Schnell schaute ich ihn an, damit ich wusste, welches rechts rechts war, und erhaschte noch gerade so einen Blick auf das Lächeln. Meine Brust schwellte vor Stolz. Also hatte ich ihn wirklich von seinen Sorgen abgelenkt! Mach ich. Blickkontakt halten fürs Zeichen?, fragte ich noch kurz nach, wandte meine Pfoten jedoch bereits nach rechts.

Ich nickte leicht und lief lautlos los. Die letzten Meter legte ich schleichend zurück, bis ich etwa einen Viertelkreis beschrieben hatte und mach Ambi ausschau hielt. Das Reh kaute weiter herum. Nun auf den kahlen Zweigen eines Busches.

Kaum hatte er genickt, schlich ich mich auch schon davon. Vielleicht am Anfang nicht so lautlos wie er, aber später dann.. und je näher ich dem Reh kam, umso vorsichtiger setzte ich meine Pfoten. Im Schatten eines Busches, nicht unweit des Rehs blieb ich geduckt stehen und sah mich nach dem hellen Fell von Rolf um. Da! Ich legte meine Ohren zu den Seiten weg, um ihm zu zeigen, dass ich ihn sah.

Ich konnte leicht Ambis Kopf im Schatten sehen. Natürlich sah sie auch mich. Ich sah ihr in die Augen und nickte leicht. Dann sprang ich auf das Reh zu und verbiss mich in einem seiner Vorderbeine. Es wollte loslaufen, verhädderte sich aber schon einmal an meinem Körper.

Jetzt!, fuhr es wie das Knallen eines Startschusses durch meine Glieder und ich preschte nach vorn. Mein Weg war ein wenig weiter als der von Rolf, oder er war einfach schneller, jedenfalls sah ich gerade noch, wie er sich in einem Lauf verbiss und das Reh zu straucheln begann. Was jetzt? Panisch versuchte ich in meinem Kopf den bereit gelegten Plan auf die Situation zu übertragen und merkte dabei gar nicht, wie ich instinktiv nach dem mir zugewandten Hinterlauf biss, um das Tier so zu Boden zu ringen.

Das Reh fiel, an zwei Beinen gebissen, und zappelte wie verrückt. Ich ließ sein Bein eine Sekunde lang los um mich auf den panischen Körper drauf zu schwingen. Ich drückte das Tier mit meinem ganzen, nicht gerade beeindruckenden Gewicht, zu Boden.

Ich riss mit aller Kraft an dem Lauf bis es endlich auf dem Boden lag. Als Rolf mehr oder weniger erfolgreich versuchte, es am Boden zu halten, handelte ich nur noch instinktiv. Gerade als der gepackte Lauf still hielt und ich sicher sein konnte, dass er Rolf nicht treffen würde, ließ ich ihn los und wechselte nach vorn. Es brauchte eine Milisekunde an Überwindung, ehe sich meine Kiefer um die Kehle des Rehs legten und mit erstaunlicher Kraft schlossen. Es dauerte nicht lange, da war mein Maul von Blut durchtränkt, doch meine Kiefer löste ich nicht.. nicht solange noch Zuckungen von dem Tier ausgingen. Breitbeinig stand ich also da und pustete Luft durch meine Nase, schnaufte sogar, doch das Grinsen war da. Erfolg!

Langsam erstarben die letzten Bewegungen des großen Körpers unter mir. Das Reh hauchte sein Leben aus und ich setzte mich langsam auf. Ich rutschte seitlich herab und sah Ambi an. Ein leichtes Lächeln lag auf meinen Lefzen und ich neigte den Kopf etwas. Das war ein gekonnter Biss.

Erst als ich sicher war, dass das Reh tatsächlich tot war und sich nicht mehr bewegen würde, entspannte ich meine Kiefer. Los ließ ich jedoch erst, als sich auch Rolf langsam aufsetzte. Schnell schnappte ich nach Luft und füllte meine Lungen, während das Adrenalin durch meine Adern rauschte und ich einen Satz zurück machte. Hast du das gesehen?!, sprudelte ich aufgeregt heraus und hüpfte herum. Ich weiß gar nicht genau, wie ich das gemacht habe! Rolf! Ich habe ein Reh erlegt! Meine Rute stand steil in die Höhe und wedelte, egal wohin sich meine Pfoten bewegten.

Wie ein Welpe bei seiner ersten Jagt sprang Ambi herum. Höchst begeistert und sehr motiviert. Ich lächelte immer noch leicht und beobachtete ihre Bewegungen. Es lag dir im Blute.

Ich leckte mir vergnügt das Blut von den Lefzen und hüpfte dabei noch eine Runde um Rolf und das Reh herum. Erst als mein Kichern langsam verebbte, trat ich wieder an den Kopf des Rehs. Sollen wir zurück?

Ich sah ihr beim umkreisen des Rehs zu und nickte dann leicht, wärend ich aufstand. Ja... Lass uns zurück gehen.

Rasch verbiss ich mich wieder in der Kehle des Rehs und begann es den Weg nach Hause zu zerren. Ob es den anderen gut ging? Vielleicht war ja auch Casanova wieder Zuhause?

(Rudelplatz - Bergwölfe)

Ich biss in die Schulter des Rehs und half ihr beim ziehen. Ich freute mich innerlich schon auf Mayestril und Taolan.
(Rudelplatz)

Ich blieb wie angewurzelt stehen. Mist!