Während ich immer weiter voran preschte, meine Augen nach vorne gerichtet, genoss ich den Wind in meinem Fell, das Gefühl mich zu verausgaben und meinem Körper was Gutes zu tun, das Adrenalin, dass beim Wettkampf durch meinen Körper jagte, während mein Herzschlag in meinen Ohren pochte. Ich fühlte mich einfach nur frei. Der See war nicht mehr weit entfernt und ich holte nochmal alles aus mir heraus für den letzten Sprint.

Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte sie mich abgehängt, doch auf den letzten Metern holte ich auf.
Mit fliegenden Pfoten und Nase an Nase erreichten wir das Ufer.
Schlitternd und rutschend versuchte ich zu bremsen bevor ich mich mehrfach überschlug und auf das Eis rutschte.

Gleichstand! jubelte ich

Ich bremste ebenfalls ab und kam ein paar Zentimeter schon auf dem Eis endlich zum Stehen, bevor ich wieder ans Ufer begab und mich mit einem fröhlichen Grinsen und Wedeln meiner Rute an Nava wandte. Stimmt. Damit ist es offiziell. Keiner von ist eine Ente. Ich blickte wieder zu See und genoss den Anblick, den er bot. Das glatte, gefrorene silbrige Wasser, auf dem sich die Bäme, im Hintergrund die Berge spiegelten und die Wolken im Himmel wiederspiegelten. Mein Blick glitt weiter und ich verengte meine Augen leicht, als ich eine Figur auf dem Eis erkennen konnte. Bild ich mir das ein oder ist dahinten ein Wolf auf dem Eis?

Ich bemerkte zuerst niemanden, doch dann drehte der Wind. Ich sah zum Ufer. In einiger Entfernung standen Wölfe.
Eine von diesen hatte sich auf das Eis gewagt, war aber noch zu weit weg von den dünnen Stellen.
Langsam schlitterte ich zu ihnen, immer Stück für Stück. Als ich schon ein ganzes Stück näher war konnte ich einzelheiten erkennen.
Eine schwarzer Rüde, eine helle Fähe auf dem eis und ... Sia! rief ich überrascht aus

Ich zuckte kurz überrascht mit der Schwanzspitze, als der Wolf - oder die Wölfin, wie ich bei ihrem Näherkommen erkannte, mich mit meinem alten Spitznamen addressierte - in dem Tal hatte ich mittlerweile unter dem Spitznamen Sai eine Art Neuanfang, eine neue Identität gefunden, ich war nicht mehr Sia, die von ihrem Gemahl unterdrückte Wölfin, die durch ihre Unachtsamkeit ihre Welpen getötet hatte. Diese negativen Emotionen verstaute ich aber sogleich wieder in den hintersten Winkeln meines Kopfes und auch die Verwunderung hielt nur für einen Moment an, da ich auch sogleich die freundliche Fähe, die mir einen Crashkurs über verschiedene Heilkräuter gegeben hatte, wiedererkannte. Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen und ich nickte ihr einmal zu. Heyo, Dawn richtig? Ich wusste, wir würden uns nochmal über den Weg laufen.

Mit rutschenden Pfoten versuchte ich auf dem Eis zu laufen und staunte wie leicht es der anderen Fähe fiel. Wie machte sie das nur?
Ich schlitterte auf dem Bauch immer Stückchenweise zu Sialuk zurück. Dawn? fragte ich neugierig und begutachtete die Wölfin.
Meine Rute wedelte hin und her. Hi. Ich bin Nava!

Revier? Welches Revier? fragte ich verwirrt. Ich habe keine Rudelgrenze gerochen, ihr müsst sie schon seid Monden nicht mehr markiert haben.
Etwas akeptisch sah ich ihn an. Meine Patienten hatten oft von Rudelgebräuchen gesprochen, ich dachte immer alle wären ganz versessen darauf ihre Grenzen abzustecken. Hier scheinbar nicht.
Als er seine Zähne bleckte regte sich in mir etwas, mir wurde mulmig und ich hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Um mich abzulenken suchte ich mit den Augen nach meinen Kräutern.
Etwas betroffen wannte ich mich an Sialuk. Tut mir ja leid, hätt ichs gewusst, wär ich nicht hergekommen.

Schon ok. wunk ich ab. Freut mich, ich heiße Dawn. Das Magengrummeln hatte sich gelegt. Allerdings konnte ich nicht so genau sagen was ich genau wollte.
Ich bin eine Heilerin und auf der Reise zu meinem neuen Rudel. Ich wollte mich am See nur etwas ausruhen. antwortete ich und holte mein Kräuterbündel hervor.

Das weiß ich noch nicht. gab ich zu und lächelte leicht. Die Wege der Luna sind unergründlich... aber wie der alte Heiler schon immer sagte: Man sucht nicht, man folgt nur dem vorbestimmten Weg des Schicksals.

Aber wie willst du irgendwo hin Reisen wenn du nicht weißt wohin? fragte ich verwirrt und sah von Dawn zu Rebell zu Sialuk und wieder zurück. Rebell? Was meint sie? Und was ich eine Heilerin? Weißt du das? Verstehst du das? Ach erklärs mir, ja? bombardierte ich ihn wieder.
Allerdings hatte ich meine Frage eine sekunde später schon wieder vergessen als ich einen Vogel entdeckte der in einiger Entfernung saß und fraß.
Wiedermal vollkommen abgelenkt senkte ich mich und schlich mich an. Vergessen war die Frage. Vergessen war Dawn. Vergessen waren Rebell und Sialuk. Ui ein Vogel....