Ich nickte und beschloss für meinen Teil, die Luft mit meinen Blicken zu attackieren. Ich spürte kaum, wie mir die Tränen über die pelzigen Wangen liefen. Kolja durfte einfach nicht sterben. Ich würde mir dafür ewig Vorwürfe machen. Schliessen war ich ja mit ihm zum Lachsfluss.
Ich legte mich vor Wolfspfote hin und stupste sie mit der Schnauze an. "Hay, was ist denn los? Warum weinst du auf einmal?", fragte ich besorgt. Wegen Kolja vielleicht? Wieso denken alle das er sterben würde? Er ist nicht einmal ohnmächtig, nur tief und fest am schlafen!
Ich schüttelte einfach nur stumm den Kopf und ließ meinen Tränen weiterhin freien Lauf, während ich ins Nichts starrte. Mit einem Mal musste ich an meine Mutter denken. Bei ihr war genau dasselbe passiert. Sie hatte sich einfach zusammengerollt und war eingeschlafen. Ich war damals genauso hilflos gewesen.
Ich hörte wie Wolfspfote mir zu grüßte, hatte aber keine Motivation was zu sagen. Allgemein spürte ich eine Negative Stimmung im ganzen Rudel.. mir war aber nicht nach Fragen zu mute, vielleicht ja morgen.
Ich nahm stark an das sie wegen Kolja weinte und seufzte traurig. "Wolfspfote... Ich weiß das du zweifelst, aber es besteht keine Sorge das Kolja nie wieder aufwacht. Sein Puls ist normal, seine Wunden können sich nicht mehr entzünden. Das einzige ist sein gebrochenes Bein, aber auch das wird heilen. Kolja ist nur sehr erschöpft und schläft deshalb so lange. Glaub mir du musst wirklich keine Angst haben, denn würde er sich im Sterbeprozess befinden, würde sein Körper nicht so gut heilen", versuchte ich sie zu beruhigen und stupste sie nochmal mit der Schnauze an.
Ich nickte nur stumm und stand auf. Sollte Kolja in nächster Zeit aufwachen oder es irgendetwas geben, waren ja sowohl sie als auch Marek da, um sich darum zu kümmern, deswegen lief ich zu meiner Tanne und rollte mich unter ihr zusammen.
Seufzend sah ich ihr nach, ehe ich mich erhob und mich eigentlich neben Marek legen wollte, doch irgendwie... Was läuft hier eigentlich überhaupt richtig? Ich musste nachdenken, weshalb ich mich auf den Weg zum Sonnental machte. Wenn Kolja aufwacht, ist Marek ja bei ihm, dann kann er mich holen.
Ich hatte den anderen bis jetzt mit gesenktem Kopf zugehört. Man hätte wohl denken können, dass ich in Gedanken gewesen war, aber das stimmte nicht ganz. Die Wahrheit war, dass ich wieder eine Vision gehabt hatte. Ich hatte schon eine Zeitlang nicht mehr geträumt, also machte ich mir sorgen. Ich hatte Rera umgebracht. Kaltblütig und schnell. Es war ein langer Kampf gewesen...und ein häßlicher. Es war nicht meine schönste Vision gewesen, und ich kämpfte gerade darum, nicht umzukippen. Meine Seite war aufgerissen, mein Blut tropfte leise und metallisch auf den Boden. Kalte Angst durchfuhr mich.
Ich sah Kerreta erschrocken an, als ich seine Verletzungen sah, und begann automatisch vor mich hin zu summen. Es war ein Lied meiner Mutter, allerdings sehr beruhigend. Viel mehr konnte ich momentan sowieso nicht tun.
Ich kippte um. Mist. Ich konnte nicht mehr klar denken, Panik hetzte durch meinen Verstand. Du bist schon damals fast daran gestorben, Kerreta...allerdings hatte auch die Bisswunde einen schnellen Heilungsprozess - ich konnte mein eigenes Blut schmecken. Benommen rappelte ich mich wieder auf.
Als ich auf den Rudelplatz ankam stieg mir der Geruch von frischem Blut in die Nase und ich sah aus einem Reflex heraus zu Kolja, da ich dachte seine Wunden seien wieder aufgegangen. Doch ich konnte nichts sehen. Also sah ich durch dir Runde bis ich schließlich Kerreta entdeckte und mit aufgerissenen Augen auf ihn zuging. "Kerreta was ist passiert?!", fragte ich erschrocken.
Ich war froh, dass Reyleigh aufgetaucht war. Schließlich hatte ich keine Ahnung, was ich hätte tun sollen. Trotzdem summte ich weiter. "Wachst über uns die ganze Nacht, bis der neue Tag erwacht. Polarstern, oh du große Macht, die uns Tag und Nacht bewacht..."
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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09.02.2016 19:30
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