Meine allseits so hoch geschätzte Anwesenheit? Aylias Geruch benebelte meine Sinne nur noch weiter, als sie es sowieso immer waren und ich hasste es. Ich hasste es über alles. Ich hasste es wozu mein Instinkt mich zwingen wollte, ich hasste es so auf den Geruch fixiert zu sein, ich hasste es auch nur daran zu denken was diese Zeit bedeutete. Ich hasste nicht viele Dinge auf dieser Welt, eigentlich fast gar nichts, aber diese Zeit im Frühling, die Paarungszeit, diese hasste ich über alles.

Ich nickte, während ich versuchte das Kribbeln in meinem Körper unter Kontrolle zu kriegen. Dass Basta weiter vor mir herlief und mich mit seinem Dackelblick ansah, half mir auch nicht weiter.

Nicht mehr lange Basta, es ist bald vorbei, versprochen. Mein ganzer Körper kribbelte und ich hatte es nur meinem eigenen Wahnsinn zu verdanken, dass ich mich weiter rückwärts und von Aylia wegbewegte, statt meinem Instinkt zu folgen und mich ihr zu nähern. Genau so ist es, und was machen wir jetzt Ay?

Ich blieb stehen. Endlich! Es hatte große Kraft gekostet, nicht weiter hinter Basta herzulaufen. "Ich werde nach meinem Rudel sehen", sagte ich dann kontrolliert und ohne Regung. Sogar in meinen Ohren klang dieser Satz monoton und ausdruckslos. Gut so, Aylia. Du musst hier weg!

Wenn sie gehen würde wäre das ideal. Auch wenn ich sie dann vermissen werde. Man kann nicht alles haben. Zu schade, ich wollte dich dazu einladen mit mir eines der Menschenhäuser zu erkunden. Giggelnd blieb ich stehen und schwang den Kopf hinnund her, fast wie eine Schlange.

Eines der Menschenhäuser? Ich wurde misstrauisch. Basta würde mich niemals in eine Falle locken. War ich überhaupt schonmal in einem von diesen Häusern gewesen. Aylia, geh! SOFORT! Ich bewegte mich nicht. Irgendetwas hielt mich hier noch fest. Zumindest stand ich und bewegte mich nicht weiter. "Wieso?" Mehr konnte ich nicht hervorbringen.

Weil man da drin spannende Sachen finden kann. Komm schon, beiß nicht an, geh! Ich blieb an Ort und Stelle stehen und innerlich schrie ich deshalb unglücklich auf. Ich wollte Abstand zwischen ins bringen, aber ich hatte keine Kontrolle darüber und hier war nun einer der wenigen Momente in denen ich mir wirklich wünschte es wäre nicht so, während ich mich sonst immer eher treiben ließ.

Ich wusste nicht genau, was ich machen sollte. Meine Gedanken kreisten wirr und ehe ich noch weiter darüber nachdenken konnte, spürte ich wie mein Kopf nickte. "Okay."

Aylia hatte zugestimmt, aber etwas hatte sich an der Luft nun verändert, der Geruch der roten Fähe war nicht mehr so intensiv und das Kribbeln, das meinen Körper erfasst hatte ließ nach. Innerlich schrie ich vor Freude auf, auch wenn ich äußerlich immer noch normal lachte und nun auch wieder los lief. Dann komm mit mir! Es ist vorbei. Wieder ein Jahr geschafft.

Als ich mich in Bewegung setzte, fiel mir auf, dass ich wieder die Kontrolle hatte. Fast unmerklich wedelte ich mit der Rute. Die Zeit schien wieder rum zu sein. Auch Basta sah wieder entspannter aus. So entspannt wie er eben immer war, auch wenn das das falsche Wort für ihn war. Erleichtert atmete ich aus und folgte ihm.

Ich begann in meinen Lauf kleine Sprünge einzubauen, bis ich nur noch dahin sprang wie ein übergroßes Reh. Dann bog ich plötzlich zur Seite ab und verschwand durch den Eingang eines der Häuser, dessen Tür schon lange aus den Angeln gefallen war.

Ich folgte Basta, doch um einiges vorsichtiger als er strich ich um die Ecke und durch den kaputten Eingang. Meine Ohren waren aufmerksam aufgestellt und ich setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere. Auf meine Nase konnte ich mich nicht verlassen, also mussten meine Augen und Ohren übernehmen.

Staub hing in der Luft, Schimmel und Moos überzogen Wände und Böden, der Boden quietschte unter unseren Pfoten, es roch modrig und staubig. Ich drehte mich auf halbem Wege durch das erste Zimmer zu Aylia um und grinste sie im Dämmerlicht hier drinen breit an. Na? Was denkst du?

"Dass ich doppelt so wachsam sein sollte wie sonst", erwiderte ich und beäugte ein paar glatte, feste, eckige Wassertropfen unter mir, in denen ich mein Spiegelbild erkennen konnte.

Ay, du solltest wirklich mal ein bisschen mehr Spaß am Leben haben. Lachend drehte ich wieder um und sprang eine sehr baufällige Treppe hinauf in den ersten Stock. Springen war da aber wirklich die richtige Bezeichnung dafür, denn es fehlten immer wieder Stufen, oder sie waren so abgebrochen, dass man sie nicht mehr nutzen konnte ohne sich dabei zu verletzen.