Noch bevor von Saikko eine Antwort kam, wurde ich von der Seite angesprochen. Damit hatte ich so gar nicht gerechnet. Wann war Aletheia hier angekommen? Ich hatte sie gar nicht bemerkt. Überrascht blinzelte ich sie ein paar Mal an, dann legte ich das Moos vorsichtig vor meinen Pfoten ab -- ich würde das unterste wohl noch mal abwaschen müssen -- und richtete mich wieder auf. "Ja. Sie hat sich verletzt, deshalb bringe ich ihr das Moos," erklärte ich relativ vage.

Kiran? Der Kiran, den Alessio und ich im Felsenwald gefunden hatten? Quatsch. Vielleicht hat sie einen Namen verwechselt... Wie sollte Kiran denn gestorben sein? Meine Augen weiteten sich, als ich verstand, dass sie sich nicht versprochen hatte und ich Kiran tatsächlich schon lange nicht mehr gesehen hatte. "Kiran." Ich senkte den Blick. Eine Träne fiel auf den Mooshaufen und wurde vom Grün absorbiert. Ich blinzelte ein paar Mal, damit meine Sicht wieder klarer wurde. "Ich... wusste nicht, dass er es war." Wusste Alessio, das unser Freund gestorben war? Ich schniefte ein paar Mal und sammelte mich ein bisschen. "Ist okay. ich kann es Saikko ausrichten."

Ich hob das Moos auf und nickte schwach. Meinetwegen. Wirklich viel Begeisterung konnte ich für irgendein Gespräch jetzt nicht aufbringen, aber es wirkte, als ob sie es gut meinte und es war sicher gut nicht alleine zu sein. Also nickte ich, und widmete mich wieder meiner Aufgabe.
Vorsichtig schob ich meinen Kopf in den Höhleneingang und flüsterte abermals Saikkos Namen. "Biff-u wach?"
Wir hatten relativ leise geredet, aber nicht so, dass sie es nicht hätte hören können.

@Saikko

Ich wurde nervös und konnte es nicht mehr zurück halten. Naila sag doch endlich was können wir nicht bitte gehen? Oder zumindest irgendwas tun? „Naila Ehm ich glaube beim Silberrudel machen sich bestimmt alle Sorgen. Sollen wir zurück? Ich weis nicht ob es den Bergwölfen recht ist, das wir weiter hier bleiben. Ein paar Infos haben wir ja wie es dem Rudel geht…..auch wenn ich gerne Lyvianne gesehen hätte…..also…”, ich senkte kurz den Kopf und spitze dann die Ohren. Einmal ausgesprochene Worte kann man nicht zurück nehmen achte darauf was du sagst Talia!! Ich versuchte mich zu setzten und ruhig zu sein. Still und ruhig und weiter zu beobachten. Der schwarze Rüde der so plötzlich auftauchte und wieder verschwand war mir nicht entgangen und auch nicht das die eine Wölfin ihm gefolgt ist.

Sete erzählte mir von der Fremden, was mich erleichterte. Die Geschichte klang soweit recht harmlos und auch glaubwürdig. Vielleicht war ich auch nur etwas durcheinander und der volle Magen drückte mir ein wenig aufs Gemüt. Allerdings wurde mir auch wieder einmal bewusst, dass Sete bereits viel mehr erlebt zu haben schien. Ich kannte kaum einen Wolf, der nicht zu unserem Rudel gehörte und begegnete ihnen mit Argwohn. Für die junge braune schien das eher weniger ein Problem darzustellen. Kurz überlegte ich zu der Fähe namens Talia zu gehen um mich ihr ebenfalls vorzustellen. Das wäre doch nur höflich, oder..? Immerhin schien sie Sete eine zuverlässige Begleitung gewesen zu sein. Mein Blick ruhte noch auf ihr, als ich den Gedanken wieder verwarf. Sete schien mir etwas sagen zu wollen. Schlagartig kroch die Nervosität erneut in mir hoch. Was könnte sie wollen? dachte ich und fing die uneheimlichen Gedanken an eine Art 'Verschwörung' wieder ein. Zu gerne hätte ich mehr von dem Gespräch der beiden mitbekommen, doch ich musste mich mit den kläglichen Wortfetzen begnügen, die ich erhaschen konnte. Ich mochte Sete sehr. Sie löste ein Gefühl in mir aus, das ich zuvor noch nie verspürt hatte. Es war ein wenig wie Familie, aber doch so anders und vielleicht auch so viel mehr. Ich zögerte. Obwohl ich das Gefühl hatte diese Fähe, die wie eine Schwester mit mir aufgewachsen war, schon immer gekannt zu haben, kamen immer wieder Momente auf, in denen mir bewusst wurde wie wenig ich eigentlich über sie wusste. Doch ich wollte ihr vertrauen. "Sicher." sagte ich also knapp und gab mir größte Mühe meine Nervosität zu verbergen. Ich legte den Kopf ein wenig schief und musterte sie für einen Moment. "Gibt es etwas bestimmtes..?" fragte ich dann mit gedämpfter Stimme, in der Hoffnung, sie würde mir schon etwas verraten und meine Sorge lindern.

Ich setzte mich neben Rhys in Bewegung und sah mich weiter um, ehe ich meinen Blick auf ihn richtete. Nein, also doch, irgendwie schon... Aber es ist nichts schlimmes, wirklich nicht. Ich schaute meine Freund schüchtern an. Du machst mich hibbelig, sagte ich schließlich. Ich kann es nicht wirklich erklären, aber wenn du da bist, ist einfach alles so toll. Ich habe keine Angst mehr... Davor, verlassen zu werden, weißt du? Ich hatte angehalten und sah den dunklen Rüden voller Vertrauen, aber auch etwas grüblerisch an. Aber dieses hibbelig-ruhige, eigenartige Gefühl macht mir irgendwie wieder Angst. Ich hab angst, dass du das komisch findest und dass du das alles ganz anders siehst... Aber Rhys... Ich find dich toll. Aber es ist so anders als bei den anderen. Anders als bei Talia oder deinen Eltern, die mich alle so lieb behandelt und bei sich aufgenommen haben. Ich weiß nicht was das ist, aber ich will nicht, dass es wieder weg geht, dieses Gefühl. Ich spürte, wie ich sentimental wurde. Ein leichter Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet und meine Stimme war leiser geworden. Ich sah abwechselnd von meinen Pfoten in Rhys schöne Augen und bemühte mich um ein Lächeln, während die Anspannung in mir wuchs.

Wir gingen ein paar Schritte und Sete begann sich zu erklären. Nichts schlimmes.. ich glaubte ihr und eine Spur der Erleichterung machte sich in mir breit. Als sie stoppte blieb ich ebenfalls stehen und sah sie neugierig an. So richtig verstehen konnte ich nicht, was sie da sagte, dennoch meinte ich zu wissen wovon sie sprach. Meine Nevosität begann sich zu verändern. Sie flachte nicht ab, aber wandte sich in eine Richtung, mit der ich nicht gerechnet hatte. Unsicher wie ich reagieren sollte, stupste ich sie zunächst leicht mit der Nase an der Wange an. "Ich finde dich nicht komisch." sprach ich klar und bestimmt. Mehr brachte ich nicht heraus. Die ganze Situation begann mich zu überfordern. Ich brauchte Zeit um darüber nachzudenken. Gerne hätte ich ihr liebevolle Worte entgegen geschmettert, doch irgendetwas in mir hielt mich auf. Ich war für einen Moment wie versteinert. Viele Gedanken schwirrten mir durch den Kopf, doch ich vermochte es nicht sie zu Worten zu formen. Eine ganze Weile stand ich so da und sah ihr tief in die Augen. Angestrengt versuchte ich die Worte zu finden, die ihr gerecht wurden, doch alles klang so falsch in meinem Kopf. Erst als ich die Verunsicherung in ihrem Gesicht sah, als ich bemerkte, dass sie meine Sorgen teilte, wagte ich es zu sprechen. Ich sprach es einfach frei heraus, ohne lange darüber nachzudenken wie ich es sonst stets getan hatte, still in der Hoffnung, sie würde es richtig verstehen. "Ich finde dich auch toll, Sete." begann ich und spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg. "Ich mag dich sehr und werde dich nicht verlaseen, nie." Die Worte klangen sogar in meinen eigenen Ohren seltsam. So etwas hatte ich noch nie zu jemandem gesagt. Aber ich hatte es auch noch nie so empfunden. Es folgte eine weitere Pause, ich setzte mich und sah mich um. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die anderen Wölfe notiz von uns nahmen. Erneut wurde mir bewusst, wie viel Sete für mich bedeutete. Ich fühlte mich nicht einsam, obwohl ich umgeben war von Fremden. Sie löste in mir das Gefühl aus Zuhause zu sein. Auch wenn Papa, Mama, Apollo und Bricca nicht in der Nähe waren. Es fühlte sich richtig an. Vorsichtig beugte ich mich zu ihr hinüber und schleckte ihr über die Lefzen. "Du musst dir keine Sorgen mehr machen. Ich bin jetzt für dich da und wir passen aufeinander auf." Wieder so ein Satz der mir selbst recht eigenartig vorkam, doch es fühlte sich richtig an. Ich hoffte sie würde es verstehen, auch wenn ich so sparsam mit meinen Worten umging.

Ich musste schlucken, als kurz Stille zwischen dem wundervollen Rüden der mir gegenüberstand und mir in der Luft hing. Diese Stille wog schwer auf meinen jungen Knochen, doch was er dann sagte brachte mein Herz dazu, schneller zu schlagen. Seine Worte waren mit Sorgfalt gewählt und das berührte mich. Ich machte einen Schritt auf Rhys zu, sodass ich direkt vor ihm stand und drückte meinen Kopf in sein Brustfell. Ich wollte nicht, dass er die Tränen in meinen Augen sah, die ich weinte, weil er mich so glücklich machte und weil seine Worte mein Herz berührten. Aber ich wollte ihm auch einfach nah sein. Ja. Wir passen aufeinander auf, wimmerte ich mit brüchiger Stimme. Ich bin dir so dankbar für alles. Du warst einfach immer für mich da, du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet! Ich schaffte es, ihn wieder anzusehen, meine Augen waren dabei immer noch etwas glasig, doch ich wollte seinem Blick begegnen und als sich unsere Blicke trafen hatte ich das Gefühl, mich in seinen Augen zu verlieren. Noch nie hatte ich mich so Zuhause gefühlt. Ich werde auch niemals gehen. Das verspreche ich dir.

Ich musste an dem Platz, an welchem ich eine Weile verharrt war in Sorge um @Naya wieder zusammengesunken und eingenickt sein. So hatte ich auch nicht mit bekommen wie sich diese mit Aletheia unterhalten hatte. Schläfrig öffnete ich nun meine Augen, und hörte wenn auch eher schwach Nayas Stimme. Leicht ätzend setzte ich mich auf Ja..jetzt..schon.. brachte ich rau hervor. Wild schüttelte ich den Kopf um den Rest Müdigkeit zu vertreiben und einen klaren Gedanken zu fassen. Mich noch immer etwas schwankend auf drei Pfoten haltend tapste ich zum Durchgang meiner Schlafhöhle und steckte den Kopf heraus. Ich bin froh dass dir nichts passiert ist. Lächelte ich dann ehrlich erleichtert. Meine Sorge war wohl doch umsonst gewesen.

Sete presste ihren Kopf an meine Brust und ich legte meinen sanft auf ihren. Als sie mich wieder ansah, war ihr Blick glasig. Für einen Moment sorgte ich mich, doch nichts an ihr verriet Traurigkeit. Ich lächelte. Die Anspannung die ich zuvor noch verspürt hatte, fiel gänzlich von mir ab und ein warmes Gefühl machte sich in mir breit, als ich sie so ansah. Vielleicht war meine Sorge ja doch unbegründet. Es fiel mir schwer zu fassen wie die Dinge sich gewendet hatten, obwohl es doch eigentlich immer außer Frage stand für mich. Es fühlte sich gut an, endlich so klar zu ihr sein zu können. Ich nahm mir vor ihr von nun an mehr zu vertrauen, auch, wenn nicht immer alles verstand was sie tat. Es würde die Zeit kommen, in der ich sie danach fragen konnte. Doch für den Moment war alles genau so richtig, wie es war. Ich seufzte erleichtert und schleckte ihr noch einmal über den Fang. Dann sah ich mich um in die Richtung, in der wir die anderen verlassen hatten. Und wie aus heiterem Himmel befiel mich eine neue Sorge. Unsicher fing ich Setes Blick wieder ein. "Was denkst du was die anderen sagen werden?" Ich hatte nicht vor zu verbergen was ich fühlte, aber ich vergaß auch nicht, dass wir wie Geschwister gemeinsam aufgewachsen waren. War unsere Ausbildung an diesem Punkt abgeschlossen und wir würden auf neuen, eigenen Wegen gehen, oder gingen wir einfach zurück und lebten unser Familienleben weiterhin so wie es war..?

Ich schloss zufrieden die Augen, als Rhys mir über den Fang leckte und erwiderte die liebevolle Geste. Ich denke nicht, dass wir uns da Sorgen machen müssen. Deine Eltern sind super lieb und Bricca ist doch eigentlich auch entspannt drauf, oder? Ich hab noch nicht viel mir ihr geredet, obwohl ich so lange hier bin. Wie viele Monde ich schon auf und untergehen sehen habe, seit ich hier bin... Vielleicht gehört es auch einfach so? Viele Wölfe hier haben ja nicht nur Freunde und Geschwister und Eltern sondern auch ihre eigene Familie... Also ich weiß nicht ob... Ist das dann... Sind wir dann Gefährten? Meine Iriden begannen zu funkeln und meine Rute klopfte, halb nervös wegen seiner Reaktion, halb begeistert von der Idee, auf den staubigen Boden. Ich war noch jung und vielleicht konnte ich mir noch nicht viel darunter vorstellen wie es war, einen Gefährten zu haben, aber ich war mir sicher, dass ich ihn für immer bei mir haben wollte und er mehr als ein Freund oder ein Familienmitglied, in dem Sinne, wie es mir bisher bekannt war, für mich war. Würdest du... Willst du mein Gefährte sein, Rhys? Einerseits kam es mir so vor, als wären diese Worte recht früh aus mir heraus geblubbert, andererseits fühlten sich genau diese Worte in genau diesem Moment so unglaublich richtig an, dass ich sie niemals hätte zurücknehmen wollen.

Ich nickte. Vermutlich hatte sie recht. Mama hatte sicher schon etwas geahnt, Papa schien in letzter Zeit viel zu beschäftigt um sich um uns zu sorgen, Bricca war das vermutlich ohnehin alle zu doof und Apollo.. ja, Apollo hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Als sie die 'eigene Familie' erwähnte, wurde ich stutzig. So weit hatte ich noch nicht gedacht. Gerade erst war mir überhaupt klar geworden, wie ich zu ihr stand. Doch sicherlich war etwas an dem dran, was sie sagte. Schließlich fragte sie mich. Gefährten.. dieses Wort klang so geschwollen in meinen Ohren. Nie hatte ich einen Gedanken daran verloren, doch im Grunde hüllte sie es genau in das Wort, das es war. Bisher waren es immer die älteren Wölfe gewesen, die sich gegenseitig so betitelt hatten, doch irgendwie begann dieses Wort eine neue Bedeutung für mich zu bekommen. Es fühlte sich an, als wäre es schon eine ganze Weile so gewesen, ohne dass es jemand ausgesprochen hätte. "Das will ich, Sete." flüsterte ich ohne weiter darüber nachzudenken. "Das will ich und das werde ich. Ich verspreche dir, dass ich immer bei dir sein möchte und auf dich aufpasse." Diese Worte waberten nun genauso seltsam aus mir heraus, wie sie sich zuvor noch in meinem Kopf anhörten. Doch es klang richtig. Es war genau das, was ich schon lange mit dem Herzen dachte. Doch da gab es noch eine weitere Frage, die mir auf der Seele brannte, nicht erst seit jetzt. "Aber du bist kein Bergwolf." sagte ich leise mit beschlagener Stimme. "Was ist, wenn du nicht für immer einfach so, unbehelligt, bei uns leben kannst..?" mein Mund fühlte sich trocken an.