Mein Blick wanderte mit Papa mit und blieb an Pell hängen, als er sprach und ihn anschaute. Was war das in seinem Blick? Egal, was es war, es bereitete mir Unbehagen und ich wollte es beenden. Mit einem leisen Seufzen wandte ich mich von Papa und meinem Bruder ab und trat zu Dash herüber, unter dessen Kinn ich meine Nase rieb. Wir bleiben hier. Du kannst gerne nach Hause gehen und schauen, ob dort alles in Ordnung ist, meinte ich leise und zog meinen Kopf wieder vor, um ihn anzusehen.
Ich stand da und tat erfolgreich so als wäre ich nicht da und würde nichts hören. Das ich doch alles mitbekam war nicht zu verhindern, doch ich dachte nicht das ich mich einmischen sollte. Als dann Ekki plötzlich zu mir kam sah ich sie erst verwirrt an, dann lächelte ich sie fragend an. Ja, ich musste zurück, aber konnte ich Ekki wirklich alleine lassen? Ausgerechnet jetzt? Bist du dir ganz sicher?
Als das Gespräch beendet war und Ekki zu Dash herüber ging setzte ich mich hin und starrte müde zwischen die Bäume. Ich fühlte mich ausgelaugt und erschöpft, seelisch und Körperlich gleichermaßen. Innerhalb weniger Tage war alles anders, meine Welt war zusammen gebrochen und existierte nicht mehr wie ich sie kannte. Für mich als jungen Wolf war das verstörend und beängstigend.
Ich zögerte noch etwas, entschloss mich dann aber zu gehen. Nur ganz kurz. Nur um zu sehen ob alles okay war, dann würde ich wieder kommen. Ich schleckte Ekki noch einmal über die Schnauze, lächelte Kolja und Pell an und entschwand dann zwischen die Bäume. (Rudelplatz)
Ich sah die beiden Wölfe an die meine letzte Familie waren und seufzte. Ein Zittern ging durch meinen Körper, ich fühlte mich kalt und einsam. Bald wieder da, flüsterte ich und schluckte ein mal. Mein Blick ging zum Himmel und ich zitterte stärker, ich verstand nicht wie sie mich alleine lassen konnte. Müde und leer stand ich auf und drehte mich um, ich trat den Weg an zum einzigen Zuhause dass ich je gekannt hatte. -Rudelplatz der Silberwölfe
Fröhlich vor mich hin pfeifend und mit motiviert schwingender Rute erschloss ich das Wäldchen, den Ort, wo ich so viele Erinnerungen hütete. Natürlich nicht ganz so viele wie am Lachsfluss oder gar bei den Nebelwölfen. Mein Gang hatte sich zu einem federnden Trab gewandelt, während sich meine Ohren abwechselnd in alle Richtungen drehten. Immerhin durfte ich das Jagen nicht vergessen. Wer will schon verhungern, dachte ich mit einem breiten Grinsen, als ich plötzlich eine Fährte wahrnahm. Lautlos wechselte mein Gang zu einem Trott, bis ich schließlich stehen blieb. Aufmerksam senkte ich den Kopf gen Erde, bis meine Schnauze fast den Boden berührte. Nun lief ich achtsam und leise hin und her, bis ich die Fährte wiedergefunden hatte. Sie vermischte sich mit einigen Wolfsspuren, doch sie war da. Und was noch viel wichtiger war - es war ein Beutetier. Ein Hase um genau zu sein. Lautlos seufzte ich. Ich mochte es überhaupt nicht Hasen zu jagen. Da musste man sehr vorausschauend und geschickt vorgehen, etwas, was mir gar nicht lag. Doch da dies die erste und einzige Fährte war die ich mal eben so wahrnahm, folgte ich ihr. In geduckter, aufmerksamer Haltung versteht sich. Als ich besagte Beute endlich gefunden hatte, saß sie gerade hinter einem kleinen Strauch und knabberte an den herabhängenden Blättern. Die langen Löffel drehten sich unaufhörlich in alle Richtungen, reagierten auf jedes noch so kleine Geräusch, während die dunklen Knopfaugen scheinbar konzentriert auf den Zweig blickten. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen, während ich mich langsam auf die Erde gleiten ließ. Mein Bauch berührte fast den Boden als ich endlich in der Bewegung verharrte. Ich würde warten bis sich der Hüpfer an einen anderen Strauch in meiner Nähe machte. Doch dieser dachte gar nicht daran, fröhlich und scheinbar auch sehr hungrig fraß er weiter und stellte sich dafür sogar kurzzeitig auf die langen, kräftigen Hinterbeine. Das war meine Chance! Meine Ohren stellten sich aufmerksam auf, während sich mein Körper noch in derselben Sekunde vom Boden wegdrückte und den Hasen ansprang. Dieser versuchte noch zu fliehen, doch meine linke Vorderpfote erwischte ihn an der Flanke und ließ ihn straucheln. Tja, manchmal waren eben auch Wölfe schnell. Der Hase konnte sich gar nicht schnell genug aufrappeln, denn da waren meine Fänge schon knapp über seiner Kruppe zusammengeschlagen und hielten ihn fest. Meine Pfoten drückten ihn zu Boden und schon hatte ich mein Gebiss von seinem Hinterteil gelöst um es ihm stattdessen in den Nacken zu schlagen. Ein kurzes Zucken und der Hase wehrte sich nicht mehr. Glücklich leckte ich mir das blutige Maul und begann den Hasen zu fressen. Was hatte ich für einen Hunger!
Mit einem leisen Rülpser hatte ich schließlich von meiner Beute abgelassen und mir das Maul geleckt. Immer wieder fuhr meine Zunge über die empfindliche Haut an meinen Lefzen, streifte dabei immer wieder die kleinen, hellrosa Narben an den Mundwinkeln und erreichte irgendwann meinen Nasenrücken. Nachdem ich mir auch die weichen Ballen an den Pranken geleckt und die fellige Oberseite der Pfoten geputzt hatte, war ich vorerst mit der Wäsche fertig. Zufrieden schob ich die zerkauten Knochen auf einen Haufen und anschließend unter einen Busch. Musste ja nicht jeder sehen das ich hier gewesen war. Es reichte ja schon, dass sie mich riechen würden. Genüsslich streckte ich mich und hörte es vernehmlich im Nacken knacken. Mein Ohr zuckte amüsiert. Ich werde wohl alt, dachte ich mit einem Hauch Sarkasmus und lachte leise. Schließlich richtete ich mich wieder in die gewohnte Haltung und trabte einfach drauflos. Ob ich zum Lachsfluss sollte?, überlegte ich eine Sekunde, entschied dann aber dagegen. Der Ton meines Fells war noch zu erkennen und Durst hatte ich auch keinen. Und ohne Rudelpflichten habe ich auch genug Zeit, dachte ich etwas wehmütig. Wie lange war ich fort gewesen? Vielleicht 2 Monde, allerhöchstens. Und doch kam es mir wie eine Ewigkeit vor. Ob Noriko meine Nachricht an Morgana weitergegeben hatte? Etwas in mir drin wollte sie wiedersehen, sich selbst darüber vergewissern, dass es ihnen gut ging. Doch ich war mir nicht sicher ob das so eine gute Idee war. Du hast sie bei Nacht und Nebel verlassen. Ohne ein Wort. Ich winselte kurz, als ich an Nikai dachte. Nicht mal ihm hatte ich etwas gesagt und doch war er mir einfach gefolgt. Nur um zu sterben. Doch halt! War er wirklich tot? Er war nur verschwunden. Doch ich hatte die Verbindung zu ihm verloren. Er hatte auf kein Heulen reagiert nachdem das Rudel uns attackiert hatte. Und die Blutflecken waren vielsagend. Während ich so meinen Gedanken nachhing, merkte ich gar nicht, wie sich das Gebiet veränderte - ja, es ebnete sich und plötzlich stand ich ganz woanders.
Abaster Ich rannte so schnelm ich konnte, srpang über die Äste am Boden und wich den Bäumen aus. Ich muss stärkter und schneller werden. dachte ich mir und lief weiter.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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31.07.2017 18:08
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