Ich legte meine Schnauze auf ihren Kopf, als sie diese in mein Fell drückte und lächelte sie dann an. "Ich konnte es ohne dich nicht mehr aushalten", flüsterte ich ihr ins Ohr und sah dann zu den anderen. Dash war angespannt, er musste etwas von draußen mitbekommen haben und das ließ mich meine Ohren hängen. Ich hatte nicht den Mut, jetzt zu versuchen, mich zu rechtfertigen, weshalb ich sie anschwieg.

Zuerst war es nur ein leichtes Zucken meines Ohres, dann eine leichte Bewegung meiner rechten Vorderpfote. Der Hunger trieb mich, riss mich aus meinem tiefen Schlaf und schließlich hoben sich meine Lider, zeitgleich mit dem fordernden Knurren meines Magens, in die Höhe. Verschreckt schoss mein Kopf in die Höhe - hier war ich nicht eingeschlafen! Wo war...? Hektisch wanderte mein Blick umher, suchte nach dem vertrauten weißen Fell und der bekannten Gestalt meiner Mutter. Ausgemacht, rappelte ich mich eilig auf die Pfoten und sprang noch immer etwas verschlafen zu ihr hinüber und drängte mich gegen sie, meinen Kopf unter ihr Kinn pressend. "Mama!", rief ich zufrieden aus und schmiegte mich noch etwas mehr in ihr weiches Fell. Das meine Nase dabei auch etwas das schwarze Fell des größeren Rüden berührte machte mir nichts aus - ich kannte ihn und Mama würde mich im Notfall schon beschützen!
Erst als ich den kleinen Schrecken überwunden hatte, begutachtete ich die anderen Wölfe in der Runde mit vor Neugier glimmenden Augen. Herantrauen tat ich mich aber nicht, auch wenn mein Bruder bei dem weißen und schwarzen Artgenossen stand. Meine Rute schwang inzwischen zufrieden und sachte durch die Luft, als mein Magen sich erneut zu Wort meldete - laut und fordernd. "Mama...?", fragte ich zaghaft und richtete meine Schnauze etwas nach oben, ohne aber meinen Kopf wegzuziehen, "Ich hab Hunger!"

Natürlich genoss ich Tareans Geruch und seine Nähe. Vollkommen glücklich drehte ich meine Ohren zurück und schleckte dem Schwarzen schweigend und sanft über seine Lefzen, als ich seine Worte vernahm. Mein Fell kribbelte angenehm, während ich Tareans Wärme auf meinem Körper spürte. Ein leiser Laut riss mich jedoch aus meinen Gedanken. Meine Augen weiteten sich, als ich meinen Sohn ansah, in dessen Körper plötzlich wieder Leben kam. Sprachlos sah ich ihm entgegen, als er auf mich zulief und sich wie selbstverständlich an mich schmiegte. Ein warmes Funkeln ließ mein Auge erstrahlen, während das blinde Auge nach wie vor trüb blieb. Ago. Du bist ja wach, flüsterte ich strahlend und konnte nicht verhindern, dass meine Rute fleißig wedelte und dabei immer wieder dumpf gegen Tarean schlug. Als mein Sohn jedoch auf seinen Magen zu sprechen kam, wurde ich schlagartig wieder an mein ursprüngliches Vorhaben erinnert. Ja, mein Schatz, du bekommst gleich was, versprach ich Ago hastig, ehe ich bedeutend zu Dash blickte. Vielleicht wollte er die beiden ja füttern...?

Ich schleckte nochmal über den kleinen Körper und fand langsam Geschmack an dem Saft. Ich versuchte, wie bei Mama daran zu nuckeln und blieb dabei mit den spitzen Dingern in meinem Maul daran hängen und riss wie ausversehen ein kleines Stück ab. Wie als würde ich daran nuckeln bewegte ich meinen Kiefer und zerkleinerte so das zähe Stück zu einem groben Brei und schluckte. Es schmeckte immer besser, je länger ich darüber nachdachte und so zog ich den Hasen zu Aagoo un zu teilen. "Hier, Aagoo. Essen." Ich machte ihm vor, wie ich gerade schon einen Bissen zu mir genommen hatte, schaute aber auch zu Mama und dem für mich noch namenlosen Schwarzen, falls ich etwas falsch machte.

Ich wackelte etwas unsicher mit den Ohren, meine Erklärung war nicht sonderlich gut aber sie schien zu reichen. Mir wurde mehr ersparst als Akru zurück kam und ich atmete erleichtert aus. Hey da bist du ja wieder, brummte ich einfach feststellend und drehte dann den Kopf zu Dash. Als Tarean wieder kam schien er das nicht gut zu finden aber ich sagte und tat nichts. Ich beobachtete ihn nur und blieb weiter stumm als der zweite Welpe wach wurde. Der Trubel bewirkte, dass ich mich zurück zog.

Ich sah Akrus Blick, doch die Welpen schienen für den Moment gut alleine zurecht zu kommen. Ich wusste zwar nicht ob das so gehörte, aber meine Erziehung war schließlich völlig anders gewesen, als die der Beiden, was auch gut so war. Also lächelte ich nur, entspannte mich aber keineswegs. Ich sah zu Billy zurück, mein Blick wurde wieder besorgt. Hey, was hältst du davon, wenn wir zurück gehen? Ich wandte mich wieder Akru zu. Sofern jetzt alles wieder gut ist. Wir müssen wieder zurück auf den Rudelplatz.

Ich stand auf und schüttelte mein Fell, ja von mir aus können wir zurück gehen. Sagte ich neutral , es fühlte sich seltsam an zurück zu gehen wo ich mich eigentlich verabschiedet hatte als ich das letzte mal da war. Trotzdem würde ich Aylia eigentlich gerne sehen.

Ich war redlich überrascht, als sich Alona ganz von selbst an dem Hasen zu schaffen machte und dabei auch noch erfolgreich war. Verblüfft sah ich zu den beiden Rüden mir gegenüber. Hatten sie das Alona beigebracht? Dashs Worte jedoch ließen mich kurz die Ohren spitzen und dann langsam nicken. Seid vorsichtig, Jungs. Ich wünsche euch alles Gute. Vielleicht sehen wir uns ja nochmal, sagte ich lächelnd. Ich war nicht ganz zuversichtlich, aber ich wollte es mir nicht anmerken lassen. Die beiden waren groß geworden und manche Jungwölfe verließen in schon in diesem Alter ihre Eltern. Der Frühling ist nicht mehr weit, erinnerte ich mich. Nachdenklich blickte ich noch einmal auf meine Welpen, dann wieder zu Billy und Dash. Wenn ihr Hilfe braucht, dann könnt ihr immer zu mir kommen, versprach ich sanft. Ich weiß, dass ich im letzten Jahr nicht mehr so für euch da war wie noch im Rudel. Aber jetzt, wo wir uns sozusagen wiedergefunden haben, könnt ihr jederzeit zu mir kommen.
Sanft schwenkte meine Rute bei meinen Worten. All meine Worte kamen von Herzen und ich wollte, dass sie das wussten. Schließlich war mir nicht klar, wie sich die Verhältnisse im Rudel gewandelt hatten. Ob sie mittlerweile besser auf die Vier aufpassen?

Ich zwang mich dazu weiterhin zu lächeln und wedelte auch leicht mit der Rute. Mach dir keine Sorgen Akru. Du hast jetzt deine eigene Familie. Wir kommen klar, oder Ghost? Sind wir schon immer. Damit ging ich zum Ausgang, hielt aber noch kurz bei Alona an, die ich leicht anstupste. Machs gut Kleines. Ich warf Taeran einen misstrauischen Blick zu, sah mich nach Billy um und verließ dann die Höhle.
(Rudelplatz)

Ich sah Akrus Welpen, nein, unseren Welpen beim Fressen zu und hatte den Vorfall schon wieder vergessen. "Gut macht ihr das", sagte ich etwas unsicher.

Ich sah noch eine Weile zu Akru nach dem sie zu ende gesprochen hatte. Ich wollte ihr glauben, wollte glauben einen Platz zu haben an den ich zurück kommen konnte, ein Funke Hoffnung glomm in meinem Magen. Doch dann kam die Realität zurück, machs gut Akru, passt auf euch auf. Ich lächelte und lief Dash hinterher ohne noch mal zurück zu schauen.
(Rudelplatz)

Zögernd nickte ich. Okay...? Dann bis...dann. Da waren sie auch schon weg.
Schweigend sah ich ihnen nach, unfähig ein Wort rauszubekommen. Ich hatte es doch in ihren Augen gesehen. Sie waren weit davon entfernt, glücklich zu sein und alleine klar zu kommen. Enttäuscht drehte ich meine Ohren zurück und blickte noch eine Weile auf die Stelle, an der die beiden Jungwölfe verschwunden waren. Erst als ich Tareans unsichere Worte hörte, drehte ich mich zu dem Schwarzen und meinen Kleinen um. Ein ziemlich gezwungenes Lächeln lag in meinem Gesicht - irgendwie hatte mir das alles nun merklich die Laune vermiest. Tonlos überwand ich die kurze Distanz zu meiner Familie und schnappte mir ein paar Brocken des Fleisches, um darauf herumzukauen. Es sollte ein Brei für meine Kleinen werden und gleichzeitig diente es mir zum Frust ablassen.

Ich freute mich über das Lob und nahm einen weiteren Bissen so wie zuvor, war dann aber auch schon satt. Ich kuschelte mich zwischen Mama und den schwarzen, drehte mich zwischen ihnen und sah von rechts nach links und zurück in ihre Gesichter.

Ich rieb meinen Kopf glücklich an Alonas und Akrus, doch dann fiel mir due Begegnung von vorher wieder ein. "Akru?", fragte ich, "Kommst du für einen Moment allein aus? Ich muss etwas erledigen." Mein Blick wurde weniger glücklich, aber doch bestimmt und ging direkt in ihre Augen.

Sanft beobachtete ich Alona von der Seite und erwiderte den Druck, als sie sich an mich kuschelte. Als Tarean das Wort ergriff, sah ich kurz auf und blickte Tarean eine Weile einfach nur an, dann nickte ich. Ja klar, geh nur, antwortete ich knapp, was keinesfalls an ihm lag. Ich war im Moment einfach nur nicht gut drauf. Dennoch überdachte ich meine Worte gleich darauf wieder und löste mich nun doch von dem angekauten Klumpen Fleisch, um mich auf Tarean zuzubewegen und ihm kurz meinen Kopf an die Kehle zu drücken. Beeil dich aber, bat ich leise und leckte ihm über die Schnauze, dann wandte ich mich wieder meinen Welpen zu.