Leise trat ich an Xenas Seite und betrachtete die kleine Herde. Es kostete mich einige Mühe, die Freude auf die Jagd unter Kontrolle zu halten und nicht gleich los zu stürmen. Unruhig trat ich von einer Pfote auf die andere, doch ich fand einfach kein passendes. Du bist die Schnellere von uns beiden, such dir eins aus. Ich schließe dann zu dir auf., brummte ich leise meinen Vorschlag und kratzte mit der Pfote über den Boden.

Ich nickte und sprintete in einem Atemzug nach vorne. Die Rehe erschreckten sich und stoben auseinander, aber ich hatte damit gerechnet. Ich schlug einen Hacken und rannte den etwas langsameren hinterher, diese teilte ich noch einmal und versuchte schneller zu werden. Ich spürte ein ziehen in meiner Seite und wurde kurz verwundert langsamer bis ich alle meine Kräfte mobilisierte um wieder näher an das Reh zu kommen, ein Ohr hatte ich nach hinten gestellt um Luen zu zu hören.

Rasch lief ich parallel zu ihr auf die Herde zu und versuchte so gut wie möglich den panischen Tieren auszuweichen. Als sich Xena dann endlich eines heraus gepickt hatte, folgte ich ihr rasch. Das Auftreten meiner Pfoten donnerte in meinen Ohren und lenkte mich für eine Sekunde ab, sodass ich Xenas Straucheln gar nicht mitbekam. Was ich sehr wohl mitbekam, war dass sie sich nach mir umsah. Sollte ich es stoppen? Meine Ohren zuckten sacht, ehe ich beschleunigte und das Reh bald soweit eingeholt hatte, dass ich nach dem Hinterlauf schnappen konnte. Ein Baumstamm kam mir da gerade Recht. Als das Reh hinüber setzte, sprang ich hinauf und nutzte ihn als Sprungbrett, um mich und mein Gewicht auf das Hinterteil des Rehs zu schleudern, um Xena den Todesbiss zu ermöglichen.

Ich hörte wie Luen schneller wurde und das Reh am Bein erwischte. Ein erneuter Adrenalinstr, ein erneuter Stich in der Seite und ich strauchelte noch einmal. Als ich langsamer wurde bleckte ich die Zähne, beschleunigte wieder und sprang über den Baumstamm. Ich musste ein wenig länger laufen, da Luen und das Reh einen Vorsprung hatten. Meine Pfoten flogen über den Waldboden und ich roch die Angst des Rehst, mein Jagdtrieb wurde angestachelt und ich konnte noch ein wenig mehr Geschwindigkeit aufnehmen. Als ich jetzt neben dem Reh war, passte ich den richtigen Moment ab und schlug einen Hacken. Mein Gewicht das gegen das Tier rammte war genug um es zum straucheln zu bekommen, es knickte mit dem Bein ein das Luen bearbeitet hatte und ich biss es tot. Warmes Blut lief über meine Lefzen und meinen Hals herunter, aber ich musste erstmal zu atem kommen. Ich hechelte und hielt den Kopf gesenkt, die ganze Aktion hatte länger gedauert durch meine zwei Aussetzer und ich legte die Ohren an. Irgendwann übermannte der Hunger und ich konnte mich nicht mehr zurück halten. Mit einem Satz war ich am Rehbauch und fing an mir Stücke heraus zu reißen, ich musste mehr fressen als sonst bis ich satt war und ließ mich dann erschöpft auf die Seite fallen.

Sorge durchzuckte mich, als ich merkte, dass Xena nicht sofort an meiner Seite war. Ich wollte nach ihr sehen, schauen, wieso sie plötzlich langsamer war.. doch ich konnte das Reh nicht los lassen und verbiss mich nur umso mehr in dem Lauf, den ich zu packen bekommen hatte. Grollend schüchterte ich das Reh noch weiter ein, als es mein Biss eh bereits getan hatte, als Xena endlich aufholte und es zu Ende brachte. Sorgenvoll betrachtete ich die hungrige Fähe, wie sie sich erst ausruhte und dann den Bauch vollschlug. Erst als sie geendet hatte und sich auf die Seite fallen ließ, trat ich zu der offenen Stelle am Rehbauch und füllte selbst meinen Magen. Ist alles in Ordnung? Sorge mischte sich in mein ruhiges Brummen, als ich mich nach dem Fressen zu Xena bewegte und mich neben sie legte.

Ich hatte die Augen geschlossen und war lansam wieder zu Atem gekommen. Mein Magen fühlte sich seltsam an, viel zu schwer und gleichzeitig immer noch als hätte ich nichts gegessen. Ich öffnete die Augen bei Luens frage und sah seinen sorgenvollen Blick, beruhigend lächelte ich. Klar, mir gehts gut ich bin nur etwas eingerostet und war ziemlich hungrg, sagte ich das was ich mir selbst auch eingeredet hatte. Direkt stand ich auf und fraß erneut eine ganze Menge, siehst du ich bin total ausgehungert gewesen. Lachte ich und leckte mir über die Lefzen, eine Fage nagte an meinem Unterbewusstsein die ich erfolgreich aus meinem Verstand fern hielt. Frohlich wedelte ich mit der Rute und leckte mir das restliche Blut von den Lefzen. Ich rieb dann beruhigend meine Nase an seinem Hals und ließ mich neben ihm nieder um mich in sein warmes Fell zu kuscheln. Glücklich klopfte meine Rute auf den Boden und ich genoss die heile Welt die ich mir aufgebaut hatte.

Erleichtert, dass es scheinbar nichts Ernstes war, lehnte ich mich zurück und beobachtete sie dabei, wie sie mir ihren Hunger präsentierte. Wir waren ja auch ziemlich lange oben am Aussichtspunkt, gab ich schmunzelnd wieder und legte eine Pfote über sie hinweg, als sie sich wieder an mich kuschelte. Zärtlich leckte ich ihr über die Ohren und stupste sie vorsichtig an. Wollen wir morgen zurück zum Rudel gehen? Vielleicht sind die anderen ja wach, erzählte ich ihr von meiner Hoffnung. Vielleicht ist ja auch Aimichan wieder da.

Ich genoss sichtlich seine Nähe und seufzte, ich wusste dass er recht hatte aber die Zeit war wirklich schön gewesen. Ja irgendwann müssen wir ja mal zurück, sagte ich mit einem warmen Lächeln und ignorierte die aufkeimende Übelkeit. Der Gedanke der eine leise Ahnung war zupfte wieder am Rand meines Bewusstseins aber ich bekam ihn nicht zu fassen und ließ ihn ziehen. Ich hatte eindeutig zu viel gegessen und seltsamerweise trotzdem noch Hunger. Mit einem trägen und Müden Grummeln, drehte ich mich auf den Rücken und präsentierte ihm meinen Weichen weißen Bauch. Das Fell war flauschig und bewegte sich im sachten Wind der hier im kleinen Wäldchen um die Gleise herrschte.

Ich brummte leise und wohlig, als sie sich in meiner Umarmung herum drehte und mir ihren Bauch zeigte. Gerade so zog ich mit meiner Nase durch das helle Bauchfell und stoppte erst wieder an ihrer Brust, um ihr über die Nase zu schlecken. Sag mir bitte, wenn es dir beim Rudel zu viel wird, bat ich sie leise und bettete dann meinen Kopf auf ihrer Schulter, um die vorerst letzte Nacht alleine mit ihr zu genießen. Ich würde mir morgen erst Gedanken darum machen, dass wir Zoe allein auf dem Rudelplatz gelassen hatten und Kane scheinbar noch nicht zurück war. Kurz glitt mein Blick hinauf in den Himmel. Bald war wieder Vollmond, auf das kommende Alphatreffen würde ich wohl alleine gehen müssen.

Ich legte eine Pfote auf deinen Rücken und rieb meine Nase an seiner Wange, du riechst so gut. Brummte ich glücklich und genoss seine bloße Nähe und die Geborgenheit die er ausstrahlte. Ich nickte und fügte hinzu da ich nicht wusste ob er es merkte, ja ich sage dir bescheid ich hoffe ich komme klar. Ich möchte es wirklich gerne, das ist jetzt mein neues Leben und ich will mich wohl fühlen. Sagte ich ehrlich und wedelte mit der Rute. Was würde werden wenn diese Paarungszeit Früchte getragen hatte, fragte ich mich und merkte wieder die Ahnung an meinem Bewusstsein zupfen. Mein Bauch krampfte sich zusammen als ich den Gedanken zu ende dachte und mein Atem ging etwas schneller. Nein das war bestimmt nicht so, es fühlte sich nicht danach an. Dachte ich hatte aber gleichzeitig keine Ahnung wie es sich anfühlen sollte. Ich war zwar Heilwölfin kannte es aber nicht selbst. Schnell verdrängte ich den Gedanken und atmete wieder ruhiger, mir war schlecht.

Leise und wohlig brummend war ich schließlich ob ihrer Worte eingeschlafen und dem Traumland verfallen. Überall um mich herum hüpften kleine braune Xenas, die im Vergleich mit anderen Welpen dank meines Erbes fast doppelt so groß waren. Und so verbrachte ich die Nacht wohl oder übel mit einem Grinsen auf den Lefzen und es war wohl kaum verwunderlich, dass ich gute Laune hatte, als ich erwachte. Das leise Rascheln von Ästchen im Wind ließ meine Ohren wackeln und ich wehrte mich noch einen Moment lang gegen die Wirklichkeit. Ich löste meine Pfote von Xenas Seite und rollte mich herum, hielt mit aller Macht die Augen geschlossen und versuchte wieder in den Traum einzutauchen, der Frieden und Glück versprach in einer Welt, wo mein Zorn nicht herrschte. Doch es half alles nichts. Immer mehr Geräusche der Umgebung drangen in mein Bewusstsein, bis ich schließlich hell wach war und mich aufsetzte. Lächelnd betrachtete ich die schlafende Fähe an meiner Seite und begann sanft über ihre Nase und ihren Nasenrücken zu lecken, um sie zu wecken.

Ich spürte eine Zunge auf meiner Nase und schon im Schlaf wusste ich zu wem sie gehörte. Ich lächelte als ich auftauchte aus einem tiefen traumlosen Schlaf und mein Magen sich anfühlte wie ein leerer Sack. Ich steckte mich und stand auf, morgen schlabber Zunge. Sagte ich grinsend und schaute zum Reh, ich entschloss mich doch noch mehr zu essen und riss mir ein großes Stück raus. Schnell war es verschlungen und ich genoss das Gefühl von einem vollen Bauch und leckte mir über meine Seite. Mein Bauch gluckerte ein wenig aber es war nicht wirklich unangenehm, es fühlte sich nur an wie Luftblasen unter meiner Haut.
Gut geschlafen?, fragte ich den sichtlich glücklich aussehenden Luen mit einem hellen Lächeln und leckte dann weiter über die Seite meines Bauches. Es fühlte sich angenehm an.

Guten Morgen, brummte ich wohlig und hörte mit dem Lecken auf, als sie sich erhob. Lächelnd beobachtete ich sie beim folgenden Fressen und erhob mich nun selbst. Ja, sehr gut. Sollen wir die Reste mitnehmen? So hatten wir vielleicht für den Tag noch etwas und es würde keine Kojoten anlocken. Ein ungutes Gefühl meldete sich langsam in meinem Hinterkopf, doch ich verdrängte es und trat an ihre Seite, um meinen Kopf sanft an ihrer Schulter zu reiben.

Entspannt und glücklich stand ich auf und wuschelte lachend mit der Nase durch Luens Fell. Ja komm lass uns zurück, sagte ich mit langsam wippender Rute und Packte das Reh an der Schulter.

Fröhlich wedelnd erhob sich meine Rute und ich trat an die andere Seite des Kadavers. Oh Madame.. überlassen sie das bitte mir, brummte ich ruhig und packte das Reh an der letzten Hinterkeule, um es grinsend zum Rudelplatz zu zerren.

(Rudelplatz - Zigeunerwölfe)