Wo war ich denn hier gelandet? Missmutig schlich ich mich weiter und entdeckte eine fährte. (Kanaille) Diese roch vielversprechend und ich konnte meinen Frust ablassen. Ich folgte dieser mit einem freudigen knurren.

>>>Lachsfluss

Die wabenden Nebel umhüllten mich und ließen mich durch mein Fell nahezu unsichtbar werden. Dieser Geruch...hmm Ich schloss kurz die Augen. Es roch hier ganz klar genau so, wie der Fellbüschel den Gin mitgebracht hatte. Mein Nackenfell stellte sich auf, meine Schnauze zog sich in Falten und ein tiefes Knurren rutschte mir heraus. Wenn ich dich noch einmal bei uns erwische dann wirst du dir wünschen, dich hätte der schwarze Wolf des Todes schon viel eher geholt!

Fröhlich ging ich weiter, bis uns urplötzlich schwerer dichter Nebel umhüllte. Es war unheimlich und ich verlor etwas die Orientierung, konnte man doch kaum mehr als eine Pfote weit sehen. Allerdings wollte ich vor Ago nicht feige wirken und es war ja auch irgendwie spannend.Ich blieb stehen, um sicherzugehen, dass ich meinen Bruder nicht verlor. "Achtung, ich bin stehengeblieben", sagte ich aber auch mittellaut, um zu vermeiden, dass ich wieder angerempelt wurde.

<< Schwarzbaum (Schattenwölfe)

Meine Ohren zuckten leicht, als uns weiße Schlieren umhüllten. Sie tanzten wie verlorene Seelen über den Grashalmen. Eilig beschleunigte ich meinen Schritt, um zu meinem Bruder aufzuschließen und wäre fast wieder gegen sie gerannt. Doch ihre Warnung erreichte mich rechtzeitig und ich blieb stehen, wobei sich meine Rute zwischen meine Hinterläufe zog. "Mir gefällt es hier nicht!", beschwerte ich mich leise und drückte mich etwas gegen sie, den Nebel nicht aus den Augen lassend.

Bekomm ich diesen wiederlichen Gestank denn nie mehr aus der Nase?! Ich schnaufte, doch es roch weiter nach Schattenwölfen. Schließlich konnte ich den Quell meiner Pein entdecken. Zwar war der Nebel dicht, doch meine Nase lies mich sehen was meinen Augen verborgen blieb. Zwei Wölfe kaum fünf Wolfslängen entfernt und sie rochen verdächtig nach Schattenwölfen. Aus meiner Kehle kam ein dunkles Knurren und die Wut lies mich schier wahnsinnig werden. Die wenigen Sekunden die es brauchte um den Abstand zwischen uns zu überbrücken, kamen mir vor wie Jahre. Jeder Schritt war bedacht und doch so unwirklich. Als ich neben sie trat, schubste ich den kleineren der Wölfe, eine Fähe, einfach mit meiner Schulter weg. Mit gefletschten Zähnen stand ich dem Rüden gegenüber. Er war kleiner als ich und sehr sicher auch schwächer und unerfahrener als ich. Doch das interessierte mich nicht, meine Wut flackerte wie ein wildes Feuer in meinem Fleisch. Ihr Schattenwolf-Abschaum! Ich packte den Weißen in seinem Nacken, fast wie ich es bei einem Welpen tun würde, doch gruben sich meine Zähne in sein Fleisch bis sie auf Blut trafen.

Wäre er uns nicht so entgegen gestürmt, wären wir wahrscheinlich gegen der großen Rüden gerempelt, denn er war im Nebel noch schlechter zu erkennen, als mein Bruder. Ihn nicht zu sehen konnte aber nicht verhindern, ihn zu spüren. Im hohen Bogen wurde ich zu Boden gestoßen, so weit, dass ich würde es nicht aus einer gezielten Richtung so schmerzen, nicht wüsste wo sich das Geschehen abspielte. Für ganze 5 Sekunden ringte ich nach Luft, dann war etwas anderes wichtiger als zu atmen.
Ago stand da noch ganz allein.
Ohne zu wissen, was dort geschah schleppte ich mich zurück, nur um meinen Bruder in den Fängen der Horrorgestalt zu finden, die ich jetzt erst genauer sehen konnte.

Überrascht fiepste ich leise, als aus den weißen Schlieren ein gefährliches Grollen ertönte. Unwillkürlich drückte ich mich enger gegen Alona und drehte meine Ohren unbehaglich zurück - Was in aller Welt war das denn? Dann brach eine helle Gestalt durch den Nebel. Die weißen Schleier schienen im bereitwillig Platz zu machen und umspielten seinen Pelz. In seinen Irden flackerte die Wut, wie ein Waldbrand in tiefster Nacht. Er schubste einfach so meinen Bruder aus dem Weg und ich gab einen protestierenden Laut von mir, zog meine Rute aber dicht unter meinen Bauch.
Erschrocken starrte ich zu ihm empor, als er uns beleidigte und ich wollte... ich wollte mich verteidigen - wir gehörten doch gar nicht zum Rudel! Doch kein Wort verließ meine Kehle und plötzlich gruben sich scharfe Zähne in meinen Nacken. Schmerz entbrannte und ließ mich laut aufjaulen. Überrascht und Angsterfüllt. Ich war vollkommen erstart, einer Statue gleich und nur mein Herz raste in meinem Inneren. Erst ein paar Sekunden später übernahmen meine Instinkte und alles in mir schrie nach Flucht, obwohl dies wohl das mitunter schlimmste war, was ich in diesem Moment unternehmen könnte. Ich stemmte mich gegen den festen Griff, während mein Jaulen nun ein einziges Wort bildete: "Alona!" Es war zwar schwer verständlich, aber dennoch hörbar.

Ich hörte seine Stimme, ich spürte sie durch meine Zähne bis in meinen Kopf pochen. Alona. Ich hatte einen Namen zu einem der beiden. Der Rüde zappelte kaum in meinem Griff. Zwischen meinen Fängen tropfte der Speichel auf den Boden. Möglicherweise war es Mordlust. Die beiden Schattenwölfe schienen etwas jünger zu sein als ich. Die Fähe war nach unserem Zusammenstoß im Nebel verschwunden. Ich konnte sie nicht mehr ausmachen.

Als ich sah, was er mit meinem Bruder anstellte war kein Humpeln mehr zu sehen. Ich war fest entschlossen und sprang auf ihn zu, mein Körper ignorierte den Schmerz ich ergriff seine Schultern fest und baumelte mit allem Gewicht herab. Mein Biss war nicht besonders kräftig, aber meine Zähne waren so scharf wie die eines jeden anderen. "Laff ihn lof", befahl ich bedrohlich.

Vor Schreck tat ich tatsächlich wie die Fähe befahl und ließ den Rüden fallen doch vorher hatte die Haut in seinem Nacken nachgegeben und meine Zähne waren auf Knochen getroffen. Doch nun schnappte ich nach ihr. Ich er wischte ihr Hinterbein, biss zu bis es knirschte. Das Blut in meinem Maul gab mir einen Rausch. Ich zog an dem Bein, in der Hoffnung sie ließe los. Ihre Zähne rissen an meinem Fell und meiner Haut, sodass sich das weiss rot färbte. Ich spürte meinen eigenen Schmerz kaum.

Mein Nacken brannte und jede Bewegung sandte eine Welle an Schmerz durch meinen Körper, als würde ich lebendig verbrennen. Ich verstand nicht was passierte... oder warum es überhaupt so war! Was hatten Alona und ich denn getan, dass dieser Rüde auf uns losging? Inzwischen wurde mein Jaulen zu einem erbärmlichen Winseln, gespickt von Verwirrung und Furcht. Blut sickerte durch mein Fell und färbte es tiefrot. Dann tauchte mein Bruder wieder zwischen den Nebelschwaden auf und mein Blick hing hilflos auf ihr, als sie den Rüden schließlich attackierte.
Ich fiel zu Boden, doch der Schmerz in meinen Nacken schien geradezu zu explodieren. Für einen kurzen Moment lag ich reglos da. Sogar mein Winseln verstummte für ein paar Sekunden. Dann lief ein Zittern durch meinen Körper und mit ihm jaulte ich meine Schmerzen in die Welt hinaus. Flüssiges Feuer lief durch meine Adern und mit einem letzten Aufbäumen, versuchte ich auf meine Pfoten zu kommen. Ich kroch, floh in Panik und sackte nur mehr einen Meter entfernt endgültig zusammen. Mein Atem schnell und flach, während sich mein Pelz unaufhörlich rot färbte und Blut aus meinem Maul sickerte - mein Jaulen war zu einem verzweifelten, schmerzerfüllten Winseln geschrumpft. Verschwommen und dunkel erkannte ich Alona, die sich dem Rüden entgegenstellte und dann... war da nur noch Dunkelheit. Nur noch ein letztes, leises Fiepen entrang sich meiner Kehle: "Ma...ma..."

>>Ago verlässt die Welt der Lebenden<<

Als der böse Wolf Ago los ließ hatte ich ja mein ziel erreicht und lockerte ebenfalls meinen Biss. Ein dumpfer Schlag ergab sich hinter mir, doch anstatt selbst auch einfach zu Boden zu fallen, beschrieb ich eine Kurve, denn mein Bein erfuhr dieselbe Behandlung wie mein Bruder. Von diesem ging ein sehr unangenehmes Geräusch aus, und mein Schmerzgefühl kam wieder zurück. Auch schmeckte ich nun die ekelhafte Flüssigkeit, die ihren Weg von meinen Zähnen auf die Zunge fand. Ich zappelte wie wild, um wieder zu Boden zu kommen.

Irgendwie hatte ich mich mit den Zähnen ein Stück hochgekämpft und schließlich fand ich an ihrer Hüfte halt und konnte mich der Wölfin mit einem Zug entledigen. Hechelnd versuchte ich Luft zu bekommen, nachdem sie neben mir auf dem Boden aufgekommen war. Bist du verrückt geworden? Mein Blick fiel auf den Rüden, der reglos liegen geblieben war. Sein Brustkorb bewegte dich nicht mehr. Shit! Mein Blick war hitzig und gestresst, als er wieder auf die Fähe fiel. Lebt noch. Es war eine nüchterne Feststellung. Ich machte zwei Schritte rückwärts. Der Nebel raubte mir sogleich die Sicht. Mein Kopf dröhnte, beim hecheln tropfte Blut auf den Boden. Das alles erinnerte mich an eine allzu bekannte Situation.

Als ich den Boden unter mir wieder spürte, versuchte ich vor ihm weg zu kommen. So schnell er aufgetaucht war, so schnell konnte er offensichtlich auch verschwinden. Ich nahm kurz meinen Zustand auf. Mein rechtes Hinterbein gehorchte mir nicht mehr und ich hatte einen stechenden Schmerz in der Brust. Aber ich konnte mich noch bewegen. Meine drei übrigen Beine schleppten mich zu Ago, der sich nicht bewegte. Ein beachtlicher Teil seines Halses fehlte und der Rest war verdreht. Rote Flüssigkeit strömte gemächlich heraus. "Ago, rede mit mir", heulte ich. Aber er antwortete nicht. Ich musste schleunigst zurück zum Rudelplatz. Fragen strömten mir durch den Kopf, doch ich hatte wichtigeres zu tun als über Antworten zu grübeln. Ich wollte Ago greifen um ihn zu ziehen. Sonst hätte ich ihn am Nacken genommen, aber das war nun ausgeschlossen. Ich griff ihn am Rücken und zog ihn so weit ich konnte.

->Dunkelfelsen

Der Schmerz in meiner Schulter war unerheblich. Das Blut war schon verkrustet und bildete einen unbequemen und juckenden Knubbel mit meinem Fell. Du Dummwolf hast es schon wieder getan!
Was blieb mir schon übrigen als feige zurück heim zu ziehen.

(Rudelplatz, Zigeuner)