Ich zuckte bei @Naron 's Worten mit den Ohren. Ich verstand nicht ganz, was er meinte - wohl auch weil ich davon abgelenkt wurde, dass die anderen sich in Bewegung setzten. Auf die Worte meines Vaters hin brummte ich kurz und lief dann rasch @Szary nach. Ich wollte unbedingt mal etwas anderes sehen als nur den Flusslauf und das Ufer! Ab und an ging meine Nase schnuppernd zu Boden, nur dass ich im nächsten Moment mit eiligen Pfoten Mama nach setzte.

-- > Rudelplatz Schattenwölfe

Ich hatte Dash nachgesehen und wollte ihm folgen, doch dann entschied ich mich in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.

-> Freie Gebiete, Wald.

-> Rudelplatz Schattenwölfe

Leichtfüßig lief ich in einem gleichmäßigen Tempo vor Dash her. Ich konnte seinen Atem an meinem Fell deutlich spüren, doch ich ließ mich nicht beirren. Ohne Umwege schlug ich den Weg zum Schwarzbach ein, suchte das Dickicht nach einer geigneten Stelle mit den Augen ab und schlängelte mich dann elegant durch die Öffnung. Ein kurzer prüfender Blick, bevor ich die Stelle als geeignet empfand. Obwohl noch nicht alles blühte, war diese Stelle durch das Dickicht vor neugierigen Blicken geschützt und bot am Rand des Baches eine kleine Ebene mit Kiessteinchen, welche unter meinen Pfoten knirschten, während ich ohne mich umzusehen einfach weiter aufs Wasser zu lief. Erst beim trinken fiel mir auf, wie durstig ich eigentlich war. Gierig schluckte ich das kühle Nass.

Ich folgte Bijou wie hypnotisiert, wobei ich nicht einmal daran dachte wohin wir gingen oder warum wir überhaupt unterwegs waren. Erst als sie an einer geschützten Stelle zu trinken anfing, schaffte ich es wieder etwas zu mir zu kommen und zuckte unfreiwillig etwas unsicher mit den Ohren, während ich den Kopf schüttelte. Was war denn nur los mit mir? Gut, ich wusste schon theoretisch was los war, aber so schlimm war es doch bisher noch nicht gewesen. Ich war mir nicht recht sicher was ich tun sollte, denn so intensiv hatte ich die Paarungszeit noch nie gespürt, ich war auf dem Gebiet völlig unerfahren.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich den weißen Wolf, der in einigem Abstand stehen geblieben war. Fast, als würde er einen Sicherheitsabstand einhalten. Mein Instinkt ließ einen Zweifel aber gar nicht zu. Ohne Scham wedelte ich mit der Rute meinen Geruch in Richtung Dash, während ich erneut meinen Kopf zum Wasser senkte um zu trinken. Als ich ihn erneut hob, drehte ich ihn langsam zu Dash. "Hast du keinen Durst?" Mit unschuldigem Blick sah ich dem Weißen in die Augen. Es war mir in diesem Moment egal, ob er Durst hat oder nicht. Ich wollte, dass er näher kam.

Ich, uuuh... Es war schwer auch nur einen Gedanken zu fassen, der nichts mit Bijou oder ihrem Körper zu tun hatte, in meinem ganzen Körper herrschte ein beinahe unerträgliches Kribbeln, das ich nicht und nicht los wurde. Wie hypnotisiert folgte ich Emmas indirekter Aufforderung, doch als ich dann neben ihr stand, verschwanden auch die letzten Rationalen Gedanken aus meinem Gehirn. Ich konnte nur noch fühlen und riechen und was ich fühlte und roch war Bijou. Ich konnte die Kontrolle nicht mehr behalten und gab alles an meine Instinkte ab, die mich nun leiteten, auf meiner Mission Bijou in die Büsche zu bringen und der Natur ihren lauf zu lassen.

Ein Zittern durchfuhr meinen Körper, als Dash näher kam. In diesem Moment blendete ich alles um uns herum aus. Es gab nur noch ihn und mich, wie ein Ying Yang. Ich hörte weder das Plätschern des Baches, noch den Wind in den Bäumen. Nur noch seinen Atem und den Klang seiner Stimme. Ich war bereit. Langsam trat ich einen Schritt zur Seite um mich zu drehen und drückte meine Rute zur Seite weg. Mein Hinterteil war nun zu Dash gedreht. Voller Vorfreude hielt ich still.

Bijou in die Büsche zu kriegen war äußerst leicht, sie bot sich mir förmlich an, ich musste bichts weiter tun ala meinen Instinkten zu vertrauen und sie zu besteigen. Nachher drehte sich mir förmlich der Kopf, doch ich fühlte mich äußerst gut. Ich hatte mich neben Bijou nieder gelassen und schleckte ihr über den Rücken, wo ihr Fell meinetwegen nun zerzaust war, um das zu beheben.

Schwer atmend ließ ich mich einfach an Ort und Stelle nieder. Erst im Nachhinein wurde mir das Gewicht des weißen Wolfes neben mir bewusst und ich merkte, dass meine Beine zitterten. Ich gab dem Impuls einfach nach und genoss es, dass er mein zerzaustes Fell versuchte wieder in Ordnung zu bringen. "Mhhhhhh...." murmelte ich mit geschlossenen Augen. Ich fühlte mich rundum glücklich und zufrieden und eine innere Ruhe bereitete sich in mir aus. Vorsichtig steckte ich meine Nase in sein weißes Fell und sog den Geruch ein. Ich konnte mir selbst nicht erklären, wieso ausgerechnet Dash mir vom ersten Moment nicht mehr aus dem Kopf ging und ich mich zu ihm wie zu keinem anderen so hingezogen fühlte. Mit geschlossenen Augen blieb ich einfach neben ihm liegen.

Nachdem Bijous Fell wieder so glatt war wie es sich gehörte legte ich meinen Kopf auf ihren Nacken, meine Rute schwang ohne mein Zutun glücklich und langsam hin und her. Ich wusste micht ganz was das war, was ich für Bijou fühlte, nur, dass es stärker war, als das was ich bisher für eine Fähe empfunden hatte. So ganz anders als meine Gefühle für Aylia oder Billy, doch sie wurden diesen langsam in ihrer Stärke ähnlicher. Bijou roch immer noch sehr gut, doch das brennende, ablenkende Gefühl in meinem Magen hatte sich beruhigt und brummte nur noch leise vor sich hin.

Auch wenn es mir widerstrebte, öffnete ich die Augen. Dash hatte seinen Kopf auf meinem Nacken abgelegt, daher musste ich vorsichtig unter ihm hervor kriechen. Ich wollte in diesem Moment nicht nachfragen, was das eigentlich zwischen uns war, weil ich mir selber nicht sicher war. Ich war verwirrt. Normalerweise trennten sich hier immer meine Wege mit den Rüden und jeder ging fröhlich seinen Weg. Aber sobald ich nur daran dachte, dass Dash vielleicht noch eine andere Wölfin treffen würde, stieg Wut in mir auf. Dabei war der Gedanke so lächerlich, ich hatte gar kein Anrecht auf ihn.... oder doch? Irgendwann würden wir darüber reden müssen, aber nachdem ich wieder klar denken konnte, fiel mir unsere eigentliche Aufgabe ein. Vorsichtig lächelte ich, vermied es aber Dash direkt in die Augen zu sehen. "Wir sollten diesen grauen Wolf finden." meinte ich sanft.

Ich hob verwirrt den Kopf, als Bijou sich von mir löste, doch ließ sie natürlich sofort ihren Willen haben, nie hätte ich sie jetzt versucht festzuhalten, auch, wenn ich ihre Wärme sofort wieder vermisste. Ich brauchte ein paar Sekunden um den Sinn hinter ihren Worten zu verstehen, die sie eben geformt hatte, doch als ich es tat, sprang ich gleich auf die Pfoten und schüttelte mein Fell durch. Wie hatte ich das vergessen können? Wie konnte ich nur so selbstsüchtig sein? Wir mussten herausfinden was mit Stín geschehen war, der einzige zu dem eine Spur führte war vermutlich Tristan, den mussten wir nun suchen. Reiß dich zusammen, du hast Pflichten, hör auf an dich selbst zu denken. Richtig, suchen wir im Wald nach seiner Fährte. Rasch setzte ich mich in Bewegung, das würde mir hoffentlich helfen meinen Kopf frei zu bekommen.

(Wald)

Dash sprang schneller auf die Pfoten, als mir lieb war und sofort bereute ich es, dass wir nicht noch ein wenig zusammen gekuschelt hatten. Doch mir war klar, dass ich ihn nicht von seinen Pflichten abhalten durfte. Also stand ich auch auf und schüttelte die letzte Entspannung von mir, ehe ich nur nickte und Dash in den Wald folgte.

-> Wald

Witternd war ich den ganzen Weg zurückgelaufen. Es hatte den Anschein gemacht, dass Naron gar nicht in Richtung des Rudelplatzes aufgebrochen war. Irgendwie beunruhigte mich das noch mehr. Ich versuchte jedes Duftmolekül in der Luft zu erhaschen, jede Fährte an jedem noch so kleinen Grashalm und Laubblatt. Noch nie war ich eine begnadete Sucherin gewesen, meine Stärke war nie das aufspüren der Beute sondern die Hetze gewesen. Allein der Gedanke daran lies meinen Magen knurren. Wie lange hatte ich nichts gegessen? Ich erinnerte mich gar nicht mehr, doch jetzt war auch nicht der richtige Zeitpunkt an Fleisch zu denken.
Wo bist du, wo bist du, wo bist du? Ein wenig unkontrolliert zog ich Bahnen von links nach rechts und wieder zurück, immer mit der Nase auf dem Boden.
Sein Geruch war da, aber er war längst nicht mehr so stark.
Naron? Mein lautes bellen zerschnitt die Stille. Einige Mäuse verschwanden panisch in ihren Erdlöchern.

Es kam mir vor als hätte ich eine schiere Ewigkeit nach Naron gesucht. Stunden waren Tagen gewichen. Ich hatte jeden verfluchten Stein umgedreht, jede Geruchsspur verfolgt und dennoch war ich erfolglos. Ob es an meinen beschränkten sucherischen Fähigkeiten lag oder ob Naron wirklich verschwunden war?
Das kleine Kaninchen das zwischen meinen Pfoten lag, war ein schmaler Trost. Irgendwann hatte der Hunger mich übermannt und ich hatte jagen müssen. Das kleine Tier war offensichtlich an der Hasenpest erkrankt und saß zusammengekauert mit blinden, geschwollenen Augen wie auf dem Präsentierteller. Es wäre eine Verschwendung gewesen und so hatte ich mich entschlossen dem Leiden ein Ende zu bereiten. Nicht ganz uneigennützig versteht sich.
Während ich das magere Fleisch verschlang, sinnierte ich etwas vor mich hin.
Nimble hatte ich zurückgelassen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Er war auf dem Rudelplatz in Sicherheit, dennoch. Das Gefühl, dass ich eine schlechte Mutter war schlich sind in meinen Kopf. Ich war nicht für ihn da, ich hatte ihm nicht viel beigebracht und nun lies ich ihn alleine, wälzte die Verantwortung auf das Rudel ab, irgendwer würde sich wohl um ihn kümmern.