"Nein, so muss es nicht bleiben! Du allein triffst diese Entscheidung. Ich bin bereit, dein treuer Gefährte zu werden, aber ich werde mein Rudel nicht verraten. Wenn du wirklich willst, dass wir zusammen kommen, dann musst du deine Entscheidung überdenken. Das liegt allein bei dir. Es ist immer die Fähe, die die Entscheidung trifft. Ich respektiere das."

"Was macht dich sicher? Genügt dir mein Versprechen nicht? Im Nebelrudel könntest du ein Zuhause finden, wenn du willst. Ich denke Morgana, die du ja schon kennengelernt hast, würde dich bestimmt akzeptieren. Welche Sicherheiten forderst du noch ein?"
Langsam wurde ich es leid. Ich würde nicht darum betteln, dass sie meine Gefährtin wurde.
Sie wollte bei mir sein, ich wollte es ja auch. Aber offenbar vertraute sie mir nicht völlig. Das war schade!
Ich spürte, wie sich langsam wieder das Gefühl von Enttäuschung bei mir einstellte.
Ich würde sie kein drittes Mal mehr fragen.

Ich lauschte ihren Worten, hörte und spürte aber auch ihre Unsicherheit heraus.
Nun, dachte ich, wenn sie noch Zeit brauchte, um sich schlüssig zu sein, dann sollte sie die bekommen.
Ich ahnte wohl, dass da mehr dahinter steckte, denn diese Unsicherheit war nicht normal und sie passte eigentlich auch nicht zu ihr. Aber ich nahm es so hin, wie sie es sagte.
"Gut! Wenn es so ist, dann soll es so sein!"
"Doch jetzt muss ich jagen, denn das Rudel braucht Beute. Wenn ich Zeit habe, werde ich dich wieder aufsuchen. Bleibst du in der Nähe?"

"Ja, das ist eine sehr gute Idee!"
Ich war begeistert.
"Aber nicht hier! Hier gibt es ja nur Hasen und die machen kaum satt. Lass´uns doch nach Norden gehen, dorthin, wo der Wald an den großen Fluss grenzt. Da kommen auch größere Beutetiere zur Tränke. Vielleicht erwischen wir da ein Reh, einen Hirsch oder ein Wildschwein! Das wäre eine lohnende Beute!"
In Vorfreude wedelte ich mit meiner Rute.
"Dann essen wir uns an den Eingeweiden satt - die sind eh´am leckersten - und den Kadaver bringe ich dann zum Rudel."
Ich blinzelte sie an.
"Na, was hältst du davon, meine Hübsche?"

Wie kokett! Ob es an der Jahreszeit lag?
Natürlich vernahm ich ihren intensiven Duuft und natürlich reagierte ich darauf. Aber andererseits war ich ein Rüde, der den Damen zu jeder Zeit zugeneigt warr und ich hatte deshalb auch eine gewisse Kontrolle darüber.
"Ja, lass´uns jagen und Spass haben!" rief ich und rannte in den Wald nach Norden.

----- Wald

Als der Nebel begann um uns herum zu wabern, blickte ich mich etwas nervös um, ohne dabei mein Tempo zu verlieren. Natürlich war es jetzt schon eine Weile her, nichts desto trotz ließ mir dieses Gebiet noch immer einen Schauder über den Rücken laufen, sobald ich an die unheimlichen Geschehnissen des letzten Oktobers zurückdachte. Hoffentlich würden wir uns nicht allzu lange hier aufhalten und den Ort schnell wieder verlassen.

Bei Acyras Worten zogen sich meine Lefzen zu einem leicht verbitterten Lächeln, als ich daran dachte, wie überhaupt zu meinem Kontakt mit den Menschen gekommen war Ja. Eindeutig bessere als mit unsereins, zumindest bis ich in das Tal gekommen bin. Ihre nächsten Worte holten mich aus meiner betrübten Stimmung wieder etwas hervor. Bisher war ich noch nie in diesem Geisterdorf gewesen und war gespannt, wie die Überbleibsel der menschlichen Zivilisation wohl aussehen mochten. Nichts desto trotz richtete ich meine Konzentration mehr auf Acyras Kommentar bezüglich der Schattenwölfe, da diese Situation eindeutig Vorrang besaß. Bedeutet, dass wir aufpassen sollen, nicht ihr Revier zu betreten, oder uns vor Schattenwölfen, die sich im Geisterdorf aufhalten, prinzipiell in Acht zu nehmen?