos. Ich glaube da passiert nichts mehr. Aber du hast sicher Recht und wir sind nicht mehr weit weg von zuhause! Stimmte ich ihr zu. Vielleicht sollten wir den Rest des Weges einfach laufen! Auf eine Antwort wartete ich erst gar nicht und sprang voran in den Schnee.
Einige Meter war ich vorgesprintet da sah ich ihn. Er war rießig, viel größer als alle Wölfe die ich je gesehen hatte, weiß und er hatte etwas komisches rot-weißes auf seinem Kopf thronen. Hallo du! Bellte ich mutig. Er antwortete nicht, lächelte nur, drehte sich um und lief davon. Vielleicht sollten wir ihm folgen? ich drehte meinen Kopf zu den anderen um.
Die Wölfin mit dem langen Fell die mir hatte helfen wollen sprang aus dem Ding. Aufmerksam hob ich den Kopf, blieb aber neben Liora. Sollen wir... Ihr folgen? Ich glaube.. Das Ding fährt nicht weiter . Sagte ich leise und kippte die Ohren vor uns zurück. Nach einer Weile hatte ich den ersten Schreck überwunden und stand auf, langsam bewegte ich mich an den Rand uns sah heraus. Alles war weiß und die Wölfin mit dem langen Fell stand etwas entfernt bei einem roten etwas. Meine Neugier übernahm und ich lehnte mich noch etwas vor um besser zu sehen.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Ich sprang Bricca stumm nach. Ich wollte heim. Aber die anderen waren mir sympathisch... Wir sollten ihr folgen... vielleicht weiß sie wo es lang geht...
Die anderen Wölfe starteten eine Unterhaltung, doch ich beteiligte mich nicht. Warum auch? Woher sollte ich auch wissen, wem ich trauen konnte? Ich gehörte dem Schattenrudel an und diese Wölfe nicht - sie waren nichts weiter als Mitglieder eines zeitweiligen Abkommens, später wären sie wieder meine Feinde. Besonders die kleine Weiße und ihr komischer Bruder. Sie rochen bestialisch nach dem Nebelrudel, was mich mein Nackenfell sträuben ließ. Doch ich hielt lieber meine Klappe und starrte nur finster auf die weiße Schneelandschaft, die an uns in atemberaubender Geschwindigkeit vorbeizog.
Als der Zug langsamer wurde, bekam ich das als erster mit und rappelte mich erwartungsvoll auf. Doch einer der Wölfe sprang vor mir aus - Bricca hieß sie, glaube ich. Ich wartete lieber ein wenig und war einer der letzten, der den Zug verließ. Draußen schüttelte ich mich und blieb in etwas Abstand zu den anderen stehen. Bisher hatte ich noch kein einziges Wort mit ihnen gewechselt, was mir auch ganz recht war. Läuft doch wie am Schnürchen, dachte ich und sah mich mit gespitzten Ohren um, als Bricca einen Fremden ausgemacht zu haben schien.
Als die anderen Jungwölfe vorsprangen und ich auch den Glauben daran verlor, dass der Zug noch weiterfuhr, sprang ich ebenfalls aus dem Wagon und landete im tiefen Schnee. Brrrr! Es war kalt, aber es fühlte sich so lustig an. Lachend rannte ich durch den Schnee. Immer wieder angefixt von den Unebenheiten und galanten Stopleraktionen. Dann rannte ich irgendwann außer Atem zurück zum Wagon, wo Maya noch stand und den Kopf nach draußen hielt. Die anderen waren zum Teil schon vorgelaufen und folgte irgendwelchen Pfotenabdrücken. "Cupo?", fragte ich und sprang zurück in den Zug. Er war auch noch nicht aus dem Monster gesprungen."Komm. Wir laufen den Rest!"
Alle sprangen aus dem Ding in den Schnee und als Liora noch mal zurück lief um ihren Bruder zu holen sprang ich ebenfalls heraus. Es schien soweit sicher also war ich neugierig, Schnee hatte ich nicht so oft gesehen. Als meine Pfoten den kalten Boden berührten lachte ich und hüpfte ein paar Schritte da es sich lustig anfühlt, als wäre eine weiche Schicht über der Erde. Ich wartete bis Liora zurück kommen würde und sah zwischen dem roten etwas und dem gruseligen Menschen Fahrzeug hin und her.
Cupo
Es gab nicht viel was ich hätte sagen können. Meine Schwester redete gerne viel aber ich hielt mich lieber zurück. Doch als sie aufstand und heraus sprang folgte auch ich ihr um sie zu beschützen. Du solltest nicht so schnell weg rennen, wie soll ich sonst auf dich aufpassen , fragte ich brummend während ich immer wieder meine Pfoten ausschüttelte um das eklige Gefühl los zu werden. Es war kalt und nass und gefiel mir nicht. Lauf vor ich folge dir, sagte ich für mich ungewohnt mit leicht genervtem Unterton.
ich bin der Schatten in der Dunkelheit und unsichtbar im Licht. Ich bin die Stille vor dem Sturm und die Klinge deines Schwertes
Ich grinste. "Du musst schneller werden, wenn du auf mich aufpassen willst, Brüderchen!", neckte ich ihn und sprang lachend wieder aus der Maschine und folgte den anderen, die den Pfotenabdrücken folgten. Cupos genervten Unterton hatte ich zwar wahrgenommen, doch dachte mir nichts dabei.
Ich nickte Apollo zu und stapfte los durch den Schnee. Die Pfotenadrücke des weißen Wolfes waren gigantisch und zeugten als Beweis, dass ich mir die Gestalt nicht eingebildet hatte.
Langsam roch es wieder nach Zuhause, es roch nach den Wiesen und Wäldern und den herrlich bekannten Bergen.
Ich begann immer schneller zu laufen als der weiße Wolf und die Wölfin mit dem langen Fell voraus liefen. Ein paar mal sah ich mich nach Liora um aber irgendwann roch auch ich die ein wenig vertrauten Gerüche des Tals. Wir hatten es tatsächlich geschafft , dachte ich als die hohen Berge vor mir aufragten. Nun war unsere Kurze Reise zu Ende und einen Moment suchte ich Liora, als ich sie fand rannte ich zu ihr. Vielen Dank für die Hilfe und die lieben Worte. Vielleicht sehen wir uns noch mal, passt auf euch auf . Rief ich und rannte dann los um zurück ins Tal zu kommen, nun kannte ich den Weg. Ich wollte mich zurück ziehen und am aller liebsten alleine sein, immer noch kribbelt Adrenalin und Angst unter meinem Fell.
-Wald
~Kindness is giving hope to those who think they are all alone in this world~
Als Maya sich verabschiedete und davon rannte, wedelte ich mit der Rute und machte noch einen Sprung in ihre Richtung. "Mach's gut!", rief ich fröhlich und wandte mich dann wieder zu Cupo um. Die anderen Wölfe waren auch noch bei uns in der Nähe, aber mit Sicherheit würden nun alle ganz schnell nach Hause rennen. Ich sah zu Cupo. "Riechst du schon unser Zuhause?", fragte ich. Ich hatte zwar einen bekannten Geruch in der Nase, doch ich war mir nicht sicher. Es waren letztens sooo viele fremde Wölfe auf dem Platz gewesen, dass es kein Wunder war, dass ich unseren Rudelplatz nicht mit Sicherheit ausmachen konnte.
Immer Bricca nach achtete ich nur darauf nicht zurück zu bleiben. Maya verabschiedete sich und lief davon. Aber wir mussten Richtung Berge. Bricca, glaubst du wir schaffen es bis zu Mama und Papa?
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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22.12.2019 13:25
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