Lachend warf ich Aylia über die Schulter wieder die Puppe zu und wandte mich dann um, um vor ihr langsam rückwärts wegzugehen. Menschenkinder sind wie Welpen, sie lernen vom Verhalten ihrer Eltern, die werden nicht ganz von alleine so, schon mal einen seltsamen Welpen von liebenden Eltern gesehen?

Ich fing die Puppe wieder auf und hörte Basta zu. Als er geendet hatte, ließ ich die Puppe zu Boden fallen. "Du kannst Menschen nicht mit uns vergleichen. Sie überschreiten Grenzen andauernd und überall, wo sie sind und selbst, wenn du Recht haben solltest, wie soll man diesen Kreislauf unterbrechen? Es liegt in ihrer Natur. Es ist für sie normal, andere Kreaturen zu unterdrücken, einfach weil sie es können und wieso willst du erst warten bis sie so werden?" So viel am Stück hatte ich lange nicht mehr gesprochen. Mein Nackenfell hatte sich aufgestellt. Vor meinem inneren Auge sah ich die feixenden johlenden Menschenkinder und die desinteressierten Erwachsenen, die mich jeden Tag angestarrt hatten. Die Pfleger waren nett zu mir gewesen. Sie hatten unsere Wunden versorgt, wenn wir uns irgendwo verletzt hatten, brachten uns Essen. Manche von den Zootieren ließen sich von ihnen streicheln. Doch wie konnten sie nett sein, wenn sie uns gefangen hielten? Sinnlos! Ich schnaubte kurz abfällig und sah zur Seite.

Das erinnert mich an so einige Wölfchen die ich schon kennengelernt habe. Kichernd setzte ich mich einfach hin und zuckte mit meinen Ohren abwechselnd vor und zurück. Würdest du einen Welpen töten, nur weil seine Eltern mies sind und ihn mies erziehen könnten?

Ich sah ihn aus funkelnden Augen an. "Das kannst du wie gesagt nicht vergleichen", erwiderte ich. "Die Sachen, die Menschen tun, würde ein Wolf niemals machen. Außerdem" ich sah auf die Puppe herab und stellte eine Pfote auf das Stoffding "habe ich gesagt, dass ich einen kleinen Menschen nur zerfleischen würde, wenn er mir einen Grund liefert." Ich nahm die Puppe wieder in den Mund und sah Basta abwartend an. Wie er die Welt sah, konnte ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Er redete über Menschen wie über Tiere. Das passte bei mir hinten und vorne nicht.

Ach Ay, würdest du das nicht mit jedem machen? Ich giggelte und legte mich auf den Boden, nur um mich bald darauf auf den Rücken zu drehen und mit meinen Vorderpfoten in der Luft zu wedeln, als würde ich laufen.

"Ganf genau", sagte ich zufrieden und warf die Puppe in seine Richtung, wobei ich auf seinen Bauch gezielt hatte.

Und warum... Ich musste dank der Puppe auf meinem Bauch so heftig lachen, dass ich erst nicht weitersprechen konnte, doch streckte mich dann, um sie wieder selbst in den Mund zu nehmen, immer noch am Rücken liegend. ...hascht du dasch bischher nischt mit mir gemascht?

Ein wenig verwirrt setzte ich mich und kratzte mich mit der Pfote am Kopf. Ich war mit Basta nun wieder so warm geworden, dass ich die Frage überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Es gab niemanden bei dem ich so locker sein konnte. "Aus welchem Grund denn?", fragte ich.

Liefere isch dir nischt genug Grund dafür? Ich rollte mich auf den Bauch und ließ die Puppe vor meinen Pfoten fallen. Scheint als müsste mich wirklich mehr bemühen. Ich schüttelte den Kopf, als wäre ich schwer enttäuscht von mir, allerdings grinste ich dabei natürlich wie immer.

"Ich habe nicht einmal gemerkt, dass du dir überhaupt Mühe gibst", erwiderte ich. "Möchtest du denn von mir zerfleischt werden?" Ich legte mich auf den Bauch vor ihm, sodass die Puppe zwischen uns lag und sah ihn an. Inzwischen fühlte ich mich in diesem Menschenbau bei Basta richtig wohl.

Die selbe wie immer, meistens reagierst du viel schöner darauf. Ich schmollte ein paar Sekunden lang, stupste die Puppe dann aber kichernd mit der Nase dichter zu Aylia, die nun vor mir lag. Es steht nicht eben auf meiner To-do-Liste, aber ich habe mich gefragt warum du es nicht versuchst.

Ich war verwirrt, aber ließ mir nichts anmerken. "Schöner?", fragte ich darauf nur. Noch verwirrter war ich bei seinem zweiten Satz. "Wieso sollte ich es versuchen?"

Na weil dir doch so viele auf die Nerven gehen und du versuchst sie zu vertreiben. Giggelnd zog ich die Puppe wieder zurück und stupste sie dann erneut zu Aylia. Du bist so ruhig mir gegenüber Ay.

Ich sah ihn mit ausdrucksloer Miene an. "Nur weil mir jemand auf die Nerven geht, werde ich ihn nicht zerfleischen. Ich bin kein Monster." Es zog ein wenig in meiner Brustgegend bei dem Gedanken, dass Basta so über mich dachte. Die Puppe, die er vor mich gestupst hatte, sah ich abwesend an.

Ich legte grinsend meinen Kopf auf den Boden und rollte mich dann auf die Seite. Was für einen Grund, frage ich mich dann, muss man dir dafür liefern? Ich zuckte mit meinen Ohren hin und her und wedelte damit vom Boden etwas Staub auf.