Ich sah noch kurz auf den Silbersee bevor ich ihm hinterher lief.

Ich sah mich suchend um. Gelber Stängel, gelber Stängel... Nein, andersherum. Breiter Stängel, gelbe Blüten. Da! Direkt am Uferrand. Ich lief darauf zu und zog ein paar Mal an der Pflanze, indem ich meine Zähne in den Stängel grub. Nach einiger Mühe hatte ich die Pflanze samt Wurzel aus dem Boden gerupft. Allerdings hatte Reyleigh gesagt, sie bräuchte reichlich davon. Also grub ich etwas im Schnee, bis ich sieben solche Pflanzen ausfindig gemacht und aus dem Boden gerissen hatte. Dann rannte ich weiter zum Birkenwald.

Schnaufend lies ich mich mittendrin im Sonnental fallen und legte den Kopf auf die Vorderpfoten. Kolja liegt tief und fest schlafend auf dem Rudelplatz, Wolfspfote scheint mir nicht zu glauben, Cirilla ist endlich wieder da, sieht aber nicht gerade danach aus als sei sie glücklich, Kerreta macht mir langsam auch mehr Sorgen und Marek... Ja was ist mit Marek? Ich wollte das nicht, aber in mir kamen Zweifel auf das er alles bereuen würde. Ich wusste nicht einmal woher das kam, aber es war da. Ich schüttelte den Kopf. Hör auf Rey. Das ist das erste mal das du so was erlebst, so was passiert bestimmt... Ich wünschte Kolja wäre hier.... Ich hing meinen Gedanken nach und spürte wie mir einzelne Tränen die Wange hinunter liefen. "Wach bitte schnell auf..."

Rey du Hohlbirne was bringt es dir hier rum zu liegen und zu jammern? Nützt du so dem Rudel etwas?? Ich seufzte und richtete mich auf. Es tat gut mal für sich zu sein und in Ruhe nachdenken zu können, doch im Endeffekt nützte es weder mir noch den anderen was, da ich über nichts anderes als negative Sachen nachdachte. Also machte ich mich einfach wieder auf den Weg zurück zu den anderen.

Ich schnupperte. Da nahm ich eine riesige Silhouette wahr. Elch. Ich hatte schon ewig keinen mehr gejagt. Ich ließ zu, dass der Alpha von mir besitz ergriff, da Elche normalerweise nicht im Alleingang erlegt werden konnten. Dem Alpha jedoch traute ich das durchaus zu. Ich spannte mich an und schlich vorwärts. Wenn mich der Elch frühzeitig bemerkte, war ich ein toter Wolf. Ich war jetzt hinter dem Tier. Und sprang. Direkt auf den Elchrücken. Das Tier bäumte sich auf, aber ich rutschte blitzschnell nach vorne und brach dem Elch mit einer geübten Bewegung das Genick. Kaum war das Tier tot, verschwand der Alpha. Alles war vollkommen kontrolliert abgelaufen, und das freute mich. Mit Leibeskräften zerrte ich das Tier zum Lager.

Als wir ankamen hielt ich meine Nase hoch und prüfte die Luft, es war jedoch keine Spur zu finden. "Das bringt doch nichts.", mit diesen Worten setzte ich mich hin, die Regenschauer machten sowieso jeglichen Spuren zunichte.

Ich tat es ihm gleich und konzentrierte mich auf meine Sinne, doch wie Kolja konnte ich ebenfalls nichts von Dæmon sehen, hören oder riechen. "Tut es auch nicht, aber wir müssen es versuchen. Wenn er hier irgendwo im Tal ist, muss er das hier ja hören", mit diesen Worten legte ich den Kopf in den Nacken und fing an so laut zu heulen wie es mir möglich war.

Seufzend tat ich es ihr gleich, auch wenn ich vermutete, dass wir keine Antwort erhalten würden. Ich hörte auf zu heulen um zu lauschen, doch das einzige was ich hörte war der Wind, der Regen und andere Tiere. Allles, nur Daemon nicht.

Ich hörte auf zu heulen und lauschte, doch nichts war zu hören, was mit Dæmon in Verbindung stehen könnte. "Es tut mir leid Kolja", entschuldigte ich mich und sah in den Himmel. "Das hier hast du wahrlich nicht verdient."

"Jeder bekommt was er verdient", knurrte ich und stand auf. "Wollen wir noch in den anderen Abschnitten nachsehen?", fragte ich und sah über das Sonnental.

Ich lachte bitter und musste irgendwie an meinen Vater denken. "Eine gewisse Ironie steckt schon dahinter." Doch ich nickte ihm bestätigend zu. "Ja, lass uns lieber gründlich suchen. Geh voraus, wenn ich vorlaufe, verliere ich dich."

Ich sah sie von der Seute an und knurrte. "Rennen kann ich trotzdem noch", mit diesen Worten lief ich auch schon los. Nach einigen Metern verwandelte sich mein humpelnder Trab in einen vollen Gallopp. Mein Bein protestierte schon von dem ersten Schritt an, doch ich ignorierte es, im Gegenteil, ich beschleunigte meine Geschwindigkeit noch. Wen ich damit etwas beweisen wollte wusste ich nicht, diese Aktion würde ich eh spätestens morgen bereuen; doch lief ich über die weite Ebene, hinter mir fegte ich Schnee und Schlamm in die Luft, mir peitschte Wind und Regen ins Gesicht und der Schmerz von meinem Bein zog sich mittlerweile durch meine gesamte rechte Seite. Der Schlamm spritzte an mir hoch, doch, genauso wie der Schmerz, kümmerte es mich nicht, es fühlte sich einfach nur gut an und so kam auch schnell der Silbersee in mein Blickfeld. Ob Reyleigh überhaupt hinterher kam, daran dachte ich erst zu spät und verlangsamte mein Tempo deshalb nicht. Am SIlbersee würden wir uns eh treffen

Sauer sah ich ihm nach, wie er rannte. Egal was man tut, egal was man sagt, es macht so wieso jeder was er will. Das er zum Silbersee rannte, erkannte ich an der Richtung die er einschlug. Ich lief ihm hinterher und entschied ihm nachher was dazu zu sagen, ansonsten konnte er in Zukunft auf meine Hilfe als Heilerin verzichten.

Irgendwo legte ich mich hin und rollte mich zusammen, versteckte mein Gesicht im Schweif. Ich konnte nichts dafür das ich so emotional war und in letzter Zeit versuchte ich immer das richtige zu machen, doch endete es immer mit einem falschen Ergebnis. Ich glaube nicht das ich eine gute Alphawölfin bin, ich enttäusche Marek und das Rudel wahrscheinlich nur. Ich schloss die Augen und dämmerte weg.