Am Rand zum Platz blieb ich stehen und wartete auf Gin, direkt legte sich wieder das Gewicht auf mein Herz. Es ist unser Zuhause gewesen, hier waren so viele Erinnerungen. Ich wurde plötzlich sehr müde und starrte einfach geradeaus zu den Bergen.

Langsam und gemächlich trottete ich der kleineren Fähe hinterher. Sie war schneller als ich, immerhin war ich auch verletzt. So also sah ich keinen großen Sinn darin, schneller zu laufen als ich konnte. Als der Pfad endete, blieb ich neben Xena stehen und betrachtete den weiten Platz vor mir. Einige Wölfe tummelten sich auf diesem, doch Xena hatte Recht:
Das Rudel war nicht besonders groß. Doch mir stachen auch nur zwei junge Wölfe ins Auge, die sich wie ein Ei dem anderen gleichten. Xena sprach von Zwillingen. Fragend nickte ich auf die beiden Welpen. Sind das seine Söhne?, fragte ich leise und musste bereits lächeln. Ich liebte Welpen.

Xena

Ich hatte es meine eisernen Selbstbeherrschung zu verdanken nicht zusammen zu zucken als Gin neben mir auftauchte. Zwar hatte ich auf ihn gewartet aber ich war so in Gedanken vertieft gewesen, dass ich ihn nicht hatte kommen hören.
Still sah ich weiter gerade aus bis ich erst nickte und dann lächelnd sprach, der dort hinten bei der roten Wölfin und dem schwarzen ist Toboe. Der andere an der Höhle ist Jace, er ist ein Papa Kind gewesen. Für ihn wird es besonders schwer, ich glaube er weiß es noch nicht wirklich. Zum ende des Satzes schwand mein Lächeln und meine Stimme wurde leiser. Gins Anwesenheit tat gut und ich konzentrierte mich auf ihn um nicht abzuschweifen in meine Trauer.

Ich knurrte verspielt und sprang immer wieder im letzten Moment weg, wenn Toboe versuchte den Stock zu erwischen. Vielleicht war dies ja auch eine Art Training? Ich bekam erst mit, dass wer Fremdes den Rudelplatz betrat, als Gins Geruch zu mir getragen wurde. Hierdurch wurde ich unaufmerksam, was dazu führte dass Toboe nun das andere Ende des Stocks erwischte. Meine Augen blitzten auf, während wir beide spielerisch knurrend nun ein regelrechtes Tauziehen mit dem Stock veranstalteten. Allerdings hatte mein Körper noch nicht die volle Kraft zurück, so dass ich nach einer Weile losließ und Toboe angrinste. Jetzt pass nur auf dass er ihn dir nicht wegnimmt. Dabei nickte ich mit einem neckenden Blick zu Phoenix. Dann wand ich mich um und sah zu Gin und Xena. Leicht besorgt stellte ich fest dass letztere kraftlos wirkte. Das liegt bestimmt daran, das Luen fort ist.. Ich sah Gin einen Moment ruhig an und wedelte dann leicht mit der Rute. Wenn Xena ihn mitgebracht hatte, vertraute sie ihm wohl. Langsam trat ich zu den beiden und rieb sachte meinen Kopf an dem von Xena. Kann ich dir helfen? Ich ließ meine Stimme absichtlich gedämpft.

Ich schaute immer wieder suchend um mich, versuchte, den flauschigen Riesen zu erspähen. Hinter mir in der Höhle, vor mir auf dem Platz. Nichts. In meiner Verzweiflung machte ich sogar Fortschritte in meiner Wahrnehmung, in dem Sinne, dass ich versuchte, irgendwo den gleichen Geruch zu spüren. Ja, er haftete an mir und auch an der Umgebung überall, aber es war anders. Ich bekam es so allein hier auch mit der Angst zu tun, allerdings brannte sich eine Vorstellung in meinen Kopf ein, dass Papa gar nicht mehr zurück kommen würde, wenn ich jetzt den mir zugewiesenen Platz verließ.
Am Rand des Platzes tauchte Mama wieder auf, in Begleitung eines großen Wolfes. Ein Lichtblick, doch die Enttäuschung danach war nur viel Größer. Es war nicht Papa. "Mamaaa!", schrie ich hilflos und vereinzelte Tränen kullerten mein kleines Köpfchen hinab.

Ich lächelte und rieb meinen Kopf an Kasai, dann trat ich zurück und schüttelte den Kopf ,nein alles in Ordnung das ist Gin. Er ist... Weiter kam ich nicht da aus der Nähe der Höhle ein trauriges Stimmchen kam. Entschuldigt mich,schwierige Zeit, sagte ich zu beiden und warf Gin einen entschuldigenden Blick zu. Mein Mutterinstinkt jagte in die Höhe und ließ mein Herz rasen. Schnell war ich bei Jace, schhh alles gut ich bin ja da. Hast du schlecht geträumt?. Sanft strich ich ihm über den Kopf und den Rücken. Machte leise beruhigende Worte und versuchte seine Tränen weg zu wischen. Er vermisste Luen so sehr wie ich oder vielleicht noch mehr denn in seiner kleinen Welt gab es lange nur uns beide. Er war eine stützende Säule gewesen, die ich jetzt übernehmen musste.

"Nein." Ich wünschte, es wäre ein Traum, aber ich musste feststellen, dass ich sehr wohl wach war. "Wo ist Papa?", quiekte ich und sah Mama verloren wimmernd und vorwurfsvoll an.

Ich sah über seinen Kopf hinweg in die Baumwipfel und schloss eine Sekunde die Augen. Ich wusste, dass es kommen würde aber trotzdem zeriss es mein Herz. Weißt du mein Schatz, Papa ist auf eine Reise gegangen. Nicht freiwillig, er musste gehen und wusste nicht wann er wieder kommen kann. Er hat euch beide furchtbar lieb.
Ich habe einen besonderen Gast mit gebracht der euch kennen lernen möchte, es ist Papas Bruder. So wie Toboe dein Bruder ist.
Siehst du den großen Wolf da hinten ? Das ist Gin. Sagte ich sanft und strich weiter über seinen Kopf und Rücken.

"Aber", stammelte ich. Weiter wortlos vergrub ich meine Schnauze in Mamas Fell. Es war nicht so flauschig wie das von Papa. Enttäuscht ließ ich mich auf mein Hinterteil fallen und starrte Mama in die Augen.

Ich sehe ihn an und wartete ob er noch etwas sagen möchte aber? ,frage ich sanft als er nicht weiter redet. Er scheint unzufrieden und plötzlich bin ich mir unsicher, ich bin überfordert mit der Situation. Es fühlt sich an als würde ich ertrinken, meine Lungen haben nicht genug Platz sich aus zu dehnen. Ich bin nicht genug, aber ich bin alles was sie haben. In diesem Moment ist der Schmerz so groß wie er noch nie war , die Last so schwer dass ich drohe darunter zusammen zu brechen. Meine Rutenspitze zittert, das ist nach außen hin das einzige Anzeichen für meine innere Unruhe. Schnell öffne ich die Augen sonst wäre ich auf gesprungen und gerannt bis meine Beine unter mir nach geben würden. So weit in eine Richtung dass meine Pfoten bluten würden , aber der Anblick der traurigen verängstigten Gestalt an meinem Fell gibt mir die Kraft sitzen zu bleiben.
In mir bricht ein weiterer Riss , die Mauer darum wird härter, höher. Ein Blick zu Gin lässt mich inne halten und ein klein wenig zur Ruhe kommen . Er ist die letzte Verbindung zu Luen, es ist fast als wäre das unsichtbare Band das uns verbunden hat, doch noch da.
Als lief es durch ihn hindurch, als wäre ein Rest von dem braunen sanften Riesen in dem hellen Wolf verankert und vielleicht war es auch so.

Ich nickte und betrachtete weiterhin eingehend die kleinen Wölfe. Der Spielende, Toboe, beschäftigte sich mit seinen Rudelgenossen, während sein Brüderchen vor der Höhle saß und unglücklich dreinschaute. Besorgnis ereilte mich und ließ mich die Ohren nervös zurückdrehen. Xena unterdessen suchte die Nähe ihres Sohnes, der laut ihren Worten sehr unter Luens Fortgang litt. Bedauernd senkte ich meinen riesigen Kopf. Mein Bruder hatte sich hier etwas aufgebaut. Doch nun hatte er seine Familie viel zu früh verlassen müssen. Die Anwesenheit einer roten Fähe lenkte mich von meinen düsteren Gedanken ab, sie war schon vor Minuten erschienen und hatte leise mit Xena gesprochen. Ich hatte meinen Kopf spontan weggedreht. Es gehörte sich nicht fremde Gespräche zu belauschen. Nun war Xena fort und ich stand am Randes des Platzes wie bestellt und nicht abgeholt. Unschlüssig beobachtete ich das Treiben auf dem Rudelplatz und ließ meine Rute dabei neutral gesenkt.

(Bin grade auf Arbeit, daher kann ich mich mal wieder nicht umloggen -.-)

Kasai.

Ich hatte Xena nachgesehen, als Jace nach ihr rief. Ein stechender Schmerz durchzog mich. Ohne Luen..wie soll es weiter gehen? Er war unser aller Säule, nach der wir uns gerichtet haben. Eine Weile beobachtete ich Xena und Jace, blickte dann kurz zu Toboe, ob er und Phoenix wirklich spielten. Dann sah ich mit aufmerksam aufgestellten Ohren und leicht hin und her schwingender Rute zu Gin. Dein Name ist Gin, wenn ich das richtig verstanden habe. Mein..mein Name ist Kasai.. ich stotterte leicht, was wohl daran lag, dass ich nicht wusste ob ich dem hellen Rüden wirklich trauen konnte, auch wenn seine Haltung neutral, ja ruhig blieb. Ich legte etwas den Kopf schief. Mir fiel auf dass Gin durchaus etwas hatte, das mich an jemanden erinnerte, doch konnte ich nicht sagen an wen. Ich stieß schließlich ein Seufzen aus und ließ mich auf die Hinterpfoten sinken. Ich sollte bald jagen, die anderen werden sicher alle Hunger haben.. Mein Blick glitt Richtung Wald.

Ruhig, so wie eh und je, blieb ich stehen und setzte mich irgendwann schließlich hin. Ich überragte nach wie vor so ziemlich jeden auf dem Rudelplatz, doch war ich an dieses Manko gewöhnt. Die zitternde Stimme der roten Fähe ließ mich den Kopf wenden und sie freundlich ansehen. Meine Ohren spitzten sich und ich neigte leicht meinen Kopf. Freut mich Kasai, ja ich heiße Gin. Sanft lächelte ich, dann sah ich wieder zu Mutter und Sohn. Der Anblick des jungen Wolfs war besorgniserregend. So jung und schon seinen Vater verloren. Meine Miene wurde etwas unglücklicher, doch versuchte ich optimistisch zu bleiben und mich nicht auf negativen Dinge zu konzentrieren. Wie lange ist Luen denn schon weg? Die Frage ging an Kasai.

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf, als Gin mich ansprach und senkte etwas beschämt den Kopf, weil ich derart unaufmerksam einem Gast gegenüber war. Ich..ich weiß es nicht. Ich schloss einen Moment die Augen. Ich darf nicht..nicht daran denken, ES nicht wieder zu mir lassen.. Als ich die Augen öffnete lag Schmerz und auch Angst in ihnen. Das letzte woran ich mich erinnere..als ich Luen zuletzt sah..da..da war der..Dämon so stark in mir, das..das Luen mich in eine tiefe Grube warf. Danach habe ich ihn nie wieder gesehen. Wie lange mochte ich in der Grube gewesen sein, ehe mich der Tod fast einholte? Ich vermochte es wirklich nicht zu sagen. Doch wenn ich meine Pfoten betrachtete, so musste es lange sein. An vielen Stellen meines Körpers war noch immer zu erkennen wie unterernährt ich war. Ob meine Kraft zum Jagen reichen würde? Ich wollte nicht, dass Xena erneut die Jungen verließ. Wenn diese schon ihren Vater verloren, so sollte wenigstens ihre Mutter ihnen bleiben.