Ich lebte mein ganzes leben in einem freundlichen Rudel mit lauter netten und freundlichen Wölfen, doch ich wollte weg um etwas neues zu entdecken. Als ich auf einer wunderschönen Wiese saß und die Sonne in meinem Gesicht genießte, ließ ich mir meine Geschichte im Kopf durchgehen. Ich legte mich auf die angenehm weiche Wiese, schloss die Augen und genoss das Wetter.
Als ich erwachte, war Boreas bereits weg. Nachdenklich betrachtete ich das Reh vor mir, von dem kaum mehr als Knochen übrig geblieben waren. Bald müssen wir noch mehr jagen. Ob Bailey und Kim das Spaß machen würde? Mit einem Lächeln auf den Lefzen sah ich wieder zum Waldrand und erhob mich vorsichtig. Mein Bauch war mittlerweile noch mehr angeschwollen und ich war mir mehr als sicher, dass es nicht daher kam, dass ich zugenommen hatte. Was Boreas wohl dazu sagt? Ich kicherte leise vor mich hin, während meine Gedanken wieder zu der Szene auf dem Gipfel trieben, ehe ich mich in Bewegung setzte. Fröhlich hob sich meine Rute, während ich an der Grenze entlang zum Felsenwald lief.
Ich bin mit Amy auf der wiese gelandet doch machte ein Schwenker. Ich wollte nach Argon und dem Jungwolf sehen. Ich bin zwar noch nicht ganz auf der Höhe aber so wollte ich keine zurück lassen. Wenigsten wollte ich beiden sagen das ich immer wieder komme mit Amy und sie besuche und das traning weiter mache. Wollen wir mal nach dem Bau sehen und unsere Freunde besuchen. Ich glaub das Ambi und Boreas nichts dagegen haben aber danach wird geübt sagte ich zu Amy und machte mich auf den Weg
Meine Augen brannten und ich spürte etwas nasses auf meinem Fell als ich den Berg verließ und die Wiese betrat. Ich wollte nicht verarbeiten was sich eben vor meinen Augen abgespielt hatte, ich fühlte mich enorm verletzt und das auch noch ausgerechnet Lyvianne und Bailey verschwunden waren, machte es nicht besser, ich fühlte mich als sei meine kleine heile Welt zusammengebrochen. Schniefend lies ich mich schließlich in der Mitte dieser Wiese fallen und vergrub mein Gesicht unter den Pfoten, lies den Tränen freien Lauf und spürte wie mein Körper regelrecht geschüttelt wurde von den Schluchzern. "Lyvianne... Bailey..." Wieso wurde denn nichts getan? Wieso tat Papa nichts? Wieso spielte er lieber mit einem Welpen? Wo auch immer der nun wieder herkam... Wir mussten doch was tun, wir mussten nach Bailey und Lyvianne suchen, wenn sie verschwunden waren! Plötzlich spürte ich den Drang meine Gefühle, die sich aufstauten, heraus zu lassen, ich wollte ihnen Ausdruck verleihen und dann tat ich etwas, was ich zuvor noch nie getan hatte. Ich legte den Kopf in den Nacken und heulte. Erst klang es sehr hoch, wurde dann aber nach dem zweiten und dritten Versuch tiefer, wenn auch nicht sehr stark. Ich wusste nicht was es zu bedeuten hatte, aber ich hatte das Gefühl somit der Welt mitzuteilen wie furchtbar ich mich gerade fühlte. Doch lange heulte ich nicht, ich stellte es wieder ein und vergrub dann erneut mein Gesicht unter den Pfoten, überfordert mit all diesen Gefühlen.
Dein Heulen klingt schon beinah wie das eines Erwachsenen, sagte ich sanft als ich zu meinem zusammen gerollten Welpen trat. Es tut mir leid , dass es für dich so rüber kam als würde mich das nicht interessieren. Ich mache mir große Sorgen, aber Ambi und Boreas sind die Alphas. Wir haben versucht einen Plan aufzustellen und ich musste auf das Rudel aufpassen als beide weg waren. Wir sind eine Einheit, kopf und planlos weg zu rennen bringt nichts. Ich wollte dich nicht verletzen, ich wollte mich nur dem Welpen vorstellen Ambi zu liebe. Erklärte ich in dem Versuch mich zu entschuldigen. Ich wusste auch nicht wie man ein Vater war, manchmal klappte es leider noch nicht so gut.
Als ich die Stimme meines Vaters vernahm, versuchte ich mich zusammenzureißen und unterdrückte die Schluchzer so gut es ging. Meine Ohren stellten sich auf bei seinen Worten und langsam nahm ich die Pfoten von meinem Gesicht und schielte zu Papa hoch. Er hat Recht, wurde es mir schmerzlich bewusst und sofort schämte ich mich für meine Aktion. Ich habe Papa und Saikko Unrecht getan. Leicht zitternd stand ich auf, klemmte die Rute zwischen die Hinterbeine und stupste mit der Schnauze gegen Papas Bein. "Es... es tut mir leid... Papa", stotterte ich kleinlaut und hielt den Blick auf den Boden gerichtet, zu sehr war ich von meinem Schamgefühl beeinflusst. "Ich... ich habe nicht richtig nachgedacht... Nur ich habe... so eine Angst... das Bailey und Lyvianne was... schlimmes passiert ist..." Mir fiel es nicht leicht zuzugeben wie stark meine Sorgen um die beiden Fähen wirklich waren und wie viel Angst ich hatte. Doch durfte ich deswegen meinen Papa für schuldig erklären? Mich überforderten immer noch dieses Gefühlschaos und ich bekam meine Gedanken nicht richtig geordnet.
Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich kam zu ihm herüber. Es ist schon okay, du bist noch nicht so alt dass du alles wissen muss. Das kann man wahrscheinlich nichtmal in meinem alter, obwohl ich schon einiges Wissen habe, sagte ich lachend und wurde dann wieder ernst. Ich mache mir auch Sorgen, lass uns zurück gehen und gucken ob schon jemand los gegangen ist .Wenn nicht gehen wir zusammen und suchen sie, in ordnung? ich möchte mir nicht noch um dich Sorgen machen wenn du weg läfst, sagte ich liebevoll und rieb meinen Kopf an seinem Rücken.
Ich nickte mit einem schwachen Lächeln und drückte mich stark an Papa heran. "Ja lass uns zurückgehen", stimmte ich zu und drückte mich ein wenig von ihm weg um ihn ansehen zu können. "Ich habe dich lieb Papa", flüsterte ich, dann machte ich mich dran den Berg wieder hochzuklettern.
Ich hatte seine Zuneigung erwiedert und wollte zurück laufen, Maurizio hatte mich aufgehalten. Er war wach geworden und von meinem Rücken gesprungen, sein Gesicht so ernst wie ich es noch nie gesehen hatte. Angst schnürrte mir die Kehle zu aber ich wartete und er brauchte eine Ewigkeit um anzufangen. Stupido, wir sind ein Team und ich kann nicht länger lügen. Mir geht es nicht gut und ich muss dir jetzt etwas erzählen. Bitte weine nicht, du siehst hässlich aus wenn du weinst. Sagte er mit einem Grinsen das seine Augen nicht erreichte, die auffallend feucht aussahen, ich schüttelte einfach den Kopf. Ich bin krank, schon eine Weile. Ich habe einen Heiler aufgesucht als es zu schlimm wurde, deswegen war ich so lange weg. Er hat mir ein paar Kräuter gegeben, aber die helfen nur gegen die Auswirkungen. Ich werde nicht wieder Gesund, mein Körper vergiftet sich selbst und ich habe nicht mehr lange Zeit. Du bist meine Familie und deswegen musste ich es dir sagen, ich möchte die nächste Zeit mit dir verbringen und Abschied nehmen. Endete er seine Erzählung mit belegter Stimme und sah zu mir hoch. Er war meine Familie, ich sah ihn an und sah alle jahre die wir zusammen hatten, die Liebe die wir füreinander hatten. Er war so vertraut, jedes Haar und jede Bewegung war wie eingebrannt in meine Seele. Ich schüttelte wieder den Kopf und leise Tränen liefen mir über die Wangen, ich konnte nicht sprechen und ich konnte mich nicht bewegen. Ich hatte es insgeheim gewusst, ich hatte gesehen wie es ihm ging. Er sah grimmig aus, ich habe gesagt nicht weinen du Fellklops. Sagte er noch grimmiger und ich weinte stärker da es so vertraut und tröstlich war, dass es noch stärker weh tat. Er kam zu mir herüber und ich schmiegte meinen Kopf an ihn, atmete seinen Geruch ein . So standen wir lange, ich hatte die Zeit vergessen bis er sich löste und mich anstubste. Du hast hier ein Leben, kümmer dich darum ich bleib noch etwas bei dir. Sagte er mit einem schwachen Lächeln und jetzt sah ich deutlich wie viel er abgenommen hatte. Ich schluckte und legte mich hin damit er besser auf meinen Rücken kam, dann machte ich mich auf den Rückweg. Ich hatte ihm versprechen müssen es niemanden zu sagen. -Rudelplatz der Bergwölfe
Mit großen Augen trabte ich das letzte Stück des Berges hinab und setzte eine Pfote vor die andere als ich die Wiese betrat. Wow, entfuhr es mir als ich stehen blieb und mich umsah. Hier war viel mehr Platz als bei uns in der Höhle! Ich drehte mich mehrmals um meine eigene Achse und staunte nur so vor mich hin. Ob hier noch mehr Platz ist? Meine Ohren spitzten sich noch mehr als mir etwas einfiel. Wo sind Tril und Taolan hin?! Erneut drehte ich mich im Kreis, doch konnte ich die beiden nirgends finden. Bestimmt da lang!, energisch rannte ich den beiden Rüden hinterher. Zumindest dachte ich das..
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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10.01.2017 22:25
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