Ich schlief tief, fest und traumlos. Doch ich wachte sofort auf, als Akela die Höhle verließ. Meine Wachsamkeit war antrainiert und schon längst ein Teil von mir. Du bist hier sicher. Du bist hier im Rudel, an deinem Platz! Ich schüttelte meinen Kopf, um wieder klar denken zu können. Ja, hier ist jetzt mein Platz! Ich folgte Akela, die zu Svoboda und Iki hinübergegangen war. Da war auch eine junge Fähe (Saikko), die ich noch nicht kannte. Sie wirkte etwas schüchtern. Bin Odhran, meinte ich zu ihr. Neu hier. Die Anführerin hat uns aufgenommen. Sei gegrüßt! Das erklärte es wohl.
Akela Ich nickte. Klar, ich komm mit. Die Felsen waren sicher rutschig vom Nieselregel und es wurde auch schon dunkel. Schwierige Jagtbedingungen, besonders in den Bergen doch ich kannte es so. Es verlangte trittsicherheit und Konzentration. Odhran riss mich aus meinen Gedanken, ich schenkte ihm ein warmes lächeln.
Mein Herz klopfte stark. Beide neuen Wölfe wollten gerne jagen! Das war toll! Allerdings musste ich jetzt herausfinden, was sie denn so konnten. Ich musterte beide ein paar Momente. Ihr habt sicherlich Erfahrung und seid gute Jäger. Sagt mir doch einfach, was ihr gut könnt, so dass ich weiss, wie ich euch am besten einsetzen kann!. Ich warf meinem Freund einen Blick zu. Iki hier hat eine feine Spürnase und ist vor allem ein guter Treiber. Ich bin auch schnell und ausdauernd, kann treiben und töten. Meine Spezialität sind Herdentiere und Großwild. Was ist mit euch?
Ich freute mich, dass alle bereit waren, Lola zu betreuen und schenkte dem fremden Wolf ein dankendes Lächeln. Dann gähnte ich ausgiebig- ich war wirklich müde. Ich hörte schon nur noch halb dem Gespräch zwischen Svoboda, Odhran und Akela zu. Jagen? Ich wäre wirklich gerne mitgekommen, aber meine Pfoten fühlten sich so müde und schwer an, ich wollte mich einfach nur noch hinlegen. "Wenn ihr nichts dagegen habt, ruh ich mich erst mal in eurem Bau aus, ich bin echt müde. Wenn ihr später jagen gehen würdet, wäre ich dabei, aber ich brauch echt eine Pause, tut mir leid.", meinte ich zu Svoboda und Iki.
Das ist schon in Ordnung, Snow! Ruhe dich nur aus! Das mit der Jagd ist nicht so dringend, denn es ist ja noch etwas Beute da. Wir können auch einen oder zwei Tage warten. Aber wir könnten etwas anderes machen! Ich überlegte kurz. Dann meinte ich zu Akela. Iki und ich könnten dir und Odhran das Revier zeigen und wir könnten zusammen die Grenzen ablaufen. Was meint ihr? Dann sah ich Saikko an. Wenn es dir nichts ausmacht, Heilerin, dann könntest du vielleicht auch mal nach Snows Verletzung sehen.
Aha! Die junge Fähe heisst also Saikko und ist eine Heilerwölfin! Bemerkenswert! Svobodas Vorschlag gefiel mir. Ich würde gerne erst einmal das Revier kennenlernen! Werden wir auch zu dem großen Berg da laufen? Wie oft hatte ich den großen Gipfel schon aus der Ferne betrachtet und mir gewünscht, genau dorthin einmal zu gehen! Dann erinnerte ich mich, dass Svoboda uns ja eine Frage gestellt hatte. Ich kann alles jagen - ob in den Bergen oder im Flachland. Ich bin schnell und ausdauernd. Am liebsten habe ich früher immer Moschusochsen gejagt, aber die gibt´s hier wohl nicht.
Ich hatte dem Gespräch eher weniger gelauscht. Immerhin konnte ich nicht jagen. Allein dass es mir gelungen war den Berglöwen zu töten grenzte an ein Wunder..selbst den Hasen, welchen ich für den anderen Welpen erlegt hatte, war eher einfach gewesen, da dieser verletzt gewesen war. Doch bei einer wirklichen Jagd hätte ich keine Chance. Also würde ich mich auf das konzentrieren was ich konnte. Als Svoboda mich wieder ansprach hob ich den Blick, welchen ich gesenkt hatte, als Akela und später auch Odhran dazu gestoßen waren. Noch immer machte es mich nervös wenn fremde Wölfe in meiner Nähe auftauchten. Ich zuckte aufmerksam mit den Ohren, als Svoboda davon sprach, dass Snow..also die weiße Wölfin eine Verletzung hätte. Da..das kann ich gerne machen..wenn sie..wenn du es erlaubst. Damit wand ich mich Snow zu und musterte diese. Ob ich die Wunde so schon sehen konnte?
Ich stand erneut auf auf drehte Saikko meinen linken Oberschenkel zu, als ich merkte, dass sie mich musterte. "Eine Schussverletzung. Es ist schon weitestgehend geheilt und braucht nur noch etwas Zeit, um vollständig zu verheilen, denke ich." "Dank des Menschen, der sich um mich gekümmert hat.", fügte ich flüsternd hinzu.
Bei dem Wort Mensch brummte ich kurz. Ich mochte es nicht wenn jemand über Menschen sprach, als ob sie "nett" wären. Ich hatte von Lyv und auch allen anderen gelernt dass Menschen es eben nicht waren. Ich trat näher an Snow heran. Er hat die Wunde nur grund versorgt. Wenn sie etwas älter ist wundert es mich nicht, dass sie noch immer schmerzt. Sie scheint sich entzündet zu haben. Aufmerksam schnupperte ich an der Wunde, welche bereits zu vernarben begonnen hatte. In meinem Kopf begannen bereits sich die Gedanken gegenseitig zu verdrängen, während ich versuchte eine Lösung zu finden. Ich werde dir einige Pflanzen geben, welche bei der Heilung helfen sollten...Leg dich am besten an einen ruhigen Platz, wo es trocken ist. Ich bin gleich bei dir. Damit trabte ich zur Kräuterhöhle und zog ein Stück Rinde, welches ich ja schon öfter zum transportieren genutzt hatte, heran. Ich begann aus einigen Klettenwurzeln die Stacheln zu zupfen. Auch fand sich ein paar Brennesselnblätter auf der Rinde ein. Johanniskraut legte ich ebenfalls hinzu. Zögernd sah ich dann ein paar Ringelblumen an, nahm aber davon eine mit. Hoffentlich hilft etwas davon..
"Danke dir." Ich nickte kurz zu Svoboda rüber, als Zeichen, dass ich mich jetzt zur Höhle begeben würde. Sie war geräumiger, als ich dachte und an dem Boden erkannte man, dass sich die beiden Wölfe sich hier bereits gut eingerichtet haben. Auch ich machte mir den Boden etwas komfortabler und legte mich dann auf meine rechte Seite. Meine Pfoten taten weh vom vielen Laufen und ich wollte den Kopf zum Schlafen ablegen. Aber ich wartete auf Saikko und die Pflanzen, die sie mir geben wollte. Alle Wölfe hier waren bisher so nett zu mir. Svoboda und Iki haben mich sehr nett aufgenommen, die Anführerin, die beiden Neuen, Lola... ich hoffte, hier meine Zeit gut verbringen zu können. Auch wenn Krieg anstand- ich mochte sie alle bisher sehr.
Ich trug die Rinde mit den Kräutern darauf zu Snow, indem ich ihrem Duft folgte. Ich legte die Rinde vor ihrem Kopf ab und deutete nach und nach mit der linken Vorderpfote auf die einzelnen Pflanzen um diese zu erklären Dies sind Klettenwurzeln, die solltest du nur im schlimmsten Fall fressen. Sie können manchmal einen sehr orientierungslos machen..und ein Schwindelgefühl. Dies hier sind Brennesseln, sie brauchst du nur zu fressen..sie sollten die Wunde von innen heraus heilen. Das Johanniskraut können wir zermalen und auf die Wunde auftragen, die Ringelblume nur kauen..und wieder ausspuken, sonst vergiftest du dich. Ich hoffte dass ich nichts vergessen hatte, was mir Ambi beigebracht hatte. Ich nahm das Johanniskraut und begann es, indem ich einen Stein mit dem Fang auf dieses legte, es zu zermahlen. Dabei sah ich zwischen den Brennesseln und Snow hin und her, eine stumme Aufforderung dass sie diese fressen sollte.
Dankbar sah ich, dass sich Saikko behutsam um Snow kümmerte. Bei der Heilerin ist sie in guten Pfoten! Dann wandte ich mich erneut an die Anderen. Na, was ist nun? (outtime: Wir müssen nicht tatsächlich die ganze Runde drehen, sondern können wieder hierhin zurückkommen und jeder kann seine Erfahrungen reflektieren ...) Ich wedelte mit der Rute und spitzte die Ohren. Vor allem sah ich Akela an, die dazu noch garnichts gesagt hatte.
Dann fiel mein Blick auf Lola, die eben Casanova angestupdt hatte. Du könntest auch mitkommen, Lola! Du willst doch bestimmt auch das Revier kennenlernen, oder?
Ich sah zu Svoboda und flitzte begeistert zu ihr. Wie groß ist denn das revier? fragte ich neugierig und wedelte mit der Rute. das war ja alles soo aufregend.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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02.10.2018 22:02
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