Nach meinem Langen tagesmarsch, ließ ich mich erschöpft im Schatten eines Baumes nieder. Frustriert, keinen anderem Lebewesen über dem Weg gelaufen zu haben, legte ich meinen Kopf auf den Boden. Mein Magen knurrte laut vor sich hin.
So werd ich doch nie ein Tier heimlich erjagen können!
Ich zwang mich selbst, aufzustehen und noch einmal wenigstens ein Kleintier zu fangen. Doch auf einmal roch ich den Geruch weiterer Wölfe.
Mein Tagesmarsch hat sich wohl doch geloht!
Doch bevor ich mich anderen Wölfen nährte, suchte ich vorerst nach ein wenig Essen.. sollten die anderen feindlich gesinnt sein, will ich ihnen nicht mit leeren Magen gegenüberstehen!

Ich starrte vor mich hin, in Gedanken versunken, als mir der leichte Wind einen neuen Geruch in die Nase wehte. Ein neuer Wolf und gar nicht so weit weg.
Man hat ja nirgends seine Ruhe!, knurrend drehte ich meinen Kopf in die Richtung aus der, der fremde Geruch kam, noch nicht zu sehen, wenigstens etwas..
Brummend begab ich mich in meine ursprüngliche Position und starrte wieder in die Landschaft vor mir, solange er nicht zu nahe kam und mich in ruhe ließ würde alles gut sein, vielleicht.

Ich folgte den Gerüchen und war nicht wenig überrascht, als ich an derselben Stelle wie gestern herauskam. Nanu! In meinem Sichtfeld lagen zwei mir unbekannte Wölfe. Hier ist ja noch mehr Betrieb, als ich erwartet hätte...
Der eine Wolf sah ziemlich hungrig aus, der andere dagegen verschlafen und mürrisch. Nun, so sehr ich mich auch dagegen sträubte - ich musste herausfinden, ob einer von ihnen Reyleigh gesehen hatte.
Also trat ich so zwischen sie, dass ich zu beiden denselben Abstand hatte, nahm all meinen Mut zusammen und begann zu sprechen. Hallo...

Ich konnte eine Herde Rehe erriechen, das war meine Chance! Doch es gabe ein problem.. ein Wolf war in der nähe. Mir bleib nur zu hoffen, dass er es nicht auch auf sie abgesehen hat. Langsam nährte ich mich der Herde und pirschte mich vorsichtig an eins heran. In dem Moment als es abgelenkt war, schlug ich zu. Ich sprang aus meinem Gebüsch heraus und krallte mich in die Haut des Rehes fest und riss es zu Boden. So schnell wie möglich, versuchte ich es zum Schweigen zu bringen, um es nicht länger leiden zu lassen. Der rest von der Herde lief davon.
Hoffentlich hab ich nicht zu viel Aufmerksamkeit erregt..
Ich zog das Reh in ein Gebüsch, wo ich anfing es zu fressen.

Etwas perplex sah ich zu, wie der fremde Wolf das Reh fraß.
Offenbar hat mich keiner von beiden bemerkt. Na toll. Da hat man mal den Mut, sich zu melden und dann wird man nicht einmal beachtet. Also seufzte ich, ließ mich nieder, legte meinen Kopf auf die Vorderpfoten und wartete ab, was als nächstes passieren würde.

Das getrampel der Rehe war nun wirklich nicht zu überhören, immerhin interessierte ich der andere Wolf nicht für mich, gut so.
Ich wurde jedoch aud meinen Gedanken gerissen als ein jämmerliches "Hallo" hinter mit ertönte.
Was zur..?, erschrocken und knurrend sprang ich auf und wandte mich zu dem Fremden Wolf um. Wie um alles in der Welt hab ich den denn verpasst?, wütend auf meine eigene Unachtsamkeit knurrte ich tief und starrte den Wolf vor mir an. Sie war jung, keine Frage, ihr Körper war zierlich gebaut und machte nicht gerade den Eindruck, dass sie viel aushalten würde wenn es zu einem Kampf kommen würde, jedoch konnte man sich nie sicher sein.
"Was?!", patzte ich heraus als antwort auf ihr klägliches hallo. Die art wie sie gesprochen hatte verriet mir, dass sie nervös war.

Die Art, wie der Fremde reagierte, machte mich leicht aufbrausend. Ich richtete mich auf und während ich mich schüttelte, sagte ich: Du hast keinen Grund, hier so rumzumotzen.
Dann sprang ich auf einen größeren Stein, damit ich auf einer Höhe mit ihm war. Ich wollte gar nicht erst den Eindruck erwecken, unterlegen zu sein.
Du bist neu hier und ich wollte dir lediglich meine Hilfe anbieten. Wenn du sie nicht willst, ist auch gut, aber trotzdem gibt dir nichts das Recht, mich so abzufahren. Dass ich ebenfalls neu hier war, verkniff ich mir.
Meine Nervosität war verpufft.

"Oh das tut mir unendlich leid kleine Prinzessin!", das Gör ging mir jetzt schon auf die Nerven. Mir war klar, dass ich früher oder später auf andere Wölfe treffen würde, aber mir wäre jeder andere lieber gewesen als dieser vorlaute Welpe. Ein schmuntzeln konnte ich mir jedoch nicht verkneifen als die Wölfin sich auf einen Stein stellte um größer zu wirken, mitleiderregend!
Hab ganz vergessen wie ältere auf die Hilfe der jungen angewiesen sind, wie dumm von mir", auf die Respektlosigkeit der jungen Wölfin ging ich gar nicht erst ein, erstmal. Auf einen Kampf war ich nun auch nicht gerade aus, sollte die Wölfin jedoch eine Grenze überschreiten werde ich ihr zeigen wo ihr Platz ist und, dass sie nicht so ein Großmaul sein sollte, für ihre eigene Gesundheit.
Um meiner unvermittelten Botschaft noch etwas nachdruck zu verleihen ging ich in eine agressiv-dominate Haltung, knurrte noch einmal tief und machte einen Schritt auf sie zu.

Denkt er wirklich, er könnte mir mit dieser Haltung imponieren? Wirklich lächerlich... Ich schüttelte den Kopf und spielte einen Moment mit den Gedanken, mich tatsächlich auf einen Kampf einzulassen. Ich wusste, wie man kämpft. Das war kein Problem für mich. Schließlich hatte ich die letzten Monate nicht ohne Grund überstanden. Allerdings hatte ich momentan keine Lust auf eine körperliche Auseinandersetzung. Hatte ich eigentlich nie.
Ich fand, es war langsam wieder Zeit, zu Marek zurückzukehren. Vielleicht war inzwischen auch Reyleigh wieder aufgetaucht.
Also drehte ich mich einfach um und machte Anstalten zu gehen. Ich musste mich nicht umdrehen, um mich des kalten, abschätzigen Blickes des Anderen bewusst zu sein. Ich hätte ihm wirklich geholfen. Ich hätte ihm Marek vorgestellt und mich für ihn eingesetzt, falls er zu uns Silberwölfen gehören wollte.
Aber auf so eine Tour sprang ich nicht an. Einen letzten Kommentar erlaubte ich mir allerdings. Ich drehte mich zu ihm um und sagte: Dafür dass du angeblich älter und erfahrener bist als ich, bist du offenbar sehr viel dümmer und arroganter. Ich wünsche dir noch viel Glück. Damit drehte ich mich um und lief zum Lager der Silberwölfe.

An Marek's Blick erkannte ich das er den Geruch ebenfalls wahr genommen hatte. Mein Nackenfell stellte sich auf, doch ich beruhigte mich langsam. Trotzdem blieb ich wachsam und sah Marek an. Darauf wartend was er als nächstes vor hatte.

Ich nickte lediglich und betrachtete die Umgebung um mich herum. Ich senkte meinen Kopf und versuchte mich so klein wie möglich zu machen, dabei aber immer noch wachsam zu bleiben. Falls uns jemand plötzlich angreifen sollte, wollte ich vorbereitet sein. Außerdem schnupperte ich und versuchte trotzdem noch den Geruch von Wolfspfote zu wittern.

Diese Wölfin hatte wirklich Nerven, so ein respektloses Verhalten von einem Wolf in ihrem Alter ist mir noch nie untergekommen. Fasst hätte ich sie gewähren lassen einfach zu gehen, kann mir auch egal sein ob sie mit ihrem Verhalten weiter kommt im Leben oder in den nächsten Wochen Geschichte ist. Das Gör stammt eindeutig nicht von guten Eltern.., ich wollte mich gerade ebenfalls umdrehen und kehrt machen als ich ihren Kommentar vernahm.
Wäre es ein anderer Wolf gewesen, der auch vorher Respekt gezeigt hätte, hätte ich ebenfalls ein abfälliges Kommentar von mir gegeben. Doch diese junge Wölfin hatte hier und jetzt eine enorme Grenze überschritten, ob ihr das genau bewusst war, darüber konnte ich nur mutmaßen.
"Na warte Fräullein..", damit setzte ich ihr hinterher, wenn bis jetzt ihr keiner Benehmen beigebracht hatte, würde ich das wohl, mehr oder weniger unfreiwillig, übernehmen müssen. Ich hetzte ihr hinterher und holte sie schnell und Zähnefletschend ein.