Werden wir ja sehen!, rief ich zurück, und drehte einmal kurz den Kopf, um zu erkennen, wie dicht hinter mir mein Verfolger schon war, während ich weiter hetzte und den Wind genoss, der über mein Fell fegte. Schließlich machte ich eine rasante Kehrtwende und jagte dicht an Dæmon vorbei, ohne mich erwischen zu lassen, während ich nach irgendwas Ausschau hielt, wo ich drum herumlaufen konnte, wie beispielsweise ein Felsen oder so.

Klug war er, das musste man ihm lassen. Und seine Vorteile wusste er auch geschickt einzusetzen. Erneut fuhr ich herum. Na warte diesmal erwisch ich dich! Ich machte mich flacher, verlängerte meine Sprünge und warf mich schließlich im vollen Lauf auf Imiak.

Ich bemerkte aus den Augenwinklen, wie Dæmon auf mich zugeflogen kam, ließ mich instinktiv zu Boden fallen und rollte mich gleich darauf wieder weg. Gut, dass ich eher klein war. Kurz bevor ich in die komplett entgegen gesetze Richtung lief, streckte ich ihm die Zunge raus und meine Mundwinkel verzogen sich zu einem freudigen Grinsen. Dann war ich schon wieder weg.

Schwer krachte ich auf den Boden. Mist! Schmerzerfüllt jaulte ich auf und blieb liegen.

Beim Aufgejaule blieb ich kurz stehen und rief Dæmon aus sicherer Entfernug zu: Alles in Ordnung?
Das hatte schmerzhaft ausgesehen.

Ich... ich weiß nicht... Mein Bein... Vorsichtig stand ich auf, doch kaum hatte ich meine Vorderseite auf den Boden gesetzt brach ich wimmernd wieder zusammen.

Zögernd blieb ich für einen Augenblick stehen, da mir bewusst war, dass das ganze auch eine Falle sein könnte, um mich herzulocken.
Aber als Dæmon dann wieder zu Boden krachte, war mir das dann doch ziemlich egal. Hier ging es nicht mehr ums Spiel, da hörte die Grenze auf. Schnell huschte ich zu ihm und macht vor ihm Halt.
Welches?

Ich deutete mit der Schnauze auf mein rechtes Vorderbein und winselte leise. Gebrochen war es wohl nicht, das fühlte sich anders an. Aber dennoch tat es sehr weh. So konnte ich nicht laufen, geschweige denn jagen. Ich weiß wo das eine Rudel sein Lager hat. Vielleicht wissen sie da ja was man in so einer Situation machen kann. Ich wollte nicht schon wieder verletzt und wehrlos bei Menschen landen.

Vorsichtig besah ich mir das Bein und horchte anschließend bei seinen Worten auf.
Weißt du wo? Dann könnte ich Hilfe holen...oder es zumindest versuchen, fragte ich ihn.
Das hieße zwar, dass ich einen Haufen Wölfe aufeinmal antreffen würde, aber wenn das helfen konnte...
Aufmerksam sah ich ihn an und schleckte ihm einmal kurz beruhigend über die Schnauze, auch wenn ich nicht wusste, was diese Geste nun genau ausdrückte...aber er hatte bei mir am Fluss gemacht, da hatte es irgendwie beruhigend auf mich gewirkt, daher würde es schon irgendwie passen....hoffte ich zumindest.

Ich nickte und erklärte Kolja den Weg. Aber geh nicht direkt ins Lager., ermahnte ich ihn noch. Nicht, dass die ihn aufschlitzten.
Ich seufzte leise und schmiegte mein Gesicht an ihn, als er mir über die Schnauze schleckte. schade, dass er so wenig weiß...

Okay, ich beeil mich. Bis gleich.
Ich nickte ihm noch kurz zum Abschied zu, dann hatte ich mich auch schon in Bewegung gesetzt und raste auf das Gebiet der Silberwölfe zu, den genauen Weg in meinem Kopf.
Na das kann ja heiter werden...

Nachdem Imiak mich alleine auf der Wiese zurückgelassen hatte kämpfte ich mich wimmernd und knurrend hoch. ICh konnte nicht wehrlos in einem so ungeschützten Bereich liegen bleiben. Immer wieder Pausen einlegend humpelte ich zurück zum Fluss, wo ich mich seufzend im Dickicht am Flussufer niederließ und meine Pfote in das kühlende Wasser hielt.

(-> lachsfluss)

Und hier war ich wieder. Wieder am Anfang. Und ich hatte Hunger. Hier müsste doch irgendwo was zu jagen sein.

Nach einer Weile, in der ich über die Wiese geschlichen war, hatte ich sogar Glück und schnappte mir ein Raben, der gerade selbst auf eine Beute zugeschossen war. Kreischend zappelte er in meinem Maul und veruschte mir wild flügelschlagend zu entkommen, wobei das nun wahrscheinlich eh ein sinnloses Unterfangen für den Vogel war, da ich mit meinem Biss seinen linken Flügel gebrochen hatte. Daher ließ ich ihn fallen und nagelte ihn mit meiner Pfote fest, bevor davonhüpfen konnte.
Gleich ist es vorbei...
Mit einem zielgerichteten Biss riss ich ihm die Kehle auf und sah zu, wie das Leben langsam aus dem kleinen Lebewesen wich. Er zappelte noch ein paar Mal kurz, bevor er schließlich reglos liegen blieb und mit schwarzen gebrochenen Augen zu mir aufsah.

Nachdem ich mich an dem Raben sattgefressen hatte, lies ich mich nieder und gähnte einmal herzhaft, bevor ich in den Schlaf glitt.