"Pass auf was du sagst! Kein Wolf mit Hirnzellen würde hier jagen gehen du Mondkalb!", knurrte ich nun den anderen Rüden (Kerreta) an. Was erlaubt die sich eigentlich?! Glaubt der, nur weil er Mareks Bruder ist darf er sich alles erlauben?

Oh NEIN. das durfte nicht wahr sein!! Ich musste mich auf irgendetwas stürzen...in meiner Not zogen meine Krallen tiefe Furchen in die Erde. Ich schwitzte vor Anstrengung.

Verunsichert starrte ich Kolja an. War er jetzt wirklich wütend? Das hatte ich doch nicht mit Absicht gemacht.U nbewusst hatte ich mich unter seinem wütenden Blick geduckt und den Schweif zwischen die Hinterbeine geklemmt. Es tut mir leid., fiepte ich, in der festen Erwartung neuer Schläge. Vater hatte mich für jeden Fehler halb totgeprügelt und das ganze Rudel hatte mitgemacht. Kerretas Reaktion machte mir nur noch mehr Angst.

Das fiepen ließ mich wieder zu Daemon schauen. Sofort legten sich mein Fell wieder in seine normale Position und auch mein knurren verstumte. "Schon gut, is ja nichts paasiert. Los komm wir gehen..", meinte ich zu dem jungen Rüden (Daemon) bevor ich mich langsam und einem abschätzendem Blick an Kerreta werfend wieder in Richtung Rudelplatz begab. Idioten..

Ich...kann mich nicht kontrollieren , ächzte ich. Dann kam mir eine Idee. Ich ließ los. Stürzte auf Daemon zu. Sprang über ihn hinweg. Und krachte volle Kanne mit dem Kopf gegen den Felsen hinter ihn. Mir wurde schwarz vor Augen und ich stürzte ohnmächtig zu Boden. Plan gelungen.

Dæmon
Unsicher sah ich zu Kolja. Wars das schon? Keine Schläge? Keine Kratzer? Keine Bisse? Keine Hetzjagd? Ich beruhigte mich etwas und richtete mich gerade wieder auf, als Ker plötzlich auf mich zugesprungen kam. Mit einem panischen Quieken duckte ich mich und sah fassungslos zu, wie er seinen Schädel gegen den Felsen hinter mir donnerte und benommen am Boden liegen blieb. Kerreta!, jaulte ich erschrocken auf und sprang zu ihm. Besorgt beschnupperte ich ihn. Koljaaaa! Ich war verzweifelt. Mach was!

Erschrocken starrte ich auf den am Boden liegenden Wolf. "Daemon..Daemon komm mit.", stotterte ich bevor ich mich wieder zusammenriss. "Los jetzt!", sagte ich etwas lauter und bestimmter. Mir war das ganze ganz und gar nicht geheuer.. Ohne mich weiter umzusehen rannte ich zurück zum Rudelplatz.

Dæmon
in meiner Panik tat ich einfach das was von mir verlangt wurde und folgte Kolja Blindlings durch das gebüsch. Doch gedanklich blieb ich bei Kerreta. nicht sterben. Nicht du auch noch.

(-> Rudelplatz Silberwölfe)

Unweigerlich führte ich die Wölfin zu der Stelle an der Kerreta immernoch bewusstlos lag. "Hier.. Könntest du mir jetzt vielleicht verraten was mit dem los ist?", fragte ich sie und zuckte nervös mit dden Ohren.

Mir entging nicht das Kolja nervös und überfordert war und ich stupste ihn sanft mit der Nase an. "Beruhig dich, wir kriegen das schon hin", ich sah zu Kerreta und atmete tief ein und aus. "Ich weiß nicht was mit ihm los ist, Marek hat mir nichts genaueres über ihn gesagt. Er meinte nur das sein Bruder auf einmal aufgetaucht ist und das er überwacht werden muss und das hat er sicherlich nicht ohne Grund gesagt", antwortete ich. "Das beste ist, wenn wir ihn zurück zum Rudelplatz bringen. Dann werd ich mich darum kümmern das er nicht allzu starke Kopfschmerzen haben wird beim aufwachen und werde Dæmon versorgen, er braucht pflanzliche Mittel sonst klappt er uns noch zusammen." Dann packte ich Kerreta am Nackenfell. Gut das ich mich etwas mit Heilmitteln auskenne...

Ich seufzte, schwieg aber. Reyleighs Worte hatten mich nur noch mehr verunsichert. Ich muss mir Marek reden..
Doch dann half ich der jungen Wölfin indem ich Kerreta am Rückenfell packte und ihn Richtung Heimat zog.

Ich spürte ein Ziehen an meinem Nackenfell. Sofort schlug ich die Augen auf und sprang hoch. Ein Fehler. Mein Kopf wummerte wie verrückt.

Ich tigerte unruhig durch die Bäume. Das konnte so nicht weitergehen... plötzlich entdeckte ich ein paar Rehe. Gut, ich hatte Hunger. Ich schlich mich an. Meine Augen funkelten rötlich. Ich spannte mich an. Und sprang. Ich landete auf dem Reh, aber ich konnte es nicht gleich töten...ich musste es quälen... Ich grub die Zähne tief in seine Seite. Das Reh schrie schrill. Das brachte mich wieder zur Besinnung. Erschrocken und hastig bereitete ich dem Reh ein Ende und kauerte dann keuchend über ihm. Ich hätte mich beißen können. Warum schon wieder???? Mir war zum heulen zumute. Gedankenverloren trottete ich weg, ließ das tote Reh liegen und setzte mich unter eine Birke...

Das war unmöglich. Ich hasste mich aus tiefstem Herzen, aber ich konnte nichts dagegen tun...ich knurrte, machte wieder einen Ich-wechsel durch...da, ein Vogel!! Ich schoss vorwärts, die Birke bog sich, der Vogel zwischen meinen Kiefern...plötzlich kam mir etwas in den Sinn. Das alte Wolfslied, das mir Knikca immer vorgesungen hatte...

Cane cantatem lupi in luna,
Cane cantatem lunae in nocte,
Cane cantatem lupi in luna,
Cane cantatem noctis in tenebris...

Ein Seufzer entwich mir. Mein Kiefer öffnete sich, meine Augen hörten auf zu glühen, ich entspannte mich und ging ein paar schritte zurück. Unmöglich! Ich hatte es geschafft!! Eine Möglichkeit gefunden...der Vogel lebte noch! Ich sprang vor Freude auf und rannte jaulend vor Freude zurück ins Lager.

Ich könnte schwören das es hier irgendwo war... Ich schnupperte den Boden ab. Das Kraut was ich suchte hatte blaue Blüten, die kleine ovale Formen hatten. Sie roch leicht süßlich, doch wegen dem nassen Laub war es schwer den Geruch zu wittern. Doch ich hatte Glück und fand die Pflanzen schließlich am Fuß einer großen Birke und riss es aus. Mit dem Kraut im Maul rannte ich zurück zum Silbersee.