Mitfühlend sah ich Kolja an. Er tat mir ehrlich leid, denn ich wusste wie schwer ihm Vertrauen zu anderen fiel und wenn da auch noch Gefühle mit im Spiel waren... Ich stupste ihn mit der Schnauze an. "Dann sag ihm das. Stell ihn vor die Wahl wenn er unentschlossen ist ob er endgültig bleibt, soll er lieber gleich gehen als das ihr euch auf etwas einlasst und er dann irgendwann verschwindet. Wenn er sagt er will bei dir bleiben, kannst du ihm vertrauen. Wenn nicht und er geht, wird es weh tun, aber nicht so sehr als wenn ihr euch da auf etwas einlasst und er abhaut." Ich fokussierte Dæmon und überlegte wie ich die Stimmung auflockern konnte. "Und wenn er geht oder dich irgendwann verlassen sollte, reiß ich ihm das Fell ab und sag ihm was für ein Idiot er ist", grinste ich teuflisch.
Beim letzten Teil ihrer Rede zuckte unweigerlich einer meiner Mundwinkel nach oben. Ich rieb meinen Kopf an ihren und sagte leicht Schweif wedelnd. "Danke" Ich war wirklich froh sie kennen gelernt zu haben, sie war irgendwie wie meine Schwester Sasha, liebevoll doch loyal und beschützerisch zugleich. Ich ließ wieder von ihr ab und legte meine Ohren an, da ich beinahe das vergessen hatte was mich schon seit dem Vorfall quälte. "Da gäbe es noch etwas..", murmelte ich und sah kurz zu Wolfspfote hinüber bevor ich meinen Blick wieder auf Reyleigh richtete.
Ich lächelte und war froh das ich ihm ein wenig helfen konnte. Kolja hatte mir auch schon geholfen damals mit Marek, ich wollte es ihm zurückgeben und außerdem war er mein bester Freund. "Keine Ursache. Was liegt dir noch auf dem Herzen?"
Ich seuzte zum wiederholten Male dieses Tages. "Der Zwischenfall mit Emfan..Es- es tut mir leid, Rey. Das du verletzt bist ist meine Schuld, auch dass es jetzt wahrscheinlich Krach zwischen den beiden Rudeln geben wird. Ich hätte mit Wolfspfote gehen sollen, sie in Sicherheit bringen müssen. Aber nein, ich Blödmann hab mich auf den Drecksack eingelassen und auch noch Öl ins Feuer gegossen. Gott, es hätte sonst was passieren können! Wäre euch beiden etwas passiert.. hätte Emfan.. hätte er.. währt ihr..", plapperte ich vor mich hin, stockte dann jedoch. "Rey, es tut mir so leid"
Ich schluckte. Es hatte lange gedauert, bis ich den Mut gefasst hatte, auch nur an dieses Lied zu denken. Ich singe euch jetzt Efeuherz, sagte ich leise.
Weiß Fließt das Mondlicht um sie Weiß Tanz mit mir Weiß Grau weißes Antlitz Weiß Geheime Jagden hier Weiß Grüner Blick Weiß Verwandelt mich zurück Weiß Was einmal war Weiß Liebe immerdar
Efeuherz, ich liebte sie, Efeuherz, so schön wie nie, Efeuherz, sie war eine Kriegerin, Efeuherz, sie gab sich für mich hin Efeuherz
Nacht Kaltes Licht Nacht Sie schläft bei uns Nacht Schwerer Schritt Nacht Gewehrschuss schreckt Nacht Das Rudel auf Nacht Lauf auf mich Nacht Weiß grauer Schatten hetzt Nacht Feuer flammt Nacht Sie geht zu Boden dumpf
Efeuherz, ich liebte sie, Efeuherz, so schön wie nie, Efeuherz, sie war eine Kriegerin, Efeuherz, sie gab sich für mich hin Efeuherz
Blut Überall um sie Blut Ich seh den Kugellauf Blut Todeskampf Blut Schattenlauf Blut Verzweifelt jaul ich, lauf Blut Sie schlägt die Augen auf Blut Und das Licht darin geht aus
Efeuherz, ich liebte sie, Efeuherz, so schön wie nie, Efeuherz, sie war eine Kriegerin, Efeuherz, sie gab sich für mich hin Efeuherz
Ninevah...nein...stumm liefen die Tränen meine Wangen hinunter, und ich hoffte, dass niemand mich nach Efeuherz fragen würde oder ob das Lied von mir war.
"Ach Kolja..." Ich rutschte näher an ihn heran und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. "Ich denke es wäre egal gewesen was du oder sonst wer gesagt hättest, Emfan hätte uns so wieso angegriffen, so wie er drauf war. Ich denke schon das du ihn vielleicht nicht hättest provozieren sollen, aber du hast deinen Fehler eingesehen und ich denke es gibt keine Gründe mehr sauer deshalb zu sein oder dir Vorwürfe zu machen." Mir fiel ein das ich mich auch noch entschuldigen wollte. "Es tut mir übrigens auch leid. An dem Morgen danach hätte ich nicht so zickig sein sollen, ich..." Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. "Ich war sauer, weil ich dich fast verloren hatte, ich hab dich noch am selben Abend versorgt und wusste micht ob ich dich je wiedersehen würde, denn du wärst fast gestorben...", schniefte ich.
Etwas verwirrt sah ich von Kolja zu Kerreta. "Von wem singst du da? Von deiner Freundin? Wie süß hast du das Lied etwa für sie gemacht?", fragte ich ihn neugierig.
Ich ließ meine Ohren hängen bei ihrem Anblick. Ihre Worte hatten zwar geholfen, doch mir brach gerade das Herz als ich sie so sah. "Hey..", raunte ich leise und leckte ihr vorsichtig die Tränen von den Wangen und Augen. "So schnell wirst du und die anderen mich nicht los. Ich bin eine hartneckige Zecke die euch lieber auf die Nerven geht anstatt zu verschwinden.", versprach ich ihr. Es war wahr, wäre ich eine Katze, hätte ich meine 9 Leben schon zehnmal aufgebraucht.. "Ich habe einen wirklich guten Stern der über mich wacht und auf mich aufpasst, weißt du? Oder die wollen mich griesgram einfach nicht da oben haben..", scherzte ich um sie etwas aufzuheitern, rollte mich dann aber, so gut es mit meinem Bein ging, zusammen und woltle ihr gerade eine Gute Nacht wünschen als mir die Augenlieder auch schon zu vielen..
Ich nickte bei Koljas Worten und lächelte. "In Ordnung. Will ich auch hoffen für dich, ich werd sonst sehr sauer", ich zuckte mit den Ohren und rieb meinen Kopf leicht an seinen. "Schlaf gut", flüsterte ich. Dann wandte ich mich wieder an Kerreta und wartete auf seine Antwort.
Ich hob den Kopf. Meine Tränen versiegten. Ich stand auf. Ein Knurren stieg in meiner Kehle auf. Das...war die falsche Frage, ächzte ich, und vor Wut und Trauer färbten sich meine Augen fast schwarz. Ja, ich denke, ich habe es gemacht, um sie in Ehren zu halten, aber süß ist das sicher nicht! Ich knurrte. Ist es süß, für eine Streunerin, die man geliebt hat, ein Todeslied zu verfassen? Ich wusste es nicht. Aber ich hatte erst jetzt, als ich das Lied wieder gesungen hatte, gemerkt, wie sehr sie mir fehlte...Ninevah. Die Streunerin. Ich hatte bis jetzt jeden umgebracht, der ein abfälliges Wort über sie hatte verlauten lassen.
Seine Reaktion irritierte mich, doch gleichzeitig stand ich auf und stellte mich vor Kolja. "Kerreta komm runter, es tut mir leid, aber das ist kein Grund um gleich aggressiv zu werden", brummte ich.
Och öffnete langsam meine Augen und hob meinen Kopf um mich umzusehen, alle schliefen noch. Langsam erhob ich mich un Reyleigh nicht zu wecken und humpelte zu Daemon herüber, der immer noch tief wie ein Stein schlief. So leise wie möglich setzte ich mich neben ihn um über ihn zu wachen bis er ausgeschlafen hatte. Ich ließ meinen Blick über den Rudelplatz wandern, der Schnee fiel leise auf die schlafenden Körper der anderen. Es sah alles so friedlich aus. Leise seufzend sah ich gen Himmel empor und hang meinen Gedanken nach.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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12.02.2016 21:56
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