Aussehen: Trap ist ein durchschnittlich großer Rüde. Sein Fell ist struppig und kann kaum mit weicher Beschaffenheit glänzen. Vielmehr ist es borstig, ganz besonders im Winter. Im Sommer wird es meistens etwas glatter und bringt seine schlanke, sehnige Statur zur Geltung. Der Ton seines Fells ist in verschiedenen Braun-und Grautönen gehalten, wie es für einen europäischen Wolf natürlich ist. Seine Augen leuchten in einem unauffälligen Braun, mit einem leichten Bernsteinton. Sein Gesicht ist schmal, seine Schnauze lang. Allgemein wirkt Trap nicht sonderlich muskulös, ist dafür aber sehr wendig und kann daher im Kampf meist mehr durch Geschicklichkeit punkten. Seine Beine sind lang und sehnig, seine Pfoten breit. Er trägt eine herbe Anekdote in seinem Geruch, die leicht in der Nase sticht.
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Charakter: Es ist schwer Traps Charakter zu beschreiben. Denn am Ende kennt man sich doch nur selbst am besten. Fangen wir damit an, dass Trap ein Rüde ist, für den alles eine Bedeutung hat. Schicksal eben.
„Alles passiert, wie es passieren muss.“
Wenn er seelisch oder körperlich verletzt wird, nimmt er es einfach hin. Er versucht seine Emotionen vor der Welt abzuschirmen. Dies lässt ihn allgemein als teilnahmslos und ignorant gelten, doch nicht mal dagegen würde er etwas tun („Wenn es so sein soll, soll es so sein.“). Böse Zungen sagen auch, er würde vor seinen Problemen davonrennen oder sich einfach nur um sich kümmern. Sicherlich ist Ersteres irgendwo auch richtig, doch Trap ist kein ignorantes Arschloch.
Er ist einsam, kann jedoch gleichzeitig niemanden richtig an sich heranlassen. Daher gestaltet sich ein Kennenlernen schon von Anfang an als schwierig, selbst eine bloße Annäherung bedeutet für Trap Stress und kann oft in heftigen Abweisungen enden, die mit Knurren und Schnappen bekräftigt werden. Manchmal macht er auch arrogante und gemeine Bemerkungen, um seine innere Qual und Unsicherheit zu verbergen. Dies ist jedoch teilweise einfach nur Verschlossenheit, die aus Verbitterung resultiert. Enttäuscht von sich und der Welt hat sich Trap schon vor langer Zeit für seinen eigenen Weg entschieden und dass er alleine zurechtkommen will. Dies bedeutet jedoch nicht, dass er wie ein Höhlenbär zurückgezogen lebt, ganz im Gegenteil. Gerne läuft Trap zwischen den Wolfsmassen umher und beobachtet diese mit Neugier und regem Interesse. Lediglich wenn er angesprochen wird, passiert es gar nicht so selten, dass der junge Rüde schweigend und mit einem verächtlichem Schnauben auf Abstand geht, davonläuft und sich solange versteckt hält, bis die hartnäckigen Interessenten verschwunden sind und er wieder für sich ist.
Entwickelt sich nun doch eine Freundschaft und Trap lugt vorsichtig aus seinem Schneckenhaus heraus, endet diese im Regelfall in absoluter Loyalität seitens Trap. Es braucht für ihn überraschenderweise kein allzu starkes Vertrauen, um seinem Bekannten treu zu sein und ihn zu schützen. Aus diesem Grund verwickelt sich der Rüde auch leicht in Auseinandersetzungen, da er jede Gelegenheit nutzt, um seine neue Bekanntschaft zu schützen (und manchmal auch zu beeindrucken). Hat man jedoch dieses Vertrauen erstmal gebrochen, ist es so gut wie unmöglich das innige Verhältnis, welches Trap bereit war zu binden, neu zu schaffen. Er wird sich zwar weiterhin für diesen Wolf einsetzen, doch wird er ihm gegenüber nie wieder etwas über sich preisgeben und auch innige Gespräche werden von ihm sofort abgeblockt – zur Not auch mit Zähnen.
Und da wären wir auch schon bei diesem Punkt. Trap fällt es nicht schwer zu kämpfen. Doch sobald er jemanden erstmal gern hat oder auch nur hatte, wird es ihm sehr schwer fallen Gewalt anzuwenden. Er hat eine Art Maulsperre gegenüber jedem Wolf, der ihm etwas bedeutet oder bedeutet hat. Es sei denn, er wird angegriffen. Aus diesem Grund meidet er ebenfalls Bekanntschaften, da es für ihn Wehrlosigkeit bedeutet. Generell kämpft Trap nur, wenn der andere den Kampf beginnt. Aus diesem Grund neigt er an schlechten Tagen besonders zu Provokation, da er eben Lust auf einen Kampf verspürt, sich aber niemals selbst in den Tumult schmeißt. Ist der Startschuss jedoch erstmal gefallen, kämpft er wild und leidenschaftlich. Ausnahmen bilden Welpen. Er hat eine regelrechte Phobie vor ihnen. Wenn sie in seiner Nähe sind, versucht er meist alles um sie auf Abstand zu halten – zur Not wird er auch sehr gemein und drohend, einfach damit sie ihn in Ruhe lassen. Er würde aber niemals zubeißen.
Zusammengefasst ist Trap ein verbitterter, zurückgezogener Rüde mit viel Selbstbewusstsein, jedoch einem mangelnden Selbstwertgefühl. Er kennt sich und seine Stärken und Schwächen, hält sich selbst aber für wertlos und versucht daher verzweifelt sich selbst für andere aufzuopfern. Daher fällt es ihm auch nicht schwer Komplimente zu machen, jedoch ist das Komplimente annehmen dann wieder schwierig. Er gibt sich gerne entweder aggressiv oder arrogant. Alles, um seine Trauer und Verbitterung hinter einer Maske zu verstecken. Gelegentlich ist er sogar richtig charmant und flirtet mit Fähen. Doch sobald sie mehr wissen wollen, blockt er sofort ab. Er ist verantwortungsbewusst und intelligent, vor allem aber von starker Loyalität und Tapferkeit geprägt. Die eigenen Schwächen werden von ihm stark in den Vordergrund gerückt und wenn er erstmal der Ansicht ist, dass er etwas nicht kann, kostet es stundenlanges Zureden um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Er ist sehr emotional, versucht seine Emotionen jedoch gleichzeitig auch stark zu verbergen, weshalb er manchmal einfach verschwindet um seine inneren Konflikte alleine und nur für sich auszutragen. Außerdem neigt er zu Melancholie, Selbstzweifeln und starken Schuldgefühlen.
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Mag: + Sonnenaufgänge und -untergänge + Nebel + Freundschaft + für sich sein + Wenn er seinen Emotionen freien Lauf lassen kann (bevorzugt in Kämpfen = Wut)
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Mag nicht: - erinnern - Welpen - Kojoten - sich und seine Fehler - bedrängt werden - wenn man sich an ihn ran schleicht (Vorsicht!) - Sommer
Schwächen: - Welpen - Kontakt zu anderen Wölfen (= Verschlossenheit) - Selbstzweifel - Provokant
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Vorgeschichte: Traps Geschichte beginnt an einem verregneten Nachmittag im April. Seine Mutter gebar unter großer Anstrengung ihre fünf Welpen – vier Rüden und eine Fähe. Sie alle waren eindeutige Europäer, langbeinig und kräftig. Und sie alle ähnelten sich optisch, mit feinen Unterschieden. Beispielsweise hatte der Älteste, Higuma, ein dunkleres Fell als die anderen. Nousagis Fell wiederum schimmerte in einem leichten Blauton, während Kitsune einen kräftigen Rotstich abbekam. Das Fell von der Jüngsten, Hiyoko, war das Hellste von allen. Dennoch hatten sie alle den schimmernden Goldton gemeinsam, der sie als Geschwister erkennbar machte. Und dann war da noch Trap. Der Zweitälteste. Er ähnelte seiner Mutter, doch fehlte ihm der goldene Schimmer. Ursprünglich wurde er "Springtrap" getauft, doch aufgrund der Einführung von Spitznamen, rief ihn kaum jemand bei diesem Namen.
Anfangs waren sie alle wie die anderen Welpen. Sie buhlten um die beste Zitze und um den wärmsten Platz. Ihre Augen öffneten sich und die spitzen Zähnchen brachen durch. Kleine Kämpfe wurden immer interessanter und ließen sich wunderbar in Spiele einbauen.
Mit sieben Monaten begannen sich erste Rangordnungen unter den Geschwistern durchzusetzen. Natürlich übernahm Higuma, der von seiner Familie nur Guma gerufen wurde, die Führung. Nousagi und Kitsune kümmerten sich dafür meistens um das Nesthäkchen Hiyoko. Trap wiederum baute eine enge Beziehung zu Guma auf, weswegen die beiden Ältesten stets zusammen unterwegs waren und das Abenteuer suchten. Manchmal kehrten sie dabei sogar mit Beute zurück.
Alles war perfekt - so schien es jedenfalls.
Denn Trap begann sich immer mehr von seiner Familie abzugrenzen. Er entwickelte diese Verschlossenheit, die noch heute stark seinen Charakter prägt. Immer öfter verschwand er ohne ein Wort und kehrte erst nach ein paar Tagen zurück. Meistens brachte er jedoch Beute mit, weswegen seine Familie nicht viel dazu sagte. Nur seine Verschlossenheit bereitete seiner Mutter Sorge. Doch am Ende war es Sagi, der ihn darauf ansprach - ohne Erfolg.
Trap wich seinen Fragen gekonnt aus und als Sagi ihn auch nach ein paar Aufforderungen nicht in Ruhe ließ, fletschte er sogar seine Zähne und wurde laut. Es war das erste Mal, dass Trap eine Regung in dieser Hinsicht gegenüber seiner Familie zeigte. Dementsprechend erschrocken war Sagi, als sich plötzlich das präsentable Gebiss seines Bruders um seine Schnauze legte. Instinktiv duckte er sich und versuchte sich nicht zu rühren. Ein erschrockenes Flackern war in Traps Augen zu sehen, dann ließ er seinen jüngeren Bruder los und verschwand ohne ein Wort im Gebüsch. Fortan war er noch abweisender.
Als die jungen Wölfe das erste Lebensjahr erreichten, verließen sie den elterlichen Bau. Trap ging nur widerwillig mit, da er keine andere Perspektive hatte. Die Geschwister hatten sich schon lange von ihm abgewandt und versuchten nicht mehr eine engere Beziehung zu ihm aufzubauen - sie ließen ihn in Ruhe. Doch das war es nicht, was Trap wollte. Er wollte nicht ignoriert werden, er wollte nur nicht....ja...was wollte er eigentlich? Er wusste es selbst nicht. Lediglich Sagi und Guma bemühten sich noch um ihn, besonders Guma. Kit und Yoko hatten ihn schon längst abgeschrieben. Trap verstand ihr Verhalten, doch es machte ihn auch traurig. So reagierte er auf die Ignoranz mit weiterer Ignoranz.
Drei Monate gingen ins Land. Trap und Guma versorgten ihre Geschwister meistens mit kleinen Beutetieren und manchmal unternahmen die Fünf auch gemeinsame Jagden. Dennoch passierte es manchmal, dass Trap an einem Tag nicht mehr als fünf Worte sagte. Er wurde immer schweigsamer. Guma beobachtete dieses Verhalten mit Sorge, doch nachdem Trap Sagi so attackiert hatte, unterließ er ein klärendes Gespräch. Er ließ Trap in Ruhe. Schließlich stießen die Fünf auf ein Rudel. Es war groß und freundlich, jedoch auch auf eine bestimmte Art abweisend. Die Rudelmitglieder waren eindeutig nicht gewillt die jungen Wölfe aufzunehmen, lediglich die Alphas waren freundlich und herzlich. Und das war es ja, was zählte. Yoko und Kit wollten unbedingt dort bleiben und so baten die Fünf um einen Aufenthalt. Die Alphas stimmten zu und so blieben die Jungwölfe probeweise dort. Anfangs lief es noch einigermaßen harmonisch ab, doch mit der Zeit häuften sich die verbalen Angriffe gegen die Rüden. Zuerst ging es nur gegen Guma und Trap, doch irgendwann wurde auch Sagi mit reingezogen. Die jungen Rüden wussten sich nicht zu wehren und besonders Trap versuchte anfangs noch verzweifelt die Angriffe abzuwehren, doch irgendwann schaltete er auf Ignoranz um. Er zog sich zurück und duldete die Attacken nur noch. Doch Guma und Sagi liefen schließlich zu den Alphas und baten um Unterstützung. Die Alphas hörten ihnen zu und suchten das Gespräch mit ihrem Rudel - doch dies half nicht. Für Trap wurde es immer unangenehmer und er sah Mitschuld in den Alphas, da diese sich niemals in eine Auseinandersetzung einschalteten, sondern immer nur hinterher etwas sagten. Und so litt Trap weiter, bis er genug hatte. Er forderte seine Geschwister auf zu gehen. Doch diese waren dagegen. Kit und Yoko hatten bereits Freundschaften im Rudel geschlossen und Guma und Sagi wollten sie nicht alleine lassen. Trap wusste nicht was er tun sollte. Er liebte seine Geschwister, auch wenn er es nicht zeigen konnte. Um sich selbst zu schützen, zog er sich oft in die abgelegensten Orte des Reviers zurück, wo er ungestört war. Einsam und alleine verbrachte er die Tage in den Wäldern und kehrte nur zu manchen Versammlungen zurück. Er zeigte sich desinteressiert und selbst wenn jemand freundlich zu ihm war, blockte er dies zähnefletschend ab - abgesehen von Guma und Sagi natürlich. Die beiden waren die einzigen, die er noch an sich heranließ.
Schließlich kam das große Ereignis, welches alles verändern sollte. Das Ereignis, worauf Trap nur gewartet hatte. Die Alphas wurden gestürzt. Trap hatte es schon lange vorhergesehen. Sie hatten weder Durchsetzungsvermögen, noch kümmerten sie sich groß um ihr Rudel und dessen Probleme. Ein einzelner Rüde nahm ihren Platz ein. Ein Rüde, welcher stark und verantwortungsbewusst war, jedoch auch einen speziellen Hass auf Trap und seine Geschwister hatte. Für ihn war ein Rudel nur dann ein Rudel, wenn es keine Fremden beinhaltete. Er hetzte das Rudel auf Yoko und Kit, die sich kaum wehren konnten. Trap und Guma versuchten sie verzweifelt zu schützen, doch sie kämpften allein. Nicht mal die angeblichen Freunde von Yoko halfen ihr, aus Angst vor dem neuen Alpha. Und so mussten die beiden Brüder mit ansehen, wie ihre kleine Schwester getötet wurde.
Guma handelte schnell und gab Sagi die Anweisung, dass er und Kit fliehen sollten. Trap blieb bei Guma, doch es waren zu Viele und so mussten sie ebenfalls fliehen. Doch natürlich wurden sie verfolgt. Trap war schlank und schnell, doch Guma hatte diesen Vorteil nicht. Er wurde rasch eingeholt und konnte sich nur mit Mühe verteidigen. Doch schließlich erreichten sie die Reviergrenze und das Rudel ließ von ihnen ab. Guma war schwer verletzt und brach zusammen. Trap musste mit ansehen, wie sein Bruder auf der Erde lag und sich quälte. Er hörte das leise Winseln aus Gumas Schnauze - ein Laut, den sein großer Bruder sonst nie von sich gab. Mit letzter Kraft sah er zu Trap auf. "Töte mich Trap, bitte. Ich will lieber durch dich sterben, als durch die schrecklichen Mäuler dieser Verräter." Es traf Trap wie ein Schlag. Er sah plötzlich diesen Schmerz in Gumas Augen. Und er verstand ihn. Guma war schon immer stolz gewesen, immer aufopferungsbereit, immer für seine Geschwister da. Der Verlust von Yoko musste ihn besonders hart treffen, gleich nach Kit. Und so tat Trap es. Er schloss sein Maul um Gumas Kehle und biss zu. Ein Lächeln legte sich auf die Lefzen seines großen Bruders und er schloss die Augen. Trap blieb noch lange bei seinem älteren Bruder sitzen. Der Schmerz saß tief und schockte ihn. Er hatte einem Wolf das Leben genommen. Zwar auf dessen Geheiß, aber dennoch. Als Kit und Sagi zu ihm stießen, konnte er sich kaum rühren. Die beiden Rüden waren genauso geschockt wie er, doch Trap wollte und konnte den Schmerz nicht teilen. Als seine Brüder weinten, hielt er seine Tränen zurück und sperrte sie tief in seiner Seele ein. Er war nun der Älteste. Verantwortlich für zwei verlorene Seelen. Doch er konnte und wollte das nicht. Er konnte nicht das leisten, was Guma geleistet hatte. Als ihn seine jüngeren Geschwister fragten, wie es nun weitergehen sollte, schwieg er. Er wandte sich ab und blickte tonlos in die Ferne. Es war seine Art mitzuteilen, dass man ihn in Ruhe lassen sollte. Doch diesmal konnte er sich nicht drücken. Seine Geschwister fragten abermals, doch Trap gewährte ihnen keine Antwort, sondern knurrte nur. Er war kein Anführer und würde es auch nie sein! Als seine Geschwister ihn weiterhin nicht in Ruhe ließen, rastete er aus. "Lasst mich doch einfach in Ruhe! Ich weiß nicht wie es weitergehen soll, kapiert das doch endlich!", schrie er. "Seht der Realität ins Auge, Guma und Yoko sind tot! Kommt damit klar, aber lasst mich in Frieden." Seine Seele brannte vor Schmerz und Raserei, doch er ließ die Emotionen nicht zu. Seine Brüder sahen ihn mit offenen Mäulern an, bis Sagi seine Stimme wiederfand. "Wie du willst, Trap", schnaubte er. Sein enttäuschter Blick brannte sich auf Traps Haut. "Wir können dich gerne alleine lassen." Und damit drehten sich die beiden Jungwölfe um und gingen. Das rötliche Fell von Kit leuchtete noch durch das Dickicht auf, dann waren beide verschwunden. Und Trap blieb zurück. Fassungslos blickte er seinen Brüdern hinterher. Sein Blick wurde ruhiger, doch er sagte nichts. Er blieb einfach stehen und wartete bis sie wirklich verschwunden waren. Dann blickte er auf seinen toten Bruder. Sanft nahm er ihn am Nacken und zog ihn unter eine Tanne, deren Nadeln bis auf den Boden reichten. "Leb wohl, Bruder", murmelte er leise, bevor er sich abwandte und davontrottete. Er war nun alleine. Schweigend lief er zu einem kleinen Felsen, wo er sich hinlegte und die Schnauze unter seinen Pfoten vergrub. Erst hier ließ er den Tränen freien Lauf. Er hatte auf einen Schlag alles verloren, was ihm lieb war.
Nachdem seine Tränen versiegt waren, ging er seiner Wege. In seinem Herz klaffte ein schmerzendes Loch, doch er ignorierte dies gekonnt. Seine Augen blickten teilnahmslos auf den Weg vor ihm, ohne jede Emotion. So lief er viele Meilen.
Monate vergingen. Trap gewöhnte sich an sein einsames Leben und seinen Schmerzen. Nichts schien mehr sein Herz erreichen zu können. Doch hatten allmählich negative Gefühle sein Hirn dominiert. Frustration, Selbstmitleid, Selbstzweifel. All dies waren die berühmten Gefühle, die ihn innerlich wild werden ließen. Er konnte kaum noch schlafen und fühlte sich, als wenn er gleich durchdrehen würde. Zu dieser schweren Zeit lief ihm ein Welpe über den Weg. Er war klein und unschuldig, so wie es Trap auch einmal gewesen war. Das kleine Wesen tappte auf ihn zu, völlig furchtlos. Überfordert versuchte Trap zurückzuweichen, er kannte sich mit Welpen nicht wirklich aus. Doch das kleine Ding folgte ihm. Irgendwann wurde Trap der Flucht müde und arrangierte sich mit der kleinen Fähe. Er nannte sie Bite und sie wurden enge Freunde. Trap jagte für die Kleine und versorgte sie. Dies ging über eine Zeitspanne von einem Monat so.
Doch dann passierte es. Aus heiterem Himmel standen Kojoten vor den beiden. Trap war völlig überrumpelt und versuchte den Welpen zu schützen, doch er überschätzte seine Kraft. Als er mit einem Kojoten kämpfte, packten die anderen Zwei den Welpen und liefen davon. Trap versuchte sie noch einzuholen, doch die Kojoten waren zu schlau und listig - ihre verworrenen Fährten waren kaum auseinanderzuhalten. Erst wenige Tage später stieß Trap auf die Überreste des jungen Wolfes. Es war ein Anblick, der ihm die Kehle zuschnürte und ihm Tränen in die Augen jagte. Verzweifelt drehte er sich im Kreis und rannte schließlich einfach nur davon. Er wollte Bite vergessen. Sofort! Das letzte bisschen Zivilcourage verlor sich im Wind und Trap begann tatsächlich durchzudrehen. In seinem Zorn auf die Welt fiel er in sämtliche Kojotenreviere ein, wo er wahllos die Welpen umbrachte. Auch Wolfswelpen wurden sein Opfer. Wütend tötete er sämtliche Nachkommen von Kojoten und Wölfen, bis er irgendwann zusammenbrach. In seinem Spiegelbild sah er die Grausamkeit und den Schmerz. Er sah seine Geschwister. Und er sah seine Opfer.
Ab diesem Moment entschied er sich für ein abgeschiedenes Leben. Nie wieder wollte er jemanden an sich ranlassen. Nie wieder wollte er Welpen auch nur berühren. Nie wieder wollte er dem Schmerz erliegen, der ihn die grausamen Taten tun ließ.
Und so kehrte er der Welt den Rücken und lief geradewegs, wenn auch aus Zufall, dem Tal entgegen...
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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18.03.2018 17:49 (zuletzt bearbeitet: 01.06.2018 13:04)
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