Miles

Gott bewahre mich armen Rüden... Wenn du dich nicht endlich still hinlegst, machst du alles nur noch schlimmer seufzte ich. Hast du Hunger? Ich musterte sie eindringlich.

Ich war mir nicht sicher, ob ich den hellen Rüden ernst nehmen sollte. Zum einen schien er die ganze Zeit nur zu schimpfen, zum anderen versuchte er freundlich zu sein. Das war mehr als verwirrend. Ich will zu meiner Mami.. Wimmerte ich erstickt vor mich her. Ich ging gar nicht auf die Frage, ob ich Hunger hatte ein. Wohl auch weil im Moment andere Gefühle und Eindrücke stärker wirkten und ich nicht nachfüllen konnte ob ich mich hungrig fühlte oder nicht.

Miles

Schön, dann eben nicht, murrte ich leise. y
Du bist ein super Vertreter für das Rudel, wenn die anderen mal nicht da sind, Miles... Aber Bitte leg dich endlich ruhig hin, okay?! In meiner Stimme lag ein Hauch Ratlosigkeit, dabei war ich innerlich schon am Verzweifeln. Ich! Tu! Dir! Nichts!

Nervös schritt ich immer weiter ins Gebiet der Zigeunerwölfe. Ich kannte den Weg, ich war schonmal hier gewesen. Damals, als ich mit Leevi den kleinen Jungwolf zurück gebracht hatte. Ich dachte viel über Emfans Worte nach, sie beschäftigten mich sehr. Ich hatte Angst vor der Reaktion der Wölfe hier, obwohl ich wusste, dass ich bei Luen willkommen war. Außerdem freute ich mich, Hikari wieder zu sehen. Zögernd blickte ich zum Eingang des Platzes, es hatte sich viel verändert. Was war hier passiert? Ein Steinschlag vielleicht? Nun, immerhin war der Platz nun mit Felsen übersät. Ich seufzte leise und legte meine Ohren an.

Leevi war schnell eingeholt und ich passte mich rasch ihrem Tempo an, obwohl mir kein Wort von den Lefzen kam. Schweigend betrat ich den Rudelplatz und blieb am Rand einen Moment stehen, um mir die anwesenden Wölfe anzusehen. Varisa, Karo und Nevio lagen noch immer in ein Knäul verstrickt in ihrer Ecke. Xena lag mit den Jungs noch immer am gleichen Platz. Hikari stand vor ihr und beschäftigte sich augenscheinlich mit ihren Welpen. Phoenix war scheinbar noch nicht zurück. Und Miles.. Oh weh, schmunzelte ich leicht. Allein an Miles Haltung sah man schon, dass er verzweifelte. Was mich wiederum auf die junge Fähe zu seinen Pfoten brachte. Sie war noch immer blutverschmiert und verletzt, ob Xena sehen wollte, wie Miles auf sie reagierte, ehe sie eingriff? Weiter wanderte mein Blick über den Rudelplatz. Jorah lag auch noch immer in seiner Kuhle und Nanouk war auch endlich angekommen. Moment. Ich schickte meinen Blick, der einfach weiter gewandert war, sofort zurück zu dem weißen Schattenwolf. Nanouk ist da. War das ein wenig Unglauben? Schickte Emfan ihn etwa? Ich schielte noch einmal zu Xena, ehe ich den Rudelplatz überquerte und direkt auf Nanouk zusteuerte. Vielleicht.. vielleicht auch nicht.. ich war gespannt, was nach Emfans Abgang passiert war. Nanouk, begrüßte ich den Rüden freundlich.

Nach einigen verzweifelten Versuchen, mich zu orientieren, vielleicht sogar Hikari oder die Welpen, oder vielleicht alle zusammen zu entdecken, vernahm ich eine mir bekannte, warme und tiefe Stimme. "Luen", entgegnete ich leise und nickte dem größeren Alpha respektvoll zu. "Ich- Ich würde gern mit dir reden, Luen", setzte ich auch schon direkt an, um nicht unnötig um den heißen Brei herum zu reden. "Hast du Zeit?" Nur beiläufig bemerkte ich seinen blutverschmierten Pelz, es wäre mir unverschämt vorgekommen, hätte ich nachgefragt. Vielleicht würde ich später nachfragen. Ich zuckte nervös mit einem Ohr und lächelte Luen unsicher an.

Zwar erreichten mich die Worte des hellen Rüden, doch durch alles was bisher geschehen war, saß die Angst einfach zu tief, das ich ihm Vertrauen schenkte. Ich bewegte mich ohnehin längst nicht mehr, was dem Gefühl gelähmt zu sein zuzuschreiben war. Ich wimmerte immer wieder nur leise vor mich hin, das ich zu meiner Mutter wollte.

Den ganzen Weg wurde geschwiegen, was mir recht war. Ich stand an der Grenze der Wut, doch gerade war es doch eher Benommenheit die meinen Geist lenkte. Ich wusste nicht, ob ich den Augenschein nach neutral wirkte, doch hoffte ich dies, denn ich wollte niemanden vergraulen. Ich war nicht sauer ich war... enttäuscht. Enttäuscht, dass es Emfan nicht zu scheren schien, dass ich weg war. Dass ich nicht von ihm gehört hatte. Doch vielleicht zeigte er so Gefühle.. Indem er mal nicht drohte? Ich war mir da einfach nicht sicher, weswegen ich mir selbst nicht erlaubte sauer zu werden. Angekommen blieb ich mit Luen kurz stehen, betrachtete den Rudelplatz ebenfalls, doch Hikari hatte meinen Blick irgendwann gefangen und nachdenklich betrachtete ich sie. Ich wollte ihr auf jeden Fall bald davon berichten, denn auch wenn Luen ein sehr verständnisvoller Wolf war konnte Hikari mich wohl hier gerade am ehesten verstehen. Die Worte, die Luen allerdings von sich gab ließen mich aufhorchen und mein Blick sprang von der weißen Fähe zu dem weit entfernten weißen Fleck, gegenüber des Rudelplatzes. Schon war Luen verschwunden und verwirrt blickte ich ihm nach. Was wollte Nanouk hier? Ich bezweifelte, dass er her gekommen war um mich zu sehen, doch möglich wäre es schon. Immerhin empfand nicht nur ich Emfans Reaktion als seltsam. Schnell jedoch sah ich, dass er mit Luen ins Gespräch kam, weswegen ich einfach Abseits wo ich war mich einfach hinsetzte und sie beobachtete. Natürlich verstand ich kein Wort, nicht ein Mucks gelangte den weiten Weg hier rüber, doch überlegte ich. Ob Emfan ihn geschickt hatte? Warum? Erneut überkam mich eine Welle der Enttäuschung. Hatte er wirklich Nanouk geschickt, anstatt selber her zu kommen?

Miles

Schon allein der Klang von Luens Stimme beruhigte mein erhitztes Gemüt etwas. Mit einem Gefühl in der Brust, das wohl als Freude zu verstehen war, wahrscheinlich auch Erleichterung, drehte ich mich der Stimme zu, nur um dann gleich mit gerunzelter Stirn auf den weißen Rüden zu blicken. Ein Schattenwolf, wie mir sein Geruch verriet, doch durch die Anwesenheit der Fähe und ihres Wurfes, war es mir nicht aufgefallen. Ich machte schon einen Schritt auf die beiden zu, als Luens Stimme mich erneut erreichte. Ruhig und warm. Freundlich. Und der andere Rüde entgegnete respektvoll und ebenso ruhig. Ich blinzelte verwirrt, von meinem eigenen Verhalten irritiert. Was war heute nur wieder mit mir los? Mein Versagen in der Sache mit Kasai reizte mich, machte mich fast schon aggressiv. Normalerweise war ich derjenige, der die Leute an ihre Grenzen erinnerte. Und Luen war ruhig, freundlich. Freundlich....
Ich sah zu der kleinen Fähe. Das sollte ich vielleicht auch versuchen. Ich ging hin zu Xena und den Welpen, sah sie kurz entschuldigend an, ehe ich ein kleines Stück des Rehs abriss und zu der Fähe brachte. Ich legte es vor ihr ab.Tut... mir leid, dass ich so laut war, erklärte ich leise und etwas ungelenk.

Aufmerksam stellten sich meine Ohren auf und drehten sich Nanouk zu. Etwas entfernt von ihm blieb ich mitten auf der Wiese stehen und mein Kopf legte sich leicht schief. Aber natürlich. Aber komm erstmal an, bot ich an und wies mit dem Fang gen Hikari und seinen Welpen. Dir brennt es doch sicher in den Pfoten, zu deiner Familie zu gehen. Ein Lächeln legte sich auf meine Lefzen, ehe ich auch schon wieder kehrt machte und mit den Blicken nach Leevi suchte. Komm bitte dazu, rief ich zu der grauen Fähe hinüber, ehe ich bei Miles stehen blieb. Einen Augenblick musterte ich die verletzte Fähe, die da wimmernd vor ihm lag und das Fleisch neben mir, dann schnappte ich sie einfach am Nacken und zerrte sie mit zu Xena hinüber. Auf eine Wunde mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an. Kommst du auch bitte mit?, fragte ich im Vorbeigehen noch freundlich Miles, dann setzte ich meinen Weg zu meiner Gefährtin fort.

Luen wirkte locker, ja recht gelassen, doch irgendetwas stimmte nicht. War es aufgesetzt? Er klang zwar nett als er rief, doch schienen seine Bewegungen und Vorgehensweise irgendwie Autonom. Als wolle er es hinter sich haben. Stumm stellte ich mich dazu, hinter Hikari und lauschte, was er zu sagen hatte.

Miles

Ich blickte überrascht zu meinem Alpha und nickte perplex. Natürlich. Das kann nichts Gutes bedeuten... aber er wirkt andererseits nicht verstimmt. Ich folgte ihm interessiert, wie ein braver Jungwolf. Doch weder war ich jung noch sonderlich brav. Meine Haltung hatte nichts Arrogantes, aber einen gewissen Stolz.

Als der helle Rüde aus meinem Blickfeld verschwand, wollte ich aufatmen. Doch Sekunden später stand er so nah vor mir, das ich nun noch deutlicher seinen Geruch wahr nehmen konnte. Unruhig und auch ängstlich versuchte ich mich kleiner zu machen und starrte ihn schweigend an. Nur langsam stieg durch meinen eigenen Blutgeruch der des Fleisches an meine Nase und ließ diese zucken. Es folgte ein mehr als lautes Knurren aus meinem Bauch. Noch immer unsicher ob ich dem Hellen trauen konnte, sah ich zu ihm auf, und versuchte ein Stück vom Fleisch ab zu beissen. Allerdings war ich einfach zu geschwächt, so dass es mir nicht gelang. Dennoch Entfuhr mir ein leises Danke...einfach weil er mir das Fleisch gebracht hatte. In nächsten Moment wurde ich gepackt und mit zu den fremden Wölfen genommene. Starr vor Angst ließ ich es geschehen.

Ich hatte erst gar nicht gemerkt, dass Nanouk gekommen war, zu sehr war ich auf Luens Welpen vor mir fixiert, der schon angedeutet hatte, zu mir zu kommen, dann aber vom Essen abgelenkt wurde. Ich drehte mich also zu Nanouk um und lächelte ihn an. "Schaut mal, wer da ist", meinte ich zu meinen Welpen.

Phoenix

Mein Schritt war schnell, als ich auf dem Rudelplatz ankam, und sofort ging mein Blick zu den weiteren zweien, die dazu gekommen waren. Auch sie konnte ich durch den Geruch als Schattenwölfe erkennen, allerdings hatte ich mit ihnen nicht wirklich was Zutun gehabt. Holla, die Waldfee, das ist ja ne regelrechte Völkerwanderung!, schoss es mir durch den Kopf. Jedoch konnte ich sie nur so gut sehen, da sie alle auf einem Haufen standen. Ein Haufen, auf den ich zuging. Bin back , erklärte ich knapp und stellte mich neben Xena, auf die ich trotz überstandener Geburt immer noch ab und zu ein Auge warf.