Raym wurde mit seinen Geschwistern aus dem Bau seiner Mutter geklaut, als er geradeeinmal 8 Wochen alt war. Wilderer hatten das kleine Rudel schon lange beobachtet und nur auf den passenden Moment gewartet. Die Altwölfe wurden sofort getötet, die Welpen, welche nicht mehr gesäugt werden mussten, verschleppt und teuer verkauft. Drei seiner Geschwister sah Raym, damals einfach nur „Wolf“ genannt, nie wieder. Er selbst und sein Bruder wurden von einer Gruppe junger Männer gekauft, mit der Absicht sie später mit Kampf-und Jagdhunden zu paaren. Von Anfang an mussten die beiden jungen Wölfe um Futter kämpfen. Sie wuchsen in dunklen, nassen und kalten Verschlägen auf, bekamen nur Kontakt zu anderen Tieren, wenn es um Kämpfe ging und wurden komplett verwahrlost. Da Raym und sein Bruder von den riesigen Nordwölfen abstammten, wuchsen sie sehr schnell und sehr viel. Mit zunehmender Größe wurden sie immer unberechenbarer und konnten nur noch an dicken Eisenketten gehalten werden, da sie mit jedem vergangenem Tag aggressiver gegenüber der Menschen wurden.
Eines Tages war doch alles anders. Er, sein Bruder und die ganzen anderen Hunde, 6 an der Zahl, wurden in einen Verschlag gesperrt als die örtliche Polizei eine Razzia durchführte. Alle anwesenden Männer wurden festgenommen, die Tiere sollten befreit werden, doch nachdem mehrere Personen gebissen und verletzt wurden, gaben die Behörden schließlich auf. Somit wurden die Tiere sich selbst überlassen, da es keinen anderen Weg gab, sie sicher aus dem Verschlag zu befreien und ohne das Gemeinwohl zu gefährden. Ihr Gefängnis wurde mit Ketten und Schlössern gesichert, sodass wirklich keines der Tiere entkommen konnte.
Schnell brach Hunger unter den Hunden und den zwei Wölfen aus. Der Hunger wurde zu Aggression und diese wiederum entwickelten sich zu Kämpfen. Die Tiere wurden mit der Zeit immer schwächer und hungriger, Wasser bekamen sie durch einen kleinen Spalt an der Decke des Verschlages, wo der Regen hindurch lief. Nach der knapp vierten Woche war es schließlich soweit, die Raubtiere machten sich über den schwächsten in ihrer Runde her. Doch stillte der abgemagerte Hund noch lange nicht den Hunger der verbleibenden Rotte. Wöchentlich gab es ein neues Opfer unter den Tieren zu beklagen, während die anderen eine weitere Woche überlebten. Als alle Hunde den beiden Brüdern als Nahrungsquelle dienten, welche schließlich auch versiegte, wendeten sie sich gegeneinander. Der Kampf war blutig, brutal, aber schnell. Die Wölfe waren am Ende ihrer Kräfte, sodass der Verlierer nach etwas über 2 Minuten bereits leblos auf dem matschigen Boden lag. Raym labte sich zwei weitere Wochen an den Überresten seines Bruders, bevor er wieder hungern musste. Doch ließ das Schicksal nicht lange auf sich warten. Da die Menschen keine Geräusche mehr aus dem Inneren des Verschlages vernehmen konnten, gingen sie davon aus, dass nun alle der darin eingesperrten Tiere tot seien. So wurde eine Firma beauftragt die vermeintlich toten Tiere wegzuschaffen. Einer der Männer, die diese Aufgabe übernommen hatten, war noch am Wagen beschäftigt, als sein Kollege die Schlösser öffnete und die Tür der runtergekommenen kleinen Hütte aufschlug. Raym nutzte die Gunst die Stunde und stürzte sich auf den unvorbereiteten Mann. Er hatte die Schritte schon lange vor dem Knall, der das Öffnen des Tores verriet, vernommen und sich sowohl körperlich, als auch mental auf das Geschehen vorbereitet. Der Tod des Mannes war schnell und schmerzlos, lediglich der überraschte Schrei war zu hören, als Raym ihm die Kehle zerfetzte. Sein Kollege konnte den Behörden nur schildern, wie ein riesiges Tier, völlig abgemagert und mit blutiger Schnauze zwischen den Büschen und in Richtung Wald verschwunden war.
In den folgenden Wochen und Monaten verschwanden mehrere streunende Katzen, sowie entlaufene Hunde. Der Wolf im Wald und den anliegenden Bergen kam wieder zu Kräften und trieb sein Unwesen, auch bei den Schäfern. Einzelne Wanderer, welche aus den Bergen nie wieder kehrten wurden ebenfalls auf seine Rechnung geschrieben. Ob dies nun wirklich er war, sollte nie herausgefunden werden. Mehrmals machten sich Jäger auf, um seinem Treiben eine Ende zu setzten, doch entkam er immer wieder oder die Menschen konnten ihn nicht einmal finden. Einige Male jedoch, trafen sie ihn mit ihren Geschossen, waren sich sicher, dass er irgendwo verenden würde. Doch erhob er sich jedes Mal wieder, wie ein Phönix aus der Asche. Durch all diese Umstände bekam der große Wolf schließlich seinen Namen. Raym, der Dämon. Dessen durchdringendes Heulen jede Nacht zu hören war.
Die Gegend in der er lebte, war jedoch nicht sehr Beutereich, da die Schäfer ihre Tiere immer besser schützen konnten und mehr Hunde anschafften. Das Wild in den Wäldern und Bergen war ebenfalls karg, sodass Raym entschloss nun weiter zu ziehen.