Luens Anblick machte mir ein wenig Unbehagen... und Schuldgefühle. Ich hätte auf das Rudel achten sollen. Ich hatte mich entschieden, Kasai mitzunehmen. Sowohl meine Abwesenheit als auch Kasais Ausbruch gingen auf meine Kappe. Statt jedoch mich dem Alpha zuzuwenden, wurde meine Aufmerksamkeit von dem neuen Geruch auf dem Rudelplatz angezogen. Es roch nicht nach Schattenwolf, nein. Es war... anders. Fremd. Mein Fell sträubte sich, während ich mich alarmiert umsah. Die Schattenwölfin und ihre Welpen hatten neue Gerüche abgeschleppt, so wie vor nicht allzu langer Zeit Mikaru und die anderen. Momentan lag der Geruch zweier verschiedener Rudel und der von Blut in der Luft. Es dauerte einige Sekunden, ehe ich den Ursprung des fremden Geruchs hinter einem kleineren Felsen bemerkt und mich zwischen den hellen Wolf und mein Rudel gestellt hatte. Vielleicht war ich auch einfach durch meine Ruhephasen aus der Übung. Wohin denn so eilig? Die Anwesenheit der Welpen - egal ob Schattenrudel oder mein eigenes - sowie die Enttäuschung über meine eigene Nachlässigkeit ließen meine Stimme scharf wie spitztes Eis und mahnend klingen. Die Worte "Einen Schritt näher und du wirst es bereuen", drangen deutlich hervor.
Ich sah Miles alamiert an beruhigte mich aber als Luen ging und wenig später wieder kam. Geht es Kasai gut?, fragte ich besorgt und fraß dann ein Stück von dem Fleisch. Dankbar leckte ich mir über die Lefzen, das warme Gefühl im Magen tat gut . Dann nickte ich Jace zu, wenn es euch nicht gut geht dann kann ich euch helfen. Aber noch dürft ihr nicht alles fressen, das Fleisch könnt ihr aber gerne probieren. Sagte ich mit wedelnder Rute. Dann sah ich zurück zu Luen, bist du dir sicher ?ich würde nichts lieber tun als diesen Dämon los zu werden, brummte ich flüsternd.
Ich stupste mit der Nase das Fleisch an. Das ist Fleisch, erklärte ich ruhig und biss etwas ab, um es zu kauen. Ihr seid nun alt genug, um es auch zu versuchen, erklärte ich und legte den zerkauten Brei neben ihn auf den Boden, ehe ich zu Xena schaute. Ja, es geht ihr gut, brummte ich besänftigend und erhob mich wieder auf meine Läufe, als Phoenix mich anstupste. Nein. Das Blut ist nur vom Reh.., erklärte ich. Ich habe Kasai festgesetzt, damit sie dem Rudel erstmal keinen Ärger macht. Haltet euch bitte alle vom Tümpel-Gebiet fern. Wenn das Alphatreffen vorbei ist, kümmern wir uns um sie und treiben ihr den Dämon ein für alle mal aus. Der letzte Satz war eher gen Xena gerichtet und meine Augen leuchteten vor Entschlossenheit auf. Wir schaffen das. Aber ich fürchte.. Ich schaute mich bedeutungsschwer auf dem Rudelplatz um und entdeckte dann auch schon die kleine Fähe, die Kasai angegriffen hatte. Ich fürchte, heute muss ich ohne euch zum Treffen. Hier ist viel zu viel los. Mein Blick wanderte wieder zurück zu Xena und Phoenix, während ich auf die Fähe (Jappy) deutete. Kasai hat eine Jungwölfin angegriffen und bei den Gleisen ist noch eine weitere fremde Fähe. Kümmert ihr euch darum?, bat ich meine Gefährtin und den Schwarzen, ehe mein Blick gen Himmel ging. Ich musste unbedingt los.
Ich wich instinktiv zurück, als ein dunkler Wolf mich ansprach. Dabei stolperte ich jedoch, da ich versucht hatte auf allen vier Pfoten rückwärts zu gehen, und die krumme Pfote sich den anderen in den Weg stellte. Ich jaulte auf, als ich bäuchlings am Boden landete und sah voller Angst zu den anderen Wölfen. Ich bemerkte sehr wohl dass mein Retter mit diesen sprach und auch in meine Richtung deutete. Doch meine Tränen verschwammen meinen Blick immer mehr, während das Blut aus meinem Fell langsam zu Boden tropfte. Ich will zu meiner Mami.. Entfuhr es mir erstickt. Doch mein Körper wollte sich nicht bewegen, konnte es nicht. Der Schmerz machte jedes andere Gefühl taub. Meine Ohren waren fest an den Hinterkopf gepresst, die Rute war, da sie an meiner Flanke lag, inzwischen ebenfalls blutverschmiert.
Nervös trat ich von einer Pfote auf die andere, mir lief die Zeit davon.. Etwas zu hektisch wandte ich mich Xena zu und leckte ihr abermals über die Schnauze. Ich bin bald zurück, achte auf unsere Wölfe. Es war eher eine Selbstverständlichkeit, wie ihr "Hals und Beinbruch" beim Heilen zu wünschen. Ich leckte noch einmal Jace über den Kopf und sah auch noch mal zu den anderen Wölfen. Ich bin bald wieder da, rief ich in die Runde und schon machte ich mich auf den Weg.
Etwas angewidert sah ich den unförmigen Haufen, den Papa vor mich gesetzt hatte an. Erst nach seiner Verabschiedung traute ich mich daran und schnupperte. Es roch eigentlich gut, wenn auch ganz anders als meine bisherigen Mahlzeiten und ich begann schnell, davon zu fressen. "Mehr!", rief ich, als ich aufgegessen hatte und sah Mama an.
Ich hob verdattert eine Augenbraue, als die kleine Fähe zu jaulen begann und blickte kurz zu dem schwarzen Rüden, der sich Grade noch zu Luen geschleppt hatte. Dann sah ich wieder etwas überfordert zu der Weißen und runzelte die Stirn. Äh...
Phoenix
Ich kam auf Miles zu. Luen kennt sie. Kasai hat sie angegriffen. Es ist noch eine weitere fremde Fähe im Gebiet, ich mach das.
-> Stillgelegte Gleisen
Miles
Ich sah Wright etwas verdattert nach. Noch eine..? Mein Blick ging wieder zu der weißen. Kasai hat sie angegriffen... Die Schuld nagte an mir und meine Haltung lockerte sich etwas. Unser Alpha toleriert deine Anwesenheit, also werde ich das auch, solange du Respekt zeigst. Meine Stimme war etwas ruhiger
(Ach verdammt X__X Ich komm da immer durcheinander..)
Respekt? Ich war grade zu ängstlich, und voller Schmerzen als das ich irgend eine Regung hätte zeigen können. Wieder versuchte ich Rückwärts weg zu kommen. Dabei zog ich vermutlich eine kleinere Blutsspur mit mir und trat zudem in die entstandene Pfütze, so dass meine Pfoten Abdrücke hinterließen. Ich winselte immer wieder, vor Schmerz und auch Angst.
Ich seufzte leise auf und betrachtete die Fähe überfordert. Wie geht man mit dem Jungvolk um? Ich schüttelte erschüttert den Kopf und rang mir dann mit aller Mühe ein Lächeln ab. Hab... keine Angst.
Der Rüde hatte gut reden. Ich war gerade ein blutverschmiertes Häufchen Elend, an dessen Rücken sich Spuren von Kasais Fängen fanden. Je mehr ich versuchte weg zu kommen, desto mehr fing sich das Blut in meinem Fell, färbte es rot. Bisher hatte ich nie solche Schmerzen oder angst empfinden müssen. Schließlich wurde mein Fiepen zu kleinen ängstlichen Schreien, während ich wieder zu weinen anfing.
Ich seufzte laut auf. Gott, ihr jungen Leute seid kompliziert! rief ich mehr frustriert als grimmig. Je mehr du dich bewegst, desto mehr reißt du deine Wunden auf, desto mehr werden Schmerz und Blutverlust, desto geringer deine Chance, da heil rauszukommen! Was ist daran so schwer?! Ich sah sie herausfordernd an und begriff erst im nächsten Moment meine Blödheit. Mist...
Erneut entrang sich mir ein angstvoller Aufschrei. Dieses Mal wegen dem Ton des hellen Rüden. Ich war doch noch viel zu klein um zu verstehen was überhaupt los war. Immerhin hatte ich ja den Ort verlassen wollen, war aber nicht gelassen worden. Und jetzt wurde ich schon wieder angefahren obwohl ich in meinen Augen doch gar nichts falsch machte. Ich schaffte es, wenn auch wacklig, mich auf drei Pfoten aufzustellen, wobei mehr als deutlich wurde, dass die linke Vorderpfote wohl nie wieder genutzt werden konnte. Ich wand mich um und versuchte nun, die Rute zwischen die Hinterpfoten gezogen und an den Bauch gepresst, mich davon zu schleichen.
Ich stieß einen frustrierten Ruf aus. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Bleib doch bitte hier bat ich nun und schaffte es tatsächlich, dass meine Stimme halbwegs ruhig und sanft klang. Du musst dich ausruhen und deine Pfote muss versorgt werden.
Ich zuckte mit den kleinen Ohren. Nun erstrecht verwirrt. Erst wurde ich angemurrt und jetzt bat mich der helle Rüde zu bleiben. Da ich weiter ging und zugleich nach hinten sah, ließ es sich nicht vermeiden, dass ich erneut über meine eigenen Pfoten stolperte und bäuchlings zu Boden fiel. Ich wimmerte nun nur noch, hatte einfach keine Kraft mehr in meiner Stimme geschweige denn meinem Körper.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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30.07.2017 16:51
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