Ich hörte einen fremden Wolf in unserem Lager und wie die anderen mit ihm sprachen, aber es interessierte mich seltsamerweise nicht. Ich senkte den Kopf und schlich rückwärts unter meine Tanne. Knikca...damals hatte ich keinen Schmerz verspürt, nur einen Stich des Bedauerns. Jetzt brandete er über mich hinweg. Knikca war so eine Art Vaterersatz für mich gewesen...das war mir gerade klargeworden. Ich summte leise das fröhliche Wolfslied, das mich aufheitern sollte, aber es hatte irgendwie einen traurigen Ton.
Quiesce in otio et in pace caeli, Quiesce in otio, Quiesce, quiesce, Quiesce in otio et in pace caeli, Quiesce in otio, occide in pace.
(das heißt: Schlafe in Ruhe und in Himmelsfrieden, Schlafe in Ruhe, schlafe, schlafe, Schlafe in Ruhe und in Himmelsfrieden, Schlafe in Ruhe, stirb in Frieden.)
Niemand schien zu merken, wie schlecht es mir gerade ging. Ich winselte leise.
Kaum hatte Daemon das gesagt lief ich zu ihm und kniff ihn in die Flanke. "Das ist immernoch Mareks Entscheidung und nicht deine.", knurrte ich ihn an und wante meinen Blick auf Marek.
Ich vernahm knurren von verschiedenen Richtung. Ich hatte so ziemlich die vollkommene Aufmerksamkeit fast aller Wölfe, welche gerade Anwesend waren auf mich gezogen. Gut gemacht! Es erinnert mich sehr an die Situationen von früher, wo ich anderen Rudeln begegnet bin. Aber es war etwas anders. Ich konnte mich nicht heraus reden und wegrennen wie früher. ICH bin in dieses Gebiet bewusst eingedrungen und das wussten sie. Sie konnten nun alles mit mir anstellen was sie wollten. Ich bekam Gänsehaut und mein Fell sträubte sich. Mich überkam die Angst, schlimmer als früher wo ich noch bedeutend kleiner war als jetzt. Ich starrte zu Daemon, welcher langsam zu mir herüber gehoppelt kam. Beruhig dich Kito.. du hattest einen Grund.. Und niemand würde dich davon abhalten. Ich beruhigt mich etwas. Es ist nicht mehr wie früher.. Die Rudel verhielten sich anders. Zwar waren sie nicht erfreut mich zu sehen, allerdings spürte ich, dass mir nicht jeder Sekunde de Tod drohte.."Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt Nachause zurückkehrst" meinte Daemon und ich sah ihn eindringlich in die Augen. Es ging ihm gut und das ist alles was zählt.. Ich hatte ihn nicht zum sterben zurück gelassen. Zögerlich nickte ich.Er hatte recht ich hatte hier nichts zu suchen. Mit angelegten Ohren machte ich mich langsam einen Rückzug, bis auf einmal der andere Wolf(Kolja)knurrend angerannt kam. Mareks Entscheidung? Ich folgte ihrem Blick. Ich erinnerte mich an Mizus Worte. War er der Alpha?
Ich sah Kito emotionslos an. „Wir haben zwar versprochen, die Bergwölfe zu beschützen, aber das entschuldigt dein Benehmen nicht. Du weißt nun wie es Dæmon geht, deshalb bitte ich dich unser Revier zu verlassen. Ihr könnt euch gerne in den freien Gebieten treffen.“ Abwartend sah ich sie an.
Dæmon Erschrocken duckte ich mich unter Kja hinweg und presste mich vor ihm flach auf den Boden. Ich bekam gar nicht mehr mit wie Kito verschwand. Es tut mir leid..., fiebte ich erschrocken und sah besorgt zu dem Alpha hinüber, der sich seinem Bruder widmete. Ich war so ein Trottel. Das hatte ich wirklich nicht gewollt. Wenn mir mein Vater nur eine Sache beigebracht hatte, dann war es, die Macht des Alphas nicht zu untergraben. Fragend sah ich Kja an. War er jetz wütend?
Verwirrt sah ich zwischen Marek und Kerreta hin und her. Wieso fragte er ob es Kerreta gut ging? Erst jetzt fiel mir auf das sich der dunkle Wolf (Kerreta) zusammengerollt hatte und ziemlich traurig und irgendwie auch verzweifelt aussah. Ich wandte mich von den beiden ab und legte mich etwas abseits auf den Boden um abzuwarten was nun passieren würde, da ich mir etwas dämlich vorkam in der Gegend herum zu stehen.
Ich...ja. Nein. Ich...ich musste nur gerade an Knikca denken. Er...er ist wegen mir gestorben. Ich vermisse ihn irgendwie , sagte ich leise. Es ist wohl besser, ich schlafe jetzt erstmal ein wenig...gute Nacht, Marek, sagte ich leise. Ich singe dir das Wolfslied morgen vor, ich verspreche es, dann wirst du verstehen wieso es mich kontrollieren kann und warum der alte Knikca dafür gestorben ist, dass dieses Lied weiterlebt.
Dæmon Kja hatte mich zu Tode erschreckt. Für einen Moment sah ich mich wieder im Schattenrudel, unter der Herrschaft meines Vaters. Ich konnte von Glück sagen, dass Marek ganz anders als mein Vater war. Muss ich mich bei Alpha entschuldigen?, fragte ich Kja mit leiser Stimme und senkte den Kopf. In einem Rudel gab es so viel zu beachten, so viele Regeln die mir inzwischen gänzlich fremd waren oder bei meinem Vater ganz anders gehandhabt wurden. Vielleicht ist es doch keine so gute Entscheidung gewesen
Ich rollte mich einsam unter meiner Tanne zusammen. Meine Vergangenheit würde mich einholen, das wusste ich. Mit Knikca hatte es angefangen...und enden würde es wohl mit Ninevah.
Wolfsrudel - Das Leben der fünf Rudel
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23.01.2016 21:18
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