Ich trat auf die Felsbrücke und sah in den dämmrigen Abgrund, während ich weiter lief erzählte ich von unserem Rudel.
Wir, die Bergwölfe sind das freundlichste und zurückhaltendste Rudel. Wir waren immer viele junge Wölfe weshalb das Rudel eher weniger auf Kämpfe ausgelegt war.
Als ich hier ankam war Mizu Alpha, er war ein guter und Fairer Wolf. Ich habe bei ihm das Vertrauen in Rudel zurück bekommen aber er starb bei einer Stein Lawine.....
Danach wurde mein bester Freund Bruder Alpha und ich Beta, Boreas war ein Kämpfer und er hat nie wirklich ausleben können wer er war.
Als er Welpen und eine Gefährtin bekam ging er zurück in seine Heimat und meine beste Freundin Lyv trat an seine Stelle. Auch wenn sie jung ist , ist sie liebevoll und gerecht und eine gute Alpha.
Ich bleibe als Beta an ihrer Seite da ich nie Ambitionen hatte Alpha zu werden, ich brauche meine Freiheit. Erzählte ich ihr offen während ich in die Schlucht herunter sprang. Die Felsen waren kalt unter meinen Pfoten und ein paar Steine rollten über den Rand und klackerten die Wand herunter.
Beim letzten Satz hielt ich inne und sah zu Svoboda, ich zwinkerte da ich mir sicher war dass sie Kathl gerochen hatte.

Ja, die Anführerin ist jung, aber sie sorgt sich um das Rudel und Verantwortung kann schwer sein, bestätigte ich.
Sie hat eine ganze Weile gezögert, als ich ihr erzählt habe, dass ich eine Weile mit Menschen zusammen gelebt habe. Das ist verständlich, denn Menschen sind gefährlich und sie fürchtete, ich könnte deshalb zur Verräterin werden. Dennoch hat sie mich aufgenommen. Das fand ich sehr mutig!
Dann sah ich ihm in die Augen und meinte:
Ich finde es sehr nett von dir, dass du sie so unterstützt, Casanova.

Ich erwiderte ihren Blick mit einem warmen Lächeln, ja für Lyvi würde ich alles tun. Sie ist die wichtigste Wölfin in meinem Leben, neben meinen Kindern natürlich. Sagte ich fröhlich und lief weiter, meine Rute pendelte entspannt hin und her.
Du hast bei Menschen gelebt ? Ich habe in Italien auch viel mit Menschen zutun gehabt. Dort waren sie allerdings freundlich zu uns, wenn wir nicht gerade ihr Essen geklaut haben. Lachend sprang ich auf einen Felsen und schüttelte meinen dichten schwarzen Pelz.

Ich sprang lachend hinterher. die felsige Landschaft gefiel mir.
Ich habe eher für meine Menschen Essen geklaut, meinte ich.
Wir lebten im Wald und sie konnten halt nicht so gut jagen wie ich, hatten halt kein Wolfsnäschen, verstehst du?
Sie waren mein Rudel und das konnte ich für sie tun: Jagen und den Feind aufspüren. Es herrschte nämlich Rudelkrieg.
Dann sah ich Casanova ernst an.
Ich habe auch für sie getötet, wenn es notwendig war.

Dann blickte ich zu Boden. Ich wollte nicht den Respekt dieses einflußreichen Rüden verlieren, vor allem, da er so nett war.
Verlegen kratzte ich mit der Vorderpfote über den Fels, was ein scharrendes Geräusch erzeugte.
Doch Svoboda log niemals, auch wenn sie nicht immer die volle Wahrheit sagte!
Ich riß mich also zusammen und erzählte ihm meine volle Geschichte.
Er schützte die Anführerin und das Rudel. Er sollte, er musste es wissen!

Casanova, begann ich und sah ihn mit einem leichten Flehen im Blick an.
Bitte verurteile mich nicht vorschnell, wenn du meine Geschichte hörst.
Sie ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und ich habe mich bisher noch nicht einmal getraut, der Anführerin alles zu erzählen.
Höre zu und dann urteile über mich, Verteidiger des Rudels, denn du sollst die ganze Wahrheit kennen!

Dann begann ich und zum ersten Mal im Leben erzählte ich jemandem meine ganze Geschichte.

Ich wurde zusammen mit meinem Bruder in einem großen Wald weit, weit im Osten geboren.
Es gab nur meinen Bruder, Mama und Papa und mich.
Meine Eltern lehrten mich die alten Legenden und was alles notwendig war, um eine gute Wölfin zu werden, aber ich wollte mehr ... mehr wissen.
Als wir alt genug waren, um zu streunen, lief mein Bruder immer wieder nach Norden. Dort gab es ein großes Rudel. Sie jagten hauptsächlich die Rentiere in der Tundra, denn dort wo sie lebten, wurde der Wald spärlicher und ging allmählich in eine kalte Steppe über. Er fand dort Freunde, schließlich eine Gefährtin und als unsere Eltern fanden, dass es Zeit für uns zu gehen war, hatte er schon ein neues Zuhause. Soviel zu ihm. ich habe ihn danach nicht mehr wiedergesehen.
Ich selbst ging nach Westen. Dort war ein sehr großer Fluß und dort lebten die Menschen. Mittlerweile weiß ich viel über die Menschen und sie sind und sie leben nicht alle gleich. Diese Menschen lebten wie einst ihre Vorfahren und sie kannten sogar die alten Legenden von Sindri und dass Menschen und Wölfe einst wie Geschwister zusammen jagten und lebten. Ich war vorsichtig und die Menschen sahen mich nicht - oder nur sehr selten. Aber es gab eine Ausnahme.
Da war ein sehr alter Menschenrüde, sein Pelz war weiß und lang. Er besaß Wissen und er besaß Macht. Er wohnte in einer Hütte, das ist eine Art Bau, außerhalb der Schlafplätze der anderen Menschen. Die anderen Menschen hatten sehr viel Respekt vor ihm und nannten ihn einen Schamanen. Ich vermute, dass ist so eine Bezeichnung, wie Heilerwolf, denn er heilte die Kranken und Verletzten, die zu ihm kamen. Doch sein Wissen war noch größer.
Ich war neugierig, wissensdurstig und jung. Der Schamane entdeckte mich eines Tages und er rief mich -ja, tatsächlich! Er hat mich gerufen. Wie, das weiß ich nicht, aber es war irgend eine Sache, die er mit seinem Geist gemacht hatte. Er wusste sehr viel. Aber er war auch sehr sanft und sehr freundlich. Er hieß mich willkommen und bot mir seine Hilfe an, obwohl ich nicht in Not war. Er wollte mich kennenlernen und ich . ich war jung und neugierig.
Wir wurden Freunde, ich weiß, das ist schwer zu glauben, aber er kannte Mittel und Wege mit mir zu sprechen, so dass ich ihn auch verstehen konnte - und er erzählte mir sehr viel. Er erzählte mir auch von dem Verrat, den die Menschen an den Wölfen begangen hätten und von dem Unrecht, das sie ihnen zugefügt hatten. Er hatte die Hoffnung, dasss irgendwann Menschen und Wölfe wieder gemeinsam zusammen froh und friedlich leben konnten. Aber er erklärte mir auch, dass das wohl nicht danach aussah.
Er war alt, weise und wusste eine Menge Dinge - und als er bemerkte, dass ich neugierig war, brachte er mir auch manches bei. Doch das Eindrucksvollste, was er mich lehrte, war, wie ich als Wölfin mit Menschen sprechen und sie verstehen konnte. Das war ein großes Geheimnis, vertraute er mir an und ich müsste behutsam damit umgehen.
Ich kann es auch nicht wirklich erklären, aber es ist eine Frage des Geistes und des Gefühls.
Oh, ich lernte noch ein paar andere Dinge von dem Schamanen, aber das war das Eindrucksvollste.
Und so lernte ich Menschen zu verstehen.
Als ich später westwärts zog, beinahe starb, als das Rudel mich schwer verletzt hatte und als mich die Menschen, als mich Lena fand und der Dottore mich zusammenflickte, als mich ihnen dann anschloß, für sie jagte und kämpfte, bis alle starben, da wusste, da fühlte ich, was sie dachten und sagten.
Ich habe der Anführerin gesagt, dass ich bei Menschen gelebt habe. Ich war aufrichtig, habe nicht gelogen. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich Menschen getötet habe - es waren vier- und auch das ist wahr.
Du. Casanova, sagst mir, du hast auch Menschen kennengelernt und sie waren nicht alle böse. Deshalb vertraue ich dir diese, meine Geschichte an, Hüter und Verteidiger des Bergrudels.
Ernst sah ich ihn an.

(so ein ähnliches Buch habe ich mal gelesen :)

Ich drehte mich zu ihr um als ihre Stimme ernster wurde und setzte mich, erzähl es mir ruhig ich höre immer zu. Sagte ich aufmunternd und lauschte ihren Worten aufmerksam.
Meine Ohren waren aufgestellt und zu ihr gedreht , in meinem Blick lag Neugier und kein Urteil.
Kurz ließ ich die Geschichte sinken und dachte nach, das ist wirklich erstaunlich. So einen Menschen habe ich nie getroffen, sie haben nur versucht nett zu sein und manche haben uns Futter gegeben. Jüngere haben manchmal versucht mich zu streicheln als ich kleiner war, aber als ich größer und kräftiger wurde hatten die meisten Angst.
Sie sind nicht feindseelig geworden, manche haben unsmit lauterer Stimme und Stöcken weg gejagt aber sie haben uns nie angegriffen.
Anders als hier, die Menschen hier sind grausam. Sie haben Wölfe von uns , darunter auch Lyv gefangen genommen und Monate lang eingesperrt. Sie haben Experimente an ihnen durchgeführt und sie beinah gebrochen, ich knurrte nie aber jetzt tat ich es.
Sie haben ihr weh getan und ich konnte sie nicht schützen. Bestimmt hat sie deswegen erst ein mal zögerlich reagiert, erklärte ich Svoboda und hoffte sie würde Lyv nun etwas besser verstehen.

Ich lauschte Casanovas Antwort und nickte dazu.
Ja, jetzt war mir klar, warum die Anführerin etwas gegen mich hatte, nein, ich korrigierte mich ... etwas gegen die Menschen hatte.
Auch mir ist vieles rätselhaft was sie tun. Sie sind so ganz anders als wir. Aber ich habe vieles gelernt.
Ich habe gelernt, wie sie Krieg führen und wie sie töten. Wenn man weiß, wie sie sind, kann man sie auch ganz leicht besiegen. Man muss nur aufpassen.
Ich sah zu Casanova und ob er mir immer noch zuhörte.
Dann meinte ich zu ihm.
Du bist ein Krieger, Casanova. Wie würdest du einen Menschen, einen menschlichen Feind töten?

Ich schüttelte den Kopf und lächelte, nein du schätzt mich falsch ein. Ich bin kein Krieger, ich Kämpfe nur wenn es wirklich notwendig ist. Für mein Rudel, Meine Welpen. Früher war mein Motto , lebe jeden Tag als wäre es dein letzter.
Mein bester Freund Maurizio und ich haben das Leben gelebt das jeder Wolf sich wünschen würde. Wir waren im Paradies, es war warm, wir hatten zu Fressen , haben allen möglichen Quatsch gemacht. Wir sind mit der Sonne auf gestanden und haben uns Abend den Sonnenuntergang in den Weinbergen angesehen.
Ich bin nach hier gekommen und es wurde ernst, ich habe Verantwortung übernommen. Ich hatte eine Gefährtin und Welpen und wurde Beta. Aber ich bin immer noch ich, meine Gefährtin ist nicht mehr da und meine Welpen erwachsen.
Ich bin kein Krieger. Sagte ich ernst , lächelte dann aber.
Ich würde einen Menschen töten wenn es sein muss, ich denke man muss sie austricksen. Sie sind langsamer als wir und sie haben nur ihre schießeisen um uns wirklich zu verletzten. Kommt man nah genug ran, kann man sie töten ohne getroffen zu werden. Überlegte ich und zuckte mit dem Ohr.

Ich lachte, als ich Casanovas Geständnis hörte, dass er eigentlich kein Krieger sei.
Also das feine, sonnige und friedliche Leben! Es sei dir gegönnt, wenn es die große Wolfsmutter so will!
Doch leider allzuoft hat sie andere Pläne mit uns. Ich wollte auch nicht kämpfen und töten, aber ich musste es lernen.
Darum pass´auf!
Du hast recht, sie sind ziemlich langsam und man muss nahe an sie herankommen. Das ist nicht so schwer, weil sie uns nicht riechen können. Doch dann wird´s interessant. Logischerweise gehen wir im Nahangriff fast immer an die Kehle. Das wissen die Menschen. Wenn wir sie anspringen reißen sie ihre Vorderläufe hoch, stemmen sie unter unsere Kehle und drücken unsere Fänge nach oben weg. Da haben wir keinen Halt und können sie auch nicht beißen. Dann greifen sie nach ihrem Messer oder Dolch, einem langen scharfen und tödlichen Zahn, den sie oft am Gürtel an der Hüfte oder am Stiefel am Hinterlauf tragten. Wenn sie den erreichen, können sie uns problemlos töten.
Der Trick besteht daran, sie zwar anzuspringen, aber im richtigen Moment des Sprungs mit dem Kopf unter ihre Vorderläufe zu kommen-seitlich! Damit können wir sie dort verletzen, wo ihre Arme am Rumpf sitzen- und dort fließt auch ihr Blut stark, denn dort ist eine der großen Adern.
Ich sah Casanova in die Augen und lächelte.
Wenn wir sie dort erwischen, verbluten sie in Minuten und können uns nicht mehr schaden.
Am besten, fügte ich hinzu, ist die linke Seite, denn dort ist auch ihr Herz.

Ich hörte ihr aufmerksam zu, danke diese Informationen werden sicher nützlich sein auch wenn ich das Kämpfen verabscheue. Das letzte mal war vor einigen Monaten gegen einen Bären. Tril, Rolf und ich wurden verwundet. Rolf sogar schwer und es war nicht klar ob er überleben würde. Bei der Erinnerung schüttelte ich mich und lächelte dann wieder. Komm, ein Ort fehlt noch sagte ich um das Thema zu wechseln und lief vor zurück zum Rudelplatz.
-Rudelplatz

Ich bin gerne von Nutzen, wenn ich kann!
meinte ich und lief Casanova hinterher.
Ein wirklich sympathischer Rüde! dachte ich schmunzelnd.

>>>> Rudelplatz der Bergwölfe

Es wurde steiler und der Pfad schmal, aber die bizarre Felslandschaft war faszinierend.
Da ich nicht wusste, wohin Lyviane unsere Schritte lenken wollte, folgte ich ihr einfach.
Du weisst am besten, wo du lang möchtest, antwortete ich auf ihre Frage.
Die Höhe machte mir nicht viel aus, aber ich achtete darauf meine Schritte mit Bedacht zu setzen. Der Untergrund konnte trügerisch sein.
Gleichzeitig kamen mir Gedanken, wie man in dieser Gegend wohl am besten einen Hinterhalt legen könnte - sei es für Beute - sei es es gegen Feinde.
Die Anführerin hatte davon gesprochen, die Geländekenntnis sei der größte Vorteil des Rudels. Jetzt und hier machte diese Aussage noch mehr Sinn als schon zuvor.