Ich schlenderte leicht gelangweilt über die Wiese. Was Lyv wohl vor hatte? Ich schob die Frage bei seite und blickte mich um. Eigentlich wollte ich jagen aber dieser Ort schien mir nicht sehr gelegen. Ich legte mich statt dessen hin und legte die Ohren an.
Müde öffnete ich meine Augen und blinzelte verschlafen ins Sonnenlicht. Wie lange hab ich geschlafen? Die Sonne stand auf jeden Fall schon ziemlich hoch am Himmel. Langsam rappelte ich mich auf und streckte meinen Körper, der nun, von der unangenehmen Liegeposition sowie dem harten Untergrund ziemlich verspannt und verkrampft war. Na Klasse... Vorsichtig fing ich an, mich zu bewegen, darauf bedacht meinen Körper wieder ein wenig zu entspannen.
Mit einem nicht schmerzendem Körper war's schon gleich viel angenehmer. Mein Magen meldete sich mal wieder mit einem lauten Grollen, was ich mit einem leicht genervten Blick quittierte. Hunger...schon wieder...hatte ja abgesehen von dem Raben wirklich lang nichts mehr im Magen... Also war erneut Jagen angesagt, aber dieses Mal nicht hier. Da hatte ich schon gestern so lange warten müssen, bis endlich was passierte. Deshalb machte ich mich kurzerhand auf in Richtung Wald, da ich diesem Gebeit um einiges mehr Beute zumutete, als dieser jetzt im Winter kargen Wiese. Leichtfüßig jagte ich über die harte Unterfläche und verschwand dann zwischen den umliegenden Bäumen.
Ich rannte in die Mitte der Wiese und schnüffelte am Boden herum. Auf einmal hörte ich ein Fiepen. Ich buddelte mit den Pfote in der Erde. Es wirkte für mich etwas erbährmlich eine kleine Feldmaus zu jagen doch ich hatte Hunger und war zu faul um in den Wald zurück zu gehen. Ich steckte meine Schnauze in das Loch und probierte sie irgendwie zu fassen. Ich hatte sie wohl in eine Ecke gedrängt. Ich grub weiter bis ich sie irgendwann sogar mit meinen Pfoten berühren konnte. Ich schnappte sie kurz und schlang und bis der Maus ins Genick. Ich wartete kurz bis ich mir sicher war dass sie nicht mehr lebte. Ich brauchte nur einen bissen um sie zu fressen und stand dann wieder auf. Wow... irgendwie hat das nicht viel gebracht ich ignoriete meinen immer noch hungrigen Magen und trabte wieder an die Seite der Wiese. Wohin jetzt? ich blickte in Richtung Berge. Wer weiß vielleicht treffe ich noch Kito oder Lyv Ich lief in Richtung Berge.
Hier war ich wieder. Irgendwie fungierte diese Wiese als eine Art Rückzugsort für mich. Leichtfüßig trabte ich über das Gras, welches meine Fußballen leicht kitzelte. Mein eines Auge, in welches das Insekt hineingeflogen war, tränte immer noch, was verdammt nervig war. Schon wieder blinzelte ich, in der Hoffnung, dem endlich ein Ende setzen zu können. Dann ließ ich die Wiese auch schon wieder hinter mich und trabte in den Wald hinein.
Die Wunde brannte fürchterlich und mein Körper tat überall weh von den Schlägen des Gewehrs, die der Jäger ausgeteilt hatte. Wahrscheinlich war er unter meinem Fell nun übersät von blauen Flecken. Na großartig. Hoffentlich hat sich diese Rettungsaktion nun überhaupt gelohnt... Mit diesen Gedanken im Hinterkopf legte ich mich, erschöpft wie ich war, einfach hin und rollte mich zusammen, bevor ich die Augen schloss.
Mein Fell sträubte sich. Diese Gerüche waren ganz und gar nicht gut. Es war der gleiche Geruch wie damals, als mein Rudel angegriffen wurde. Damals als meine Mutter mich angeschrieen hatte, dass ich fliehen sollte. Und dann war da noch etwas. Wolfsblut! Vorsichtig und so leise wie möglich schlich ich weiter. Ich ignorierte die Schmetterlinge und Pusteblumen. Plötzlich sah ich ein Büschel rotbraunes Fell im Gras aufblitzen. Imiak! "Imiak!", rief ich und rannte auf ihn zu. Es war mir egal, ob mich jemand sah. Ich sah die Wunde und das Blut an seinem Fell. Menschen... Das hatte ich alles schon mal gesehen. Ich stupste Imiak mit der Schnauze an, in der Hoffnung, dass er sich regen würde. "Imiak", flehte ich leise. "Bitte, sag doch was!"
~Wenn du fällst, wieder aufstehen und angreifen, niemals deine Angst zeigen~
Die Stimme kenne ich... Müde hob ich den Kopf, legte ihn auf meinen Vorderpfoten ab und sah in Lyviannes vor Panik weit aufgerisssene Augen. Den Schmerz ignorierte ich geflissentlich. Nie, aber auch wirklich nie hat man seine Ruhe.. Keine Angst...ich lebe noch.. Ich lachte leise, jedoch hörte es sich mehr nach einem heiseren Krächzen an.
Erleichtert sah ich ihn an. Dann sah ich wieder das Blut. "Aber....aber du blutest! Ich..." Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern, was wir damals für Fenrira gesucht hatten, um die Blutung zu stoppen. Ich erinnerte mich daran, wie die Pflanze ausgesehen hatte. Hier würde ich doch bestimmt etwas finden. "Bin gleich wieder da", sagte ich und lief los. Da hinten hatte ich doch solche Pflanzen gesehen, oder?
~Wenn du fällst, wieder aufstehen und angreifen, niemals deine Angst zeigen~
Schweigend sah ich ihr hinterher, während ich mich daran erinnerte, dass ihr ganzes Rudel ja von Menschen ausgelöscht worden war. Kein Wunder, dass sie so in Panik verfallen war. Auch wenn ich mich fragte, weshalb sie wegen mir so einen großen Aufstand machte. Ich meine, in ihren Augen war ich bis vor nicht all zu langer Zeit noch als verachtenswertes Schoßhündchen der Menschen betrachtet worden...Was auch der Grund dafür gewesen war, dass ich vorerst eigentlich nicht mehr all zuviel mit Wölfen zu tun haben wollte. Naja...ändern kann ich das jetzt auch nicht mehr...
Mit den seltsamen Pflanzen im Maul rannte ich zurück und drückte sie Imiak vorsichtig auf die Wunde. "Was ist denn eigentlich passiert?", fragte ich entgeistert. Würde ich ihnen denn nie entkommen?
~Wenn du fällst, wieder aufstehen und angreifen, niemals deine Angst zeigen~
Eine junge Fähe wurde angeschossen und ich hab mit zwei anderen Wölfen eine waghalsige Rettungsaktion durchgeführt. Dabei hab ich halt nen Streifschuss abbekommen und wurde mit ner Flinte durchgeprügelt..., gab ich ihr die Kurzfassung des gestrigen Geschehnisses. Nun. War bei sowas aber auch zu erwarten. Ich hoffe nur, dass sich das schlussendlich überhaupt gelohnt hat.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
Thema drucken
22.01.2016 16:10
Antworten
