Ich hatte schweigend neben Shizukani gesäßen und auf den Boden gestarrt. Ich konnte das Rudel doch jetzt nicht im Stich lassen! Ich hatte schon das ein oder andere über Heilkunde gelernt..und würde mein Bestes tun um noch mehr zu lernen..aber ich konnte unmöglich das Tal verlassen! Lyv und das Rudel brauchten mich! Ich sah Shizukani ernst an, erhob mich und tapste aus der Höhle, setzte mich an den Rand des Plateaus und starrte in die Ferne. So sehr ich es mir auch gewünscht hatte mal mehr zu sehen, als nur das Rudelgebiet, so konnte ich das Tal nicht verlassen. Wollte es nicht. Ich seufzte tief und begann dann, mit leicht in den Nacken gelegten Kopf, ein Abschiedheulen für Boreas, Ambi und meine Ziehgeschwister anzusetzen.

Was hätte ich groß sagen oder tun können? Ich war noch nicht solange Teil des Rudels, falls ich überhaupt Teil von diesem war. Bisher hatte ich wenig bis gar nichts mit den anderen zu tun gehabt. Am meisten wohl mit Saikko. Immerhin hatte ich ihr eine Jagdtechnik beigebracht. Bei ihrem ernsten Blick auf mich, wusste ich wie ihre Entscheidung ausgefallen war. So sehr es mich auch schmerzte zu sehen, dass sie ihren eigenen Weg hinter dem Wohl des Rudels zurück steckte, konnte ich dennoch verstehen wieso sie so handelte. Immerhin war sie von Boreas nicht abgelehnt worden. Und das war etwas, was für Saikko besonders zu sein schien. Die Frage war nur, was würde es bringen wenn ich im Rudel blieb? Ich war ja nunmal nicht der Jüngste. Auch war alles was ich anbieten konnte, meine Jagderfahrung zu teilen, was besonders für Welpen und Jungwölfe wichtig wäre. Doch die einzigen die ich hier in diesem Falle da haben würde, waren Saikko und offenbar die Jungen, welche sich bei Whimper und Lina aufhielten.

Seufzend erhob ich mich ebenfalls und folgte Saikko an den Rand des Plateaus. Ich wagte jedoch nicht mit in das Heulen einzustimmen, sondern sah nur in die Ferne.

Lina:
Langsam erklomm ich den Weg zum Rudelplatz. Mit einem Welpen auf dem Rücken und einem Reh im Maul war das dann doch etwas anstrengend... Oben angekommen nickte ich Saikko und dem Wolf bei ihr zu und blieb stehen, um auf Shina zu warten.

Hinter lina kam ich zu stehen. Hier war ich in einem fremden Rudel und das hieß kleiner machen. Gedacht getan, ich senkte den Kopf und zog die Rute leicht zwischen meine hinter Läufe.

Als ich sah, dass wir wieder fast zuhause waren, sprang ich von Mamas Rücken und lief ein Stück vor, nur um wieder zurückzulaufen und vor dem Reh zu stehen zu kommen. Mama sah erschöpft aus, also wollte ich ihr helfen. Ich packte das Reh am Bein und zog daran, doch es bewegte sich kaum von der Stelle. Ich wollte aber unbedingt helfen, also zog ich weiter.

Lina:
Ich sah Athy zu, wie sie versuchte das Reh davon zu ziehen und grinste. Ich schob es mit meiner Schnauze ein Stück in ihre Richtung, dann sah ich Shina an. Zu wem soll ich gehen? Soll ich einfach zu dem schwarzen Rüden gehen, der mit Boreas gesprochen hat, als Whimper und ich hier angekommen sind? Warte... Er hieß Casanova oder so, wenn ich mich nicht irre...Unsicher ging ich auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Unsicher senkte ich den Kopf und zog die Rute ein, da ich nicht wusste, ob es mir Zustand fremde mit zu bringen. Casanova? Kann ich Kurz mit dir reden, oder ist grad eher ungünstig?, fragte ich leise

Gedankenverloren hatte ich in die Ferne gesehen und nachgedacht. Mein Platz dicht neben Lyv und meine Rute auf dem Boden aufgefächert. Wie eine Statur stand ich da bis mich eine unsichere Stimme aus meinen Gedanken holte. Ich kramte in meinem Kopf nach ihrem Namen und lächelte mein helles sorgloses Lächeln. Hallo Lina, natürlich wie kann ich dir behilflich sein?, Ablenkung war gut. Freundliche betrachtete ich die unsichere Haltung der kleineren Fähe vor mir. Mein Grinsen war ein wenig belustigt nur wenn man mich kannte, könnte man an meinen Augen ablesen wie es mir wirklich ging.

Lina:
Ich sah kurz zu Shina, dann wieder zu Casanova. Ich habe eine Fähe gefunden, die sich uns gerne anschließen würde... Sie heißt Shina u die kann gut mit Welpen umgehen. Meine Tochter Athy ist mir nämlich gefolgt, als ich etwas jagen und nebenbei nach meinen Geschwistern sehen wollte und da hat Shina, in Anwesenheit von Pfötchen auf Athy geschaut, damit ich in Ruhe jagen kann... Ich weiß nicht, ob du Pfötchen kennst, oder ob sie im Tal recht bekannt ist, aber ich habe sie aufgesucht, in der Hoffnung, sie könnte mir sagen, wo meine Geschwister sind..
. In meiner Haltung konnte man Trauer sehen, als ich daran dachte, wie meine Geschwister ausgesehen hatten.

Als Boreras ging und kurz darauf sein Abschiedsheulen erklang, war meine Aufmerksamkeit alleine auf Rolf gerichtet. Er schlief glücklicherweise noch, doch ich wusste immer noch nicht wie ich ihm die Situation erklären sollte. Ich war so konzentriert das ich entsprechend Überrascht war, als Lyvianne mich plötzlich von der Seite ansprach. Ich zwang mich sie anzulächeln und sah zu ihr hinab. Wenn du die Stelle annimmst, werden wir hinter dir stehen, bis zum Ende.

Ich trat, nachdem ich Papas Abschiedsheulen vernommen hatte, langsam wieder in die Höhle. Mein Gang war schleppend. Warum jetzt? Warum..? Warum konntet ihr nicht warten bis ich eine richtige Heilerin bin? Bis ich ALLES über das Heilen gelernt habe? Wie soll ich den anderen helfen? Ich weiß doch viel zu wenig. Ich sah Lina zusammen mit einem Welpen und einer Fremden ankommen und schmiegte nachdenklich die Ohren an. Schweigend durchquerte ich die Haupthöhle und blieb dann vor der Schlafhöhle, welche ich mir bisher mit den anderen geteilt hatte stehen. Der Eingang wirkte wie ein großes, schwarzes kaltes Loch. Ich trat vorsichtig hindurch und schnupperte. Noch immer hing der Geruch der anderen hier fest. Ich tapste langsam tiefer hinein und ließ mich dann auf den Boden sinken. Es war niemand da, an den ich mich hätte wärmen, ja anschmiegen können. Aber so war nunmal meine Entscheidung..und auch die von Boreas und den anderen. Vielleicht würde ich ihnen eines Tages wieder begegnen..vielleicht.

Traumlos dämmerte ich in einen tiefen Schlaf über.

Ich seufzte und sah Saikko nach, unsicher ob ich ihr folgen sollte. Sie wirkte im Moment so verschlossen - ja abwesend. Und dass obwohl sie ein Jungwolf war. Ein Jungwolf der noch lernte wie man ein Rudel versorgte. Der lernte wie man Jagd. Doch im Moment wirkte sie auf mich eher wie ein Erwachsener Wolf, dem man eine Bürde auferlegt hatte, welche schwer zu meistern war. Ich sah nachdenklich zu den anderen und erhob mich, trat dann näher an die Gruppe heran, räusperte mich etwas. Ich..naja..bin zwar..sogesehen von Boreas im Rudel aufgenommen worden..aber..so wirklich viel hatte ich mit keinem zu tun. Ich starrte zu Boden. Von daher steht mir nicht zu die Entscheidung des ehemaligen Alphas in Frage zu stellen..ich denke er wird schon seine Gründe gehabt haben, warum er dich als seine Nachfolge ausgewählt hat. Ich neigte kurz meinen Kopf in Lyvs Richtung, ehe ich mich mit etwas Abstand zu den anderen in den Hauptraum setzte.

Lina:
Ich sah die Fähe an, die Boreas anscheinend als Nachfolger ausgewählt hatte und lächelte. Wenn du mir sagst wie du heißt werde ich dich gerne als Alpha akzeptieren! Boreas hat dich schließlich nicht grundlos ausgewählt!

Ich lächelte und nickte, dann herzlich Willkommen Shina. Mein Name ist Casanova, der Beta an Lyviannes Seite. stets zu Diensten, wenn etwas ist dann kannst du zu mir kommen. Sagte ich offen und freundlich, mein schwarzes Fell und meine Größe waren einschüchternd. Das versuchte ich mit offener Freundlichkeit zu überdecken. Ich stand noch immer dicht bei Lyv, nur so ließ sich mein Beschützerinstinkt ertragen der sich nach Boreas verschwinden ins unangenehme gesteigert hatte.
Freundlich betrachtete ich die dunkle Fähe die sich unterwürfig hinter Lina gestellt hatte.

Als ich herzlich willkommen geheißen wurde von einem rüden namens Casanova, entspannte ich mich wieder ein wenig. Danke Casanova, dein Angebot werde ich Dankend annehmen. Ich hoffe es ist nicht schlimm das ich nicht kämpfen kann.
Dafür kann ich andere Dinge. Ich kann gut mit Welpen, kann mich um die altwölfe kümmern und ich bin eine hervorragende Jägerin. sprach ich mit einer Ruhe in der Stimme und senkte Respektvoll den Kopf.