Lyra:

Vor Pfötchen setzte ich mich auf den Boden und sah sie einfach nur an, bis ich schließlich leicht lächelnd den Blick abwand. Wir waren so lange nichtmehr hier..., murmelte ich mehr zu mir selbst und blickte durch die Menschenhöhle. Durch die Ruhe um uns herum und die Vertrautheit, die Pfötchen für mich ausstrahlte, fingen an Gedanken durch meinen Kopf zu spuken. Ob es so eine gute Idee war, mit Pfötchen wegzugehen? Hätte ich nicht lieber Milan nehmen sollen? Aber dann hätte Soro ihr vielleicht was eingeredet... Ich denke, Milan wird sich schon zu verteidigen wissen, sollte Soro irgendwas machen und sonst hat er ja noch Donnerhall. ... Ob es wohl gut war, ihn dort zu lassen, ohne ihm was zu erklären? Er könnte denken, ich würde mit Pfötchen abhauen und nicht zurückkommen. Aber warum sollte ich das tun? Warum sollte Pfötchen das tun? Aber... Warum sollte ich wieder zurück? Ich will doch eigentlich nur weiterziehen. Meine Brüder suchen... Neue Orte entdecken! Aber ich kann Pfötchen das nicht zumuten. Aber wenn sie dann Milan hat... Und Donnerhall ist doch nur bei mir, weil er denkt, dass er mich liebt. Aber ich kann ihm nichts zurückgeben... Ich verlange zu viel von ihm... Ich seufze leise, ehe ich wieder zu Pfötchen sah. Ich musste mich konzentrieren, sonst würde ich das hier nicht schaffen. Ich weiß, das klingt jetzt bescheuert, aber... Wie geht es dir? Wir haben uns lange nichtmehr alleine und in Ruhe unterhalten können... Ich würde das gerne kurz nachholen, bevor wieder etwas dazwischen kommt.

Pfötchen:
Ich legte den Kopf schief. Ganz gut, wieso? Geht es dir eh such gut? Oder sind wir zu viele? Besorgt musterte ich sie.

Lyra:

Ich nickte und schüttelte direkt danach den Kopf. Nur so. Mir geht es auch ganz gut. Ich mach mir nur Sorgen... Es ist ziemlich viel passiert in letzter Zeit... Mit Sam und so... Aber Rey ist noch bei dir, oder? Was hat Sam eigentlich genau gemacht, dass er für so lange in deinem Kopf war?, fragte ich vorsichtig nach.

Pfötchen:
Ich nickte. Ja, Rey ist noch da! Und... Sam... Er war Cona Gefährte... Und... Und Cona war meine erste Mama hier... Aber... Er wollte mich nicht... Dann... Dann hat er so getan, als wäre er doch damit einverstanden, dass sie sich um mich kümmern... Aber dann, als Cona geschlafen hat, hat er gesagt, dass er nie mein Vater sein wird und Cona nie meine Mama, und das ich ihr Leben ruinieren... Und... Dann bin ich weggelaufen... So schnell ich konnte... Aber weil ich geweint hab konnte ich nichts sehen... Dann stand ich bei den Felsenfällen und wollte ins Wasser gehen... Und... Ich kann nicht Schwimmen... Also wäre ich ertrunken... Und kurz bevor ich rein gehen konnte hat Cona mich von dort weg genommen und sich mit mir etwas weiter weg gelegt und... Er hat auch mal versucht, mich Mama weg zu nehmen und einen Felshang hinunter zu werfen... Aber ich hab mich unter Mama versteckt... Und Basta war auch da! Ich glaub, er hätte mich auch beschützt... Aber er mag ja keine Berührungen... Und Sam hat mir Mama weggenommen... Und dann ist Mama gestorben... Und er zum glück auch! Es war zwar komisch, aber ich war froh, dass Sam tot war.

Ich rückte näher an Pfötchen ran und leckte ihr beruhigend übers Fell, ehe ich mich so gut wie möglich an sie kuschelte. Es musste hart für sie gewesen sein... Das tut mir leid... Also nicht dass Sam tot ist, das freut mich eher, aber dass du das alles durchmachen musstest. Ich hätte früher da sein sollen... Vielleicht hätte ich mit Cona und Sam Reden können oder dich wenigstens von Sam ablenken und wegbringen... Tut mir leid, dass ich dich so lange alleine gelassen habe. Ich wusste tief in mir drin, dass es nichts geholfen hätte, wenn ich früher hier gewesen wäre. Ich war damals doch selbst noch ein Welpe, wenn das wirklich mit zwei Monaten passiert war. Trotzdem plagte mich das schlechte Gewissen, nicht früher schon auf sie aufgepasst zu haben. Wenn ich meine Brüder nicht gesucht hätte, dann wäre ich vielleicht früher hier ins Tal gekommen... andererseits, vielleicht hätte ich es auch nie gefunden... Doch jetzt konnte ich ohnehin nichts mehr tun. Ich musste dafür sorgen, dass Pfötchen vergessen konnte und in sich selbst und andere vertraute. Jetzt Ist ja dein echter Vater hier und er will, dass es dir gut geht. Genauso wie Milan... aber ich glaube, Soro will nicht, dass Milan in deiner Nähe ist..., sprach ich schlussendlich aus, wofür wir eigentlich gegangen waren.

Pfötchen:
Ich genoss, dass sich Lyra an mich kuschelte. Ihre tat mir gut und sie lenkte mich von Sam und Cona ab. Doch das mit Soro und Milan verwirrte mich. Aber warum denn? Milan ist doch eh voll lieb!, antwortete ich verwirrt.

Ich weiß, aber er ist dir in der kurzen Zeit extrem nahe gekommen. Wenn man es genau nimmt, habt ihr zwei sogar geflirtet. Ein leichtes Grinsen schlich auf meine Lippen. Aber das hat Soro wohl nicht gefallen... er sah sehr aufgebracht aus, so als wollte er Milan von dir wegzerren. Versteh mich nicht falsch, er meint es sicher nur gut. Aber er ist dein Vater und dadurch will er dich natürlich auch beschützen, damit zum Beispiel so was wie die Situation mit Arriku nicht wieder passiert. Weißt du noch, als Sairento Donnerhall von mir fern halten wollte? Das war auch so eine Situation. Oder als er und Arriku sich immer öfter gestritten haben. Er war unser Ziehvater und wollte uns beschützen, damit es uns gut geht. Ich atmete tief durch, ehe ich weiter sprach. Milan wird sich Soro gegenüber erst beweisen müssen, bevor er ihn in deiner Nähe duldet. Ich dachte, das solltest du vielleicht Wissen, bevor irgendwas passiert oder die beiden zu streiten anfangen. Sie mögen dich beide sehr gern, sie müssen nur lernen, miteinander zurechtzukommen. Ich hoffe, du verstehst das., erklärte ich die Situation. Als ich fertig war, sah ich Pfötchen abwartend an.

Pfötchen:
Ich nickte verstehend. Aber wie wird er sich beweisen müssen? Muss er dann auf mich aufpassen, wenn Sam zurück kommen sollte? Oder wie meinst du das? Ichegte den Kopf schief und sah meine schwester fragend an.

Ich schüttelte unwissend den Kopf. Ich weiß es nicht... vielleicht, aber wir sollten nicht davon ausgehen, dass Sam zurückkommt. Das macht es für ihn und andere Stimmen nur leichter, dich zu beeinflussen. Vielleicht muss Soro Milan auch einfach kennen lernen. Vielleicht müssen sie kämpfen, damit Soro Milans Kraft einschätzen kann... Es liegt ganz an Milan und Soro, wie sie das klären. Aber was auch immer zwischen ihnen passieren wird, wir können von außen nicht viel mehr machen, als mit ihnen zu reden. Es ist wichtig, dass du Ruhe bewahrst. Es ist nicht deine Schuld, sollte etwa passieren.

Pfötchen:
Ich nickte. Okay... Ich wollte ihr glauben und tun was sie sagte, schließlich wollte ich nie wieder jemanden wie Sam haben. Nie, nie wieder! Nur Stimmen wie Rey dürfen zu mir! Rey und Lyra! Rey: Wie es aussieht sind wir dann demnächst zu dritt! Und diesmal im positiven Sinne! Das freut mich für uns! Ich lächelte. Ja, mit Rey und Lyra würde ich alles schaffen! Auch einen zweiten Sam! Auch, wenn ich nicht unbedingt einen brauche...

Ich spürte, wie sich Erleichterung in mir breit machte und ich lächelte Pfötchen an. Als ich ihr Lächeln sah, legte ich leicht den Kopf schief und grinste. An was denkst du gerade? Sieht fast so aus, als hätte sie mit Rey geredet, so abwesend wie sie grad war.

Pfötchen:
Von Lyra in die Realität zurück geholt blinzelte ich ein paar mal, ehe ich ihr antwortete. Ich habe mit Rey Geredet! Und wir haben beschlossen, dass du uns nie alleine lassen wirst! Du wirst nämlich mal wie Rey, wenn du verschwinden solltest! Ich drückte mich liebevoll an meine schwester. Aber ich glaube, dass du stärker sein wirst..., flüsterte ich in ihr Ohr.

Wie erstarrt bewegte ich keinen Muskel. Ich hatte zwar bereits geahnt, dass sie mit Rey geredet hatte und auch, dass ich eine Stimme in ihrem Kopf werden würde, sollte ich sterben oder sie verlassen, aber so wie sie es aussprach klang das nach etwas, worauf sie sich freute... Und sie dachte, ich wär stärker... Rechnet sie trotz meines Versprechens damit, dass ich verschwinde? Oder hat sie es schon längst vergessen? Aber sie hat Recht... Ich werde nicht ewig da sein, auch wenn ich es wollte... Eine einzelne Träne lief mir übers Gesicht. Denkst du wirklich, dass ich stark genug bin? Dass ich, sollte ich mein Versprechen brechen, immer noch bei dir sein kann und dich beschützen kann? Denkst du, du könntest es mir verzeihen, wenn ich irgendwann weg bin oder nicht mehr aufwache? Eine weitere Träne rollte hinab, gefolgt von einem Schluchzen, dass ich versuchte in Pfötchens Fell zu ersticken. Ich weiß nicht, ob ich das kann... mir zu verzeihen, ein Versprechen gebrochen zu haben und danach noch für dich stark zu sein... Was, wenn ich zu schwach bin? Haltsuchend drückte ich mich in Pfötchens Fell und weinte stumm vor mich hin. Ich wollte wirklich stark sein, aber ich konnte es einfach nicht. Es tut mir leid, dass du mich so sehen musst, Pfötchen... Am liebsten wäre ich weggerannt, hätte mich versteckt und wäre erst wiedergekommen, wenn ich mich wieder unter Kontrolle hatte, doch selbst dafür war ich zu schwach.

Pfötchen:
Ich hob verwirrt den Kopf. Aber sicher doch! Du bist der stärkste Wolf, den ich kenne! Du bist meine schwester! Du wirst immer bei mir sein! Egal, was passiert! Und ja, ich würde dir verzeihen! Weil ich weiß, dass du mich nicht wehrlos zurück lassen würdest! Weil du besser bist, als jeder Wolf, dem ich je begegnet bin! Ich schleckte ihr die Tränen weg. Ich steckte meine Nase in ihren Pelz, damit sie merkte, dass ich energisch den Kopf schüttelte. Du bist stark genug! Das weiß ich! Es gibt keinen, der stärker ist als du! Nicht mal die Menschen! Auch nicht, die großen Tiere auf der Ebene! Kein Tier und nichts anderes ist so stark wie du! Weil du immer für andere stark sein kannst! Und weil du allen hilfst, die Hilfe brauchen! Auch, wenn es dir vielleicht nicht so gut geht bist du für alle da, die dich brauchen! Und das macht dich stärker als jeden anderen Wolf und jedes anderes Tier! Weil du du bist wirst du immer bei mir sein, also kannst du dein versprechen garnicht brechen! Als ich ausgesprochen hatte schleckte ich ihr beruhigend über den Kopf.

Ich hob leicht den Kopf und sah Pfötchen etwas ungläubig an. Wie soll ich denn so stark sein, wenn ich trotzdem einen Kampf verlieren würde? Aber sie vertraut mir so sehr... Es ist für sie nicht möglich mein Versprechen zu brechen. Sie würde mich trotzdem in ihrem Kopf bei sich haben... Die Vorstellung, nur noch als Stimme in ihrem Kopf zu existieren war irgendwie unheimlich... Aber gleichzeitig beruhigte sie mich auch etwas. Ich würde sie nicht alleine lassen können... und sie mich dadurch auch nicht. Noch einmal vergrub ich mein Gesicht in ihrem Fell, um mich komplett zu beruhigen, und sah sie danach verweint, aber ehrlich lächelnd an. Wenn du das sagst... Ich werde dir glauben. Danke.