Akela Ich tappte in die Höhle. Der weiße Welpe war wieder da, er ratterte irgendwas am Stück herunter. Ich suchte mir ein ruhiges Eckchen und fing an mir das Fell zu putzen. Staub und Dreck ließen mich heller erscheinen als ich war. Nebenbei hörte ich dem Welpen zu. Er schien nicht besonders viel Selbstvertrauen zu besitzen.
Einigermaßen erstaunt hörte ich von Finns jüngsten Abenteuern und wie er alles so präzise und sachlich beschrieb. Woher hatte der Junge schon so gut reden gelernt? Und er hatte schon eine Forelle selbst gefangen! Warum war ich nicht dagewesen und hatte es ihm gezeigt? Ich war wohl hier der faule Pelz, dachte ich ein wenig schuldbewusst. Andererseits war ich auch stolz auf meinen Jüngsten, der sonst immer so zurückhaltend war. Liebevoll schleckte ich ihm über die gespitzten Ohren. Also bist du jetzt schon ein echter Fischfänger! lobte ich ihn. Nein, du bist kein fauler Pelz! Du hast ganz recht! Wenn dir jemand etwas Nützliches beibringen kann und will, dann höre ihm zu, sehe ihm zu und lerne von ihm! Das ist keine Faulheit sondern Schlauheit! Allein kann und muss man vieles lernen, aber es ist immer gut, wenn du jemanden triffst, der es dir zeigen und erklären kann. Dann geht es schneller und ist auch weniger gefährlich, verstehst du?
Als ich sah, dass der Kleine zufrieden war, war ich es auch. Dann fiel mir ein, dass da ja noch das Ritual war, das mir vorschwebte. Jetzt, da du weisst, dass du kein fauler Pelz bist, kannst du mir und den Anderen auch einen Gefallen tun, willst du? Als er nickte, meinte ich: Komm´nach hinten in die Höhle, Finn. Ich werde es dir genau erklären. Dann zogen wir uns ins Innere der Höhle zurück und ich erklärte meinem Sohn, was ich vorhatte.
Ich beobachtete die Jagdbemühungen der Jungwölfe und ihre Fortschritte. Sie wurden schneller, konzentrierter und präziser. Natürlich waren die Kaninchen jetzt besonders vorsichtig und aufmerksam. Deshalb war das hier auch richtig schwer. Doch das sagte ich den Welpen natürlich nicht. Ihr seid jetzt schon 5 Monate alt und könnt immer noch keine Kaninchen fangen? Ihr solltet mehr üben. Meine Bemerkung zeitigte den gewünschten Erfolg. Sie strengten sich wirklich an, aber man hatte selbstverständlich auch keinen Erfolg ,wenn man zu verbissen jagte. Am Ende lächelte ich, als sie völlig fertig waren und meinte zu ihnen. Probiert´s annem andern Tag! Dann seid ihr auch schon größer und älter. Ihre zornige Stimmung ignorierend begleitete ich sie zurück zur Höhle. Sie würden sich noch mehr Mühe geben!
Akela Als die Truppe zurück in die Höhle kam, ohne Erfolg musste ich fast grinsen. Sie hatten wahrscheinlich eine hetzerei hinter sich. Stattdessen steckte ich aber meine Gliedmaßen und spannte die Muskeln an damir sie sich danach besser lockerten.
Als ich Akelas Grinsen sah, grinste ich zurück. Sicherlich verstand sie alles. Da ich nicht wusste, ob sie mit mir reden würde, zuckte ich zur Begrüßung mit der Rute und meinte nur: Akela, hmmh, weite Reise? Ich war eben nicht der Redseligste und diese Fähe schien mir da wohl ähnlich zu sein.
Yui hatte mir also einen Freischein gegeben. Das brachte meine Stimmung auf ein hoch, dass ich nahezu dauerhaft mit dem Schwanz wedeln könnte. Ich hatte mich in meine Ecke verzogen. Jetzt beobachtete ich Odhran und die neue. Außerdem waren die Welpen mit ihm zurückgekehrt. Heute hatte ich wahrlich keine Lust auf Spielchen also viel ich sie mir knurrend vom Leib.
Wir waren fix und fertig, als Odhran uns zur Höhle zurückbegleitete-wie kleine erfolglose Welpen! Unsere Stimmung war auf dem Nullpunkt und als Yara Oberschlau mal wieder eine entsprechende Bemerkung machen wollte, schnappte ich nach ihr. Auch Tante Morgra knurrte uns an und Papa war garnicht zu sehen. Das hier ist echt Scheisse! dachte ich wütend und verpasste Coll einen Pfotenhieb, der mich auch noch dafür anknurrte. Dann erzählte uns Mama noch, dass Finn seinen ersten Fisch gefangen hatte und ich hätte einen Bären zerfetzen können, wenn ich gewußt hätte, wie einer aussah. Dumme unfähige Welpen sollten wir sein! Na wartet! Wir werden es euch Erwachsenen schon beweisen! Doch heute nicht. Jetzt mussten wir schlafen. Müde tappste ich mit den Anderen in die Höhle. Unverschämt! Selbst die Fremde hatte uns angegrinst!
Magste reden? Musst nich´wennde nich´willst. Versteh´das! meinte ich ehrlich. Ich red´selber nich´so viel. Allerdings wedelte ich freundlich mit meiner Rute.
Oha! Sie war ja richtig zugängig, die Dame! Erfreut wedelte ich weiter und ermutigte sie so, von sich zu erzählen - oder auch Fragen zu stellen, wenn sie wollte. Ausfragen würde ich sie nicht. Zum einen mochte ich so was selbst nicht, dann war es auch noch unhöflich und außerdem war ich ja auch nicht der Redegewandteste. Ich war es nur, wenn es um höfliche Floskeln ging. Also wartete ich einfach ab.
Akela Ich sah ihn an, anscheinend hatte er nicht vor etwas zu sagen. Also seufzte ich und fragte Kannst mir erwas über die Gegend hier berichten?Es scheint als gäbe es hier Wölfe wie Mücken im Sommer.
Äh, ja, das kann ich - ein wenig! meinte ich, räusperte mich erstmal. Ich war wirklich kein großer Redner, aber aus Höflichkeit ... und wenn man aufgefordert wurde ... Bin selbst noch nich´sehr lange hier! Hab´meinen Onkel gesucht und gefunden. Ist Conn. Hab´eine zeitlang in den Bergen gelebt. Sie sind wunderschön und da ist kaum ein Wolf. Okay, da ist irgendwo im Westen ein Rudel. Die wollten nicht mit mir reden und haben mich verjagt. Aber die meisten Teile der Berge sind schön und frei. Man kann da gut allein sein und hört den Wind, hört die Stimmen, hört die große Wolfsmutter selbst, wenn man will. Hab´von den Rudeln gehört. Sie beherrschen hier alles, halten aber auch Frieden. Sie dulden Streuner, aber keine neue Rudel. In ihre Gebiete darf keiner, aber das hier und andere sind freie Gebiete. Die Rudel dulden die Streuner, solange sie schwach sind. Conns Clan der freien Wölfe kann für sie eine Provokation sein. Deshalb sind hier manche nervös. Mir ist das egal. Ich habe den Tanz mit dem schwarzen Wolf des Todes noch nie gefürchtet. Ich habe ein anderes Problem. In meiner alten Heimat habe ich mein Rudel verraten. Ich bin Bradwr - ein Verräterwolf, solange, bis mich ein Rudel oder eine Gruppe erneut aufnimmt. Mein Onkel gibt mir die Chanche hier im Clan. Aber alle Wölfe müssen zustimmen. Ich verstummte. Ich hatte viel mehr über mich preisgegeben, als ich eigentlich gewollt hatte. Ob das an Akelas Gegenwart lag? Jetzt wusste sie jedenfalls direkt, dass ich ein Bradwr war. Wie wird sie wohl datauf reagieren?
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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02.04.2018 09:45
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