Saikko:

Schlitternd und kleine Steinchen vor mich her tretend kam ich hechelnd auf der Wiese an. Schwach noch waren der Geruch von Ambi, Jora und auch Gin in der Luft und den Gräsern. Ich seufzte tief durch und betrachtete dann die Blumen ringsumher, die verstreut auf der ganzen wiese wuchsen. Hopsend rannte ich umher und schnupperte an der ein oder anderen und begann die Blumen dann vorsichtig, soweit wie möglich am Ende des Stieles, abzubeissen und zu einem kleinen Haufen zusammen zu sammeln. Dabei wedelte meine Rute aufgeregt. Ich konnte nur hoffen dass meine Absicht nicht daneben ging. Aufmerksam richtete ich mich immer wieder auf, die Ohren spitzend. Immerhin durften wir uns im Rudelgebiet frei bewegen, was aber nicht hieß dass hier keine Gefahr drohte. Als ich eine Mischung aus blauen, rosanen und auch gelben Blumen zusammen gesammelt hatte, schob ich den Haufen so zusammen dass ich ihn mit dem Mäulchen aufheben konnte. Ich zögerte dann einen Moment, ehe ich der Fährte der anderen folgte.

-->Felsenwald

Langsam Schritt ich den Pfad hinunter, wobei ich wohl ein paar Steinchen mitnahm. Ich atmete durch. Ob das Rudel es wirklich gut heißen würde, wenn ich hier unten lebte, statt auf dem Rudelplatz? Immerhin hatte ja der Alpha dem zugestimmt, also sollte es doch in Ordnung sein oder nicht?

Ich ging langsam über die Wiese und genoss es auf der weichen Fläche zu sein. Ich ließ mich fallen und wälzte mich herum, brummte dabei wohlig. Ich blieb dann auf dem Rücken liegen, die Pfoten angezogen und blickte so in den Himmel und zur Kante des Rudelplatzes hinauf.

Jeder findet seinen Platz, irgendwo. Auch wenn es nicht direkt bei seiner Familie ist.. Mit diesem Gedanken ließ ich mich auf die Seite fallen und schloss die Augen. Bald hatte mich der beruhigende Schlaf eingeholt.

Ein wenig holprig fand ich meinen Weg nach unten und atmete dann tief durch. Reiß dich zusammen! Du hast Mama, Papa, Jora, Aski und Garm doch lieb..also sei nicht so weinerlich! Du musst stark sein für deine Familie! Ich schüttelte mich und tapste dann weiter, dabei entdeckte ich Shizukani und musste etwas Lächeln. Seine Worte hatten mir damals den Mut und die Kraft gegeben, zu versuchen mich mit Jora aus zu söhnen. Mit einem leisen Bellen sprang ich zu dem älteren Rüden und kuschelte mich dann an in dran. Onkel Shizu!

Gerade noch war ich am schlafen gewesen, da hörte ich vom Bergpfad Schritte. Brummelnd öffnete ich die Augen und erkannte schwarzes Fell. Verschlafen blinzelte ich und spürte wie sich im nächsten Moment ein kleiner warmer Körper sich an den meinen schmiegte. Ahh Saikko.. Ich war noch etwas müde, hob aber nun den Kopf und betrachtete die Jungwölfin. Ich zögerte einen Moment, ehe ich ihr liebevoll über den Kopf schleckte. Alles in Ordnung? Ich spürte wie Sorge sich in mir breit machte, während ich an ihr schnupperte. Verletzt war die Fähe jedenfalls nicht, zumindest nicht äusserlich.

Ich seufzte etwas und genoss das abgeschleckt werden, ehe ich sanft meine Nase in sein Bauchfell grub und einige Moment so verharrte. Ich..ich schaffe es einfach nicht..Jora..Jora zu zeigen dass ich sie lieb habe. Ich..ich mache immer alles falsch. Stotterte ich dann los und winselte etwas. Wir..wir haben uns gegenseitig Sachen vorgeworfen..die..die nicht stimmen. Aber..wenn ich mich..mich bei ihr entschuldige wird sie sicher denken dass sie im Recht ist. Und..und das ist sie nicht. Sprudelte es aus mir heraus, als ich den Kopf hob und Shizukani traurig ansah. Ich..ich möchte gerne der ganzen Familie zeigen, wie wichtig sie mir sind. Aber..aber ich weiß nicht wie.. Ich drückte mich fester an den Körper des Rüden, spürte wie kraftvoll seine Muskeln unter dem Fell schienen.

Ich hörte Saikkos Gebrabbel und Gestottere zu. Allerdings wusste ich nicht wirklich was ich sagen sollte. Welpenerziehung war definitiv nicht meine Angelegenheit und auch nicht meine Stärke. So brummelte ich immer wieder nur zwischendurch, als Bestätigung dass ich ihr zuhörte. Dann schloss ich, noch immer recht müde, einen Moment die Augen. Als ich sie öffnete sah ich hinauf zur Kante, welche klar als Abgrenzung des Rudelplatzes erkennbar war. Es ist nie einfach, jemanden zu zeigen wieviel derjenige einem bedeutet. Manchmal kann schon die kleinste Geste miss verstanden und gegen einen ausgelegt werden. Es gibt keine wirkliche Methode, keine feste Routine um soetwas zu machen. Jeder muss für sich den Weg finden, zu den Herzen derer die man liebt. Ich war mir nicht sicher ob ich mich verständlich ausgedrückt hatte, oder es nicht doch zu kompliziert war für einen Welpen. Sanft stubste ich Saikko an und lächelte dann. Wenn ich mich nicht irre, wirkt Jora zum Beispiel wie jemand der gerne jagd. Warum versuchst du nicht sie zu fragen ob ihr gemeinsam etwas jagen könnt? aufmerksam betrachtete ich die Jungwölfin neben mir.

Ich hatte die Ohren aufmerksam aufgestellt und senkte dann den Blick. Aber..aber ich finde jagen nicht so..so interessant. Darum habe ich Mama auch nicht wirklich zugehört, als sie uns die erste Lektion darin gegeben hat. Aber..aber Jora und Aski waren da begeisterter. Entfuhr es mir leise, während meine Rute unsicher herumwischte. Ich..ich möchte lieber lernen wie ich andere heilen kann..ich..ich möchte nicht dass jemand aus der Familie krank oder verletzt ist. Fuhr ich dann leise fort. Ich..ich habe mitbekommen dass Jora erzählt hat, dass sie mit Onkel Rolf und Onkel Tril schon was gefangen hat. Wie soll ich da mit ihr jagen? Ich kann das doch gar nicht!

Ich hörte weiterhin aufmerksam zu, auch wenn es ein wenig mit Unbehagen begleitet wurde. War das was Saikko mir erzählte nicht eher etwas, dass sie mit ihrer Mutter besprechen sollte? Ich stubste sie erneut an und lächelte dann. Ich bin mir sicher, dass Ambi stolz darauf ist, dass du in ihre Pfotenabdrücke treten und das heilen lernen willst. Aber auch das Jagen sollte dir wichtig sein. Denn heilen wirst du nicht immer müssen, dafür ist aber das Jagen wichtig für das ganze Rudel. Denn was wäre wenn keiner der anderen, außer dir jagen kann, weil sie verletzt oder krank sind? Wer beschützt dann das Revier, oder besorgt für die anderen Nahrung, damit sie nicht verhungern? Ich sprach nun sehr ernst und erhob mich. So plumpste Saikko wohl zu Boden. Ich ging ein Stück weiter und sah sie auffordernd an. Ich werde dir zeigen wie man jagt, vielleicht kannst du die Beute ja Jora als Geschenk mit bringen. Aber wie sie darauf reagieren wird, kann ich dir nicht vorher sagen.

Als Shizukani sich erhob plumpste ich etwas zur Seite und hörte ihm dann aufmerksam zu. Je mehr er sprach, desto mehr legten sich meine Ohren an den Hinterkopf. In ein verunsichertes Schweigen verfallend starrte ich auf meine Vorderpfoten. Er hatte Recht. Wenn ich nicht alles lernte, was dem Rudel helfen konnte, wozu war ich dann zu gebrauchen? Ich erhob mich langsam und sah Shizukani mit bedröppeltem Blick an. Du..du hast Recht Onkel Shizu.. Flüsterte ich dann erstickt, unterdrückte aufkommende Tränen und atmete tief durch. Nein ich würde nicht weinen! Es gab keinen Grund dazu! Er hatte mich zurecht kritisiert und getadelt. Ja..bitte bring es mir bei Onkel Shizu! Ich hob meinen Kopf und sah den Rüden entschlossen an. Vielleicht konnte ich nicht nur Jora auf diese Weise zeigen dass sie mir wichtig war. Ich trat auf den Rüden zu und rieb kurz meinen Kopf an seinem. Danke Onkel Shizu. Raunte ich dann leise. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich ihm für das Jagdtraining oder seine Worte dankte.

Ich atmete tief durch. Wenn ich dem Rudel damit helfen konnte, dass ich Saikko Mut gab und ihr das Jagen beibrachte, dann sollte es wohl so sein. Immerhin war es ja nicht das erste Mal, dass ich Welpen das Jagen beibrachte, auch wenn meine Methode sich von denen anderer unterschied. Aufmerksam hielt ich meinen Fang in die Luft und witterte, bis ich den Duft eines Hasen in die Nase bekam. Ah da haben wir doch was. Folg mir. Mit diesen Worten begann ich der Witterung zu folgen, allerdings langsam und bedächtig. Ich schaffte es hierdurch, dass man meine Schritte fast gar nicht hörte. So richtete ich meinen Weg gegen den Wind aus, darauf achtend die Fährte nicht zu verlieren. Bald schon kam der Hase in meinen Blick. Ich erstarrte reglos und wartete ab, dass Saikko mir folgte und mein Handeln nach ahmte.

Ich sah Shizukani nach und ahmte dann seine Bewegung nach. Mama hatte es uns anders erklärt und gezeigt, da war ich mir sicher. Dennoch bewegte ich mich mit langsamen Bewegungen vorwärts, so dass bis auf das Gelegentliche Rascheln des Grases kein Laut ertönte. Ich blieb dicht neben Shizukani stehen und sah zu ihm auf. Unsicher glitt mein Blick dann wieder zur ausgewählten Beute.

Ich musste leicht lächeln als ich den verdrossenen Blick von Saikko sah. Wie ich es mir gedacht hatte, hatte sie es anders in Erinnerung, wie man jagte. Als sie neben mir zu stehen kam, legte ich eine Vorderpfote auf ihren Rücken und drückte sie solange herunter, bis Saikko fast am Boden lag. Dann neigte ich meinen Fang dicht zu ihrem Ohr Achte darauf keinen Laut zu machen, und ganz dicht heran zu kommen. Eine Hetzjagd würde dir nur unnötig Kraft rauben, welche du bei großen Beutetieren wie Rehe oder Hirsche brauchst, um diese nieder zu ringen. Je weniger Kraftaufwand du brauchst, desto mehr verbleibt dir um die Beute sicher nach Hause zu bringen. Ich sah zum Hasen, welcher uns noch immer nicht bemerkt hatte und genüsslich zwischen den Gräsern nach essbaren Blumen und vor allem Löwenzahnblättern suchte.

Aufmerksam lauschte ich Shizukanis Worten, als er mich fast völlig zu Boden gedrückt hatte. Ich verstand worauf er hinaus wollte. Er selber wirkte nicht wie jemand der schnell war, doch das Spiel seiner Muskeln während er sich bewegte war klar erkennen zu erkennen gewesen. Vielleicht schaffte ich es ja wirklich. Geduckt schlich ich näher und näher an den Hasen heran, darauf achtend, dass der Wind immer gegen mich zog und somit mein Geruch nicht zum Beutetier gelangte. Mich mochte schließlich nur noch eine halbe Pfotenlänge vom Hasen trennen. Ich spannte die Hinterläufe an und sprang dann auf das kleine Tier, welches erschrocken aufquikte und sich unter meinen Pfoten heraus zappelte. Einen Moment verdattert konnte ich nicht verhindern, dass der Hase Distanz gewann und wollte ihm sofort nachjagen.

Ich knurrte hörbar und stieß ein lautes, tiefes Bellen aus. Saikko halt! Ich zögerte dieses Mal keinen Augenblick, als ich auf die Jungwölfin zutrabte und ihr ohne Schwierigkeiten mit einem kraftvollen Pfotenhieb die Vorderpfoten wegzog, so dass sie bäuchlings auf dem Boden landete. Was habe ich dir eben erklärt! Ein Grollen begleitete meine Stimme, während ich tadelnd auf die Jungwölfin hinab sah. Ich konnte nicht verhindern dass sich mein Nackenfell aufstellte und ich ein wenig die Zähne fletschte. So war es immer gewesen, wenn ich Welpen unterrichtet hatte. Wenn sie nicht hörten wurde ich rasch sehr grob im Umgang mit ihnen.

Als ich bäuchlings zu Boden ging, fiepste ich auf und sah schuldbewusst zu Shizukani auf. Meine Ohren schmiegten sich an meinen Kopf und ich zog meine Rute dicht an meinen Körper. Tut..tut mir leid Onkel Shizu. Ich..ich wusste nur nicht was ich mit dem Tier machen sollte..wenn ich es fange.. murmelte ich dann verunsichert und leckte mir nervös über die Nasenspitze. Ich sah kurz in die Richtung, in welcher der Hase verschwunden war. Nachdem dieser sich wieder sicher fühlte, hatte er wieder begonnen nach Fressen zu suchen.