Das war ja wohl die Höhe. Jetzt wird sie ja noch frecher! Ich sah die kleine Wölfin mit glänzenden Augen an. Dann lachte ich kurz auf. Aber der Spaß war vorbei. Ich schlich langsam auf das kleine Ding zu und starrte sie nieder. Das ist ja zauberhaft. Du willst etwas von mir und benimmst dich als gehöre dir die Welt. Ich glaube, du hast da was missverstanden. Du stehst in meinem Gebiet, du atmest meine Luft und besitzt doch wirklich die Dreistigkeit, in so einer Weise mit mir zu sprechen? Ich blieb 2 meter vor ihr stehen. Was hast du dir bloß angeschafft, lieber Marek. Ach, nein, was frage ich denn...Du hast ja keinen deiner Wölfe in Zaum. Vielleicht solltest du ihnen mal etwas beibringen.... Ich sah immernoch die kleine Wölfin an.
Ich hatte das Gefühl, als würden meine Beine unter ihrem Blick wegschmelzen. War eine blöde Idee gewesen. Aber irgendwie haben wir das ja von Anfang an gewusst. Warum hast du nur mit Marek sprechen müssen? Jetzt bekommt er wegen dir vermutlich Schwierigkeiten. Super, Wolfspfote. Vermutlich hatte dein Vater recht...
Meine Ohren zuckten. Fragen? Ach ja, das ist vermutlich mein Stichwort. Ähm, wo hab ich denn jetzt nur meine Fragen hin gepackt...?, murmelte ich so leise, dass nur ich selbst es hören konnte. Na super, Wolfspfote. Vielleicht hättest du dir zuerst einmal einen Plan bereitlegen sollen, bevor du dich Hals über Kopf in die Sache hineinstürzt. Naja, kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt... Also entschied ich mich für spontan und räusperte mich. Du sagtest, du und deine Ältesten wissen etwas über meine Vergangenheit... und meinen Vater...
Ich glaub du bist hier der Letzte, der mir etwas befehlen kann. Spricht man so mit jemandem, von dem man Hilfe erwartet? Ich glaube nicht. Das ist einfach nur dreist. Aber schön, dass du dich nun endlich mal gibst, wie du bist, Marek. Ein arroganter Idiot der denkt, er wäre Herr über jeden. Ich beantworte, was ich will und wann ich es will. Ich versuchte, meine Fassung wieder zu erlangen. Es war unklug. Über Dinge, die innerhalb meines Rudels vorgefallen sind rede ich nicht in Anwesenheit eines anderen Alphas. Wenn du also etwas wissen willst, ich bedachte die kleine mit einem Blick, dann klären wir das untereinander. Alleine. Das traut die sich eh nicht. Damit bin ich die beiden also bestimmt los. Was Marek sich meint, zu erlauben..ha.... Ich richtete mich auf und sah zur östlichen Seite des Platzes. Ich wartete
Ich war kurz davor meine Fassung zu verlieren. "Und ihr Nebelwölfe seid hochnäsig und denkt, ihr seid in allem besser!", knurrte ich. Ich versuchte mich wieder unter Kontrolle zu bringen. "Sie soll entscheiden, ob sie alleine mit dir darüber reden will." Ich nickte Reya als Zeichen, dass ich damit einverstanden war zu und wandte mich abwartend an Wolfspfote.
Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich holte tief Luft. Und nickte. Ich würde das allein mit Reya besprechen. Und dann würde ich es als abgeschlossenes Kapitel in meinem Leben betrachten. Nur ein Wimpernschlag in meinem hoffentlich noch langen Leben. Ich trat auf Marek zu und flüsterte ihm ins Ohr: Keine Sorge, ich lasse mir schon nicht den Kopf verdrehen. Du kannst ruhig schon zu den anderen zurückkehren, ich finde allein hier raus.
"Bist du sicher, dass ich nicht hier warten soll?", fragte ich skeptisch. Mir gefiel es nicht, die Kleine hier allein bei diesen Nebelwölfen zu lassen.
Schon von weitem hörte ich, wie sich Reya ein Wortgefecht mit einem anderen Wolf lieferte. Da sie beide ziemlich respektlos miteinander umgingen, war der andere Wolf wahrscheinlich auch eine Alpha. Während ich näher kam, betrachtete ich interessiert die Umgebung. Es war eine nebelumhüllte Lichtung, eingekreist von Bäumen. Es sah so aus, als ob hier eine Menge Wölfe auf einmal Platz hätten. Wahrscheinlich der Rudelplatz..., überlegte ich und kam langsam näher an das Geschehen. Die beiden Wölfe, mit denen Reya diskutierte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob man das noch so nennen konnte, waren mir beide bekannt. Einmal Wolfspfote, und der andere war, wenn ich micht recht erinnerte, der Alpha der SIlberwölfe. Also waren das hier schon mal nicht die Schattenwölfe... Neben Reya blieb ich stehen und nickte Wolfspfote einmal begrüßend zu. Ich konnte mir schon denken, worum es hier ging. Noch zu deutlich erinnerte ich mich daran, dass Reya Wolfspfote erzählt hatte, dass sie mehr über ihren Vater wisse...
Ich lächelte. Irgendwie war es schon süß, wie Marek und die anderen sich immer um mich sorgten, doch ich wollte ihnen nicht noch mehr als nötig zur Last fallen. Sicher. Ich komme schon klar. Ich bin nicht ganz so wehrlos, wie alle denken.
Ich überlegte kurz misstrauisch. Dann nickte ich. "Okay." Ich wandte mich zu Reya um, zu der sich ein anderer Wolf (Reece) gesellt hatte. "Falls sie nicht sicher zurückkommen sollte, mache ich dich dafür verantwortlich, Reya!", rief ich. Dann drehte ich mich um, berührte mit der Schnauze kurz Wolfspfotes Stirn und verschwand zwischen den Bäumen. Zu meinem eigenen Rudelplatz.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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21.01.2016 17:21
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