Vorsichtig hatte ich Pfote vor Pfote gesetzt, um vom Gipfel hinab zu kommen. Der Geruch des Rudels war hier zwischen den Felsen und an den Schluchten entlang frischer. Und nahm ich da nicht auch ein wenig von Basta und Sunaa wahr? Aufgeregt folgte ich den Gerüchen zu einer Höhle und lugte vorsichtig hinein. Der Geruch war modrig und zeugte von Angst, die meine Nase fast überwältigt hätte. Das leise Rieseln von Steinchen ließ mich aufhorchen und hinderte mich daran, einem Gefühl nach zu gehen und die Höhle zu inspizieren. Meine Ohren drehten sich aufmerksam in alle Richtungen, ehe ich mich rückwärts gehend wieder entfernte. Was hier wohl passiert ist? Einen Moment lang betrachtete ich noch den Eingang der Höhle, dann wandte ich mich von ihr ab und wanderte weiter. Fröhlich wedelnd folgte ich den Markierungen des Rudels, erneuerte hier und dort die Markierungen, um eventuell neugierigen Welpen so den Weg zurück zu zeigen, und sah von ferne bereits den Wald. Aufgeregt wagte ich mich an den weiteren Abstieg.
Ich trottete gut gelaunt die Grenze ab. Es war immer gut sich von Deckung zu Deckung zu bewegen. Menschen waren Gefährlich, dass hatte meine Reise mich gelehrt. Sie konnten einen über eine weite Entfernung angreifen. Den einzigen Vorteil den wir hatten, war, dass man sie so leicht riechen konnte. Daher zog ich immer wieder kräftig Luft ein und suchte eine fährte. Zu meiner Beruhigung roch ich nichts auffälliges.
Ich hab mich schon eine ganze Weile in diesen Gebiet aufgehalten. Mit ging es nicht so gut und ich vermisste sehr meinen Gefährten. Aber ich wollte auch meine Gedanken ordnen wegen Canta und dem Rudel. Es musst doch ein Weg geben alle wieder zusammen zubringen. Aber das wird schwer den jede Seite war zu tief verletzt wurden. Ich vermisste auch Sitaa sehr aber ich wußte sie war für eine Weile sicher. So saß ich einfach da und sah in die ferne. War so versunken in meinen Gedanken. Was soll ich den nur machen ich will doch beide wieder zusammen bringen
Flink hatte ich meine Pfoten gesetzt und war über einige Felsen gesprungen und geklettert, ehe ich eine passende Höhle fand. Witternd streckte ich den Kopf hinein. Nichts, brummte missmutig und lief auch schon weiter. Drei Höhlen weiter hatte ich noch immer nicht den gewünschten Geruch wahrgenommen. Leise knurrte ich und kratzte über den Steinboden. Was für ein Schlamassel! Rolf hatte alles vergessen! Mayestril war sauer! Kim wollte noch immer, dass sich alle versöhnten! Canta biss lieber alle von sich, statt selbst einen Fehler einzugestehen! Und nun war Taolan auch noch krank. Und nicht einfach nur krank.. Ich seufzte. Hoffentlich half ihm der Enzian überhaupt noch. Schnaubend blieb ich im Schatten eines Felsens stehen und sah mich suchend um. Nicht eine gelbe Blüte war zu sehen und ich seufzte erneut, als mein Blick zu Boden ging. Mehrmals betrachtete ich die Blätter, die da zu meinen Pfoten wuchsen. Enzian.., fiel es mir wie Schuppen von den Augen, als ich die Pflanze erkannte. Natürlich! Die Blütezeit ist längst vorbei!, schalt ich mich selbst und begann die Wurzel auszugraben. Penibel achtete ich dabei darauf, die Blätter nicht zu zerstören. Immerhin sollte Saikko später etwas lernen. Erleichtert stellte ich fest, dass ich glücklicherweise das Ende der Wurzel erwischt hatte, und brach es kurzerpfote ab. Gelb!, rief ich erfreut aus und atmete erneut erleichtert auf. Gelb gut, braun giftig, rief ich mir in Erinnerung. Rasch packte ich das große Stück Wurzel und lief damit zurück zum Rudelplatz.
Ich erreichte schließlich eine Höhe, von der aus ich den steinigen Boden der Schlucht sehen konnte. Ich sprang das letzte Stück, auch wenn die ohnehin schmerzenden Pfoten sich beschwerten. Hechelnd vor Anstrengung und Anspannung, ließ ich mich nach ein paar Schritten zu Boden sinken. Immer noch schwer atmend blickte ich zum Pfad hinauf um nach Gin zu sehen.
Ich hatte mich dicht hinter Shizu gehalten und dabei konzentriert darauf geachtet wo ich hintrat um nicht abzurutschen. Als wir endlich den dunklen Abgrund erreichten, atmete ich hörbar aus und richtete dann einen besorgten Blick auf Shizu. Alles okay?, fragte ich leise und trat näher an den älteren Rüden um ihn sanft anzustupsen. Der Abstieg war anstrengend gewesen, keine Frage, und doch verunsicherte mich nun die Erschöpfung des Rüden. Suchend sah ich mich um. Hier unten gab es nirgends Wasser, abgesehen von einigen Pfützen, die sich durch den Regen gebildet hatten. Mein Blick glitt an den steinernen Wänden der Schlucht entlang. Nass und glitschig erhoben sie sich in atemberaubender Höhe vor uns und kaum Licht drang bis nach hier unten. Meine Ohren drehten sich nach hinten als mein Blick wieder auf Shizu traf, der immer noch keuchend auf der Erde lag. Geht es?
Ich brummte leise und lachte dann rau Ja alles gut. Ich bin nur derartige Kletterpartien nicht gewohnt. Ich grinste schief und erhob mich dann streckend, was sich sofort durch einen heftigen Schmerz in den Vorderpfoten rächte. Ich unterdrückte ein Aufjaulen und fokussierte für einen Moment die Steilwand. Dann nickte ich Gin freundlich zu und sah mich ebenso aufmerksam wie er um, ehe ich an die Steinwand heran trat und schnupperte. Der Regen lief an dem Stein sanft herunter, wie kleine Bäche. Instinktiv begann ich über den Stein zu lecken, um so etwas von dem Regen zu trinken. Der Geschmack von Stein mischte sich jedoch derart stark hinzu, dass ich rasch wieder aufhörte. Hoffentlich gibt es einen angenehmeren Weg hinaus.. murmelte ich dann vor mich hin, ehe ich mich hinsetzt und den Kopf in den Nacken legte. Ich stieß ein leises Heulen aus, welches von den Wänden wider hallte. Ich zuckte beim Klang des Echos belustigt mit den Ohren.
Schweigend hatte ich seine Taten beobachtet und ratlos genickt. Seine Worte ließen mich die Ohren spitzen und mich hilfsbereit aufspringen. Wir können ja einfach mal loslaufen, schlug ich vor und trat erneut an seine Seite. Meine Beine, sowie meine Rutenspitze war durch den rutschigen Abstieg mittlerweile mit Schlamm besudelt, was ich mit angewidertem Gesichtsausdruck zur Schau stellte. Raus hier und dann waschen, führte ich meinen Plan augenzwinkernd fort und trottete dann auch schon einige Schritte am rötlichen Rüden vorbei um in einer der beiden möglichen Richtungen zu marschieren. Kommst du?
Ich musste leicht lachen, auch wenn ich noch sehr erschöpft vom Abstieg war. Ein Alter Wolf braucht immer etwas länger. Geht nur vor mein junger Freund. Mit diesen Worten folgte ich Gin langsam. Meine Pfoten schmerzten noch immer, doch ich wollte hier so schnell wie möglich raus. So herrlich der Anblick von oben gewesen sein mochte, ewig wollte ich garantiert nicht hier unten zubringen.
Ich grinste ein wenig und trottete dann los. Diesmal jedoch etwas langsamer um den Rüden nicht versehentlich abzuhängen. Immer wieder wandte sich mein Kopf zu Shizu, als ich so vorweg trottete und ein wenig lächelte. Die Gesellschaft des Roten war angenehm und ließ mich ein wenig entspannen. Vielleicht kann ich ihn ja sogar irgendwann nach den Narben fragen, überlegte ich etwas fröhlicher als zuvor und wandte den Kopf gen Himmel. Es hatte aufgehört zu regnen. Zufrieden leckte ich mir über die Lefzen und suchte während meines Marsches die steile Wand ab. Doch immer mehr zweifelte ich daran, dass wir einen neuen Pfad bergauf finden würden. Gerade wollte ich mich zu Shizu umdrehen, um ihm vorzuschlagen umzukehren, da bemerkte ich eine Spur Grün am Ende des Grabens. Meine Ohren spitzten sich, meiner Rute stellte sich überrascht auf und meine Pfoten wurden etwas schneller. Ich bin gleich wieder da, warte, rief ich Shizu zu, dann fing ich auch schon an zu rennen. Immer weiter rannte ich auf das Grüne zu, bis ich schließlich abbremste und in einiger Entfernung ein Stück Wiese erblickte. Der Ausgang!? Einen zögerlichen Schritt machte ich noch, dann machte ich jedoch kehrt und trabte zurück zu Shizu. Siehst du das Grüne dort hinten? Das sieht mir nach einer Wiese aus!, erzählte ich aufgeregt und schob ihn ein Stück in besagte Richtung. Dort könnten wir uns ausruhen!
Ich war Gin in einem Verhältnis mäßig langsamen Tempo gefolgt, wobei ich gelegentlich die ein oder andere Pfote ausgeschüttelt hatte. Als mich Gin aufforderte zu warten, legte ich mich hechelnd hin. Grade wollte ich die Entspannung aus kosten, als Gin zurück kam und mich anschob. Wie ein wild gewordener Floh. Brummelte ich und erhob mich. Die Wiese würde zumindest ein weicherer Ausruh Ort sein wie die Schlucht. So setzte ich mich langsam aber bestimmt in Bewegung.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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20.09.2016 17:22
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