Beinah fühlte ich die Wärme des kleinen vertrauten Körpers zwischen den Schulterblättern während mein Blick wieder zu den schlafenden Wölfen neben mir wanderte. Bist du da? , fragte ich sinnloser Weise in Gedanken und wurde mit einem traurigen Schweigen belohnt. Dort wo vorher Leben, Vertrauen und Liebe waren, war nun nichts als Leere. Ich wusste es war besser so und ich hatte meinem Freund den letzten Wunsch erfüllt, doch das hinderte mich nicht daran ihn zu vermissen. So schmerzlich als wäre ein Teil von mir nicht mehr da, als wüsste mein Herz nicht wie es ohne den fehlenden Teil schlagen sollte. Aletheia hatte ihre Schwester beschützt und sie beide am Leben gehalten trotz Trauer um ihr Rudel und die Mutter. Ich empfand Bewunderung und spürte ihre Stärke. Aber so wie sie beide dort schlafend lagen empfand ich den Drang sie zu schützen, so wie ich Lyv vor allem bösen bewahren wollte. Ich hatte einen starken und ausgeprägten Beschützerinstink und auch wenn sie beiden nicht oder noch nicht zum Rudel gehörten, betrachtete ich sie als Schützlinge. Es machte mich glücklich sie so friedlich zu sehen, denn ich hatte mir Sorgen gemacht dass Aletheia nicht einschlafen würde. Um Maya hatte ich mir keine Sorgen gemacht, sie war soweit ich das einschätzen konnte noch nicht so sehr geprägt von den Ereignissen. Auch wenn das natürlich täuschen konnte, ich kannte beide ja noch kaum.
Als die ersten orangenen Strahlen der Sonne über die Gipfel der Berge wanderten pustete ich sanft Luft zu Aletheia. Guten Morgen, brummte ich freundlich und wartete ob sie aufwachen würde. Ich hatte so ihren Wunsch geweckt zu werden nicht missachtet aber ihr immer noch genug Zeit zum ausschlafen gelassen. Zufrieden mit mir wischte die Spitze meiner Rute leicht über das taunasse Gras. Tropfen lagen auf den Spitzen meines Fells da ich mich nicht bewegt hatte, sie kitzelten meine Haut wenn sie herunter tropfen. Träge leckte ich einen Tropfen von meiner Nase der mir über die Stirn gelaufen war. Nass schimmerte mein Fell fast bläulich so dunkel war es.

Ich zuckte kurz mit meinem Nackenfell als sie aufsprang und kippte die Ohren vor und zurück. Ich wollte dich nicht erschrecken , brummte ich ruhig und hob den Kopf. Das Fell an der Seite auf der sie gelegen hatte sah leicht zerzaust aus. Aber vielleicht war es auch nur ein Schatten, trotzdem brachte es mich zum lächeln ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Ich weiß aber ich dachte du wärst müde, ihr habt eine lange Reise hinter euch und ich bin ausgeschlafen.
Es war noch fast dunkel als ich dich versucht habe zu wecken, zählt das nicht . Fragte ich mit einem schiefen Grinsen aber leise genug, dass Naya nicht aufwachte. Dann betrete ich den Kopf erneut auf die Pfoten und zuckte mit einem Ohr. Immer noch kitzelten mich die Tautropfen und ich hatte das Bedürfnis mich zu schütteln tat es aber nicht.

Ich nickte da ich verstand was sie meinte auch wenn ich nie in der Position gewesen war. Aber dafür war ich vermutlich einfach zu massig, ich hatte immer so viel Kraft gehabt dass es schon kaum jemand versucht hatte.
Ich konnte mir kaum vorstellen wie es war ständig Angst zu haben.
Langsam stemmte ich mich auf die Pfoten, Ja es ist gleich komplett hell. Ich denke die Kleine hat viel Schlaf bekommen und wenn ihr noch müde seid könnt ihr später ja in eurer neuen Höhle schlafen. Sagte ich lächelnd. Dann Stahl sich ein breites belustigtes Grinsen auf meine Lefzen und meine Augen funkelten verspielt eh ich ein Stück zur Seite sprang und mich kräftig schüttelte.
Es war ein befreiendes und erleichternses Gefühl, die ganze Zeit hatte ich den Drang unterdrückt. Lachend trottete ich das Stück zurück und riss eine Pusteblume aus dem Gras. Ich schüttelte meinen Kopf über der kleinen Wölfin sodass ihr Fell mit Pollen bedeckt wurde. Dann setzte mich mich hin, spuckte die Pusteblume aus und versuchte mein nun buschiges Fell zu glätten. Meine Augen funkelten noch immer während ich zu Aletheia sah und dann guckte ob Naya etwas mit bekommen hatte.

Ich streckte meinen Körper fast wie eine Katze, eine Angewohnheit die ich von Maurizio übernommen hatte und die irgendwie verankert war.
Als Naya wach wurde begann meine Rute zu wedeln und ich beobachtete ihre Reaktion auf die Pusteblumen. Sie hingen in ihren Fell und klebten daran fest was mich zum lachen brachte. Ja wir wollten weiter, bist du so weit , fragte ich als der Lachanfall vorbei war. Ich kam etwas näher und pustete gegen ihr Fell, ein paar der kleinen Pollen lösten sich und schwebten in die Luft. Entschuldigung ich dachte du wärst eine Pusteblume, sagte ich so ernst es mir möglich war. Immer noch schwang meine Rute hin und her, heute war ein guter Tag.

Die kleine war ganz schön flink. Lachend schüttelte ich mein Bein aus und zupfte dann mit den Zähnen die letzten weißen Punkte an. Ich wusste nicht dass es eine Krankheit ist, eine Pusteblume zu sein. Lachte ich und sprang auf die Pfoten. Ich machte einen Satz in Nayas Richtung, stubste ihre Seite an und rannte dann nicht sonderlich schnell vor. Immer wieder drehte ich mich um während ich fröhlich über die Wiese sprang.
Als der Boden steiniger wurde verlangsamte ich meine Schritte und lief vor bis zur Steinbrücke
-Felsenschlucht

"Lachen ist ja auch keine Krankheit und ist trotzdem ansteckend!" rief ich ihm entgegen und schenkte Aletheia ein Grinsen.
Der Stupser in meine Seite ließ mich meine Aufmerksamkeit wieder auf den schwarzen Riesen richten. Ich wusste, dass ich schnell war und wollte es nun beweisen: Ohne Umwege holte ich ihn ein und rannte ein Stück voraus. Als er mich eingeholt hatte ließ ich mich wieder zurück fallen und blieb dort. Immerhin kannte ich den Weg nicht. Hopsend folgte ich ihm.

--> Felsenschlucht

Aletheia:

Ich grinste fröhlich zurück, als Naya mich ansah und folgte den zwei Rabauken dann in einigem Abstand. Es tat einfach gut zu wissen, dass meine Schwester noch ihre Kindheit hatte, trotz allem was uns geschehen war. Sie ging anders damit um als ich und ein wenig bewunderte ich sie dafür. Vielleicht war die Kleine stärker als ich dachte.

--> Felsenschlucht

Ich blieb an der Wiese angekommen stehen und atmete tief durch, während ich auf Naya wartete.Als sie aufschloss sah ich sie ein wenig bedrückt an. Er..er ist ein Rudelmitglied das lange weg war und nun wieder zurück ist. Aber..er ist sehr krank. Erklärte ich dann sachte. Ich war mir nicht sicher ob Naya weiteres verstanden hätte. Aufmerksam sah ich über die Wiese und entdeckte ein paar Hasen am anderen Ende, welche gerade fraßen. So flach wie möglich drückte ich mich ins Gras und pürfte mit den Ohren die Windrichtung.

"Oh... Ich hoffe es geht ihm bald wieder besser.", sagte ich. Sie schien mir nicht mehr erzählen zu wollen, also beließ ich es dabei. Als sie sich duckte tat ich es ihr gleich. Ich erinnerte mich, dass das wichtig war, doch hatte ich schon eine so geringe Körpergröße, dass ich im hohen Gras nun nichts mehr sah. Meinen Kopf nach oben reckend spähte ich in die Richtung der Hasen und versuchte gleichzeitig auf Saikko zu achten.

Ich senkte meine Stimme Shizukani hat mir beigebracht, dass man sich immer gegen den Wind auf seine Beute zubewegen muss.Verlass dich nicht zu sehr auf deine Augen. Sanft drückte ich eine Pfote auf Nayas kopf um sie wieder ins Gras herunter zu drücken. Für uns Wölfe ist die Nase, der Geruchssinn das wichtigste. Schließ die Augen und atme tief ein..sag mir was du riechst.

Ich gehorchte und schloss die Augen, während ich meinen Körper ganz dicht über dem Boden hielt. Der Wind bewegt die Gräser um mich herum, welche mich leicht an den Ohren kitzelten. Ich schüttelte sie ab und konzentrierte mich, sog die Düfte ein, die der Wind zu mir trug. "Ich rieche die Blumen und die Erde in der sie wachsen." Das war das erste, was mir auffiel, also antwortete ich wahrheitsgemäß. Natürlich war mir klar, dass ich die Hasen ausfindig machen sollte. Bei dem nächsten Atemzug versuchte ich tiefer zu graben und die Düfte in ihre Bestandteile aufzuspalten. Meine Nasenflügel blähten sich wenig und ich lächelte in die Dunkelheit. "Das Fell der Hasen und ihre Wärme," sprach ich meine Gedanken aus. Das hat sich in meinem Kopf besser angehört. Wie soll man schon Wärme riechen? "Sie haben uns noch nicht bemerkt," fuhr ich fort, irritiert wie ich das wusste.