Amüsiert beobachtete ich Kibo, wie er wie ein Pony auf der Stelle tänzelte. Die alten Knochen in Schwung bringen? Schelmisch grinsend stand ich auf und streckte meine Glieder, wobei etwas von dem angetrockneten Matsch von meinen Beinen bröckelte. Wäh. Überall unter der Fell-Matsch-Schicht juckte es, also war es mir nur Recht, dass alles langsam abbröckelte. Wenn du irgendwie Hilfe brauchst oder so...? Just in dem Moment als ich es aussprach verstummte ich wieder. Jetzt bot ich schon Fremden meine Hilfe an, was war bloß los mit mir?!

Natürlich! Ich will ja nicht auf mein Ende zukriechen müssen, entgegnete ich entrüstet. Während Morgra sich streckte, hielt ich meine Nase wieder in den Wind, um die Fährte des Rehs aufzunehmen. Als sie mir ihre Hilfe anbot, war an mir sie überrascht anzuschauen. Kurz überlegte ich, wie ich reagieren sollte. Wenn du möchtest kannst du mitkommen. Gab ich schließlich als Antwort. Es war schon länger her, dass ich mit einem anderen Wolf zusammen gejagt hatte. Musst du aber nicht. fügte ich noch schnell hinzu, da ich ihr Zögern bemerkte.

Wieso nicht. Ich hatte es herausgebellt bevor ich wirklich darüber nachgedacht hatte und war aufgesprungen. Jetzt kam mir die Erkenntnis, dass er mich nicht kannte und es möglicherweise Probleme nach dem Riss geben könnte. Verunsichert legte ich einen Moment die Ohren an und sah mich um. Ähm also...ich bin allerdings weniger der Spriter.

Meine Rute wippte leicht, als Morgra zusagte mitzukommen. Jedoch blickte ich sie nachdenklich an, als sie kurz die Ohren anlegte. Das sollte kein Problem sein, sagte ich aufmunternd und überlegte mir eine Methode, wie wir es am besten angehen sollten. Ich grübelte etwas, bis mir wieder einfiel einen eingefrorenen Teich gesehen zu haben. Das könnte klappen. Hoffentlich ist das Eis noch dick genug. Aufgrund ihrer Hufe hätte es das Reh nicht einfach auf der glatten Oberflächen stehen zu bleiben oder spontan die Richtung zu wechseln, ohne zu stolpern. Prüfend blickte ich die schwarze Fähe an. Sie schien kräftig genug, um den tödlichen Biss zu setzen. Du kennst doch bestimmt diesen kleinen Teich hier in der Nähe? Den werde wir nutzen. Du legst dich in der Nähe des Ufers auf die Lauer, während ich das Reh in deine Richtung treibe.

Da ich nie der große Jagdstratege gewesen war, nickte ich nur stumm. Ja ich weiß wo du meinst. Ich schüttelte meinen rauen Pelz und stemmte meine Pfoten in den Schmutz. Dann auf. Kurz wedelte ich, angeregt von dem Gedanken einer nahenden Beute, mit dem Schwanz, dann lief ich langsam vor.

Ich nickte zustimmend und meine Rute wippte freudig, während auch ich loslief und zu Morgra aufschloss. Als ich neben ihr ankam, passte ich mein Lauf ihrem an. Nach einer kurzen Strecke, führte uns die Fährte auf eine leichte Anhöhe. Oben angekommen, verharrte ich und blickte über die Ebene vor uns. Links von uns befand sich der Teich und rechts war die Silhouette des Rehs in der Ferne sichtbar. Ich lies mich auf den Bauch fallen und studierte das Gelände, um nicht böses überrascht zu werden. Dann sprang ich wieder auf. Ein leichter Schauer lief mir durchs Fell und ich spürte, wie das Blut hinter meinen Ohren floss. Also dann Ich drehte mich zu Morgra und stubste sie leicht an der Leftze, um uns glück zu wünschen. Das war ein Überbleibsel aus der Rudelzeit und eine Art Ritual. Ich wandte mich um und begann in einem schnellen lockeren Lauf das Reh weit zu umrunden, ohne es zu verschrecken.

Die Fährte war schwach gewesen doch wärend des laufens war sie immer stärker geworden.
Meine Augen fokussierten auf das Wild in der Ferne. Gute Wahl. Ich schrank zurück, als Kibo mich plötzlich berührte, doch ehe ich weiter reagieren konnte war er schon davongetrabt.
Mit einigen großen Sätzen begab ich mich auf meine Position, kauerte mich auf den Boden. Mein Herz raste und alle meine Sinne waren konzentriert auf mein Ziel. Nun war es an dem weißen Rüden, mir einen idealen Angriffspunkt zu liefern. Meine Muskeln und Sehnen spannten sich, bereit auf einen schnellen Sprit.

Ich hatte mein Tempo leicht erhöht und brachte somit das Reh zwischen Morgra, den Teich und mir. Zunächst miemte ich so, als ob mich das Tier nicht interessieren würde, während ich langsamer wurde, damit es nicht erschrak. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich es und wartete auf den richtigen Augenblick. Kaum merklich spannte ich die Muskeln und ein leichtes Kribbel durchfuhr meinen Körper. Mit einem Satz und ohne Vorwarnung jagte ich auf unsere Beute. Es schreckte auf und starrte mich einen Moment an, wie ich auf es zugesprintet kam. Dann drehte es sich in die entgegengesetzte Richtung und floh vor mir. Für den Moment vergaß ich, dass ich kein Jungwolf mehr war und genoß es einfach nur zu laufen. Ich spürte jeden Muskel in meinem Körper, spürte den Wind, der durch mein Fell ging und spürte den Boden unter meinen Pfoten. Etwa 30 Wolfslängen war ich hinter dem Reh und trieb es dem Teich und Morgra entgegen. Ich erhöhte sogar noch mein Tempo, sodass ich langsam aufschloss. Wenn wir es auf das Eis treiben hat es keine Chance uns zu entkommen dachte ich zufrieden und vertraute darauf, dass ich meine Jagdbegleitung richtig eingeschätzt hatte.

Mit großen Sprüngen war das Reh in meine Richtung geflohen. Kibo's Plan schien aufzugehen, als das Tier strauchelnd seine Vorderbeine auf das Eis setzte. Meine Hinterbeine stießen sich kräftig ab und beförderten mich aus meiner Deckung. Keinen Moment zu früh, denn der Schreck ließ das Wild vollkommen aus dem Gleichgewicht geraten. Die dünnen Beine knickten weg, die Klauen fanden keinen Grip mehr auf der glatten Oberfläche. Dagegen schien ich fast schon grazil, wie ich selbstsicher über das Eis auf das Reh zulief um dem Schicksal genüge zu tun. Das Wild zitterte, ob vor Angst und Gewissheit was passieren würde, oder vor Kälte war mir ein Rätsel. Nie hatte ich diese Wesen verstanden. Fast zärtlich schloss ich meinen großen Kiefer um seinen Nacken und die Kehle, ein oder zwei Tritte traf mich gegen den Rippenbogen, doch ich war berauscht von dem Blut und dem Fleisch zwischen den Zähnen. Ich lies nicht los, auch nicht als das Leben den Rehkörper schon längst verlassen hatte.

Ich hatte das Reh bis zum Eis getrieben, wo es sogleich den Halt verlor. Als Morgra dann aus ihrer Deckung hervorsprang, gerit es völlig in Panik. Schlitternd versuchte das Wild von der Stelle zu kommen, doch schon war die schwarze Wölfin bei ihm und umschloss den Hals mit ihren Kiefern. Ich selbst kam rutschend vor dem Teich zu stehen und schaute auf Morgra, wie das Reh im Maul hielt, bis das Leben in ihm erlosch. Der Schnee und das Eis unter ihr verfärbte sich langsam durch das Blut. Stark hechelnd setzte ich mich am Rand des Eises hin und beobachtete Die Wölfin, die wie erstarrt da stand. Mein innerer Wolf drängte mich dazu zu ihr zu gehen und mein Anteil zu beanspruchen, doch irgendetwas an der schwarzen hielt mich davon ab. Ich schnaufte kurz laut und behielt sie genau im Augen. Jagen mit Fremden ist immer schwierig, sobald es umn die Beute geht.

Als ich endlich aus meiner inneren Starre erwachte, setzte ich die Pfoten langsam wieder voreinander. Noch immer das Reh im Maul, zog ich es über das Eis zurück bis zu der Stelle, an der es die Kontrolle über seine Beine verloren hatte. Kritisch beobachtete ich Kibo aus dem Augenwinkel. Reiss dich zusammen! Doch als ich das Tier an ihm vorbeischliff, hinüber zu einem trockeneren Stück Boden, konnte ich mir ein knurren nicht verkneifen. Ich lies das Reh fallen, riss mit aller Kraft an einem der Hinterbeine mit Schenkel. Irgendwann hatte es sich gelöst und ich versuchte mit dem kleinen Teil möglichst viel Abstand zwischen mich und Kibo zu bringen. Sollte er sich an dem Rest gütlich tun, mich hatte es genug Überwindung gekostet nicht um das ganze Wild zu kämpfen. Genügsam füllte ich nun meinen Magen mit dem noch warmen Fleisch, wärend ich Kibo trotzallem nicht aus den Augen lies.

Stumm beobachtete ich, wie Morgra das Reh von der Eisfläche an Land zog. Als sie mich anknurrte, zog ich lediglich die Lefzen zurück. Selbst in einem Rudel wurde um den besten Platz an der Beute gestritten und das oft nicht unsanft. Ich hielt mich deshhalb zurück, da ich in einer Auseinandersetzung mit der Wölfin Kräftetechnisch den kürzeren ziehen würde. Daher blieb ich sitzen und schaute zu, um sie nicht unnötig zu provozieren. Früher wäre es einfacher gewesen dachte ich resigniert und verfluchte mein Alter. Morgra riss kräftig an dem Tier und löste ein Hinterbein ab. Japp ich wäre hoffnungslos unterlegen. Nachdem sich die schwarze Wölfin zurückgezogen hatte, blieb ich noch kurz sitzen, ehe ich mich langsam erhob und humpelnd zu dem Kadaver tappste. Bei dem Geruch von Fleisch und Blut, floß mir das Wasser im Mual zusammen. Ich senkte meine Schnauze zum Bauch des Rehs und Kämpfte mich zum Greslin vor, dem saftigen Bauchfleisch. Nachdem ich mich vollgefressen hatte, bemerkte ich erst, dass ich Morgra komplett ausgeblendet hatte. Du Narr. Ich hob meinen Kopf und blickte zu ihr herüber. Dann nahm ich die Leber des Tieres in meine blutgefärbte Schnauze und ging langsam auf Morgra zu. Ihr steht das beste Stück der Beute zu, da sie es erlegt hatte. Einige Meter vor Ihr blieb ich stehen und legte die LEber auf den Boden und entfernte mich dann davon.

Ich begrüßte es sehr, dass der weiße Rüde einen angemessenen Abstand zu mir hielt. Mir lag nichts daran zu kämpfen oder ihn zu verletzen. Hastig hatte ich alles in mich herein geschlungen und erblickte nun aus dem Augenwinkel, wie Kibo mir die Leber hinlegte. Ich war vollgefressen, fühlte mich als würde ich platzen, doch ich konnte nicht anders und schlag auch noch dieses kleine Stück Fleisch herunter. Verschmiert mit Blut und dem Matsch, der immernoch an mir klebte, schaute ich zu Kibo hinüber. Auch er schien fertig zu sein. Langsam kam ich wieder runter und wälzte und rollte mich erstmal genüsslich auf der Wiese.

Es war schon einige Zeit her, dass ich so gut gefressen hatte. Glücklich und zufrieden leckte ich mir über die Schnauze, um das Blut aufzulecken. Mein Blick ruhte auf Morgra, die gerade begann sich auf dem Boden zu wälzen. Ich grinste leicht bei dem Anblick und leiß mein Blick auf ihr ruhen, während sich dieser in Ferne richtete. Meine Gedanken flohen in Richtung Verganagenheit. Energisch schuttelte ich den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Stattdessen versuchte ich mein Fell vom restlichen Blut zu befreien.

Es war kein weiter weg durch das rudelgebiet durch die wiese, lediglich der schnee im dichten wald hatte mir etwas zu schaffen gemacht. Am rande der wiese blieb ich ruckartig stehen und blickte über die wiese. In der ferne erkannte ich auch den ein oder anderen wolf im gras sitzen was mir nicht wirklich gefiel