Etwas kitzelte meine Nase und ich gähnte herzhaft, was ich geträumt hatte war mir bereits entglitten aber es war sehr angenehm gewesen. Blinzelnd öffnete ich meine Augen um zu sehen wo ich war, langsam fiel der Schlaf von meinen Gliedern. Als mein Blick sich fokussierte starrte ich geradewegs in zwei kleine Knopfaugen. Ich unterdrückte einen Schrei und das Bedürfniss nach hinten zu krabbeln. Vielleicht sieht er mich nicht wenn ich ganz still liegen bleibe , dachte ich überflüssiger Weise und hielt sogar die Luft an. Aber irgendwann fiel meinem noch müden Gehirn ein, dass das eher nicht für Welpen galt. Dieser wackelte nämlich mit seinem Hinterteil und sah mich unverwand an. Ich starrte zurück und blinzelte, eh, wie geht's denn so? . Nicht der geistreiche Kommentar den ich je von mir gegeben hatte aber immer hin etwas
Ich war eingedöst und schreckte überrascht hoch, als plötzlich Jangal von der Seite ankam und gegen meine Schulter polterte. "Hoppla!" Überrascht sah ich dem Welpen in seine noch hellen Augen, doch dieser würdigte mich keines Blickes und grub nur wie wild an meinem Vorderbein herum. Ich warf einen sowohl fragenden, als auch belustigten Blick zu Kasai, ehe ich wieder auf Jangal blickte und seine Tat neugierig verfolgte. Immer wieder trafen seine Pfötchen auf mein Fell und kratzten dabei stets leicht über die darunterliegende Haut. Ich runzelte die Stirn, ließ den Kleinen noch eine Weile gewähren, ehe ich mein Bein leicht anhob. Prompt schoss ein Grashüpfer unter dem braunen Fell hervor und stob davon, dicht gefolgt von Jangal. Ich musste lachen und schüttelte amüsiert den Kopf. Sowas hatte ich ja wahrlich noch nie gesehen. Der Welpe hoppelte eifrig und mit noch recht unkoordinierten Bewegungen hinter seiner Beute her, direkt auf Sinner zu. Und es kam, wie es kommen musste. Er stolperte über seine eigenen Pfötchen und fand nun Gefallen an Sinner als Spielgefährte. Dieser schien wenig begeistert, was mich den Kopf schief legen ließ, aber nichts an meiner Belustigung änderte. Grinsend sah ich zu Kasai, deren Frage ich zwar vernommen hatte, jedoch aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse bislang kommentarlos im Raum gelassen hatte. Nun nickte ich aber. "Klar, tob dich aus. Ich pass schon auf den kleinen Racker auf, jetzt, wo ich schon Vater bin." Meine Stimme zitterte leicht vom unterdrückten Glucksen. Es tat mir schon fast ein wenig Leid um Kasai, aber ich fand das alles einfach nur äußerst amüsant. Mein Ohr lag jedoch weiterhin wachsam auf Sinner und dem Schützling, für den Fall, dass was passierte.
Ich kicherte Du bist aber komisch Onkel! bellte ich dann hell, wobei ich begann mit den Hinterpfoten hin und her zu tapsen. Spiel mit mir! Damit "katapultierte" ich mich vorwärts und sprang so Sinner fröhlich kläffend an. Dass der schwarz-braune Berg nicht unbedingt Lust dazu haben könnte, kam meinem noch recht kleinen Gehirn nicht in den Sinn. Statt dessen schien das Wort "spielen" wieder und wieder als Sing-Sang durch meine Gedanken zu strömen.
Kasai:
Ich wollte gerade Gin danken, als mir bewusst wurde WAS er gesagt hatte. Mir entfuhr tatsächlich ein Knurren. Doch war dieses sehr von Unsicherheit geprägt, was man auch am Spiel meiner Ohren sehen konnte. Bitte sag sowas nicht zu laut. Ich..werde Jangal irgendwann erzählen müssen wer sein Vater ist. Ich..ich bin nicht sicher ob es da so klug ist wenn er dich als diesen ansieht. Das könnte ihn nur verwirren. Bat ich dann leise, ehe ich Huttser nachsah. Er ist so niedergeschlagen. Ob dies daran liegt dass seine Gefährtin sich so still verhält? Ob es dieser gut geht? Vielleicht sollte Enya sich diese einmal anschauen. Mein Blick striff letztere mit einem sanften Lächeln. Dann sah ich Gin wieder an und drückte aus einem Impuls heraus meine Nase einen Moment in das Fell seiner Wange. Ich beeile mich. Ich sah zu Jangal, welcher sich verspielt auf Sinner warf. Ein leises Lachen entfuhr mir. Ich würde so schnell es ging machen, denn lange wollte ich meinen Sohn nicht allein lassen - oder vielmehr von ihm getrennt sein.
Nach einem letzten absichernden Blick in die Runde trabte ich los.
Meine Ohren legten sich dicht an den Hinterkopf und ich rollte mich dann doch auf den Bauch. Ich... Äh... Spielen? , Übervorderung rollte über mich hinweg wie eine Woge während ich doch ein Stück zurück wich um den kleinen Tatzen zu entgehen. Eine Pfote streckte ich hilflos nach vorne aber ich hatte Angst ihn zu verletzen weshalb ich kurz vor ihm stoppte. Was... willst.. Du.. Denn... Spielen? . Fragte ich dann langsam.
Die Umgebung wurde allmählich verschwommen, bis sich zwei Bilder übereinander hinweg schoben. Ich war in Gedanken, dachte aber über nichts nach. Was? Ein Geräusch zog mich in die Realität zurück. Hatte mich jemand angesprochen? Die Bilder zuckten wieder auseinander und bildeten das gewohnte scharfe Abbild meiner Umgebung. Ich konnte das Geräusch nicht zuordnen, nich konnte ich sagen, wie lange es tatsächlich zurücklag, dass es ertönt war, oder ob es Wirklichkeit gewesen war, oder nur Teil meiner Einbildung. Ich braucjte auch einen Moment, um zu erkennen wo ich war. Der kleine von Kasai lernte die Rudelanwärter kennen, daran erinnerte ich mich noch. Gerade war Sinner an der Reihe. Ich lächelte zu den beiden und wollte dann den Blick der Mutter fangen, doch diese war gar nicht vor Ort. Ich sah stattdessen zu Gin. Dieser beschütze, seinem Blick nach zu urteilen, Jangal während der Abwesenheit von Kasai.
Das Mama verschwand merkte ich nicht, dafür war mein Fokus im Moment zu sehr auf Sinner. Ich fand es lustig, dass der Berg vor mir offenbar Angst hatte. Dabei war er doch viel, viel größer als ich! Auf die Frage des Berges hin zog ich die kleine Stirn kraus, ehe sich meine Miene wieder aufhellte. Das Wackeln meines Po's wurde wilder, ehe ich ein helles, noch sehr welpisches Knurren ausstieß was eher mehr einem Quitschen gleich kam, und einen - zumindest in meinen Augen - riesigen Satz nach vorne machte, auf Sinner zu. Fang den Berg! Meine Rute war hoch erhoben und wedelte wild, während ich wohl kläffend versuchte Sinner zu fangen.
Nachdem ich mich wieder zurecht fand ging ich, zwischendrin gegebenenfalls Zurückweisung akzeptierende, aber keineswegs ängstliche oder unterwürfige Blicke an Gin sendend, zu Sinner und Jangal herüber. "Na, amüsiert ihr euch miteinander?" Dass Sinner von Stress überfüllt war, war nur schwer zu übersehen, aber ich ließ es mich nicht anmerken.
Mein Fell war gesträubt als ich weiter zurück krabbelte. Der kleine kam immer näher, bin ich der Berg? . Fragte ich niemand bestimmten, mit leicht höherer Stimme als sonst. Ich bemerkte Enya neben mir und drehte kurz meinen Kopf ehe ich ihn schnell zurück auf den Welpen richtete um seine Bewegung vorher zu sehen. Wieso ich, dass meine Stimme einem Jammern glich war mir egal, diese Situation war mir furchtbar unangenehm.
Da kam noch ein Berg! Doch dieser wirkte bei weitem nicht so interessant wie der Berg der sichtlich vor mir floh. Dabei war ich doch so klein! Ja bist du! Ein braun, schwarzer Matscheberg! Kicherte ich dann und hopste hinter Sinner her, versuchte ihn immer wieder anzuspringen, nach ihm zu schnappen, mit meinem noch immer zahnlosem Mäulchen. Dabei stolperte ich immer mal wieder über die eigenen Pfoten, rappelte mich aber schnell wieder auf.
Kurz sah ich ihn empört an, hey das ist nicht nett. Brummte ich leicht verstimmt bevor und wieder versuchte auszuweichen. Als er mich allerdings ein Mal mit seinem zahnlosen Mäulchen erwischte bildete sich eine Gänsehaut unter meinem Fell. Wieso ich , brummte ich noch mal mehr zu mir selbst und wich einer seiner Attacken aus.
Das wird so Ärger geben, das wird so Ärger geben. Es war mein Schakra für den beschwerlichen Weg zurück über die Gleise zum Rudelplatz. Mein Fell war verklebt und verfärbt von Blut. Meinem oder seinem, ich wusste es nicht mehr. Grotesk muss der Anblick gewesen sein den mein heller Fell durchtränkt von Blut bot. Immer wieder tropfte es auf den Boden. Immer wieder tropfte es von meiner Zunge, meiner Seite oder meinem Nacken. Der Rausch war vorbei, die Schmerzen kamen. Und doch genoss ich sie, denn sie hielten die Gefühle im Schach. Das Gefühl das Kathl mich verlassen hatte. Meine Beine zitterten noch immer unter meinem Gewicht. Bei jedem Schritt würden sie schwerer. Schließlich ließ ich mich auf einem Stück Rasen am Rande des Platzes fallen.
Ich sprang durch den Eingang und sofort schlug mir der penetrante Geruch nach Blut entgegen. Der Boden war voll damit. Nein! Ich sah mich um. Wo waren Kasai? Jangal? Was war passiert? Sinner spielte mit dem Welpen und ... dann sah ich ihn. Blutrot, verklebt in einer Ecke. Huttser! jaulte ich auf als hätte mir jemand einen glühenden Ast in die Brust gerammt. Mit wenigen Schritten war ich bei ihm, er hatte überall furchtbare Verletzungen. Schnell beschupperte ihn, doch dann war da noch der penetrante Gestank eines Rüden. Was ist passiert. wimmerte ich schon fast und legte die Ohren an. Wer hat dir das angetan?
Nun Hasenfüßchen ich kam leider nicht daz z nach seinem Namen zu fragen. hustete ich und spritzte dabei einige Bluttropfen in seine Richtung. Halb so schlimm wie es aussieht. Mein Nacken pochte an der Stelle an der noch vor kurzem Zähne ihren Platz hatten und mir war schwummerig. Aber alles in allem ging es mir ausgesprochen gut. Vorallem weil der Schmerz die Gefühle so wohlig betäubte.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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05.07.2018 13:50
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