Als ich auf dem Rudelplatz ankam, richtete ich meine Aufmerksamkeit gleich auf die helle, fremde Wölfin. Das muss die Fähe - Nalu - sein, von der Rebell gesprochen hat. Auf leisen Pfoten bewegte ich mich näher auf sie zu. Sie schien zu schlafen und ich war mir nicht hundertprozentig sicher, ob ich sie wecken sollte. Nein, die Wunden hatten zuerst einmal Vorrang. Ihre sowohl die von Rebell - ich würde ihn nicht vergessen. Danach konnte ich sich noch immer weiterhin ausruhen. Allerdings würde ich nichts machen, ohne zuvor die Zustimmung der betreffenden Fähe erhalten zu haben. Somit trat ich noch einen Schritt näher und räusperte mich dann einmal, in der Hoffnung, die Fähe somit halbwegs sanft aufzuwecken. "Entschuldigung?"

Wir hatten uns langsam in Bewegung gesetzt und irgendwie waren wir tatsächlich agekommen. Den Weg hatte ich nicht mitbekommen. Als wir den Platz betraten, ließ die Anspannung und Angst nach, was eine positive Sache gewesen wäre wenn es nicht das einzige gewesen wäre das mich aufrecht stehen ließ. kurz schwankte ich leicht, dann schaffte ich es aber ein Stück zu laufen und mich an einen Baum zu drücken. Ich rollte mich zusammen so klein ich konnte. Da ich sowieso eine kleine Wölfin war, nahm ich nicht viel Platz ein. Mein Kopf war an meinen Bauch gedrückt und meine Rute legte ich darüber. So konnte man nichtmehr erkennen wo meine Gliedmaßen waren. Zitternd atmete ich aus und auch mein Körper zitterte noch eine ganze Weile. Die Erschöpfung gewann ziemlich schnell und zog mich in die Tiefe, doch es war kein ruhiger Schlaf. Durch die vielen Eindrücke hatte ich schlimme Albträume und schlief unruhig. Wahrscheinlich hatte ich bereits eine Menge Energie verbraucht die eigentlich für den nächsten Tag vorgesehen war und würde noch ein oder zwei Tage mit Erschöpfung zu kämpfen haben.

Ich schritt auf den Platz und lies mich irgendwo nieder. Ich beobachtet die Wölfe hier und da viel mir eine Wölfin auf. „Das ist also diese Wölfin.”, ich atmet durch und verdrängte diese komischen Gefühle und schritt mit aufgestellten Ohren und freudigem leichten Schwanz wedeln auf sie zu. „Hallo ich bin Talia und wie heißt du?”, ich versuchte so freundlich wie möglich zu sein und versuchte jeglichen Schmerz mal bei Seite zu legen und Gefühle die mich verwirrten.

Meine Ohren zuckten leicht, als die Wölfe zurück zu ihrem Rudelplatz kamen. Unterbewusst nahm ich die anderen wahr, doch mein Körper war zu müde, als dass ich es wirklich realisierte. Erst als sich eine Fähe direkt vor mir räusperte und mich schließlich ansprach, öffente ich meine Augen und sprang erschrocken auf. Ich bereute das abrupte Aufstehen sofort, denn die Wunde jagte einen stechenden Schmerz durch meinen Körper und ließ mich leise stöhnen. Hallo., sagte ich schüchtern zu der hellen Fähe und senkte meinen Kopf ein wenig, ehe ich zu der anderen Wölfin sah, die sich mir als Talia vorstellte. Erleichtert über ihre Freundlichkeit, ließ ich meine Rute leicht hin und her schwingen. Ich heiße Nalu., antwortete ich freundlich und bemerkte schließlich das grelle, rote Mondlicht, dass zu uns durchdrang. Die Schmerzen in meinem Kopf breiteten sich schlagartig wieder aus und ließen die an meiner Flanke in den Hintergrund rücken. Nicht schon wieder!, dachte ich und winselte leise. Mit meinem Blick suchte ich nach Rebell, der mir in den letzten Nächten so viel Sicherheit gegeben hatte.

„Nalu ist wirklich ein toller Name. Freut mich dich kennen zu lernen. Aber dir scheint es nicht gut zu gehen. Sialuk kannst du ihr den Helfen?“, ich sah die Wölfin bitten an. „Kann ich auch was tun? Bitte ich tu alles damit sie wieder Gesund wird.“, ich trat einige Schritte zurück, als ich merkte wie die Wölfin zusammen zuckte, da ich nicht wusste ob vor schmerzen oder den neuen Wölfen die sich ihr gerade genährt haben, machte ich ihr Platz und auch Sialuk damit sie sich Nalu ansehen konnte. Sie wird nicht sterben und zu den anderen gehen diesmal bin ich schneller! Aber die Wunde sah doch nicht ganz so schlimm aus oder? Aber was wenn sie noch eine Krankheit hat….NEIN sie muss durch kommen und dann können wir vielleicht auch mit Zodiac und ihr spielen! Ich sah Sialuk flehend an. Bitte bitte sag das die Wunden nicht so schlimm sind.

Ich gab Nalu ein kleines Lächeln, als sie sich vorstellte. "Hallo. Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Kannst du mir mitteilen, wo genau du dich verletzt hast?" Sobald ich meine Frage gestellt hatte, wandte ich mich an Thalia. Die junge Fähe war ganz unruhig, selbst, nachdem sie zurückgetreten war. "Ich muss mir die Wunde zuerst anschauen, bevor ich Genaueres sagen kann. Aber meinem ersten Anblick nach, schwebt sie in keiner Lebensgefahr. Keine Sorge, Talia. Und wenn ich Hilfe benötige, werde ich mich sofort an dich wenden."

Als Rebell zu uns kam, sah ich ihn dankbar an. So wie er es versprochen hatte, war er wieder zurück gekommen und ich fühlte mich augenblicklich etwas entspannter. Vielen Dank., sagte ich an Talia gerichtet und biss die Zähne aufeinander, als mich erneut eine Welle von Kopfschmerzen überrollte. Ich freue mich auch., sagte ich angestrengt und sah die beiden Fähen an. Auch wenn es gerade nicht danach aussieht..., fügte ich hinzu. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment platzen und trotzdem spürte ich die Wärme in meiner Brust, die die Worte der beiden Fähen in mir auslösten. Sie waren so freundlich zu mir, obwohl sie mich überhaupt nicht kannten. Wenn nur dieser verfluchte, rote Mond nicht wäre. Einen kurzen Moment sehnte ich mich nach der kleinen Höhle von letzter Nacht. Dort war alles gut gewesen. Ob Rebell nun wieder wütend wurde? Ich sah flüchtig zu ihm, ehe ich Sialuk meine Aufmerksamkeit schenkte. Der Rüde hat mich an meiner Flanke erwischt, als er mich angegriffen hat. Es ging alles so schnell. Ich glaube nicht, dass er tief zugebissen hat, aber es blutet immernoch., versuchte ich der hellen Wölfin zu erklären und schwankte dann leicht, als das Pochen hinter meinen Augen schlimmer wurde. Aber Rebell ist auch verletzt., sagte ich. Auch wenn sie das mit Sicherheit schon längst bemerkt hatten.

Ich warf Rebell einen scharfen Blick zu. "Nicht unwichtig. Deine Wunden sind genauso von Belang. Ich kümmer mich um Nalu und dann bist du gleich als Nächster an der Reihe." Meine Stimme ließ keine Widerworte zu, bevor ich mich sofort wieder an Nalu wandte., die leicht schwankte. "Kannst du dich hinlegen mit der verletzten Flanke nach oben, sodass ich einen besseren Blick auf die Wunde werfen kann?" Und die Fähe mir nicht umfiel. Sie stabiler war. Bis dahin ging ich im Kopf schon einmal durch, was für Kräuter offenen Fleischverletzungen am besten wirkten. Von den Kräutern, die mir bekannt waren. Sofort fiel mir die Brennnessel wieder ein. Wobei.... wobei in diesem Fall wäre Johanniskraut sogar noch geeigneter. Es war nur die Frage, ob welches auf Vorrat da war. Schließlich blühte Johanniskraut nur bis zum September. Und der war mittlerweile schon um.
Ich richtete mich an Talia. "Talia. Kannst du schauen, ob wir noch Johanniskraut auf Lager haben?" Mich daran erinnernd, dass die junge Fähe das Aussehen von Salbei nicht gekannt, fügte ich auch gleich eine knappe Beschreibung hinzu: "Eine krautige Pflanze mit länglichen, spitz zulaufenden Blättern, und fünf goldgelben Kronblättern. Wenn dieses nicht da ist, schau nach Brennnesseln."

Als der rote Mond verschwand, atmete ich erleichtert auf. Die Kopfschmerzen waren wieder weg und ich konnte mich nun viel besser auf meine Umgebung konzentrieren. Mein Blick glitt von Rebell zu Sialuk und ich war wirklich froh darum, dass sie das Ganze nicht so leicht nahm wie der Rüde. Ohne weitere Worte, gehorchte ich der hellen Fähe schließlich und legte mich so auf den Boden, dass sie die verletzte Flanke gut sehen konnte. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass Zayn mir von Sialuk erzählt hatte. Er hatte gemeint, dass wir uns ähnlich sehen würden und während mir dieser Gedanke durch den Kopf ging, betrachtete ich den hellen Pelz der freundlichen Heilerin. Erst als sie Talia ansprach, richtete ich meine Augen auf die andere Wölfin und hörte aufmerksam zu, was Sialuk ihr sagte. Ich hatte überhaupt keine Ahnung vom Heilen und es würde mir vielleicht irgendwann von Nutzen sein, wenn ich mir die Informationen jetzt merkte.

An den Inhalt meines Traumes erinnerte ich mich nicht, nur an das Gefühl so schnell wie möglich weg rennen zu müssen. Mit einem Winseln wachte ich auf und die Veränderung von angenehmer Stille meiner Gedanken zu der lauten Wirklichkeit, war wie ein Schlag in dem Magen. Mein Herz raste. Seufzend ließ ich den Kopf auf den kühlen Boden sinken und kniff einen Moment die Augen zusammen. Ich befand mich auf dem Rudelplatz und als die Erinnerungen zurück kamen, tat mein Herz weh. Meine Glieder fühlten sich erschöpft an und meine Muskeln schmerzten. Das passierte immer wenn ich mich mental so überanstrengte. Ein Stück entfernt erkannte ich Rebell, Talia und Sialuk. Auch eine Wölfin die ich nicht kannte war bei ihnen und ich beobachtete die Gruppe von meiner liegenden Position aus. Es lenkte mich ein bisschen ab und gab mir Zeit mich zu sammeln und meinen Kopf zu sortieren.

Mit heraus hängender Zunge erreichte ich den Rudelplatz. Erneut war ich auf dem Weg hierher 'abgelenkt' worden, von einem Reh - welches aufgrund des Winters Rinde von einem Baum abgeknabbert hatte. Ich hatte es interessant gefunden und mich gefragt ob Baumrinde wohl schmeckte - welches ich mit einem klaren NEIN beantworten konnte - nun jedenfalls jetzt. Ich sah mich einen Moment um und entdeckte eine kleine Traube aus den Rudelwölfen, welche sich um eine mir fremde Wölfin versammelt hatten. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich dort fehl am Platze wäre. Statt dessen sah ich zum Himmel hinauf, an welchem erneut ein roter Mond leuchtete. Ohne dass es mir bewusst war, weiteten sich meine Pupillen, ehe ich mich umsah. Mamaa! rief ich mit einem Mal fröhlich heraus und trabte an den Rand des Rudelplatzes, wo ich in einen Haufen Blätter sprang und mich darin wälzte und brummte, als würde ich mit einem anderen Wolf spielerisch rangeln. Du bist wieder da! Ich wusste ja dass du mich nicht allein lässt! japste ich dann welpenhaft und hielt meine Vorderpfoten derart in der Luft, als würde ich mit diesen einen anderen Wolf fest halten und leckte durch die Luft vor mir.

„Okay Sialuk ich renn gleich los. Ehm Lager….Dawn war doch da mal ich finde es schon. Danke für die Beschreibung.“, ich trabte über den Platz und ging zu der Stelle hin, aber da ich mir nicht ganz sicher war prüfte ich die Luft und schnüffelte stark herum. Da riecht es stark na Kräutern. Ich schritt rüber zum Ort und prüfte nun die Kräuter die vor mir lagen. Lange spitze Blätter….Ehm…fünf goldene Kornblätter und krautig… Ich tappte an den Platzen ganz vorsichtig herum und schnappte mir dann freudig und vorsichtig zu gleich die gesuchte Pflanze. „Ab sie!”, nuschelte ich voller Freude und legte ich sie vor Sialuke ab.