Sie stellte sich vor.
Saikko! Der Name klang vertraut, als würde er aus meiner Heimat stammen.
Dann das! Sie war eine Heilerin!
Aufgeregt zuckte ich mit den Ohren.
Du bist die Heilerin eines Rudels? Du bist noch jung. Du musst sehr begabt sein.
Respektvoll und ein bißchen verwundert senkte ich meinen Kopf.
Ich erinnerte mich an meine Jugend. Auch ich erlernte die Heilkunst in jungen Jahren. Aber es dauerte Jahre, bis ich mich wirklich als Heilerwolf bezeichnen konnte.
Ich bin auch ein Wolf, der sich mit der Heilkunst beschäftigt hat, meinte ich vorsichtig.
Ich wollte nicht prahlen oder mich hervortun.

Ich legte etwas verlegen die Ohren an Ich..ich habe den Posten meiner Ziehmutter übernommen. Ich habe mich immer mehr für die Heilkünste interessiert als für das Jagen oder Kämpfen. Bevor..sie und mein Ziehvater das Tal verließen, hat sie mir alles bei gebracht was sie konnte. Doch das meiste bringe ich mir immer noch selber bei. Erklärte ich dann, während ich unter meinem Wangenfell errötete. Ich sah Jukko schließlich neugierig an. Er war eindeutig älter als ich und sicher weit erfahrener was Heilpflanzen anging. Ich zögerte kurz, ehe ich leise sprach Du..du weißt nicht zufällig welche Pflanze gegen Gedächtnisverlust hilft? Hoffnung lag in meinem Blick. Vielleicht konnte ich diese Pflanze ja dann im Tal finden und Whimper bringen!

Oha! Das war schwierig!
Ich überlegte.
Ich weiß nur von zwei Pflanzen, die eine entsprechende Wirkung haben können.
Zum einen ist es der Lorbeerbaum. Die Blätter kann man gefahrlos essen. Dann sind da noch die Blätter des Gingkobaumes. Der ist hier selten zu finden und kommt meist in noch wärmeren Gegenden als hier vor. Seine Blätter enthalten einen ziemlich wirksamen Saft.
Aber! Ich kratzte mich mit meiner Hinterpfote am Ohr, dann fuhr ich fort:
Aber, es kommt darauf an, woher der Gedächtnisverlust stammt.
Wenn er von einer traumatischen Erfahrung herstammt, dann kann es das Gedächtnis selbst sein, das seine Erinnerungen verschließt. Da helfen Pflanzen wenig - höchstens die, welche der Entspannung dienen.
Ich jage auch nicht gerne, fügte ich hinzu. Mir tut sogar die Beute leid, gestand ich der Fähe.

Ich hörte sichtlich aufmerksam zu, ehe ich den Kopf senkte. Immerhin hatte ich es bereits versucht mit entspannenden Pflanzen, doch nichts schien zu helfen. Dann..hat er wohl ein Trauma erlitten.. Murmelte ich vor mich hin und sah Jukko dann wieder aufmerksam an Mir..tut die Beute nicht wirklich leid. Ich töte nur Tiere, welche verletzt sind. So werden sie von ihrem Schmerz und ihrem Leid erlöst

Das finde ich sehr freundlich von dir. Ja, der Tod kann eine Erlösung sein!
Aber ich muss mich ernähren und ein einzelner Wolf auf der Wanderschaft muss eben die Nahrung nehmen, die er kriegen kann. Nur mit Pflanzen geht das leider nicht.
Dann sah ich Saikko an.
Es gibt da noch eine dritte Kathegorie von Pflanzen. Außer den Heilpflanzen und denen, die der Entspannung dienen, gibt es auch noch die, die den Geist verändern. Sie sind allerdings sehr gefährlich und es kann viel bei ihrer Anwendung schief gehen. Man kann niemals wirklich genau vorhersagen, welchen Effekt sie haben. Nur im äußersten Notfall würde ich sie verwenden.

Ich überlegte kurz. Ich selber fraß ja nicht viel, da war ich wie Onkel Rolf. Ich fraß meistens wenn dann mal Beeren, wenn ich wie jetzt unterwegs war..oder eben von den Wurzeln die man fressen konnte. Auch wenn diese eben nicht satt machten. Doch wie sich am Lachsfluss gezeigt hatte, war es im Moment ohnehin nicht gut, wenn ich etwas fraß. Meine..Ziehmutter hat mir sowas in der Richtung erzählt. Aber so wirklich habe ich das nicht verstanden. Ich arbeite meistens mit mir vertrauten Pflanzen. Immerhin..habe ich niemanden der es mich anders lehren könnte. ich grinste schief, als ob ich soeben einen Scherz gemacht hatte. Ich habe zusammen mit einem Rüden meines Rudels einen Hirsch erlegt. Wenn du Hunger hast, kann ich dir gerne ein Stück des Fleisches bringen. Bot ich dann freundlich an.

Es ist auch kein gutes Feld, um damit zu experimentieren, denn diese Pflanzen sind wirklich gefährlich, warnte ich die junge Heilerin.
Als sie mir anbot, mir ein Stück von ihrer Beute abzugeben, war ich froh. Ich hatte schon seit über sechs Tagen nichts richtiges mehr gegessen - außer ein paar Beeren.
Sehe ich schon so verhungert aus? fragte ich scherzhaft und überspielte mit dem Scherz, dass ich tatsächlich Hunger hatte.
Dann lenkte ich ein.
Tatsächlich würde ich mich über eine kleine Mahlzeit freuen, meinte ich.
Wie wäre es, wenn ich dir dafür im Tausch eine Geschichte erzählen würde? Hättest du Spaß daran?

Ich nickte zu dem Hinweis, dass die Pflanzen zu gefährlich seien und grinste dann schief Aber sowas von. Mein Fell war noch immer nicht völlig getrocknet, nach dem Bad im Lachsfluss, so dass es sich platt an meinen hageren Körper drückte. Sehr gerne. Antwortete ich dann und erhob mich. Die anderen würde es sicher nicht stören, wenn ich mir ein Stück des Fleisches mit nehmen würde.

Als sie Anstalten machte, sich zu erheben, wollte ich sie begleiten, aber ich hatte Bedenken.
Du gehörst ja zu einem Rudel. Da wäre es wohl keine gute Idee, wenn ich die Grenzen zu eurem Revier verletzen würde. Aber ich könnte dich vielleicht bis dorthin begleiten, wenn du möchtest. Ich kenne mich nämlich hier überhaupt noch nicht aus, weil ich erst gestern hier ankam.

Ich streckte mich kurz und sah Jukko freundlich an Das Bergrudel ist sehr freundlich, gegenüber Gästen. Auch wenn mein Onkel Rolf dich wahrscheinlich sehr misstrauisch anknurren wird. Aber wenn du an der Reviergrenze bleibst, sollte dies kein Problem darstellen. Bestätigte ich Jukkos Worte und wand mich dann Richtung Wald. Es war wohl dass beste wenn ich Jukko an die Grenze führte, welche zwischen dem Wald und unserer Wiese lag. Im Wald würde er sicher einen sicheren Platz zum warten finden.

Ich schnippte mit der Rutenspitze um Jukko zu deuten, dass er mir folgen soll. Dann lief ich in einem leichten Trab los.

--> Wald

Ja, machen wir es so! pflichtete ich Saikko bei.
Ich wollte wirklich keinen unnötigen Ärger provozieren.
Also folgte ich der jungen Fähe und erkundete dabei die Gegend.

------ Wald

Ich rupfte solange Gras, bis ich etwa halb so viel hatte, wie ich dachte dass wir brauchen würden und prüfte dann Runas ausbeute. "Das sollte reichen", sagte ich und ging zu der Blüte hin, pflückte sie und legte sie auf meine Hälfte des Grasmantels. Dann wartete ich, dass meine Begleitung die Pflanze bedeckte.

Ich schaute kurz verwirrt zu ihr hinüber. Versteht sie nicht, was ich von ihr will? Habe ich mich unklar ausgedrückt? Ich entschied, dass ich es besser genauer erklärte. "Nein, wir brauchen auch noch mehr als nur das, aber wir sind hier noch nicht fertig. Bringst du mir bitte deinen Haufen rüber, dann können wir weiter gehen, ja?" Ich holte tief Luft, bevor ich meine Schnauze senkte und mit ihr das Gras rundherum zusammen schob.