Ich traf eine Entscheidung. Offenbar hatte hier gerade niemand vor, jemand anderen groß zu attackieren, also sprach rein technisch gesehen nichts dagegen. Etwas Überwindung kostete es allerdings trotzdem.
Ich stand auf und schüttelte mich, um meine Unsicherheit loszuwerden. Dann trat ich langsam und zögerlich auf meinen Alpha zu. Marek?

Ich ließ die Augen geschlossen, dennoch hatte ich das Gespräch von Kolja und dem Alpha gespannt mitverfolgt. Pflanzliche Medizin? Darunter konnte ich mir nichts vorstellen, aber sie sprachen davon mir zu helfen, also schloss ich daraus, dass es etwas gutes sein müsse. Ein wenig wunderte es mich ja schon, wie hilfsbereit sie waren. Ich muss mir noch irgendwas einfallen lassen, um mich bei Ihnen zu bedanken. Die beiden Kaninchen waren ja nichts. Sobald es geht werde ich mich nützlich machen. Das bin ich ihnen schuldig. Ich legte mich auf die Seite um das verletzte Bein ganz zu entlasten und musterte kurz die leuchtend rote, aufgescheuertr Stelle. War ich etwa über einen Stein geschrammt? Bei meinem Glück gut möglich. Ich schnaubte und schleckte über die Wunde, um Staub und Dreck zu entfernen, dann rollte ich mich zusammen um ein wenig zu schlafen. Die zugeworfene Beute ignorierte ich. Das konnte ich einfach nicht annehmen.

Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich ihm mein Anliegen vortrug. Ich müsste noch mal weg, wäre das in Ordnung? Ich muss mit Reya reden.

Ich legte meine Ohren an und sah Marek von der Seite an.
Das Gespräch konnte ja nur gut enden..

Ich habe nicht vor, das Rudel zu wechseln, falls du das jetzt denkst, lachte ich nervös, meinte es aber todernst. Sie hat etwas gesagt - erwähnt -, was mir keine Ruhe lässt. Ich muss das klären.

Verunsichert blickte ich ihn an. Ich hatte ihn verärgert. Sie hat gesagt...
Stop! Die Stimme in meinem Kopf war so laut, dass ich die Kopfschmerzen schon winken sah. Diese Warnung konnte ich unmöglich ignorieren.
Ist egal..., murmelte ich nur und senkte den Blick, um kurz darauf zu meiner Tanne zurückzukehren.

Dæmon
Der beherrschte Ton ließ mich aufschrecken. Gab es ärger? Mit gespitzten Ohren sah ich mich um. Anscheinend war der Alpha wegen irgendwas wütend. Nicht wegen mir... Zumindest hoffte ich das. Dieses Rudel war anders als das meines Vaters. Vieles lief hier anders und ich bezweifelte, dass einer der Wölfe hier um sein Leben fürchten musste wenn der Alpha wütend war. Entspannt ließ ich meinen Kopf wieder sinken. Mit hungrigem Blick und knurrendem Magen starrte ich sehnsüchtig auf die Beute, die noch immer neben mir lag. Es hieß ich soll das fressen. Aber das kann ich nicht annehmen. Das Wasser lief mir beim Anblick der saftigen Beute in Maul zusammen. Ohne weiter darüber nachzudenken packte ich sie und zerfetzte sie, bevor ich mich an dem roten Fleisch gütlich tat. Nachdenklich sah ich zu Wolfspfote, die anscheinend aufgegeben hatte und zu einer Tanne trottete. Was da wohl los war? Das es mich nichts anging war mir klar, aber trotzdem... Ich mochte Wolfspfote. Irgendwie...

Ich sah den beiden hinterher. Was war das denn?
Ich stand auf und streckte mich. Dann konnte ich ja auch mit meinem Babysitten anfangen.. Ich trabte zum Rehkadaver, riss einetwas größeres Stück Fleisch von den Knochen und ging zu Daemon, nur um mich brummend neben ihn nieder zu lassen.

Ich hörte Marek hinter mir und drehte mich vorsichtig um. Ich durfte nicht über meine eigenen Worte stolpern, aber lügen wollte ich auch nicht. Es sollte mir nicht wichtig sein. Eigentlich sollte es mir egal sein und mich einen Dreck interessieren. Das wäre für alle das Beste. Aber das tut es nicht. Es lässt mir keine Ruhe. Ich weiß nicht, warum...
Du bist ein Nichts, Wolfspfote... Die Stimme jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken.

Ich sah ihn zögernd an. Es tat mir leid. Ich wollte ihn nicht verletzen. Er war mein Freund und es gab keinen Grund, ihm nicht zu vertrauen. Also plapperte ich los, bevor die Stimme in meinem Kopf Einwände erheben konnte.
Mein Vater war ein Nebelwolf, Marek. Er war... Er war der Alpha der Nebelwölfe. Er war ein Monster. Näher wollte ich darauf jetzt nicht eingehen.
Ich habe ihn nur ein Mal in meinem Leben gesehen. Ich weiß ehrlich nicht, was mit ihm passiert ist. Ich mochte ihn auch gar nicht. Aber... Aber jetzt ist Reya die Alphawölfin des Rudels. Und sie sagte, ich solle mit ihr kommen. Sie sagte, sie und ihre Leute wüssten einiges mehr über meine Vergangenheit, als ich denke.
Weiter wollte ich auf die ganze Sache nicht eingehen. Man sollte es mit dem Vertrauen ja lieber nicht gleich übertreiben.