Ich sah ihm in die gelben Augen. Emfan, wieso bist du immer so aufbrausend und distanziert? Weißt du...ich war ja auch mal im Blutrudel, und...dort habe ich auch Kerreta kennengelernt. Damals war er unnahbar, kalt und grausam, aber...ich habe ihn auch anders gekannt. Er hatte mehr oder weniger zwei ich's...und wenn er nicht mehr der Alpha war, wenn ihn niemand beobachtet hat, war er freundlich und gut, aber er regte sich unwahrscheinlich schnell auf. Er war distanziert und immer darauf aus, Kontakt mit anderen Wölfen zu vermeiden... ich überlegte, ob ich es wirklich sagen sollte. Er hat mich ein wenig an dich erinnert, als er nicht böse war. Emfan...was ich damit sagen will: Ich denke, du solltest dich nicht so distanzieren. Es ist auf Dauer nicht gut für einen Wolf, allein zu sein. Du kannst mit mir reden, wenn du willst, ich bin hier. Ich kenne deine Vergangenheit nicht, weiß nicht, was passiert ist, aber...ich sehe doch dass manchmal etwas nicht stimmt... Ich senkte den Kopf. Hoffentlich würde er verstehen, was ich dachte, und dass ich mir sorgen um ihn machte. Hoffentlich würde er nicht wütend darauf reagieren...Wenn du es willst, kann ich auch gehen, aber ich...ich wollte das nur mal gesagt haben.

und das konntest du mir nicht am rudelplatz sagen bemerkte ich genervt Danke aber ich komm alleine klar sagte ich und ging wieder zurück zum rudelplatz

Ich seufzte. Genau das meine ich!!, rief ich ihm hinterher, aber er schien mich nicht zu hören. Seufzend trottete ich hinter ihm her.

Verwirrt stakste ich durchs Unterholz. Blinzelnd sah ich mich um. Wo war ich? Wer war ich? Verwirrt schüttelte ich den Kopf, hielt aber sofort inne. Stechender Schmerz hatte sich augenblicklich hinter meiner Stirn breitgemacht. Etwas warmes floss meinen Kopf herab, die Schnauze entlang und tropfte schließlich zu Boden. Ich schleckte mir über die Schnauze. Blut. Noch warm. Mein Blut. Aber warum blutete ich? Ich konnte mich nicht erinnern. Ich wusste nicht einmal mehr, wie ich hergekommen war. Wie lange war ich orientierungslos durch den Wald gelaufen? Schwindel breitete sich in mir aus und meine Pfoten waren schwer. Überrascht stellte ich fest, dass meine Pfoten dreck- und blutverklebt waren. Warum nur? Völlig erschöpft und verzweifelt brach ich unter einem riesigen Baum zusammen und schloss die Augen. Das gewaltige Blätterdach und der mächtige Stamm vermittelten mir ein behagliches Gefühl von Ruhe, Schutz und Geborgenheit, und so schlief ich ein.

Blinzelnd öffnete ich die Augen. Mein Kopf schmerzte noch immer, aber jetzt befand sich auch etwas auf ihm drauf. Hoffentlich hat mir kein Vogel auf den Kopf gekackt... Ich schnaubte, wagte aber nicht den Kopf zu schütteln. Stattdessen schnupperte ich und stellte überrascht fest, dass ein anderer Wolf hier gewesen war. Oder sich noch immer in der Nähe befand. Nachdenklich betrachtete ich die komische Knolle vor mir und richtete mich dann auf. Sofort erfasste mich wieder heftiger Schwindel und ich lehnte mich mit geschlossenen Augen an den Baum. „Ha... hallo?", rief ich schwach. Ich war nicht stark genug um zu kämpfen oder davonzulaufen. Obwohl am zweitem überhaupt kein Interesse bestand. Ich wollte nicht als Bedrohung gelten. Zudem wusste ich ja nicht sicher, ob sich der andere wolf noch in der Nähe befand. Auch wenn sich alle sind mir dagegen sträubte, ich bräuchte hilfe. Und ich hatte entsetzlichen Durst.

Mir gefiel ihr Befehlston nicht und ich knurrte völlig entkräftet. Stur blieb ich so lange stehen wie ich konnte, aber dann ging es einfach nicht mehr und ich brach zusammen. Murrend besah ich mir die seltsame Wurzel. Dann seufzte ich. Was solls. Wird schon nich schaden. Widerwillig nahm ich das komische Ding ins Maul und begann grummelnd darauf herumzukauen. „Und das hilft wirklich, ja?", nuschelte ich.

Ich hielt kurz inne. Was sollte ich denn jetzt sagen? „Weiß nicht.", nuschelte ich und nahm das kauen wieder auf.

Ich schnaubte und spuckte die zerkaute Pampe aus, dann sah ich sie abfällig an. „Was würde es mir bringen, dich anzulügen? Würde ich meinen Namen wissen, hätte ich 'geht dich nichts an' oder so ähnlich gesagt. Aber meinetwegen kannst du glauben was du willst.", knurrte ich. Dann gähnte ich ausgiebig und musterte sie. Ich wusste nicht, was ich von dieser Situation halten sollte. „Da auch du offensichtlich nicht weißt, wer ich bin, sag doch mal, warum du mir geholfen hast." Zumindest hoffte ich, dass sie mir wirklich versucht hatte zu helfem.

Ich zuckte mit den Ohren. „Schattenrudel sagst du?", wiederholte ich langsam. „Ich... ich weiß nicht. Ich denke, das sagt mir was. Aber sicher bin ich mir nicht." Ich hob meine Hinterhand und kratzte mich am Hals. Dabei erstarrte ich. Wo... wo ist mein Halsband? Suchend sah ich mich um. Das konnte doch nicht sein. Wie hatte ich es einfach verlieren können? Bedrückt ließ ich die Ohren hängen. „Kannst du mich zu jemandem bringen, der hier schon länger lebt? Jemand, der wissen könnte, wer ich bin?", fragte ich schließlich und sah sie bittend an.