Ich sah Wolfspfote an und deutete in Mareks Richtung. Sie verstand was ich meinte und wir fingen an das Reh in seine Richtung zu treiben. Zum Glück rannte es nicht allzu schnell, so dass wir sehr gut mithalten konnten.

Ich war ziemlich stolz das wir einen so guten Fang heute gemacht hatten und ich endlich mal wieder meine Fähigkeiten vorzeigen konnte. Doch ich lies mir nichts anmerken und holte noch schnell das Kaninchen, welches ich so packte, dass ich durch die Haut mit den Zähnen kam und das Reh noch zusätzlich packen konnte. Ich nickte Marek zu um ihm zu zeigen das ich bereit war los zu gehen.

Angekommen schüttelte ich erstmal meinen Kopf. Heute war alles ein wenig viel gewesen... Doch ich freute mich das ich mein Rudel ein wenig unterstützen konnte. Zum Glück war es nicht zu einem Kampf gekommen... Ich knurrte bei diesem Gedanken, denn ich hasste es keine ausgeprägte Kampferfahrung zu haben. Wahrscheinlich hatte Kolja auch deshalb null Respekt vor mir. Ich muss daran arbeiten, überlegte ich. In einem Ernstfall würde ich vermutlich versagen und wo ich nun in einem Rudel war, wollte ich auf keinen Fall versagen. Ich nahm es mir zu Herzen auf jeden Fall daran zu arbeiten! Und ich würde gleich damit anfangen und meine Ausdauer trainieren. Ich war ziemlich schnell wenn ich rannte, doch wie groß war meine Ausdauer? Als auf einmal ein Kaninchen aus einem Busch gerannt kam, war das für mich der Startschuss und ich rannte los.

Etwas perplex sah ich mich um. Das ist doch der Fichtenwald, oder? Aber wo ist denn jetzt Reyleigh? Meine Frage beantwortete sich von selbst, als sie plötzlich nur wenige Meter an mir vorbei schoss.
Hä?, stieß ich verwirrt und zugleich auch erschrocken aus.

Ich hatte Wolfspfote gar nicht bemerkt und war in meinem Element gefangen. Das Kaninchen hätte ich schon fünf mal fangen können, doch ich wollte einfach weiterrennen. Irgendwann jedoch spürte ich das mir langsam die Luft ausging und schnappte nach dem Hasen. Ich bekam ihn gut zu fassen, biss zu und er war tot. Den Hasen lies ich neben einem Baumstumpf fallen, dann sah ich zwei Eichhörnchen von einem Baum auf den Boden springen und ich rannte hinterher.

Total erschöpft und ausgelaugt, stolperte ich über meine eigenen Pfoten und blieb in einem Dornenbusch hängen. Klasse! Die Dornen bohrten sich in mein Fell und zogen kleine blutige Striemen mit sich. Da ich ein Jahr lang verwundet gelebt hatte, war ich in diesem Punkt ein wenig abgehärtet und schüttelte mich los. Schnell und flink befreite ich mich und sah auf die Beute, die ich ausversehen fallen gelassen hatte. Zwei Eichhörnchen, drei Kaninchen und sogar zwei Tauben, die ich im Sprung gepackt hatte. Nichts großartiges, aber ich war zufrieden. Ich schnappte mir meine Beute und trappte zurück zum Rudelplatz, wobei ich erneut Wolfspfote übersah, doch diesmal lag es daran das meine Augen mir vor lauter Müdigkeit zur Hälfte zufielen.

Und wieder übersah Reyleigh mich. Mann, ey! Doch ich sah, dass sie vollkommen erschöpft war und nahm es ihr nicht übel. Stattdessen lief ich ihr einfach hinterher.

Ziellos lief ich durch den Wald aus Fichten. Die Beutegerüche ließen mir das Wasser im Maul zusammenlaufen. Vergessen war meine Idee den Rudelplatz ausfindig zu machen, meiner Nase folgend war ich ins Unterholz abgetaucht. Es waren wirklich gute Jagdgründe. Ich brauchte nicht lange um eine frische Fährte ausfindig zu machen. Es war ein weiblicher Hirsch, und anscheinend auch verletzt. Blut und Angst lagen ebenfalls in der Luft. Ich fand das geschwächte Tier unter ein paar Büschen liegen und fackelte nicht lange. Wie oft fand man schon so leicht Beute? Einen Biss später war die Sache erledigt und ich machte mich zufrieden knurrend über die Beute her.

Das kurze, warnende Heulen ließ mich aufspringen. Verdammt! Ich hätte meine Spur besser verwischen sollen. Aber jetzt war es eh zu spät. Ich schüttelte mich und wartete ruhig darauf, dass jemand kam. Währenddessen fraß ich weiter von dem Hirsch. Weglaufen wäre nur ein Zeichen von Schwäche gewesen.

Ich folgte einfach der frischen Fährte die noch schwer in der Luft hang. Keine zwei Minuten später entdeckte ich den Eindringling, wie er sich an einem Reh, unserem Reh, labte.
"Na warte..", knurrte ich tief und setzte nun zum vollen Sprint an, genau auf ihn zu.

Ich zuckte kurz mit den Ohren. Es war der selbe aggressive Wolf wie vorhin. Nur diesmal befand ich mich eindeutig in der schwächeren Position. Das hier war unzweifelhaft Rudelgebiet. Ein Glück, dass er immer so laut ist. Ich wartete bis er in der Nähe war und sprang dann zur Seite. "Willst du schon wieder kämpfen?", fragte ich ihn gelangweilt.
Verärgert registrierte ich den weiteren Rüden. Mit einem wäre ich ja noch klar gekommen, aber mit 2...? Ich drehte mich so, dass ich beide im Blick hatte.